Gesellschaftsjahr LdN 381

Frauen haben in Deutschland eine viel höhere Lebenserwartung, nach den Zahlen des statistischen Bundesamtes liegt der Unterschied bei fünf Jahren! Eigentlich müssten Frauen deshalb deutlich stärker in die Pflicht genommen werden. Zumindest eine 50% Quote bei einer neuen Kontingent-Wehrpflicht sollte aber für alle Befürworter der Gleichstellung selbstverständlich sein. Wenn sich also eine gemusterte Frau lieber für den Zivildienst entscheidet, sollte der Platz zwingend an eine andere Frau gehen müssen.

Man darf gerne anderer Meinung sein - dann macht man sich aber bei anderen Diskussionen um Gleichstellung in meinen Augen vollkommen lächerlich.

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Hmm, die Diskussion, ob auch Frauen zur Dienstpflicht herangezogen werden sollten, ist in der Tat interessant.

Auf der juristischen Ebene spricht der Gleichheitsgrundsatz erstmal dafür - andererseits könnte man auch argumentieren, dass Frauen und Männer gerade nicht gleich seien und deshalb eine Ungleichbehandlung notwendig ist - z.B. weil Frauen verpflichtend vor und nach der Geburt eines Kindes eine „Auszeit“ von der Arbeit haben, die man konservativ betrachtet natürlich als „Dienst an der Gesellschaft“ framen kann.

Auf der gesellschaftspolitischen Ebene spricht tatsächlich dafür, wie @der_Matti sagt, dass sonst konservative Denkweisen verstärkt werden (Frauen kriegen Kinder, Männer gehen arbeiten…), was ein großes Problem ist. Insbesondere, weil dann die Frauen, die sich gegen Kinder und für Karriere entscheiden, einen noch größeren Vorteil hätten, weil sie dann die einzigen Personen auf dem Arbeitsmarkt wären, die keine „Auszeit“ in irgend einer Form nehmen müssen, die direkt von der Schule zur Uni und in den Beruf könnten.

Das wäre einerseits ein Schritt zur Angleichung der Durchschnittslöhne für Frauen und Männer, aber leider an der falschen Stelle, da wir ja eigentlich schon Anreize zum Kinderkriegen setzen wollen.

Ob wir hingegen einzig auf den Wehrdienst bezogen eine Frauenquote brauchen, ist auch eine interessante Diskussion. Keine Quote zu haben würde vermutlich auch hier den konservativen gesellschaften Status Quo verfestigen: Frauen machen mehrheitlich einen sozialen Zivildienst, Männer machen mehrheitlich einen technischen Wehrdienst. Genau das wollen wir ja eigentlich aufbrechen. Aber ist es dafür legitim, gezielt Frauen für das Militär anzuwerben? Und macht es für die Bundeswehr Sinn, gut qualifizierte männliche Bewerber abzulehnen, um eine Frauenquote zu erfüllen? Im Idealfall einer freiheitlichen Ordnung würden natürlich die Wehr- und Zivildienstplätze nach den Interessen der Bewerber vergeben, aber die dadurch entstehende Verfestigung konservativer Geschlechterrollen ist eben in der Tat ein Problem.

Es fällt mir wirklich schwer, mir hier abschließend eine Meinung zu bilden. Es gibt jedenfalls gute Argumente für alle vertretenen Positionen, die Frage ist nur, wie man die Argumente gewichtet. Da ich grundsätzlich eher skeptisch bin, was das allgemeine Prinzip eines Pflichtdienstes angeht, muss ich mir hier zum Glück keine Meinung bilden, sondern kann einfach die Dienstpflicht als Ganzes ablehnen :wink:

Hmm, das ist dahingehend schwierig, dass es sich für eine 35-jährige, die sich gegen Kinder und für Karriere entschieden hat, extrem problematisch anfühlen wird, zu einem Sozialdienst herangezogen zu werden. Also nach der Schule für eine Bezahlung im Bereich des Mindestlohns als unqualifizierte bzw. notdürftig kurz-qualifizierte Arbeitskraft eingesetzt zu werden und damit „das erste eigene Geld“ zu verdienen fühlte sich für die meisten Wehr- und Zivildienstleistenden okay an, aber stell dir vor, du hast als 35-jährige Karrierefrau schon deine Führungsposition mit sehr anständigem Gehalt und plötzlich kommt der Staat und sagt entweder: „Mach mal nen Sozialjahr außerhalb deiner Qualifikation für den Mindestlohn“ oder er sagt: „Hey, deine Qualifikation können wir gebrauchen, du kannst im Sozialjahr im gleichen Gebiet arbeiten, aber für den Mindestlohn!“. Insbesondere droht durch so eine Zwangspause natürlich auch die Gefahr, dass dann andere die Führungsposition übernehmen und ein Karrierebruch entsteht.

