Gaspreis wird steigen?

Mal andersherum betrachtet:
Falls du recht hast - was ich deutlich infrage stelle -
Falls du recht hast, wäre es ja ganz besonders notwendig, Gasheizungen zu verbieten, zum Klimaschutz.

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Nur interessehalber und vielleicht auch eher etwas für einen neuen Thread.
Welche Indikatoren würden denn für die These sprechen, dass in Deutschland eher Marktwirtschaft als Planwirtschaft vorherrscht?

53% Staatsquote und solche marktignorierenden Regelungen sind für mich dann doch eher ein starkes Indiz gegen die These von Marktwirtschaft.

Bisher und weiterhin hat der Staat Verschmutzungszertifikate kostenlos ausgestellt. Dass niemand inexistente Kosten einpreist, ist kein Marktversagen. Positivbeispiel USA: Wer Co2 emittiert, muss Co2-Zertifikate erwerben. Wer Co2 aus der Atmosphäre holt, bekommt Co2-Zertifikate (die er dann verkaufen kann).
In Deutschland gibt es nur das erste - und entsprechend kaum Forschung oder Startupkultur von Co2-Einfangenden Biologien/Technologien.

Diese These eines ungebildeten, unmündigen Bürgers hat Habeck ja auch formuliert. Und da gehe ich nicht mit.

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Aus ökologischen Gründen sicherlich - aber das war hier nicht der Punkt.
Die These war, dass Gasheizungen ökonomisch keinen Sinn ergeben - und das ist einfach unwahr oder könnte sich als unwahr herausstellen.
Ökologische Zwänge mit sich im Nachhinein als ökonomische Lügen herausstellend zu propagieren ist keine kluge Strategie.

Die eleganteste Lösung ist doch ganz Einfach: Den Co2-Preis so hoch setzen, dass die Waage nicht nur minimal, sondern massiv in Richtung Stromlösung kippt. Dann gibt es zwar Bürgerkriegsähnliche Zustände für ein paar Monate, aber das muss man dann aushalten. Nach dieser Bereinigungsphase - in der es unter gar keinen Umständen irgendwelche Bailouts geben darf - ist dann ein neues ökologischeres Equilibrium geschafft.
Ich hatte vor kurzem schon einmal die Idee einer massiven Stromleitungsausbauinitiative vorgestellt, ähnlich aggressiv sollte dies auch sein.

Da bin ich mir gar nicht so sicher. Habeck Vorstoß hat halt (unnötige) Panik ausgelöst. Die Leute haben die aktuelle Verfügbarkeit von Wärmepumpen gesehen und welch große Investitionen sie das möglicherweise kosten würde und sich für die sichere Option in Hinblick auf die schnelle Realisierbarkeit entschieden. Ohne dieses defacto Verbot hätten viele Bürger sich vermutlich geplanter entschieden.

Das ist völlig natürlich und wäre nicht passiert wenn das Verbot von Heizungen, die nicht mit mind. 65 % EE laufen (also ein faktisches Verbot für Öl- und Gasheizungen), nicht so überhastet strukturiert gewesen wäre.

Vor dem Verbot hätte es zwingend eine kommunale Wärmeplanung erfordert. Hausbesitzer müssen wissen, ob absehbar in ihrer Straße ein Nah- oder Fernwärmenetz geplant und realisierbar ist, bevor sie sich für eine langfristige Investition entscheiden.

Nun aber haben die Kommunen für diese Planungen bis mindestens 2025 Zeit, während schon ab 2024 die Immobilienbesitzer die Entscheidung treffen müssen. Das erscheint mir hochgradig planlos.

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Ökonomie sagt Grundsätzlich selten „die Wahrheit“ das ist keine Naturwissenschaft und alles basiert auf annahmen, Schätzungen und Prognosen.
Und unter der Annahme eines stetig stark steigenden Gaspreises und einer stärkeren Einpreisung der negativen Folgen von C02 ausstoß lohnen sich Gas Heizungen nicht.

Ich finde es ehrlich gesagt schädigend für den Diskurs Habeck der Lüge zu besichtigen. Das wäre nur richtig wenn Habeck unter seinen Annahmen dazu kommt das sich Gasheizungen lohnen, aber dann allen erzählt sie würden sich nicht lohnen.

Ich denke gewinnbringende Diskurse kommen zustande, wenn man zusammen über die Annahmen spricht aus der sich Prognosen ergeben. Und warum die zugrundlingenden Annahmen nicht dieselben sind.

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2 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Marktwirtschaft versus Planwirtschaft

Nur war das alles kein Vorstoß von Habeck, sondern irgendein Insider hat den Gesetzesentwurf einfach geleakt.
Vermutlich, damit genau das passiert, was du beschrieben hast

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Es ist kein Heizungsverbot.

