Fehlende Diskriminierungssensibilität

Ich denke man muss differenzieren. Wenn ich durch Vermeidung von Begriffen die sich leicht ersetzen lassen schaffe, dass sich auch die wenigen die sich an einem Begriff stören wohler fühlen, dann ist das ja eine recht sichere Sache, wenn eine kleinste Minderheit aber versucht weitreichende Einschränkungen in Kultur oder Sprache durchzusetzen und dabei zum Teil sogar in der betroffenen Community eine Minderheitsmeinung haben, dann sind wir an einem ganz anderen Punkt. Betrifft z.B. auch viele Diskussionen um kulturelle Aneignung. Da finde ich es oft eher aus bestimmten Kreisen in unserer Gesellschaft übergriffig Dinge durchsetzen zu wollen, die in den betroffenen Communities überhaupt nicht gefordert werden.

Gerade hier in der Lage habe ich z.B. das Gefühl, dass man schon deutlich überdurchschnittlich versucht diskriminierende Sprache zu vermeiden. Eine Kritik wie hier im Ausgangspost finde ich also wenig zielführend. Wie bei vielen Dingen habe ich das Gefühl, dass diejenigen die sich schon bemühen am Ende mehr Kritik abbekommen als diejenigen die von Anfang an überhaupt nicht auf problematische Begriffe verzichten.

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Das Problem ist aus meiner Sicht nicht, dass Philip und Ulf Böswilligkeit unterstellt wurde. Vielmehr wurden Teile ihrer Analyse zu einer Projektionsfläche. Das ist mein Eindruck. Die einzelnen Punkte, auf denen meine Argumentation beruht, könnt ihr in meinen Beiträgen hier und in den 5 (?) anderen Gelbhaar-Threads nachlesen.

Zur Verletzungsproblematik: Du kannst ja auch verletzt werden, ohne dass der andere etwas dafür kann. Eine mögliche Quelle sind Missverständnisse (wie das cunt-/Kant-Beispiel von @JohanneSAC sehr anschaulich zeigt), eine andere kann auch das sein, was du als Übersensibilität bezeichnest – vermutlich ist es oft eine Kombination von beidem (wobei sich beide Aspekte gegenseitig verstärken können). Aber wie auch immer die Verletzung entsteht – reell ist sie. Das „Über-“ in Übersensibilität klingt wertend und negativ. Viele werden durch sexualisierte Gewalt traumatisiert; will man ihnen den Vorwurf machen, sie seien „übersensibel“?
Deswegen ist es wichtig, sich damit näher zu befassen, zu klären, ob es vielleicht nur ein Missverständnis ist, oder was da eigentlich vorgefallen ist.

Aber die Tatsache, dass die Verletzung reell ist, impliziert nicht notwendigerweise, dass der andere „objektiv eine klare Grenzüberschreitung“, wie du das beschreibst, begangen hat.

Ich bin, wie gesagt, auch der Meinung: Kritik muss konkret sein. Deswegen habe ich mir den einzig konkreten Kritikpunkt aus dem Eingangspost herausgegriffen und mich nicht um den Rest gekümmert. Wie du in den anderen Gelbhaar-Threads ersehen kannst, bin ich auf mehrere konkrete Vorwürfe eingegangen. Wie oben beschrieben, habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Vorwürfe größtenteils auf Projektion beruhen.

Edit: Ersten Absatz eingefügt

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Ich schreibe doch deutlich, „man muss nicht alles übernehmen“. Dies schreibe ich deswegen, weil ich auch vieles übertrieben finde (um das mal kurz zusammenzufassen – aber ich muss auch dazu sagen, dass ich inzwischen einiges aus Überzeugung übernommen habe, was ich noch vor 10 Jahren abgelehnt habe, z.B. das Gendern). Rückmeldungen prinzipiell zu ignorieren halte ich für das Kind mit dem Bade ausschütten.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du alle Posts von Til und mir [Edit: hier] in Gänze gelesen hast …

Hast du den Eindruck, ich habe dem Ausgangspost zugestimmt und finde nicht, dass Kritik konkret sein müsste?
Ich weiß nicht, wer noch so oft konkreten Kritikpunkten, die Philip und Ulf in der Causa Gelbhaar zum Vorwurf gemacht worden sind, hier im Forum widersprochen hat wie ich.
Oder ist dein Post ein allgemeines Statement und gar nicht als Antwort auf mein Posting gedacht?

Ja, klar, das alles ist auch schon in den anderen Gelbhaar-Threads diskutiert worden. Bitte lasst uns nicht nochmal damit anfangen.