Ich glaube es ist sehr verständlich, dass sich die meisten Frauen mit Händen und Füßen dagegen wehren würden. Und nein, den Frauen einen qualifikationsangemessenen Sold für den Sozialdienst zu zahlen wäre wohl keine Lösung, denn es geht ja beim Sozialdienst (leider!) auch um die Frage, wie man günstige Arbeitskräfte für den sozialen Bereich bekommt.

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Ich bin Teil eines Jahrgangs welcher nicht mehr gemustert wurde, allerdings wurde ich im Rahmen meines Studiums zu zahlreichen unbezahlten Praktika verpflichtet und habe den Zwang immer gehasst. Außerdem ist gerade im sozialen Bereich ganz klar dass dadurch wichtige und sozialversicherungspflichtige Jobs eingespart werden sollen (Blutabnahme-MFA, Pflegehelfer, Fahrdienste für Benachteiligte etc). Ich habe folgenden Alternativvorschlag: Zwischen dem 50-59 Lebensjahr zahlt jeder Erwerbstätige in Deutschland 10% seines Jahresnettos (entspricht insgesamt einem Jahr Arbeiten für die Gesellschaft) in einen Fond, von welchem die Arbeitsbedingungen sowohl im sozialen Bereich als auch in der Bundeswehr aufgewertet werden. Mit mehr Gehalt, Urlaub & vernünftiger Ausstattung dürfte es ein leichtes sein für diese Bereiche ausreichend Personal zu finden, welches dann als zusätzlicher Bonus auch noch bleiben möchte. Wenn jemand fragen hat erkläre ich denjenigen gerne

Ich finde es geradezu erschreckend, wie bauchgesteuert diese Debatte ist. Das ist bei diesem Thema weit verbreitet, aber gerade von der Lage hätte ich erwartet, dass die Fakten diskutiert werden und nicht nur „fände ich sinnvoll, weil mein Job damals toll war“, durch die rosarote Brille der Vergangenheit gesehen.

Ich war selbst für 11 Monate Zivi beim Deutschen Roten Kreuz und das war teilweise ganz lehrreich, aber über weite Strecken hab ich da auch nur meine Zeit abgesessen, bis ich endlich mal meine eigenen Entscheidungen treffen durfte.

Warum wird nicht darüber geredet, ob:

  • Die Bundeswehr und Soziale Dienste überhaupt etwas mit 700.000 Menschen pro Jahr anfangen können (Wenn nur Männer gezogen werden, dann wären es immer noch 350.000, bei einer Dienstlänge von 18 Monaten ca. 1 Million / 500.000). Schon damals war die Wehrgerechtigkeit faktisch nicht mehr gegeben und das wird bei einer Wiedereinführung deutlich schlechter sein.
  • Sind die Rekruten mit wenigen Monaten Ausbildung eine sinnvolle Antwort auf die geänderte Gefahrenlage oder ist das nur ein populistischer Kurzschluss? Und selbst wenn, die Wiedereinführung wäre ein riesiger Kraftakt und könnte die marode Bundeswehr auf Jahre überfordern und bei anderen dringend benötigten Änderungen ausbremsen
  • Wie viele Menschen können wirklich sinnvoll bei sozialen Diensten (bzw. Polizei, Feuerwehr, THW) eingesetzt werden?
  • Was würde die Wiedereinführung in Zeiten klammer Kassen kosten?

Nur wenn es darauf eine wirklich überzeugende Antwort gibt, dürfen wir der nächsten Generation diesen weiteren Grundrechtseingriff zumuten. Es ist ja nicht so, dass:

  • wir ihnen während der Coronazeit ziemlich einseitig die Belastungen zugemutet haben.
  • wir ihnen die Lösung des von uns gemachten Klimawandelproblems (und das Leben in einer im besten Fall 2-Grad-Welt) aufhalsen
  • wir ihnen eine an allen Ecken bröckelnde Infrastruktur vererben
  • wir ihnen die Finanzierung des Rentensystem überlassen, dass nicht nur noch vom Prinzip Hoffnung und bereits heute vielen Millarden an Steuern jährlich zusammengehalten wird, sondern auch praktisch unreformierbar ist, da es sich niemand mit der immer größeren Gruppe von Rentnern verscherzen will
  • der schon heute klaffende Arbeitskräftemangel unseren Wohlstand bedroht und weniger arbeitende Menschen wohl kaum zur Lösung beitragen.