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Ja da hast du Recht. Nur hätte Habeck den Weitblick haben können, dieses Szenario vorherzusehen. Und er hätte dann eben die Fristen entsprechend anpassen können, dass eben keine Panik ausbricht. Aber das ist vergossene Milch.

Es wäre halt nur schön wenn die, die Menschen nun schelten, das auch im Hinterkopf behalten würden.

Du hast Recht. Da habe ich unbedacht formuliert. Ich habe den Beitrag entsprechend editiert und den Fehler behoben.

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Ich glaube, das hätte nichts verändert.

Meiner Meinung nach wäre ein guter Zeitpunkt, um mit den Plänen an die Öffentlichkeit zu gehen, im letzten Winter gewesen. Da war noch jeder der Meinung, dass wir ganz schnell mit etwas anderem heizen müssen, als mit Gas. Aber wahrscheinlich waren die Pläne zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgereift genug.

Also wäre die andere Möglichkeit, die Leute mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen zu stellen, damit keine Zeit mehr für dumme Entscheidungen bleibt (Run auf Gasheizungen)

Das mag so sein. Aber meinst du nicht, die Bürger wären viel entspannter gewesen wenn die Kommunen einen klaren Plan vorgestellt hätten, welche Gebiete in naher Zukunft per Fernwärme oder Nahwärme angeschlossen werden sollen? Möglicherweise hätte das neue Gesetz damit in Städten kaum Auswirkungen auf die Bürger gehabt. Die öffentliche Hand hätte einfach in Siedlungen 3-4 große Sole-Wärmepumpen (wäre Industriestandard möglich?) aufgestellt und dann ein Nahwärme-Rohrleitungsnetz von wenigen 100m aufgebaut. Die Bürger hätten sich nur anschließen lassen müssen.

Wenn ich weiß, dass das in 3 Jahren kommt, dann erneuere ich nicht noch schnell meine Gasheizung. Und mir erscheint in den meisten Fällen eine zentrale hoch-skalierte Infrastruktur als weit effizienter in Installation, Wartung und Betrieb als kleine, dezentrale Einheiten (Ausnahmen möglich - Südschweden braucht bei einer gefühlten Siedlungsdichte von 1 Haus alle 500 m sicher dezentrale Lösungen).

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Ja gut, das kann natürlich sein.
Auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass alle Kommunen zufrieden stellende Pläne haben oder in absehbarer Zeit vorstellen können.
Jetzt ist es aber wahrscheinlich leider eh zu spät für ein geordnetes Vorgehen und Informieren :grimacing:

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Gibt es eigentlich keine langfristigen Prognosen ±x wie sich der Gaspreis unter der CO2 Abgabe entwickeln wird und ab wann Wärmepumpen mit und ohne eigene Photovoltaik einfach rentabler wären. Ich habe mal gesucht. Aber über die Betriebszeit einer Wärempumpe von 15-20 Jahren also 2038-2042 habe ich nichts gefunden.

Liest eigentlich keiner die bisherigen Beiträge hier? Die CO2-Bepreisung wird nicht auf ewig so nebensächlich bleiben, wie sie es jetzt ist!

EU-weit werden bis 2027 Öl und Gas in den Zertifikatshandel einbezogen - und zwar ab 2030 ohne Deckelung. Bisher ist der CO2-Preis eine rein willkürliche Festlegung einzelner Länder und eher eine homöopathische Maßnahme - weil es keinerlei Druck gibt, ihn höher anzusetzen. Das ändert sich, wenn plötzlich der kleine deutsche EFH-Besitzer mit seiner vor 10 Jahren im Vertrauen auf die Prognose dauerhaft günstiger Gaspreise, die er von @elfriede hier im Forum gelesen hat, angeschafften Gasheizung in Konkurrenz zu milliardenschweren Wirtschaftsunternehmen steht und sich mit denen um CO2-Zertifikate streiten darf.

Wer, glaubst du, hat dabei den längeren finanziellen Atem? Der EFH-Besitzer oder das Unternehmen, das vor 10 Jahren ähnlich dachte und die Dekarbonisierung seiner Produktion auf die lange Bank geschoben hat?

Im Grunde ist der Einbau einer neuen Gasheizung jetzt eine Wette darauf, dass die Industrie effizient, konsequent und schnell ihre Dekarbonisierung durchzieht. Ich finde das ne kühne Wette, wenngleich ich nun in der paradoxen Situation bin, dass ich jedem, der sie eingeht, die Daumen drücken muss, dass sie aufgeht :wink:

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Eben weil kein Mensch davon weiß kommt es zu solchen Berechnungen wie von Elfriede. Ich würde das mal Habeck genauso wie Lindner anlasten. Wobei du auch eine Vorhersage machst. Die SPD ist da schon ein Risikofaktor, nicht nur die anderen Konservativen.
Gut wäre es doch, wenn Lindner sich festlegt, dass ab 2025 der CO2 Preis lenkt, mit einer Untergrenze von 600 Euro. Elfriede und co wüssten dann woran sie sind.

