Speziell der Punkt Sicherheitsgarantien für die Ukraine wird für jegliche Verhandlungen entscheidend sein.
Vor allem, wer diese Garantien, ggf auch in Form von Friedenstruppen, glaubhaft geben kann.
Russland? Wäre wohl extrem paradox
die NATO oder NATO- Staaten? Käme quasi einem NATO- Beitritt gleich, würde Russland sich kaum drauf einlassen.
China? Aufgrund der Nähe zu Russland eher suboptimal.
Indien? Welches Interesse hätten die daran? Auch hinsichtlich der Beziehungen zu Russland.
Also welches Land/Länder könnte sonst eine Friedenstruppe stellen, die Russland glaubhaft von erneuten Aggressionen abhalten kann?
Ich finde das große Problem in so einem Szenario wäre auch noch zu garantieren, dass die Friendenstruppen dort auch bleiben. Sonst setzt Russland einfach darauf, dass man die dort mit genug Propaganda schon raus bekommt. Man müsste das also in nationale Gesetze gießen, die absurd hohe Vertragsstrafen mit sich ziehen, sollte zB. Deutschland sein Commitment aufgeben wollen, damit selbst eine AfD Regierung sagen würde „Wir wollen damit nichts am Hut haben, aber es lohnt sich nicht unsere Truppen da abzuziehen“.
Kann mir aber kaum vorstellen, dass eine Regierung den Mumm dazu haben sowas umzusetzen.
Mal ganz davon zu schweigen, dass obwohl Putin damit seine Maximalziele verfehlen würde, das Signal nach außen trotzdem wäre, dass Eroberungskriege sich wieder lohnen können.
Ich finde es etwas müßig, dass wir uns Verhandlungslösungen ausdenken sollen, die andere fordern, aber nicht beschreiben. Ich glaube, das geht auch am Problem vorbei. Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft Verhandlungen ausschließt oder der Ukraine verbietet, eine Verhandlungslösung anzustreben (auch wenn die Lüge ja gerne verbreitet wird).
Das Problem ist, dass die „Verhandlungen statt Waffen“ Fraktion sich nicht traut ihre Forderung, die Ukraine solle bedingungslos kapitulieren, auszusprechen. Denn darauf läuft es hinaus wenn man keine Waffen liefert.
Das nicht anzuerkennen ist einfach eine Realitätsverweigerung, die man nicht mitspielen sollte.
Genau das wäre ja die subtile Aussage, die hinter den „Friedensforderungen“ einer Frau Wagenknecht, einer AfD oder auch einiger Friedensbefürworter steckt.
Das es damit aber keinen Frieden gibt, sondern das nur den Anreiz für neue Kriege liefert, wird gern ausgeblendet.
Das Thema ergab sich ja aus dem Thread zum Barley-Interview.
Interessant wäre tatsächlich mal realistische Vorschläge und Ideen eines renommierten Friedensforschers zu hören, der nicht in den obigen naiven und kurzsichtigen Friedenspopulismus einstimmt, sondern sich tiefere Gedanken gemacht hat.
Wir können den Thread hier auch gerne zeitnah schließen, falls es keine neuen Ansätze gibt. @ThomasAnderson das war schon ein guter Schlusspunkt.
Exakt das ist die Position der offenbar sehr russlandtreuen Friedensbewegung. Da wird aus purem Egoismus über das angegriffene Land hinweg entschieden dieses zu opfern. Länger wird der russische fanatische Wahnsinn nämlich nicht Ruhe geben, da auch die russische Bevölkerung in großen Teilen dieses Morden unterstützt.
…
Danke an @ped für die Beschreibung eines Szenarios, das zumindest aufzeigt, dass es diverse „Knackpunkte“ gibt, die selbst wenn so Friedenslösung einmal entwickelt wurde, zumindest eine hohe Gefahrt bergen, dass diese nicht lange hält. Dazu möchte ich noch zwei Punkte ergänzen:
Russland hat (neben der Krim und Sewastopol) die vier ukrainischen Oblaste Kherson, Zaporischschja, Donezk und Luhansk vollständig annektiert - inklusive Gebieten, die durchgängig von der Ukraine kontrolliert wurden. Zugleich darf Russland laut seiner Verfassung kein Staatsgebiet aufgeben oder abtreten. Rechtlich gesehen ist die Eroberung weiterer Gebiete in der Ukraine also sogar in der Verfassung festgeschrieben.
Russland hat 2015 noch während der Verhandlungen zu Minsk II eine Offensive gefahren, um eine strategisch wichtige Stadt im Donbas einzunehmen. Das verstieß sowohl gegen Minsk I als auch gegen Minsk II. Wer immer Friedenstruppen an die russisch-ukrainische Grenze entsendet, muss als mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es dort tatsächlich zu Kämpfen kommt, was die Motivation unter den möglichen Friedenskräften deutlich senken dürfte.
Abgesehen davon stimme ich @ThomasAnderson völlig zu, dass diejenigen, die immer fordern, dass „Friedenspositionen“ mehr Gehör bekommen sollen (etwa auch in der Lage), mal selber Vorschläge für solche Positionen machen (oder für Leute, die diese Positionen vertreten), aber eben unter der Bedingung, dass diese Positionen sich auch mit den hier ausreichend skizzierten Problemlagen auseinandersetzen und nicht bei Floskeln wie „ich will aber keinen Krieg“ oder „Krieg ist immer nur böse“ stehenbleiben.
In diesem Sinne gerne diesen Thread schließen und bei Bedarf einen neuen eröffnen, wenn es konkrete Vorschläge gibt, die dem Titel dieses Threads gerecht werden.