Wie gesagt, ich würde mir deutlich mehr Fakten und weniger Plattitüden in der Diskussion erhoffen!

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Mehr Fakten fordern aber gleichzeitig mit Platitüden wie einseitige Belastung während der Coronazeit und das weniger arbeitende Menschen den Wohlstand bedrohen kommen. Irgendwie witzig.

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Gibt es denn irgendwo Zahlen, Daten und Fakten, das es notwendig ist junge Menschen für ein Gesellschaftsjahr zu verpflichten?
Also Belege, das junge Menschen heute nichts mehr für die Gesellschaft tun, sich nicht mehr in Vereinen oder Ehrenamt engagieren oder politisch interessiert sind?
Ist die heutige (und kommende) Jugend so faul und desinteressiert , das wir sie zu gesellschaftlichen Engagement zwingen müssen?
Und haben wir dann auch überall gut organisierte und sinnstiftende Tätigkeiten verfügbar?

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Aus meiner Sicht kommt es genau auf eine Frage an: Benötigen wir/Deutschland in der Zukunft die Fähigkeit schnell unsere Armee aufzustocken? Wenn ja, dann ist es sicherheitsrelevant und dann müssen wir in den sauren Apfel beißen und 1 Jahr Lebenslauf investieren.
Die anderen Argumente sind süß meiner Sicht nicht schlüssig. Personalmangel ausleihen ausgleichen? 1 Jahr Altenpflege dann 1 Jahr Müllmann und danach noch Kellnern? Gesellschaftlichen Zusammenhalt kann man auch anders erreichen, z. B. mit Bürgerräten.

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Aus deinem Link:

Das Internet löst diese Form des aktiven Engagements in einer Gruppe jedoch zunehmend ab.

Finde ich wenig beruhigend.
Ich kenne nur wenige Vereine, die nicht über Nachwuchsprobleme klagen.
Was ich grundsätzlich höre: sie sind durchaus interessiert an Projekten, wollen sich aber nicht binden.

Laut einer Umfrage sind aber vier von zehn ehrenamtlich engagiert. Leider zeigt sich auch hier:
Die untere Bildungsschicht ist wesentlich schwächer vertreten.

Die Engagementquote bei Personen mit hoher Schulbildung liegt bei 51,1 %, bei Personen mit mittlerem Bildungsabschluss bei 37,4 % und bei Personen mit niedrigem Bildungsabschluss bei 26,3 %. Die Bildungsunterschiede im freiwilligen Engagement haben zwischen 1999 und 2019 zugenommen.
BMFSFJ - Zahlen, Daten, Fakten zur Entwicklung des freiwilligen Engagements in Deutschland

Die Hauptaufgabe ist, diesen Teil der Bevölkerung sozial als auch politisch besser einzubinden.

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Also auch wieder Bildung?

Was ich auch erlebe im Umfeld, das Jugendliche sich durchaus für Schule und Ausbildung engagieren, sich in der verbliebenen Freizeit nicht binden möchten oder diese Freizeit sehr flexibel selbstbestimmt nutzen möchten. Würde da jetzt keine „negativen“ Gründe sehen wollen.
Aber ja, was sind die Gründe?

Das Problem ist ja nicht „mehr Bildung“, sondern, dass ungebildete Menschen in der Gesellschaft unterrepräsentiert sind.
Da ich nicht Teil dieser Schicht bin kann ich darüber auch nur spekulieren.
Ich denke aber, dass viele Strukturen als ausschließend empfunden werden.
So stehen in den Parteien und auch den meisten Vereinen Leute vor, die ebenfalls zur gebildeten Oberschicht gehören.
In Bayern vertreten Leute (auch Unterschicht) immer noch die Meinung, dass ein Politiker mit Doktortitel mehr wert sei (damit schließt die Unterschicht sich selbst aus).
Die AFD erweckt dagegen den Eindruck, dass das bei ihr nur eine untergeordnete Rolle spielt. Denke, dass auch das hilft, sich mit ihr zu identifizieren.

