Das Wirtschaftsministerium um Peter Altmaier will die Abholzung gesunder Fichten erlauben, da es einen selbstverschuldeten Rohstoffmangel gibt. Ich finde diese Idee ungeheuerlich im Rahmen des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts. Altmaier sollte lieber mal prüfen, wieso wir so viel Holz exportieren und dann teilweise wieder importieren. Hinzu kommt die ebenfalls selbstverschuldete Verminderung der Bestände durch Monokulturen, in denen der Borkenkäfer richtig Spaß hat.
Ich weiß nicht, ob das so schlimm für den Klimaschutz ist. Immerhin bleibt der Kohlenstoff im Fichtenholz als Baumaterial erstmal gebunden. Und dann wird ja wahrscheinlich wieder aufgeforstet, und junge Bäume binden, wenn ich recht informiert bin, weil sie noch stark wachsen, mehr CO2 als alte.
Aber das ist mein laienhaftes Wissen. Vielleicht gibt es hier einen Experten, der mehr dazu sagen kann.
Abgesehen vom Klimaschutzgedanken leide ich aber auch mit jedem Wald, den ich fallen sehe, auch wenn nachher wieder einer nachwächst, weil ja selbst ein forstwirtschaftlich genutzter Wald ein in Jahren gewachsenes Ökosystem darstellt.
Ich finde das sehr erstaunlich, denn aktuell ist ja das Problem, dass die letzten Jahre so Trocken waren, dass ein großer Teil der Fichten vertrocknet ist. Zumindest hier im Harz kommen sie mit dem Fällen der befallenen Fichten gar nicht hinterher. Und da gibt es noch ein paar Quadratkilometer toter Fichten, die gefällt werden müssten.
Ich halte diesen Vorschlag von Altmaier in erster Linie für ein Wahlkampfmanöver. Wenn ich mit meinen Bekannten aus dem Bereich Dachdecker und Holzverarbeitung rede, scheint das Problem weniger die Verfügbarkeit des Holzes zu sein als vielmehr der internationale Markt, der einfach „bessere“ Preise zahlt. Soweit ich das verstanden habe stapeln sich in den Sägewerken die Holzberge. Es fehlt also nicht an Holz, sondern an Verarbeitungskapazitäten. Und somit würde eine beschleunigte Abholzung auch keine Abhilfe schaffen.
Darüber hinaus frage ich mich, wozu es denn diese Regelungen gibt wenn nicht zum Schutz des Waldes? Sie aus wirtschaftlichen Gründen auszuhebeln halte ich für fragwürdig.
Kein Holz für die Hütten : Zimmerern geht der Baustoff aus
Bauen mit Holz gilt vielen als umweltfreundliche Alternative. Es hält die Wärme, bindet CO2 und ist besser recycelbar als normale Dämmstoffe. Doch nach der Holzschwemme vergangener Jahre gibt es nun kaum Bauholz auf dem Markt …
Wer aus NRW kommt wird wahrscheinlich bevorzugen, dass die Fichten geschlagen, als vom Borkenkäfer zerstört werden. Da sind zahlreiche Flächen komplett kaputt aufgrund Borkenkäfer/Trockenheit und wenn die Förster nicht ständig durch den Wald rennen und einzelne befallene Bäume raus nehmen, wären die noch schneller weg.
https://www1.wdr.de/nachrichten/borkenkafer-plage-trockene-waelder-100.html
Also langfristig wird es in Deutschland viel weniger Fichten geben, mit oder ohne schlagen. Ich hoffe nur, dass jetzt wenigstens keine Monokulturen mehr aufgeforstet werden, das sich das in 30-50 Jahren nicht wiederholt.
Generell muss aufgrund des Klimawandels darauf geachtet werden Bäume zu pflanzen, die besser mit Trockenheit und höheren Temperaturen klar kommen. Förster müssen quasi heute für 50-100 Jahre in die Zukunft planen, das ist was ganz anderes als wie unser aktuelles Wirtschaftssystem funktioniert.
Die Planung von Wald wird von den staatlichen Förster schon seit langem in der Größenordnung von 100 Jahren durchgeführt. Je nach Bestand z.B. Eichen sogar noch länger.
