an vielen Stellen wird sich zurecht darüber aufgeregt, wie Geld verteilt (Subventionen, Sozialleistungen etc.) bzw. eingesammelt (Steuern) wird. Die viel zitierte Gießkanne sorgt regelmäßig für Unmut (Heizungsgesetz, Tankrabatt, Elterngeld, Rentenhöhe uvm.)
Wie wäre es also, wenn wir hier gemeinsam darüber diskutieren könnten, ob ein fairer Grundsatz findbar ist, der sich auf möglichst alle vorgenannten Fälle fair anwenden lässt. Wenn das hoffentlich irgendwie geschafft ist, dann könnte man auch eine Petition daraus machen und diese „Transaktionsregeln“ für x,y,z Gesetze, Leistungen, was auch immer, für z.B. eine Berücksichtigung dieser vorgeschlagenen Transaktionsregelen innerhalb der nächsten X Jahre in den jeweiligen Gesetzen, einfordern.
Dafür stelle ich mein Verständnis von fair einmal in den Raum:
Jede Transaktion von/an Staat von/an Person sollte zumindest das Einkommen berücksichtigen und starke Schultern mehr schultern lassen.
Berücksichtigung muss finden, dass niedrige Einkommen derzeit mit den Ausgaben für den Lebensunterhalt, gesundes Essen, Wohnen etc. wesentlich mehr Anteile ihres Einkommens ausgeben als es für höhere Einkommen gilt; und das muss sich ändern.
Aus diversen Studien geht hervor, dass Ungleichheit zu vielen gesellschaftlichen Problemen führ (ich kenne das nur aus dem Buch Earth4All, aber darin werden eben mehrere Studien erwähnt); beispielsweise Politikverdrossenheit und Kriminalitätsaufkommen. Deshalb sollte jede Transaktion zwischen BürgerIn und Staat dazu führen, dass finanzielle Ungleichheit reduziert wird.
Was haltet ihr davon und gibt es schon Vorschläge?
Bezüglich der Berücksichtigung des Einkommens hätte ich tatsächlich eine Idee und mache mal den Anfang.
Auf Einkommensverteilung | Die soziale Situation in Deutschland | bpb.de gibt es einen, nicht ganz aktuellen, Einblick in die Einkommensverteilung in Deutschland in 10 10%-Schritten, den Dezentilen.
Um also eine Angleichung zu erreichen, könnte jedes Dezentil für exakt den Anteil an der Einkommensverteilung für die jeweilige Leistung bzw. Steuer herangezogen werden.
Beispiel: Die oberen 10% erhalten 23% des Gesamteinkommens in GER, also wird ihnen ein Lohnsteuersatz von 23% der notwendigen Steuereinnahmen aufgelegt.
Die unteren 10% erhalten 3% des Gesamteinkommens in GER, also wird ihnen ein Lohnsteuersatz von 3% der Steuereinnahmen aufgelegt.
Das würde ich zunächst einmal verfeinern wollen und eben 100 Gruppierungen a 1%, also Perzentile berücksichtigen.
Ich glaube, dass das ein sehr guter Ansatz ist, um die Umverteilung bzgl. der Lohnsteuerlast anzugehen.
Begleitend müssen natürlich Dinge wie Mehrwertsteuer und andere Dinge massiv angefasst werden, aber nun bin ich erst einmal auf weiteren Input gespannt.
Sehr gute Idee.
Mein Vorschlag wäre die Vermögenssteuer und eine Deckelung der Einkommen, z.B. beim Zehnfachen des Durchschnittsverdienstes.
Oder Firmenmanagergehälter werden beim Zehnfachen des geringsten Verdienstes in der Firma gedeckelt (einschließlich Leiharbeiter).
Deine Idee kann man super integrieren:
Deckelung der Gehälter gemäß Vorschlag lässt sich dem Ansatz einfach hinzufügen.
Die Vermögenssteuer lässt sich mMn sogar nach „meinem“ (das wird doch schon jemand mal irgendwo aufgestellt haben?!) Konzept realisieren.
Bei der Erbschaftssteuer ließe sich das eingangs erwähnte Konzept jedoch meiner Meinung nach komplett anwenden.
Ob dann Vermögensdezentile gebildet werden oder die Aufteilung gemäß Einkommensdezentile erfolgen soll, wäre eine Diskussion wert.
So oder so müssen die Definitionen und Behandlung von Vermögen und Einkommen natürlich ebenfalls angefasst werden, um nicht Schlupflöcher ohne Ende zu ermöglichen.
Für Einkommen ist das leicht: Keine Unterscheidung von Geldern, die eingenommen werden (z.B. Kapitalerträge). Alles Eingehende erhält den gleichen Einkommenssteuersatz.
