Wie gesagt, so lange es die Außenwirkung der Behörde betrifft halte ich es zwar auch für moralisch falsch, aber für rechtlich nicht zu beanstanden. So weit sind wir einig. Das bedeutet auch, dass den Schulen und ihrem Personal eine nicht-gegenderte Schreibweise verordnet werden darf. Halte ich wie gesagt für falsch (weil unnötiger Eingriff), ist aber vertretbar.
Hier jedoch - abgesehen davon, dass die Schüler in Bayern weiter in Prüfungen ohne Punktabzug gendern dürfen - sehen wir die Dinge einfach unterschiedlich. Der Staat darf seinen Beamten und Angestellten vorgeben, wie sie nach Außen aufzutreten haben. Der Staat darf in der Schule auch fordern, die korrekte Rechtschreibung zu verwenden. Gendern ist jedoch keine „inkorrekte“ Rechtschreibung, sondern eine bewusste und gewollte Abweichung, mit der auch eine politische Meinung ausgedrückt wird. Und das darf meines Erachtens weder Schülern noch Studierenden verboten werden, da diese eben gerade keine „Subordinates“ des Staates (oder gar der Schule / Universität) sind.
Ich denke einfach, dass man mit Gender-Verboten für Schüler über das Ziel hinaus schießt und unverhältnismäßig hart in die Freiheit der Schüler eingreift, eben weil das Gendern ein anerkannter „alternativer Standard“ ist (und nicht „falsch“). Die Argumente für ein Verbot des Genderns für Schüler und Studenten können dabei nicht überzeugen: Jeder Schüler, der gegendert schreiben kann, kann auch ungegendert schreiben (umgekehrt gilt das nicht zwangsläufig!). Es ist eben eine bewusste Entscheidung, diesen „schwierigeren Alternativstil“ zu betreiben.
Das Problem sehe ich hier tatsächlich primär beim „Rat für deutsche Rechtschreibung“ und dessen Unwillen, gendergerechte Sprache anzuerkennen. Aber hey, der Vorsitzende des Rates ist halt ein CSU-Politiker… und sein Vorgänger seit Gründung in 2004 war -Trommelwirbel - ebenfalls ein CSU-Politiker, der auch Vorsitzender der CSU-nahen Hanns Seidel-Stiftung war, die ebenfalls strikt gegen das Gendern war und ist.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung ist daher seit seiner Gründung vor 20 Jahren fest in der Hand der CSU, sodass es gar kein Wunder ist, dass er Vorgaben macht, auf die sich Söder dann beziehen kann… ich wüsste ja gerne, wer noch so in diesem Rat sitzt, konnte darüber aber auf die Schnelle nichts herausfinden. Daher würde ich mir fast wünschen, diesen Rat, dessen Empfehlungen hier gefolgt wird, mal unter die Lupe zu nehmen.