Was denkt ihr wie groß der Effekt des Wegfalls von Einschränkungen für die Akzeptanz von AZ ist? Ich denke viele ü60 werden lieber noch ein-zwei Wochen auf mRNA warten und dann in spätestens 6 Wochen durch sein als mit AZ bis zu 3 Monate auf die Zweitimpfung zu warten. Dies erscheint mir insbesondere absurd, da AZ nach der Erstimmunisierung eine ähnliche Wirksamkeit aufweist wie das J&J Vakzin.
Die einzige Möglichkeit diesen Effekt zu verhindern wäre meiner Meinung nach die Einschränkungen 2 Wochen nach der ersten Impfung (egal mit welchem Vakzin) aufzuheben. Seht ihr andere Möglichkeiten?
Das wird dazu führen, dass ab Anfang Mai sich nur noch Menschen für eine AZ-Impfung entscheiden, die tatsächlich große Angst vor einer Infektion haben und daher schnellstmöglich eine Impfung möchten. Die übergroße Mehrheit in den verbleibenden Priogruppen hat meiner Meinung aber hauptsächlich ein Interesse am Impfstatus und den damit verbundenen Privilegien. Sprich, die wollen im August in den Urlaub, und für dieses Ziel kommt ab nächster Woche AZ nicht mehr in Frage.
Dazu kommt, dass AZ ja auch objektiv der schlechtere Impfstoff ist. Es gibt also überhaupt keinen Anreiz, sich für AZ zu entscheiden, wenn man in den nächsten 6-12 Wochen auch einen Termin für einen anderen Impfstoff erhalten könnte.
Einen Vorschlag in dieser Richtung wäre mit digitalen Impfnachweisen fast schon trivial umzusetzen: Man erhält den Status „vollständig geimpft“ zwei Wochen nach der Erstimpfung. Wenn dann in den nächsten zwölf Wochen keine Zweitimpfung erfolgt, verfällt der Status wieder und man gilt als ungeimpft. Wird wohl in einigen Ländern (USA?) schon gemacht, ich finde aber aktuell die Quelle dazu nicht.
Hierzulande habe ich das aber in der Diskussion noch nie gehört. Man beharrt weiterhin auf Zweitimpfung + zwei Wochen. Interessant wird es aber, wenn erstmals wirkliche Privilegien verteilt werden und jemand mit J&J von Beschränkungen ausgenommen wird, die für einen gleichzeitig mit AZ Geimpften noch drei Monate weiter gelten, trotz vergleichbarer Immunisierung. Das ist in meinen Augen dann ein Fall für die Gerichte.
Also meine Eltern wurden letzte Woche als Ü60 mit AZ geimpft. Ich habe mit ihnen kurz danach gesprochen, und ihr Arzt hat ihnen einen Termin zur Zweitimpfung in 3-4 Wochen in Aussicht gestellt.
Das macht auch hochgradig Sinn: die Zweitimpfung nach 12 Wochen bezog sich vor allem auf die Zweitimpfung der U60 mit mRNA-Impfstoffen. Die sind rar, werden anderweitig für Erstimpfungen dringend gebraucht und sind auch in 12 Wochen noch gefragt. Wenn du aber Ü60 bist, kann auch gemäß Empfehlung mit AZ zweitgeimpft werden, und das ist absehbar in immer größerer Menge verfügbar, je mehr der Ü60er geimpft sind.
Die Impfung von U60 mit AZ „auf eigenes Risiko“ ist meiner Beobachtung zufolge jedenfalls eher eine theoretische Option - wenn du nen Arzt zum Freund hast, der dir zuliebe die zeitliche Belastung einer umfangreichen Impfaufklärung auf sich nimmt, mag das gehen, aber die sonstigen Hausärzte können nicht im 5-Minuten-Takt impfen und noch die normalen Patienten versorgen und dann noch reihenweise lange Risikoaufklärungen für U60 mit AZ-Wunsch unterbringen. Und so lange das so bleibt - mit steigender Impfstoffmenge wird das der Fall sein bzw. sich sogar noch verschärfen - ist davon auszugehen dass die Ü60er kein Problem haben werden, frühzeitig an eine zweite Dosis AZ zur Komplettierung ihres Impfschutzes zu kommen.