Zu der Vermögenssteuer würde ich folgende Vorschläge machen:
Jährlich sollte ermittelt werden, welches Vermögen notwendig ist, um Zinsbeträge in Höhe von dem Durchschnittseinkommen in Deutschland zu generieren: Diese Vermögenshöhe ist der Betrag, der ohne Vermögenssteuer auskommt.
Wie die Vermögen darüber vernünftig besteuert werden könnten, fällt mir nicht ein.
Der beschriebene Freibetrag hätte den Vorteil, dass alle profitieren, wenn die Ungleichheit abnimmt.
Der Freibetrag steigt, die durchschnittlichen Gehälter steigen. WinWin.
Wichtig wäre auch eine Erbscgaftssteuer, die den Namen verdient. Geene mit höheren Freibeträgen und Firmenbestandsschutz.
Aber es kann nicht sein, dass auch durch Vererbung die Unterschiede immer größer werden.
Nein, das ergibt sich ja schon aus dem ersten post, dass das nicht das Ziel ist, sondern eine gerechtere Verteilung der Lasten ebn nach Einkommen.
Das mit der Deckelung gefällt mir.
Bei der Bemessung der Vermögenssteuer hätte ich als Nachfrage, welcher Zins die als Basis dienen soll. Leitzins? Bankzinsen? Oder durchschnittliche Renditeerwartung der DAX Firmen? Aller Firmen?
Ich persönlich denke, man kann sowohl auf Vermögens- als auch auf die Erbschaftsteuer verzichten, wenn man wirklich alles was rein kommt (also auch Sachwerte) der Einkommenssteuer unterwirft.
Heißt z.B. beim Haus: der Wert des Hauses wird zum Zeitpunkt der Vererbung/Schenkung ermittelt und der auf das zu versteuernde Jahreseinkommen drauf gepackt.
Die dann gestiegene Steuerlast kann dann wegen mir auch in einem Abzahlungsplan aif mehrere Jahre (ich würde vorschlagen max 10) verteilt werden.
Ähnlich beim Vererben von anderen Sachwerten (z.B. Firmen/Kunst u.s.w.) während bei Kapital (auch Aktien oder Fonds) die Summe „sofort“ fällig wird, da man da im Zweifel Aktien verkaufen kann.
Damit könnte man glaube ich sogar die „Familienstiftungen“ abgreifen, da ja auch dort der Besitz weiter gegeben wird.
Einzige Ausnahme die ich machen würde, wäre wenn der Sachwert der Allgemeinheit zur Verfügung steht oder gestellt wird (z.B. ein eigentliches Privatgrundstück auf dem ein frei zugänglicher Sportverein zu Hause ist)
Das mag jetzt nach einem KO Kriterium klingen, aber das wird einfach nicht funktionieren, weil selbst in den Tariflöhnen und den mittleren Führungsebenen schon diese Unterschiede bestehen. Das liegt einfach und allein an der Produktivität die der einzelne Mitarbeiter einbringt.
Wer soll diesen Bürokratischen Aufwand denn leisten? Daran ist schon die Neugestaltung der Grundsteuer gescheitert.
Das würde ich voll unterstützen.
Neben meinen Kommentaren, möchte ich doch einmal kurz die Fakten zusammenführen:
Die Arbeit wird in Deutschland sehr hoch besteuert
Die Sozialabgaben auf Arbeit sind in Deutschland extrem hoch
Kapital ist im weiltweiten Vergleich sehr niedrig besteuert.
Daraus folgt, dass Lohn-und Gehaltunterschiede in Ordnung sind, weil diese oft der Produktivität des Arbeitnehmers entsprechen. Sozialabgaben sollten und müssen meines erachtens auch mehr von der Arbeit entkoppelt werden, da wir auch langsam dazu kommen, dass sehr viele Tarifangestellte in der Beitragsbemessung sind. D.h. die Einzahlungen übersteigen die Auszahlungen häufig. Da es sich um Versicherungen handelt, dürfen sehr wohl Risikoabgaben einberechnet werden, aber mehr auch nicht. Sozialversicherungen sind nicht zu Umverteilung gedacht. Dafür gibt es Steuern!
Kapital hingegegen ist niedrig besteuert und sollte mindestens der Steuerklasse 3 der Einkommenssteuer angeglichen werden.
Ich finde den Ansatz, dass man Umverteilung an genau einem Punkt berücksichtigt, aber dann richtig, für wesentlich sinnvoller. Ich denke, dass das transparenter und einfacher ist und daher in der Praxis vermutlich auch fairer.
Hier ein vereinfachtes Beispiel: Angenommen wir wollen Einkommen vor Verteilungsaspekten von 0 bis 4000 Euro im Monat betrachten. Dann könnte man das zum Beispiel auf folgende zwei Weisen machen:
Jeder zahlt 50% Steuern. Gleichzeitig gibt es ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1000 Euro für jeden.