So könnte eine Lösung aussehen. Kenne kleinere Städte die bringen das hin. In meiner Kleinstadt wird nur darüber diskutiert ob bestehende Leitungsnetze abgeschaltet werden können, weil im Moment kein Geld damit verdient werden kann. Denen fehlt jegliches Fachwissen.

Unternehmen decken sich vermutlich spätestens jetzt mit Zertifikaten ein. Kann mensch die privat eigentlich auch kaufen?

Wer von einer Deindustrialisierung Europas ausgeht, geht auch von sinkender Nachfrage von Industriegasnachfrage aus. Statt einer effizienten Industrie ist die Annahme eher eine einexistente Industrie. Die Folge ist aber die gleiche: Kaum Gasverbrauch durch Industriekunden.
Der Co2-Preis könnte also (und wieder: inflationsbereinigt!) nach 2030 sogar sinken, sofern die EU beziehungsweise ihre Regelung wirklich soweit kommt.
Somit ist meine Annahme, dass die gasintensiven Industriekunden eher aufgeben als die Häuslebesitzer. So beispielsweise Bäckereien.

Nur im positiven oder auch im negativen? Sprich bekommt man auch 600€, wenn man eine Tonne aus der Atmosphäre entfernt?

Da ab 2026 und 2034 schon die EU mittels CBAM die Co2-Preise für Düngemittel, Stahl, Aluminium, Zement und Wasserstoff angleicht, wäre ein nationaler Co2-Preis ein weiterer Schritt für Wege aus Deutschland heraus. Denn warum sollte man in Deutschland den massiv höheren Co2-Preis für dasselbe Gut bei offenen Grenzen zum Ausland akzeptieren?

Ein nationaler Co2-Preis von 600€ nur im positiven würde also Deutschland weiter deindustrialisieren.
Ein nationaler Co2-Preis von 600€ im positiven wie negativen würde Deutschland von den klassischen Industrien deindustralisieren, aber es würden auf Kosten des Steuerzahlers Industrien kommen, die unter Einsatz von im EU-Ausland gekauften Materialien über Deutschland die Luft von Co2-befreien, um vom Staat die Co2-Entferungsprämien zu bekommen. Dann wäre Deutschland sehr schnell netto-Co2-negativ. Und extremst pleite.

Ich denke die Mehrheit glaubt das einfach nicht. Mit dem selben Argument wollte ich 2021 meine Frau vom Kauf eines Elektroautos überzeugen (Diesel und Benzin werden auf Dauer zu teuer). Sie hat mich damals ausgelacht und meinte, der Staat würde das nie zulassen.

Ein Jahr später war dann der russische Angriffskrieg, die Treibstoffe wurden teuer und daraufhin haben wir die Steuern gesenkt und bauen neue LNG Terminals.

Bevor sich in Deutschland die Hälfte der Menschen das Heizen nicht mehr leisten kann, wird Deutschland (EU hin oder her) die Steuern auf Heizstoffe senken.

Das belastet mich zwar, aber die Realität ist halt einfach belastend…

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Es kommt drauf an wen du fragst :wink:. Letztlich hängt es vor allem vom CO2-Preis ab und wie stark er durchgezogen wird. An sich ist es auch schwer die Preisentwicklung bis 2045 zu bestimmen (daher sollte man sich die Sensitivität der jeweiligen Berechnungen auf jeden Fall anschauen). Letztlich sind aber zwei wesentliche Einflussgrößen genannt worden.

Der reine Gaspreis dürfte zurückgehen, wenn wir die Klimaziele wirklich erreichen. Das sehen auch z.B. die Szenarien (Achtung: keine Prognosen) der IEA im World Energy Outlook so (https://www.iea.org/reports/world-energy-outlook-2022 S.371 nach Regionen).

Der CO2-Preis als zweite Komponente käme da noch hinzu. In Industrieländern ist der auf durchschnittlich 250$/Tonne im Net Zero Emissions Szenario gesetzt worden (S. 115). Bei einem CO2-Faktor für die kWh Gas von 0,2kg macht das die kWh (angenommen Wechselkurs der Einfachheit halber 1:1) um 5 ct teurer.

Daran sieht man aber auch recht schnell, dass im Fall einer wirklichen Klimapolitik der CO2-Preis einen großen Anteil haben wird. Hier also nur auf die aktuelle Preisentwicklung von Erdgas zu schauen ist zu kurzfristig gedacht oder eben reine Spekulation, dass der nicht stark steigen wird. Hier hat aber @Slartie schon gute Argumente gebracht wieso das eine schlechte Wette sein könnte.