2004 gab es in Bayern eine Forstreform wo es unter anderem darum ging den Planungszeitraum zu reduzieren.
Die Schäden von Trockenheit ist bei uns im Spessart auch in Mischkulturen zu beobachten und ist weit verbreitet.
Ich glaube wir haben auch das Problem, dass wir sehr viele nicht einheimische Nadelhölzer aus Skandinavien kultiviert haben. Die brauchen sehr wenig Wasser und Sonne, weil sie härtere Bedingungen gewohnt sind. Deswegen wachsen die hier sehr schnell und verdrängen dann auch einheimische Laubbäume, da sie den langsamer wachsenden Bäumen die Nährstoffe und Licht entziehen.
Das klingt interessant. Hast Du Quellen dazu?
Ich suche gerne mal bei Gelegenheit. Es hatte mal ein freund erwähnt der auch im Gemeinderat zum Wald und Forst zuständig war. Reiche ich gerne nach wenn ich was habe.
Das stand doch in dem verlinkten Artikel des Eröffnungspostes:
Ich finde die Vorgehensweise des Wirtschaftsministeriums nachvollziehbar. Nutzwald ist da, um genutzt zu werden. Insbesondere, da es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt und das Holzvolumen in Deutschlands Wäldern ohnehin jedes Jahr größer wird.
Ich hatte mich missverständlich ausgedrückt. Einmal wollte ich feststellen, dass Förster einen ganz anderen Planungshorizont als so gut wie alle anderen Berufszweige haben, und zweitens, dass Förster in früheren Zeiten sich an alten Strategien orientieren konnten, da sie erwarten konnten, dass in 50-100 Jahren ähnliche klimatischen Bedingungen wie heute vorfinden werden.
Das ist jetzt nicht mehr der Fall, einmal sind schon heute die Auswirkungen der Klimakrise deutlich zu spüren, und, je nachdem wann wir (als Weltgemeinschaft) die Kurve bekommen, ist noch gar nicht abzusehen wie massiv die Änderungen in der jeweiligen Region sein werden.
Es gibt in Bayern ein Projekt genannt Analog, dass verschiedene Annahmen über die klimatischen Veränderungen vorhersagt, je nach CO2-Gehalt, und dann für heute existierende Regionen mit diesem Klima nachschaut, was dort wächst.
Aktuell ist wohl noch das Problem, das wir zwar schon höhere Durchschnittstemperaturen und mehr Trockenheit in Deutschland haben, aber es trotzdem noch teilweise sehr kalte Kälteperioden gibt.
Was die Trockenheit noch verschärft ist dass sehr viel Trink-/Nutzwasser entnommen wird was in „Höhenlagen“ durch das Absinken des Grundwassers zu Problemen führt.
Für meine Region im Spessart kann ich sagen dass in den letzten 20 Jahren die Kapazität der gefassten Quellen fast verdoppelt wurde, auch die Wasserspeicher bzw. Hochspeicher wurden massiv ausgebaut.
Das Absinken des Grundwassers ist auch an den Bächen ganz gut zu sehen die in den letzten Jahren sehr wenig Wasser geführt haben.
Edit
Danke für den Link. Das sind sehr interessante Gedankengänge.
Verdrängen würde ich das nicht nennen. Wenn wir Menschen nicht eingriffen würde sich hier wieder der Mischwald durchsetzen.
Annähernd der komplette Wald in Deutschland ist von Menschenhand gepflanzt oder wird zumindest bewirtschaftet
Fichten wachsen zwar deutlich schneller als andere Laubbäume hier, sind aber Flachwurzler und viel anfälliger für Sturm, Trockenheit und Schädlinge (letzteres aber auch sehr stark begünstigt durch die Monokulturen).
Wie das Naturschutzgebiet Bayrischer Wald sehr anschaulich demonstriert, stirbt die Masse der Fichten hier ohne Eingriff ab und es bildet sich neuer, viel diverserer Wald: ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.
In Skandinavien ist der Borkenkäfer ein geringeres Problem, weil es längere und härtere Kälterperioden gibt, das heißt dort hat die Fichte bessere Karten. Und wahrscheinlich weniger Trockenheit.
junge Bäume binden, wenn ich recht informiert bin, weil sie noch stark wachsen, mehr CO2 als alte.