Jeder zahlt 25% Steuern. Außerdem gibt es einen einkommensabhängigen Zuschuss. Bei 0€ Einkommen bekommt man 1000€ Zuschuss und bei 4000€ gibt es keinen Zuschuss, dazwischen verhält sich der Zuschuss linear (also bei einem Einkommen von x gibt es (4000€-x)/4 Zuschuss).
Welche dieser beiden Varianten ist besser?
Intuitiv klingt der zweite Ansatz sozialer. In beiden Varianten sind die Steuern ein fester Prozentsatz, also weder regressiv noch progressiv. In der zweiten Variante ist der Zuschuss aber einkommensabhängig.
Tatsächlich sind beide Varianten äquivalent (beides beschreibt eine lineare Funktion f mit f(0)=1000 und f(4000)=3000).
Ich halte die erste Variante aus zwei Gründen für besser:
Transparenz des Grenzabgabensatzes: In der ersten Variante ist klar, dass 50% des zusätzlich verdienten Einkommens Abgaben sind (bzw. Transferleistungen reduzieren). In der zweiten Formulierung ist das nicht offensichtlich und muss erst ausgerechnet werden.
Gewährleistung von Monotie: Die erste Variante stellt sicher, dass für die Gesamtverteilungsfunktion f für Einkommen x > y auch f(x) >= f(y) gilt (also wer mehr verdient, behält auch mindestens so viel wie jemand der weniger verdient). Diese Eigenschaft nicht zu erfüllen ist ein Bug im System. In der ersten Variante ist klar, dass die Verletzung dieser Eigenschaft unmöglich ist. Bei der zweiten Variante muss man das nachrechnen. Wenn man das für alle Transferleistungen macht, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Monotonieeigenschaft verletzt wird.
Laut den Daten der Bundeszentrale für politische Bildung (stand 2018) wird das bereits so gehandhabt, mit einer Ausgabe. Das oberste Dezentil zahlt wesentlich mehr Steuern als laut deiner Rechnung angemessen wäre.
Soviel zur Behauptung aus einem anderen Thread, es gäbe nur eine Umverteilung von unten nach oben.
Bau die Sozialversicherung noch in deinen Vorschlag ein.
Dann relativieren sich auch die 55% des obersten 10tels.
Und ja, die würden dann weniger Einkommensteuer zahlen.
Das relativiert sich aber durch Vermögens-, Erbschafts-/Schenkungs- und Kapitalertragssteuer.
In wie fern unterscheidet sich das von unserem jetzigen progressiven Steuersatz? Wer mehr verdient, zahlt ja jetzt schon nicht nur prozentual mehr, sondern mit steigendem Einkommen steigt auch der Steuersatz.
Wie hoch wäre denn dein Steuersatz bei 40.000€, 50.000€, 60.000€, 70.000€, 80.000€, 90.000€, 100.000€, 150.000€?
Das war die Antwort auf deine Frage ob gleiches Nettoeinkommen aller das Ziel sei.
Lies den ersten Post ^^
Der Steuersatz ergibt sich aus dem „prozentil“ in dem man liegt.
Ich hab das nur in so fern erweitert, dass ich alles was eine Person an Geld und Sachwerten bekommt in die Einkommenssteuer verschieben würde. Bei einmaligen Sachen wie Schenkung Erbe ohne Veränderung des „prozentils“. Wenn sich aus dem Erbe/der Schenkung dann neues dauerhaftes Einkommen (Zinsen/Rendite) ggfls. mit Änderung des Prozentils.
Es geht aber ja nicht um das Einkommensteueraufkommen sondern um das Einkommen.
Wenn man dann zusätzlich alles als Einkommen betrachtet denke ich, werden die Summen unter dem Strich sicher größer als bei 55% Einkommensteueraufkommen jetzt an das Finanzamt gehen.
Nein, diese Werte müssen einzeln erhoben und bewertet werden. Wie gesagt, dass ist der Hauptgrund warum die Grundsteuerreform, welche auf Grund und Boden und Gebäudebewertung gescheitert ist.
Wenn ich mich Recht erinnere wären die Kosten für die jährliche Erhebung bei ca. 65% der Einnahmen gewesen…
Die Grundstücke sind doch wohl Teil des Vermögens, was ermittelt werden soll. Ähnlich wie z.B. Kunstobjekte, Sachwerte wie Oldtimer usw. Ohne diese Ermittlung ist eine Vermögenssteuererhebung kaum möglich.
Wenn du diese nicht zur Ermittlung des Vermögens ansetzen möchtest, sondern nur leicht ermittelbare Werte, wie Geldvermögen, Aktien usw. wird das Vermögensbild sehr ungleich.
Ich bin mir nich sicher, ob ich dich wirklich verstehe. Was bedeutet „ein Lohnsteuersatz von 23% der notwendigen Steuereinnahmen“? Haben die oberen 10% damit einen Lohnsteuersatz von 23%?
Oder soll diese Gruppe 23% der notwendigen Steuereinnahmen aufbringen?