Zu dem Themenbereich (etwas weiter gefasst) gibt hier aus dem letzten Jahr noch eine Diskussion. Dazu habe ich damals etwas geschrieben, was ich hier auch gerne anbringe: Strommarkt wieder verstaatlichen? - #11 von BamChiller
Die beiden zentralen Absätze auch noch mal hier "Das bringt mich zu einem zentralen Punkt, der bei Strom sehr gut umgesetzt wurde. Die Regulierung der Netze ist da wesentlich besser gelöst worden. Die Netzbetreiber müssen ihr Netz so gut in Schuss halten, sonst gibt es weniger Geld. Dazu gibt es eine Anschlusspflicht, ich muss Haushalte also an das Netz anschließen und kann sie nicht einfach außen vor lassen. Das müsste man sich mal im Bahnnetz vorstellen, dass es eine Vorschrift gibt, dass es einen Ort gibt, der ein Netz bekommen muss und wenn er Bahn fahren will, dann auch ein Zug dahin fahren muss (klar ist das etwas vereinfacht, aber zeigt, dass es Lösungen für Probleme gibt, die auch einen privaten Betrieb nicht zu schlecht machen). Grundsätzlich kann das alles aber auch der Staat machen, nur finde ich gerade im Stromnetz die aktuelle Lösung für Verbrauchende wesentlich besser gelöst. Klar dürfen die privaten Betreiber (Verteilnetze sind auch ein Haufen Stadtwerke Gewinne machen, aber selbst da sind wiederum die Eigenkapitalzinsen vorgegeben, die Regulierung greift also bei Netzen sehr weit ein).
Zur Verstaatlichung der Erzeugungsseite. Das sehe ich aktuell ebenfalls kritisch, weil der Staat leider oft genug zeigt, dass er sobald er selber direkt verantwortlich ist, nicht schnell genug handelt. Ein super Beispiel ist der Kohleausstieg und die Verflechtung von Kommunen und RWE in NRW. Das ist kein Geheimnis, dass dort viel mehr Zeit als notwendig verstrichen ist und der Ausstieg viel später angesetzt wurde, weil die Kommunen finanziell davon profitiert haben und sich selber ungerne ins eigene Fleisch schneiden. Hier sehe ich den Vorteil, dass der Staat außen vor ist und die Regeln frei von seinen Verflechtungen setzen könnte. Insofern ist die Erzeugung für mich eher vergleichbar mit z.B. dem Automobilbau, wo der Staat gerade weil er Beteiligungen hat eher als Bremser auftritt denn als „Möglichmacher“ des notwendigen Wandels."
Ergänzend noch zur konkreten Frage. Was aus meiner Sicht stimmt, ist die Tatsache, dass in Deutschland das Unbundling besser umgesetzt werden könnte. Die Entflechtung von Markt und natürlichem Monopol könnte klarer getrennt sein. Also wirklich so, dass man keine Anteile an Netzen mehr haben darf. Das Problem hier ist nur, dass so vielen Stadtwerken dann der Netzbetrieb genommen wird (und das kommt politisch auch nicht so gut an in den Kommunen). Aus obigen Grund sehe ich die aktuelle Form der Regulierung aber Vorteilhaft gegenüber einer kompletten Verstaatlichung.
Kritischer dürfte es ggf. auf dem Erzeugungsmarkt werden. Hier hat das Kartellamt zuletzt erstmalig festgestellt, dass RWE eine marktbeherrschende Stellung haben könnte. Nicht aber allein wegen dem hohen Marktanteil, sondern weil es zu oft Zeitpunkte gibt, an denen es ohne RWE gar nicht mehr ginge. Das macht einen Unterschied, weil man RWE eventuell nicht komplett zerschlagen müsste, sondern er reicht gewisse Kraftwerkskapazitäten herauszulösen. Da hat aus meiner Sicht auch die Aufsicht bei der Genehmigung des Deals gepennt. Hier wären entsprechende Auflagen möglich gewesen, nach dem Motte ihr könnte das gerne machen, aber dann müsst ihr die Kraftwerke X, Y, und Z an andere Konkurrenzen verkaufen.