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Vielen Dank! Finde es sehr typisch für viele Diskussionen, wie alle möglichen sachfremden Erwägungen in das Thema gerührt werden, weil man eigentlich lieber über was anderes reden will. Es sollte allein um die Frage gehen, wie unsere (äußere) Sicherheit bedroht ist und ob eine Dienstpflicht das/ein notwendiges Mittel ist, um dieser Bedrohung zu begegnen. Wenn das bejaht wird, muss das eingeführt werden. Dann kann man drüber diskutieren, wie mit Folgeproblemen umzugehen ist, aber die können kein Gegenargument zur Einführung sein.

Je komplexer einer Gesellschaft ist, desto mehr Bildung bzw. über Bildung vermittelte Kompetenzen braucht es, um sie (mit-)zusteuern. Deswegen ist es völlig richtig, dass ungebildete Menschen weniger repräsentiert sind. So, wie in irgendeiner Stammesgesellschaft diejenigen unterrepräsentiert waren, die -mangels Muskelkraft bspw. - keine fähigen Bauern oder Krieger waren. Das ist hart, weil diese Eigenschaften nur zu einem Teil das Ergebnis eigener Bemühungen sind. Aber was wäre die Alternative?

Dem liegt die Sichtweise zu Grunde, dass sich die Fähigkeit, die Armee schnell aufzustocken, nur über einen Pflichtdienst erzeugen ließe - und diese Sichtweise teile ich nicht bzw. akzeptiere ich erst, wenn hinreichend weniger eingriffsintensive Maßnahmen ausprobiert wurden.

Aktuell haben wir noch nichts probiert und diskutieren über einen massiven Eingriff in die Freiheitsrechte ganzer Generationen. Das passt einfach nicht zusammen. Das, was bei der Bundeswehr am meisten fehlt (und auch im Verteidigungs/Bündnisfall fehlen würde) sind nicht die Fußsoldaten, sondern die Fachsoldaten, also diejenigen, die Ausbildungen und Qualifikationen haben, mit denen sie im zivilen Bereich so viel mehr verdienen als bei der Bundeswehr (und deswegen bei der Bundeswehr fehlen). Um diese Fachsoldaten muss sich die Bundeswehr meines Erachtens im Rahmen der Reserve bemühen, diese Menschen dürfen mit ihrer militärisch wichtigen Ausbildung ruhig im zivilen Bereich Geld verdienen, sollten aber motiviert werden, an regelmäßigen Reserve-Übungen teilzunehmen, damit ihre Qualifikationen - wenn es wirklich nötig werden sollte - auch militärisch genutzt werden können. Das kann man über regelmäßige Reserve-Übungen, die sogar als berufliche Fortbildungen zählen können, also auch karrieremäßig Vorteile bringen können, organisieren.

Annähernd gleiches Problem, wie beim Klimaschutz: Haben wir die Zeit, mal in Ruhe rumzuprobieren? Nein. Natürlich kann man Alternativen diskutieren und müsste auch konkret diskutieren, wie ein Pflichtdienst das Kernziel, die Verteidigungsfähigkeit (auch außerhalb eines Bündnisses ?!) hinreichend zu erhöhen, tatsächlich auch erfüllen könnte. Nur das Problem dabei ist, dass wir schlicht zu spät dran sind. Das ist der Preis, wenn man nötige Debatten über Jahre lieber nicht ernsthaft führen will, weil die Entscheidungen unbequem werden könnten: Am Ende bleibt man mit den hässlichsten Entscheidungsoptionen sitzen.

Nach der Wiedervereinigung hatte Deutschland 700.000-800.000 Soldaten meine ich und der Großteil aller Männer hatte einen Wehrdienst abgeleistet, also sowas in der Großenordnung von 10 Millionen wehrfähigen Männern. Diese Anzahlen lassen sich aus meiner Sicht nur über eine Wehrpflicht realisieren.
Die Frage ist natürlich, brauchen wir diese Mengen? Kleinere Mengen lassen sich auch anders realisieren. Z. B. durch ein größeres stehendes Heer, das hätte dann auch die von Dir gewünschten Experten.

Vor diesem ganzen steht aus meiner Sicht die ganze Diskussion über unsere Sicherheit. Offiziell gibt es bisher „Wir haben da 100 Mrd. drauf geworfen und jetzt ist gut“. Ich merke auch bei mir, dass ich das Thema gerne ausblende möchte, doch wenn das schiefgeht, dann ist der Preis schlicht und einfach zu hoch.

Exakt deshalb ist es sinnvoller, die vorhandenen beruflichen Qualifikationen der Bevölkerung über eine kurze Reserve-Ausbildung militärisch nutzbar zu machen, als jetzt anzufangen, junge Männer darin auszubilden, durch Schützengräben zu kriechen (Entschuldigung, „Gleiten“).