In manchen Städten wurde AZ jetzt ja schon für alle freigegeben (zumindest laut Twitter ) oder das zumindest in Aussicht gestellt, wohl zumindest teilweise, weil viele Ältere kein AZ wollen und lieber auf Biontech warten. Statt dass der Impfstoff unbenutzt rumliegt, oder sogar entsorgt werden muss, soll er auch an jüngere verimpft werden. So weit, so sinnvoll.
Ich finde es aber erschreckend, dass jetzt scheinbar viele Ältere, die tendenziell ein höheres Risiko für einen gefährlichen Coronaverlauf und ein geringeres Risiko für Impfnebenwirkungen haben, AZ verschmähen, während Jüngere, die ein höheres Risiko für Nebenwirkungen bei AZ und ein (im Vergleich zu den Älteren) geringeres Coronaschädenrisiko haben, jetzt diesen Impfstoff nehmen.
Natürlich ist jede geimpfte Person gut und richtig und alles besser als die Impfungen wegzuschmeißen, aber eigentlich sollte Biontech doch für die genutzt werden, bei denen medizinische Gründe gegen AZ sprechen und nicht einfach nur der eigene Egoismus.
Ich (gesund + jung) würde mich auch mit AZ impfen lassen, das Signal, dass damit aber von den Älteren an die Jungen gesendet wird, gefällt mir trotzdem nicht.
Das hat mich auch sehr aufgeregt! Die AZ-„Freigabe“ an U60 ist nicht alternativlos.
Der Staat hätte nämlich für einen Ü60er im Fall einer AZ-Ablehnung die Priorisierung (die ja eine echte Privilegierung ist!) aufheben können. So eine Regel verhindert, dass die Ü60er den Nicht-AZ-Impfstoff den U60ern „wegnehmen“. Denn die Ü60-AZ-Skeptiker gäben durch so eine Regel den Nicht-AZ-Impfstoff frei – entweder, indem sie AZ annehmen, oder, indem sie erst später geimpft werden. Wohlgemerkt wird die Privilegierung/Priorisierung nicht insgesamt aufgehoben, nämlich nicht in Bezug auf AstraZeneca.
Vaxzevria von AstraZeneca muss zweimal verabreicht werden. Für einen ausreichenden Impfschutz empfiehlt die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut (STIKO) einen Abstand von 12 Wochen zwischen der 1. und der 2. Impfung.
Ich habe auch von irgendeinem Sprecher einer Ärztevereinigung gelesen, dass die Hausärzte (Impfzentrum scheidet ja eh aus) wenig Interesse, AZ an U60 zu verimpfen. Denn die Aufklärung kostet Zeit (und Zeit ist Geld).
edit: plus die Angst vor dem angeblich höheren Haftungsrisiko
Was der Mühlenfeld vom Institut für hausärztliche Fortbildung in dem verlinkten Artikel da sagt, ist mMn zu kurz gedacht.
Der Virologe [Drosten] befürchtet, solche Rosinenpickerei würde die Impfkampagne deutlich verzögern.
Doch ist es wirklich so? Bleiben zum Schluss so viele Dosen von Astrazeneca liegen, dass die im schlimmsten Fall sogar weggeschmissen werden müssen? „Wenn jemand die Impfung nicht annehmen möchte, wird sie dem Nächsten angeboten, der an der Reihe ist“, erklärt Mühlenfeld. Jede Hausarztpraxis würde über Patientenlisten verfügen „Und es gibt nach wie vor genügend Menschen, die sich mit Astrazeneca impfen lassen möchten“, beteuert der Mediziner. Damit kein Impfstoff verworfen werde, könne man auch geeignete Kandidaten aus nachfolgenden Prioritätsgruppen vorziehen. „Das muss pragmatisch vor Ort geregelt werden“, so Mühlenfeld.
Ja guess what, die Leute in der „nachfolgenden Prioritätsgruppe“ (vermutlich: meistens 4, selten 3) sind meistens unter 60.* Wenn ein Individuum vor die Entscheidung gestellt wird, 1. AstraZeneca jetzt oder 2. Warten, dann ist „AstraZeneca jetzt“ oft die bessere Option unter von zweien. Dass man AZ los wird, heißt nicht, dass man eine tolle Lösung hat. Denn damit holt man sich mehr Thrombosen ins Haus.
Solange es genug AZ-Akzeptierer Ü60 gab, bekam man den AZ-Impfstoff noch durch diese Wartelisten an Leute, für die die STIKO ihn vorbehaltslos empfiehlt. Jetzt ist das in manchen Bundesländern nicht mehr der Fall.
