Fragen zum Verfahren und Durchsetzung der Impfpflicht

Es reicht doch schon wenn er

  • einkaufen geht
  • arbeiten geht

So ganz ohne Kontakte zur „Aussenwelt“ lebt niemand in D.

Sozialkassen kommen dafür auf weil sie „sozial“ sind! Ich glaube auch nicht dass eine entsprechende Regelung in absehbarer Zeit erstellt wird.

Ich bin mir nicht sicher, ob und wenn ja, wie sehr die aktuelle Impfung die Verbreitung von Omicron behindert. Aber selbst, wenn sie es gar nicht tut, entlastet die Impfung das Gesundheitssystem.
Und wenn wir irgendwann mal keine Kontaktbeschränkungen mehr haben wollen, müssen wir akzeptieren, dass jeder Covid kriegen wird. Wenn wir das mit vielen Ungeimpften machen, nehme ich an, dass die Krankenhausversorgung zusammenbrechen wird (es sei denn, sie haben sich langsam alle durchinfiziert).
Deshalb bin ich für eine Impfpflicht, die vor dem nächsten Herbst greift. Wenn die Impfung auch noch die Verbreitung eindämmt, um so besser.

Wenn wir aber Kontaktbeschränkungen als „the new normal“ akzeptieren, ist es natürlich nicht so wichtig, dass möglichst viele Menschen geimpft sind. Mir wär lieb, wenn wir das verhindern könnten.

Ja, das kann ich schon alles verstehen, aber das für mich über allem stehende Hauptargument für eine Pflicht war und ist, damit die Pandemie zu überwinden. Sprich die Übertragungs-Ketten signifikant und hauptsächlich mit einer Impfung zu unterbrechen. Das war bis Delta sicherlich der Fall, was man ja auch gut in Ländern mit höherer Impfrate gesehen hat. Jetzt deutet es allerdings darauf hin, dass die Impfung gegen die Übertragung nur wenig bis gar nicht wirkt.
Und dann fallen wir wieder zurück auf das Argument des Selbstschutzes vor schwerem Verlauf. Hier stellt sich für mich die Frage, ob man 12-15% der Bevölkerung, die ohnehin schon auf den Barikaden ist, noch mehr abgrenzen muss, wenn man gleichzeitig viele andere Tätigkeiten die ebenfalls schwere gesundheitliche Schäden und Krankenhausaufhalte auslösen, zulässt. Da kommt mir eine Impfpflicht fast wie eine „Bestrafung der Deppen“ vor. Klar würde ich auch jeden von denen gerne im Minutentakt vor’s Knie treten, aber ob uns das weiterbringt?

Inzidenzzahlen, man achte mal auf die hochgelobten Länder Spanien und besonders Portugal:

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Ich lehne so etwas – sofern es mit unseren Grundrechten überhaupt vereinbar wäre – jedenfalls klar ab.

Unser Ziel ist es (und ich glaube das geht in die Richtung dessen, was @erg schon sagte) im Vorfeld zu vermeiden, dass sich Leute anstecken. Eine wirkungsvolle Maßnahme würde also schon im Vorfeld ansetzen – etwa durch höhere Krankenkassenbeiträge. Auch so eine Maßnahme ist zurecht umstritten (siehe Diskussion bei Rauchern).

Es gab in der Berichterstattung unzählige Interviews mit Ärzten aus den Krankenhäusern, die Corona-Patienten betreut haben. Ich habe als klare Message mitgenommen, dass der typische Ungeimpfte Coronapatient sehr kleinlaut auftritt und seine Lektion gelernt hat. Den Impfverweigerer, der selbst auf dem Sterbebett seiner Ideologie nicht abschwört gibt es – medial bestens dokumentiert – auch. Das scheint aber die Ausnahme zu sein. Daher: wer mit Corona im Krankenhaus behandelt werden muss, ist bestraft genug. Da muss man nicht noch finanziell „nachtreten“.

Ich bin relativ froh, dass man in Deutschland unabhängig davon, wie dumm man sich im Vorfeld angestellt hat, nicht in wirtschaftliche Not gerät, wenn man ein medizinisches Problem hat. Diesen Grundsatz möchte ich, wenn irgendwie möglich, erhalten.