Zu dem Thema habe ich mich letztens mal informiert und tatsächlich scheint es eher andersherum zu sein. Je älter ein Baum ist, desto mehr CO2 bindet er pro Jahr. Leider kann ich aber auf die schnelle keine Quelle mehr dazu finden.
Es scheint tatsächlich so zu sein. Was ich gefunden habe, ist zwar keine Primärquelle aber scheint glaubwürdig:
Allerdings ist die Rechnung wahrscheinlich noch komplizierter: Viele Bäume werden gar nicht alt. D.h. ein junger Wald ist dichter. Vielleicht stehen auf der Fläche, wo später ein alter Baum steht, zunächst fünf oder zehn junge. Also speichern sie auch fünf bis zehn mal soviel Kohlenstoff wie ein einzelner. Das darf natürlich, wenn der Baum auf die eine oder andere Weise stirbt, nicht gleich wieder freigesetzt werden, sondern muss als Boden oder Baumaterial festgelegt bleiben.
Wie auch immer, der Schlüssel muss wohl nachhaltige Waldwirtschaft sein: Entnimm nie mehr als nachwächst, am besten weniger.
Also rein mathematisch hat ein größerer Baum mehr Blätter und Nadeln, kann dementsprechend mehr Photosynthese betreiben als ein kleiner und hat einen viel dickeren/höheren Stamm den er erweitern kann, dazu natürlich auch ein viel verzweigteres Wurzelsystem, deswegen ist es schwer vorstellbar, dass ein oder selbst einige kleinere Bäume da mehr leisten soll.
Würde eher sagen, Wald in D ist zum binden von CO2 komplett irrelevant. Nimm ein Auto welches 10l Sprit auf 100 km braucht und fahre damit 200.000 km. Damit kommst du auf ca 80t CO2. Dafür muss Wald auf einer Fläche von 80 Hektar min 100 Jahre wachsen. Irre oder? Dummerweise benötigst du in 100 Jahren aber 5 bis 10 solcher Autos, also 400 bis 800 Hektar. Die musst du dann fällen und das Holz sicher „einlagern“. Wäre doch eine schöne Einheit als Kompensation, wenn für jedes Auto 400 Hektar Wald angepflanzt werden müssten
Kleiner Hinweis: Wenn ein gesunder Baum von einen Borkenkäfer angegriffen wird, dann harzt er dessen gefressene Gänge aus. Das sieht man manchmal bei Fichten, wenn dort aus Löchern Harz den Baustamm runterläuft. Das Harz ist so klebrig, dass der Borkenkäfer sich zurückziehen muss. Heißt, der Borkenkäfer ist nicht das grundlegende Problem! Es ist die Trockenheit, denn ein trockener Baum kann sich gegen den Borkenkäfer kann sich nicht mehr gegen den Borkenkäfer verteidigen und dann vermehrt sich dieser dramatisch. Die Borkenkäferplage, die wir aktuell haben, ist die Folge der vorangegangenen Jahre.
Ist ein bisschen pingelig, aber mir ist inzwischen wichtig das klarzustellen, denn oft wird das Waldsterben dem Borkenkäfer angelastet und als natürlich vorkommende Plage dargestellt. Damit wird von der eigentlichen Ursache, Trockenheit/Klimawandel abgelenkt.
Hallo Leo,
Ich glaube Deine Zahlen sind um mehrere Größenordnungen daneben.
Dein Auto mit 200.000km und 10l Sprit pro 100km braucht ja 20.000l Sprit. Bei 2,37kg CO2 für nen Benziner („Wie viel CO2 steckt in einem Liter Benzin?“ - Helmholtz Home ) sind wir bei ca 48t CO2.
Ein Hektar Wald bindet im Jahr ca 11t CO2 (Bayerische Staatsforsten | Wald & Kohlendioxid ).
Entsprechend müssten für die Kompensation 4.5 Hektar Wald ca 1 Jahr wachsen.
Das ist immer noch abartig viel, aber zumindest einen Faktor 2000 weniger als das was Du in Deinem Beispiel beschreibst.
Oder habe ich irgendwo einen Rechnefehler drin (es ist ja schon spät ;))