Zusammenfassung: Durch die Ü60-AZ-Ablehnung (und ihre Tolerierung durch Staat/Ärzte) nimmt man entweder mehr Thrombosen in Kauf oder langsameres Durchimpfen.
Da nicht alle Bundesländer ihre Zahlen mit Altersangaben melden, können diese bisher nicht angezeigt werden. Es gibt daher auch keine bundesweite Impfquote nach Altersgruppe.
Mein Hausarzt hatte mir gestern davon berichtet, dass die Impfreaktionen seiner Erfahrung nach bei AstraZeneca bei jungen Menschen deutlich heftiger ausfallen würden. Als Beispiel nannte er einen 22-jährigen Rettungssanitäter, der nach der Impfung erst Mal für 3 Tage krankgeschrieben werden musste - und das sei nur einer von vielen Fällen, in denen junge Menschen nach der Impfung krankgeschrieben werden mussten.
Das ist natürlich nur eine persönliche Erfahrung und keine Wissenschaft, aber wenn es stimmt, dass die Impfreaktionen für Menschen mit starkem Immunsystem (daher: vor allem junge Menschen) bei AstraZeneca so viel stärker sind als bei Biontech wäre das schon ein guter Grund, AstraZeneca vor allem an ältere und immunschwache Menschen zu verimpfen, bei denen es weniger wahrscheinlich ist, dass das Immunsystem „überreagiert“ und die Leute erst Mal für ein paar Tage außer Gefecht setzt… gerade weil es ja vor allem um junge Menschen in systemrelevanten Berufen geht, deren Ausfall für ein paar Tage eben größere Konsequenzen hat…
Mein Hausarzt hat in jedem Fall gesagt, dass er deshalb AstraZeneca auch nur an Ü60 verimpft…
Disclaimer: Wir reden hier wirklich nur von Impfreaktionen, nicht von tatsächlichen Nebenwirkungen mit größerem Bedrohungspotential. Impfreaktionen sind eben der typische muskelkater-ähnliche Schmerz im geimpften Arm, generelle Müdigkeit an den zwei, drei Folgetagen usw., also allesamt Dinge, die zwar schnell vorübergehen, aber halt dennoch im ungünstigsten Fall für ein paar Tage arbeitsunfähig machen können.
die Zweitimpfung nach 12 Wochen bezog sich vor allem auf die Zweitimpfung der U60 mit mRNA-Impfstoffen
Unter Berücksichtigung der Zulassungen und der vorliegenden Wirksamkeitsdaten empfiehlt die STIKO für die mRNA-Impfstoffe einen Abstand zwischen den beiden Impfstoffdosen von 6 Wochen, da dadurch sowohl eine sehr gute individuelle Schutzwirkung als auch ein größerer Effekt der Impfung auf Bevölkerungsebene zu erzielen ist.
Stand: 01.04.2021
Quelle: RKI - Impfen - Durchführung der COVID-19-Impfung (Stand 19.3.2022)
Ich hatte meine zweite Impfung mit Biontech/Pfizer vor wenigen Wochen, da war der empfohlene Abstand noch 3-5 Wochen.
aus meiner Sicht machen Freiheiten für Geimpfte nur Sinn für Dinge, die auch mit negativen Corona Test erledigt werden können und damit diesen ersetzen. Das ganz ist mal wieder nicht zu Ende gedacht, wie soll Beispielsweise eine Ausgangssperre weiter Kontrolliert werden wenn Sie nur für einen gewissen Teil der Bevölkerung gilt.
Außerdem geht es doch darum die Infektionszahlen im Gesamten Land zu senken, klar ist das Infektionsrisiko um Faktor 5 bis 20 geringer für geimpfte (je nach Impfstoff wird eine Verringertes Infektionsrisiko von 80 bis 95 % angegeben). Allerdings steigert man durch mehr Freiheiten wieder das Infektionsrisiko. Sprich bei 120000 Infektionen pro Woche wäre der Anteil von geimpften immer noch bei 9600 (ist fiktiv da Anteil der Vollständig geimpften viel zu gering ist).
Bei der derzeitigen Lage ist es für mich also nicht Greifbar Beschränkungen für Geimpfte oder Genesen aufzuheben (Inzidenz Wert von über 150) , bei geringeren Inzidenz Werten könnte man dafür jedoch ein Konzept entwickeln