Was würde passieren, wenn so ein Vorschlag umgesetzt würde? Menschen würden ggf. nicht ins Krankenhaus gehen, weil sie es sich nicht leisten könnten. Dadurch würde das Risiko steigen, dass sie vermeidbare, ernsthafte Schäden erleiden, die die Gemeinschaft ggf. viel mehr kosten würden.

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Das ist ein ganz heißes Eisen. Einmal eingeführt wäre ein Präzedenzfall geschaffen.

Plötzlich müssten der verunfallte Skifahrer, der Raucher, der Fettleibige usw ihre Behandlung selbst zahlen.

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Danke für die guten Beispiele und Hinweise.

In meinem Vorschlag ging es ja darum, wie kann man den Verwaltungsaufwand reduzieren. Am Ende sollen die ein Bußgeld zahlen, die sich nicht impfen lassen und dabei erwischt werden. Wenn ich nun dafür 80Mio Menschen erfassen und prüfen muss ist der Aufwand riesig und die Verwaltung und Gerichte bis ins nächste Jahrzehnt beschäftigt.

Daher etwas abgewandelt: Krankenhäuser und Krankenkassen erstatten wie bisher aber die Fälle werden erfasst und mit Bußgeld von x€ belegt durch die Verwaltung belegt.

Dann würden zwar zwar viele Fälle nicht geahndet werden, aber man hat zumindest ein realistisches Drohszenario und jeder muss sich selbst überlegen wie die Chancen stehen erwischt zu werden.
Eine Impfpflicht ohne Konsequenzen ist aus meiner Sicht noch absurder.
Und wann die Verwaltung soweit ist digitale Impfzertifikate zu erfassen, zu prüfen und bei Verstößen zu ahnden steht in den Sternen.

VG
Stephan

Ich gehe mit, dass eine Impfpflicht – wenn man sich denn dafür entscheidet – großflächig kontrolliert werden müsste, damit sie ernst genommen wird. Die Verwaltung mag gut ausgelastet sein, aber die Lösung kann nicht darin bestehen, dass wir dann diejenigen Institutionen mit der Aufgabe belasten, die noch überarbeiteter sind – die Krankenhäuser.

Auch der modifizierte Vorschlag führt dazu, dass ungeimpfte Infizierte das Krankenhaus meiden werden, was sich negativ auf die Infektionsausbreitung und die Gesundheit der Betroffenen auswirken wird. Das „Drohszenario“ wird m.E. kaum wirken, weil jemand, der sich nicht impfen lässt, wohl kaum damit rechnet, wegen Corona im Krankenhaus zu landen. Wenn er sich dieser Gefahr in realistischer Weise bewusst wäre, würde er sich auch impfen lassen.

Die Lage hatte ja vorgeschlagen, dass die Kommunen die Aufgabe übernehmen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass man für die Aufgabe der Erfassung und formalen Prüfung verhältnismäßig kurzfristig Menschen einstellen und schulen kann (anders als z.B. Pflegekräfte für’s Krankenhaus).

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Das wurde sehr ausführlich behandelt. Bitte höre Dir die ersten beiden Kapitel der Lage der Nation LdN265 an.

Ein Eremit würde von einer Impfpflicht sehr wahrscheinlich nicht erfasst, weil er wohl nicht in einem Melderegister auftritt. Für alle Alle anderen gilt: Menschen ohne Sozialkontakte gibt es nicht (Einkaufen, öffentliche Verkehrsmittel, …)

Auch das wurde hier eingehend diskutiert. Das wirft viele schwere ethische Fragen auf. Die Ärzteschaft ist sich weitgehend einig, dass sie keinen Menschen mit einer schweren Krankheit die Behandlung verweigern dürfen und möchten. Die Gesellschaft sollte Ärzte auch nicht in so eine Situation bringen, in dem sie die Behandlung verweigern müssten.

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In Israel wird genau DAS gerade festgestellt: Corona: Israelische Studienleiterin zweifelt an Notwendigkeit von zweiter Boosterdosis für alle - DER SPIEGEL

„[…] Sie habe sich von einer zweiten Boosterimpfung mehr erhofft. Es könne nicht das Ziel sein, sich etwa alle vier Monate erneut gegen das Coronavirus impfen zu lassen.[…]“

In etwa das selbe hat Sandra Ciese kauch schon gesagt. Es ist ja auch wohl, logistisch, kaum vorstellbar alle vier Monate 83 Millionen Menschen zu boostern.