Das ist doch genau der Punkt:
Ein Konzept auszubauen, in dem z.B. Drohenpiloten-Ausbilder Informatikern beibringen, wie man Drohen fliegt, geht relativ schnell und kann im Bündnisfall wichtige militärische Lücken schließen.
Die Wiedereinführung der Wehrpflicht auf der anderen Seite würde bedeuten, dass wir
a) etliche Liegenschaften (Kasernen) reaktivieren müssen, sodenn das überhaupt möglich ist (massive Baukosten und Dauer!)
b) das Bundeswehrpersonal, das jetzt mit wichtigen Aufgaben betraut ist, in die Ausbildung stecken.
c) Etliche Material, das aktuell heiß begehrt ist, auf die Ausbildung verwenden
d) Die alten Kreiswehrersatzämter wieder aufbauen, damit überhaupt eine Einberufung stattfinden kann.

Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist gerade keine kurzfristige Maßnahme, sondern wäre eine Maßnahme, die bis zu ihrer (fraglichen!) Wirksamkeit sehr, sehr lange dauern würde. Zivile Spezialisten im Rahmen von Reserveübungen militärisch zu qualifizieren, um gezielt die Lücken zu stopfen, die im Bündnisfall da wären, ginge hier deutlich, deutlich schneller, wenn die richtigen Anreize gesetzt würden.

Meiner Meinung nach: Nein.
Wenn Russland Europa / die NATO angreift, tut es das im Baltikum, vielleicht in Polen oder Finnland. Die großen Massen der „einfachen Soldaten in Schützengräben“ („Low-Tech-Kombatanten“) würde aus diesen Ländern kommen. Das, was wir leisten können müssen, ist die Bündnisverteidigung - daher: Wenn die NATO oder die EU angegriffen wird, muss Deutschland in der Lage sein, große Mengen an Spezialisten mit High-Tech-Material zur Unterstützung zu schicken. Wir würden sicherlich keine Ex-Wehrdienstleistenden dort hin schicken, sondern eben alles, was die Bundeswehr an Berufs- und Zeitsoldaten zu bieten hat. Die Aufgabe der Reserve (die eben auch größtenteils aus älteren Menschen besteht) ist es in so einem Szenario, „den Laden am Laufen zu halten“ und aus der Heimat zu unterstützen, daher: Neue Berufs- und Zeitsoldaten ausbilden (Multiplikatorenfunktion) und dafür zu sorgen, dass der Nachschub rollt (Kriege werden durch den Nachschub gewonnen!).

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Den Ansatz finde ich total gut, ohne das jetzt ganz konkret durchdacht zu haben!

Ich denke, wenn man sich in der Nachbarschaft umsieht, wären wir gut beraten, uns so aufzustellen, dass wir notfalls auch allein handeln können, denn wenn in USA, Frankreich, Polen etc. die eine oder andere Wahl etwas unglücklich ausgeht, könnte es schnell passieren. Das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereiten.

Wenn wir keinen Mangel an Pflegekräften haben. Wenn wir keinen Mangel an Soldaten haben. Dann bin ich gerne bereit dem „Mir hat das gut getan!“ Relevanz beizumessen. Bis dahin zahlt gefälligst angemessen, dann findet ihr auch genug Personal.
In der aktuellen Situation lasse ich mein Kind doch nicht den Lückenfüller spielen. Wenn es einen selber nicht mehr betrifft, lässt sich sowas ganz leicht fordern.

Und zu: Die junge Union hat’s vorgeschlagen!
Das sind Boomer und Rentner im Körper von 16 jährigen. Wer soll das denn ernst nehmen?

Sorry für die Aggressivität. Irgendwie macht mich das Thema sehr wütend!

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Ich möchte mich dieser Meinung anschließen und auch Deine Ausführungen halte ich für schlüssig. Der wesentliche Punkt ist aus meiner Sicht, dass wir ein so großes Bedrohungsszenario brauchen, dass Russland erst gar nicht auf die Idee kommt uns anzugreifen. Es gibt da inzwischen Alternativen, aber 10 Mio Fußsoldaten zu der bestehenden Armee sind eine Menge. Dazu kommt auch noch das Szenario Donald Trump und die Nato oder China marschiert in Taiwan ein. Keine Ahnung wie wahrscheinlich das ist.

Eine Diskussion dazu, geschweige denn ein Konsens fehlt mir. Ich glaube da verdrängen wir, da wir Probleme haben uns die ganze Tragweite davon einzugestehen.