Die letzten Tage machen mich sprachlos. Spahn fordert Gewalt gegen Flüchtende an den Grenzen, Scholz und Faeser springen auf den „wir müssen abschieben“ Zug auf. Aktuell legitimieren Player der Regierung und der etablierten Parteien in großem Stil Positionen der Extremparteien.
Meine Behauptung: Alle, die der Lage folgen, wissen, dass diese Positionen schlecht für Deutschland sind, egal von welchem politischen Lager man kommt. Wir brauchen Zuwanderung, um den Wohlstand zu erhalten, wir brauchen Rahmenbedingungen, die es Leuten, die einen legalen Flüchtlingsstatus in D haben, erlaubt, schneller in Arbeit zu kommen (Entlastung der Systeme, Bessere Integration, you name it).
Und aus meiner Sicht noch viel wichtiger: In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Ist es mit unseren Werten vereinbar, dass Menschen, die ihr Leben für die Flucht nach Europa riskieren, wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden?
Jetzt zu dem Punkt, den ich machen will: Die Lage-Hörer werden vermutlich nicht die einzigen sein, die diese Entwicklung negativ bewerten, vor allem aus wirtschafltichen Überlegungen. Beispiel Krankenhäuser, die seit Jahren Arbeitskräfte aus dem fernen Ausland anwerben (Brasilien, Mexiko), weil der Laden ansonsten zusammenbricht und in Europa kaum noch Kräfte zu finden sind. Handwerksbetriebe, die vor unlösbaren Aufgaben stehen, weil sie keine Arbeiter finden. Beispiele gibt es genug. Ich verweise da nur auf die bekannten Aussagen der wissenschaftlichen Institute.
Bisher kann ich allerdings nicht erkennen, dass sich in der Zivilgesellschaft spürbarer Widerstand gegen den schleichenden Rechtsruck formiert. Und ich frage mich verzweifelt: gibt es den überhaupt? Wenn ja, wer macht was, wie sieht die Gegenbewegung aus? Wenn nein, was steckt dahinter? Haben die Menschen, die Nachteile von der Abschottung haben, nicht die Awareness? Haben sie keine Zeit? Haben sie Angst? Welche Rollen spielen Parteien? Das ist das Thema, das ich gerne in der Lage beleuchtet hören würde.
Ich halte dieses Thema für wichtig und auch dringlich. Zum einen, um zu verstehen, was gerade passiert und zum anderen um auch Anknüpfungspunkte zu schaffen für Menschen, die sich gegen diese Mentalität der Abschottung stellen wollen. Es fehlt die Transparenz, um Kräfte zu bündeln.
Und zur Klarstellung: Abgesehen davon, dass es um fundamentale Werte geht, steht hier die Zukunft Deutschlands auf dem Spiel. Daher ist mein Impuls bewusst auf die wirtschaftlichen Aspekte der Abschottung fokussiert.