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Sorry wenn mein Post bei dir als generelle Kritik ankam. So war er nicht gemeint und ich sehe deine Meinung hier schon als differenziert an. Ich meine nur, dass man sich nicht wegen jeder winzigen Minderheit hinterfragen muss, sondern dass man vielmehr unabhängig davon ob es eine winzige Minderheit oder auch eine nicht so kleine Minderheit betrifft auch inhaltlich Gedanken darüber machen sollte ob es vielleicht ganz einfach ist das Verhalten zu ändern.

Wenn es aber einfach Nonsens ist, dann braucht man auch nichts hinterfragen.

Es kommt teils auch drauf an wer Kritik äußert. Gerade wenn privilegierte Menschen aus Europa meinen für andere Völker sprechen zu können, dann sehe ich hier auch eine gewisse Bevormundung. Anders sieht es wieder aus, wenn diese lediglich eine Haltung die in der Gruppe der Betroffenen vorherrscht hier vertreten.

Edit:
Auch ich habe natürlich einiges an Verhalten geändert und mache Dinge über die ich vor 10-20 Jahren noch gelacht habe. Verzichte auf bestimmte Arten von Witzen, etc.

Vielleicht meinst du dasselbe, aber ich würde es so formulieren:
Wenn jemand Kritik an mir äußert, finde ich es richtig, mich daraufhin zu hinterfragen und je nach Ergebnis ggf. Schritte zu unternehmen. Dabei ist es unerheblich, ob die Kritik von einer Majorität oder einer Minorität vorgebracht worden ist.

Natürlich macht der Kontext auch viel aus.
Und natürlich hinterfrage ich mich nicht in jeder Sekunde meines Lebens, nur weil irgendjemand mich mit abstrusen Forderungen überhäuft. Mir ging es hier um eine prinzipielle Offenheit; ich finde es schade, wenn man als älterer Mensch beschließt, sich der verändernden Kultur prinzipiell zu verschließen.
Und ganz generell bin ich für die Berücksichtigung von Minderheiten.

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Mich würden auch Beispiele sehr interessieren.

Ich selbst gehöre auch zu einer diskriminiertes Minderheit wenn man das so sehen möchte.
Allerdings empfinde ich folgende Haltung als richtig:
Wenn jemand kommunikativ über die Stränge schlägt (üble Witze etc.), dann kann man demjenigen erklären das einen stört und wieso und bitten es anders zu machen. Einen Anspruch darauf, dass derjenige zustimmt und das auch so macht, hat man allerdings nicht sofern nicht gesetzlich geregelt. Kann oder will derjenige nicht oder nur teilweise den Wünschen folgen, kann man sich entscheiden ob man damit umgehen möchte oder man die Kommunikation aufgibt.

Vielleicht überzeugen die Beispiele mich auch und ich ändere meine Einschätzung. Bin gespannt!

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Verstehe, das Problem nur so halb. Im privaten Kontext drehen einem die wenigsten Leute einen Strick draus, wenn man inkonsistent oder nur halb gendert. Das man mal einen Spruch gedrückt bekommt, weil im Sprachgebrauch die Sozialisation mal wieder Reflexion verdrängt hat finde ich jetzt weniger schlimm. Als sozialtollpatische Person habe ich noch keine Kontexte erlebt, die frei sind von sanktionbehafteten Angemessenheitsvorstellungen. Den ironischen Seitenhieb im Kontext diskriminierungsensibler Sprache finde ich meist deutlich ertragbarer als der passiv bis aktive aggressive Verweis alter Herrschaften auf die Höflichkeitsform. Die meisten traditionellen Vorstellung von angemessenem Verhalten, wie dem ernsten Spiel unter männlichen Peergroups oder dem Anstand™ sind meiner Erfahrung nach nicht nur rigider sondern Ihrer Sanktionierung nach auch wesentlich unangenehmer. Mir ist der grisende Verweis, dass „bei mir wohl wieder die Kartoffel platzt“ deutlich lieber als das laut tönende " Wer seit ihr überhaupt?", weil man in der Kneipe vergessen hat aufm Tisch zu Klopfen. Zu mal das devote Abitte leisten sich hier länger hinzieht, als der schnelle Verweis darauf dass man wohl doch bissle unreflektiert war.

Im professionellen oder öffentlichen Kontext gibts in aller Rede Guidelines an den man sich orientieren kann. Dabei gehts aber auch nicht, um Perfektionismus, weil es nicht die richtige Sprache gibt, sondern nur eine der Situation angemessene Sprache. Mit anderen Worten es geht, um eine responsive Anpassungfähigkeit an die jeweilige Situation. Dazu gehört genauso es auszuhalten und anzuerkennen falls man mal daneben liegt, ohne sich zu rechtfertigen. Meiner Erfahrung dabei ist die soziale Sanktionierung dafür meist wesentlich angenehmer als bei traditionellen Anstandkonzepten oder männlichen Hierrachiegehabe.

