Hass, Hetze, Fakes – Social Media und die Stimmung im Land

Das Widerlegen von Falschmeldungen benötigt ein Vielfaches des Aufwandes, als diese in die Welt zu setzen. Dazu kann man diese inhaltlich so „attraktiv“ gestalten, dass der Empfänger sie lieber glaubt als die Wahrheit. Starke Emotionen haben den Effekt, dass eine differenzierte Wahrnehmung und Verarbeitung schwierig ist. Vielmehr kommt es zu einer „Emotionalen Beweisführung“: Was in meine Sicht der Welt passt, fühlt sich gut an, also muss es richtig sein. Was mir Angst macht, kann nicht stimmen, weil es unangenehm ist. Die Taktik ist also, Unzufriedenheit zu schüren und Feindbilder aufzubauen. Diese Menschen sind dann grundsätzlich negativ, z.B. mit Wut oder Ärger besetzt und es wird ihnen gar nicht mehr zugehört. Dieser Logik nach muss man sie bekämpfen. Die Überbringer schlechter Botschaften werden mit dieser identifiziert und bieten sich als Prügelknabe an.
Ich denke, dass der Einfluss von „social media“ bei der Entwicklung der allgemeinen Unzufriedenheit in Deutschland unterschätzt wird, und auch der gezielte Einsatz von Hass und Hetze im Netz. Faktenorientierte (Wissenschaftler, Experten, bestimmte Politiker) werden diskreditiert.
Rechtsextreme mit Fakten und Argumenten zu stellen ist deshalb wenig aussichtsreich. Am Beispiel AFD lässt sich dies gut zeigen. Ihre politischen Maßnahmen werden von nahezu allen Experten wahlweise als gefährlich, destruktiv, standortgefährdend usw. bezeichnet, auch abseits der Themen Migration und Klima. Um die Kurzsichtigkeit ihrer Maßnahmen zu erkennen, ist eigentlich auch nicht viel nötig-Dennoch: Die Umfragen ergeben immer mehr Zuspruch für diese Radikalen, weil manche Menschen einfach nicht mehr zuhören. Sie leben in ihren Blasen, schotten sich gegen objektive Informationen ab, basteln an ihrer geschlossenen Weltsicht und hassen alles was diese in Frage stellt. Dazu kommen noch ausländische politische Akteure, die in Deutschland Unzufriedenheit schüren. Als weitere große Unruhestifter durch Fakes haben sich bestimmte Industriezweige bewährt. Insbesondere lässt es sich die fossile Industrie seit Jahrzehnten viel Geld kosten, Think-Tanks zu unterhalten, die falsche Informationen „erdenken“, und diese verbreiten.
Die Frage stellt sich, wie wir uns als wehrhafte Demokratie etablieren können. Wie bekommen wir die Menschen wieder zum Zuhören? Brauchen wir mehr Umweltkatastrophen? Muss erst eine AFD-Regierung versagen (welch hohes Risiko!!!)? Inhaltliche Auseinandersetzung, aber wie? Ist es alles nur eine Frage der Kommunikation? Oder helfen doch Gesetze, Regelungen, Verbote?

https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/wp-content/uploads/2024/02/Studie_Lauter-Hass-leiser-Rueckzug.pdf /
https://www.uni-mannheim.de/forschung-erleben/artikel/warum-wirkt-das-ueberbringen-von-schlechten-nachrichtenunsympathisch/#:~:text=Weitere%20Studien%20haben%20gezeigt%2C%20dass,“).

Ich finde den Ansatz von Volksverpetzer sinnvoll. Zu einem guten Zweck auf eine ähnliche Aufmerksamkeitsdynamik setzen unter zeitgleicher Angabe von hervorragend recherchierter Quellen.
https://www.volksverpetzer.de/
Auch auf Instagram und TicToc.
Dazu das neue Buch von einem der Gründer Thomas Laschyk: Werbung für die Wahrheit.

P.S.: Der Uni-Mannheim-Link funktioniert nicht.

Die Problemanalyse ist aus meiner Sicht gut gelungen. Bleibt aber die Frage: was tun?

Den Volksverpetzer finde ich ein denkbar schlechtes Beispiel. Für meinen Geschmack wird da zu oft mit reißerischen Überschriften, Polemik und einer Wir-gegen-die-Logik gearbeitet anstatt dass die Talking Points, um die es geht, wirklich argumentativ bearbeitet und entkräftet werden. Nach allem was ich von meinem persönlichen Umfeld weiß, lesen das zu 95% Menschen, die eh schon der Meinung sind - mit anderen Worten: Preaching to the converted.

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Das stimmt nicht. Sie werden bearbeitet und entkräftet.

Ich habe ja nicht gesagt, dass das gar nicht passiert. Aber darüber, ob es ausreichend passier, haben wir dann wohl unterschiedliche Einschätzungen.

Vielen Dank für die Rückmeldungen.
Hier noch einmal der Link vollständig, sorry.

Ich sehe mit Sorge einen über Jahre schleichenden Prozess in meinem persönlichen Umfeld, Verwandtschaft, Bekanntenkreis und Arbeitskollegen. Zum einen gibt es die sich Radikalisierenden, die Schwurbler, Corona- und Klimawandelleugner, die sich schnell entlarven. Es sind aber auch Bemerkungen, Äußerungen von Vielen, die erstmal nicht radikal wirken, deren Ursprung aber doch auf Fakes, Halbwahrheiten, Verschwörungstheorien und ungenaue Induktion zurückzuführen sind.
Wenn ich solche Videos / Beiträge sehe, bin ich teilweise doch über die Qualität überrascht, mit welcher (vorgespielten) Seriosität diese (Falsch-) Inhalte wiedergegeben werden.
Erschreckend finde ich gerade, wenn meine 14 und 16 Jahre alten Töchter über die Tiktok-beeinflussten, undifferenzierten Meinungen ihrer Mitschüler berichten. Gerade die Jungen sind alle rechts, und das auf einem Gymnasium. Ich bin gespannt, ob sich was ändert, wenn die Klasse demnächst ein KZ besichtigt. Von allem was wir machen. lernt unser Gehirn. Gerade solche (vereinfachenden) Denkstile können sich etablieren. In meiner Familie gibt es jemanden, der als junger Mann rechtsextrem war. Er machte eine Ausbildung, wurde Meister, heiratete, zeugte 2 Kinder und baute ein Haus. Ebenso entwickelte sich seine politische Meinung moderat. Nach Scheidung und Unzufriedenheit im Job höre ich von ihm jetzt viele der Fakes über Klimawandel, Windräder, Elektrifizierung der Mobilität usw.
Ich sehe auch einen Zusammehang dazu, dass Frau Weidel in einer Bundestagsrede sagt:„Diese Regierung hasst Deutschlad.“ und in einer Diskussion ein Bekannter ohne näher zu begründen äußert, dass ihm die Regierung nicht „patriotisch“ genug sei.

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