Ein weiteres Puzzleteil für ein übles Gesamtbild. Der immer schon vorhandene Hang, NS-Unrecht in relativierender Weise mit dem in der DDR zu verrühren, ist in der Union nicht neu, aber wie bei vielem anderen, das da grade wieder hochkommt, hätte man hoffen können, dass dieser gefährliche Blödsinn final überwunden wäre. Das ist nicht rechts oder konservativ, sondern sachlich falscher Geschichtsrevisionismus.
"Das zeigt sehr deutlich das Wahlprogramm von CDU/CSU, dessen geschichtspolitische Passagen sich nur unwesentlich von denen der AfD unterscheiden – bis in die Rhetorik hinein. So ist etwa von „Leitkultur“, „Identität“, „Nation“, „Bräuchen“ und „Traditionen“ die Rede. Und der Nationalsozialismus und die Shoah werden in dem zwei Seiten umfassenden Abschnitt zur Erinnerungskultur nicht einmal namentlich erwähnt. Es ist nur nivellierend in einem Halbsatz von den „beiden totalitären Regime[n] in Deutschland“ die Rede, womit wohl die NS-Verbrechen und das SED-Unrecht gemeint sein sollen. Zum „SED-Regime“ gibt es dann noch weitere Ausführungen, nämlich die Forderung, Wissenschaft und Forschung dazu weiter zu fördern.
„Eine analoge Forderung zur Geschichte des Nationalsozialismus fehlt. 90 Prozent der Ausführungen zur Erinnerungskultur gelten einem anderen Thema: der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten und den Spätaussiedlern. Damit offenbart das Wahlprogramm der Union zwar noch nicht eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ à la Höcke, aber ein Rollback in die 1950er-Jahre, als sich die Deutschen als die eigentlichen Opfer des Krieges sahen. Mit einer aufgeklärten Geschichtskultur, für die nicht zuletzt auch die CDU-Politikerin und langjährige Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Monika Grütters, stand, hat das nicht mehr viel zu tun.“