Was man durch impfen verhindern kann sind schwere Verläufe. Allerdings bei jüngeren besser als bei älteren. Daher sollte eine Impfpflicht auch nicht das Ziel haben alle Infektionen zu verhindern (geht ja auch nicht), sondern nur die Krankheitslast zu verhindern. Also ich persönlich bin für eine Impfpflicht ab 50 Jahren.

Und da hier ja immer von hoffentlich hohen Impfquoten gesprochen wird: Alle Vorschläge zur Impfpflicht beziehen sich nur auf Personen über 18 Jahren. Und unter 18 Jahren sind 16,5 % der Gesamtbevölkerung:

Bedeutet wir hätten im Worst Case eine maximale Impfquote von 83,5 %. Ja ist unrealistisch weil ja viele unter 18 jährige bereits geimpft sind, trotzdem wäre es schwer das Ziel von einer Impfquote von über 90% mit einer Impfpflicht für nur über 18 Jährige zu bekommen.

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Viel wichtiger im Sinne Deines Arguments scheint mir doch folgende Aussage:

Man sei kurz nach der vierten Impfung wieder auf demselben Antikörperstand wie kurz nach der dritten

… und auch

Regev betonte zugleich, dass die erste Boosterimpfung enorm wichtig ist: »Wer die erste und zweite Dosis bekommen hat, muss dringend auch die dritte bekommen.« Wer noch keinen Booster erhalten habe, solle zur Impfstation »rennen«, riet die Ärztin.

Wenn Dir es um die Entlastung der Krankenhäuser geht, sollte man die Impflicht nicht auf die Vulnerablen beschränken. Meines Wissens sind es keineswegs überwiegend „die Alten“, die im KH liegen.

Ja, das verstehe auch nicht.

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Das ist natürlich kein gutes Argument für eine Impfpflicht. Es sollte eigentlich darum gehen schnell in den endemischen Zustand zu kommen ohne dabei die Intensivstationen zu überlasten. Mit einer sehr hohen Impfquote kommen wir sehr viel schneller in den endemischen Zustand.

Mit Omikron und der bisher erfolgreichen Boosterkampagne könnte eine Impfpflicht allerdings weniger dringlich werden. Eventuell kommt in den nächsten Wochen jeder mit dem Virus in Kontakt oder ist bereits geimpft. Auch dann wäre es immer noch sinnvoll, wenn sich jeder impfen lässt, aber die nächste Welle im Herbst/Winter könnten wir eventuell auch ohne Impfpflicht und ohne Maßnahmen überstehen.

Die Inzidenz war noch nie der wichtigste Parameter in der Pandemie. Es geht nur darum wie viele Menschen schwer erkranken oder gar sterben. Bei den Todeszahlen ist in Spanien und Portugal der Anstieg bisher gering und das trotz einer Inzidenz von über 2000. Die Todeszahlen werden noch ansteigen, wie schwer die Wellen in Portugal und Spanien waren, wissen wir erst in ein paar Wochen. Abwarten muss man auch wie gut am die Impfung gegen Long Covid wirkt, das ist sicher ein großes Risiko dieser hohen Inzidenzen. Aber gegen die schweren Verläufe wirkt die Impfung, das ist beruhigend.

Ja: Eventuell.
Mein Bauchgefühl sagt mir aber: Eher nicht.

Ich weiß jetzt nicht, ob Experten schon Prognosen dazu abgegeben haben mit Wahrscheinlichkeiten?

Und wenn die Wahrscheinlichkeit, für „Impflicht ist nicht notwendig“ nicht bei über 99 % liegt, würde ich sagen:
Besser haben (die Impfung) als brauchen.
Sonst geht das Spiel doch immer wieder von vorne los, wenn man so lange darauf wartet, die Impflicht einzuführen, dass die aktuelle Situation erfordert abzuwarten, bis man weiß ob es notwenig ist - oder eher gesagt: notwendig gewesen wäre.

Mit der Impflicht würde man auf Nummer Sicher gehen und der Aufwand oder „Schaden“ der daraus entsteht ist es Wert.

Nur weil es so unfreiwillig komisch ist:

https://www.zeit.de/gesundheit/2022-03/bundestag-krankenkassen-impfpflicht-gesetzentwurf-papiermangel