Beispiel: Der Begriff Antiziganismus mag wissenschaftlich präzier sein, aber es ist auch verständlich das Betroffene im Alltag keine Lust auf Begriffe mit dem Z-Wort haben andere Betroffene mögen es wiederrum scheiße finden wenn nicht Roma sich Begriffe aus Ihrer Sprache, wie im Fall von Gadje-Rassismus aneigenen, mit Begriff Antiromaismus hab ich mich noch nicht genug auseinandergesetzt etc. etc. Das macht die Sache nicht wahrlos, da präferenzen zusammenhängen mit Regionen, Kulturen und philosophischen Tendenzen und damit nachlesbar sind. Aber sind halt kompliziert.

Du musst kein sensibilierungstraining dafür machen. Du kannst dich auch privat damit beschäftigten. Aber ein Training ist halt einfacher. Ähnlich wie es einfacher ist einen Sprachkurs zu belegen anstatt alleine Vokabeln zu pauken. Ein Training ist eh nicht ausreichned für etwas dass ein Prozess ist, aber halt ein niedrigschwellig professionelles Angebot zur Orientierung.

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Versteh ich total.
Meine Herangehensweise ist immer: Jeder darf beim Gendern z.B. sprechen, wie er will.
Bei diskriminierenden oder schwierigen Ausdrücken versuche ich einfach, es besser zu machen, aber ich mach mir auch keine Gedanken, wenn es schief geht.

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Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass es OP nicht per se um Sprache ging, sondern um die Diskursführung an sich. Dazu gehört zwar auch Gendergerechte Sprache oä, aber das ist unzureichend für die Frage von betroffenen Perspektiven etc.

Da teile ich eigentlich sowohl vorwurf als auch die Feststellung der Naivität. Um hier ein etwas weniger problematisches Beispiel zu nehmen. Ulf verweist vor dem Einspielen der Kritk, darauf dass „es interessant sei, dass sie fast nur Frauen im Team hätten“. Nicht der problematik sondern der Herausstellung wegen ist es aufällig. Ein Team von Frauen, das geleitet wird von Männern ist im sowi Bereich eher normal als interessant. Es ist auch recht einfach nachzuvollziehen, welche strukturellen Bedingungen dazu führen. Auch, wenn erstmal nicht weiter schlimm fragt man sich dann doch, wie es zur Einschätzung als Kuriosität kommt. Zu mal sich an die Kenntnis/Anerkennung von Bedingungen der Geschlechterstruktur auch die diskursiven Strategien für einen diskriminierungssensiblen Umgang anschließen. Was nicht ganz untrivial ist, insbesondere in einem professionellen Kontext in dem man finanziell abhängige Menschen, um Perspektiven bittet.
Den beiden sei ungenommen, dass sie das eventuell alles auf dem Schirm haben, es ist nur interessant, wie sie im Podcast darüber geredet haben.

Dieses Thema ist auch nicht der einzige Fall bei dem im Forum darauf verwiesen wurde, dass Perspektiven zu einseitig seien oder ausgeklammert wurden. Der lange Dreiteiler hier im Forum zur Antisemitismusfolge schlägt, in die selbe Kerbe.

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Leider hilft mir das auch nicht weiter, wenn ich eine Maschine habe die nur zweihändig im Stehen bedient werden kann (Bauform und Sicherheitsvorschriften) bleibt mir doch nur (sachlich begründete) Diskriminierung von Einarmigen und Rollstuhlfahrern.

Wenn ich eine Treppe irgendwo plane und eine evtl. notwendige Lösung für Rollstuhlfahrer einplanen will, reduziere ich diese Gruppe auf ihre Behinderung.

Die Definition ist da einfach zu lasch um wirklich daraus eine Handlungsanweisung ablesen zu können wir ich die Diskriminierung vermeiden kann und damit ist sie als Definition untauglich.

Ich gebe mir ja im Alltag wirklich Mühe jegliche Form von Diskriminierung zu vermeiden, aber wenn ich nur die Wahl habe wie ich irgendjemanden kränke ohne die Chance ohne Kränkung auszukommen gebe ich auf und mach mir in Zukunft auch keine Mühe mehr das zu vermeiden diese Gruppe irgendwie nicht zu kränken.

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Das ist keine Diskriminierung, sondern eben eine sachliche Begründung.

Du nimmst damit Rücksicht auf die Behinderung (du trägst dazu bei, dass sie nicht weiter behindert werden). Reduktion wäre, wenn du sie so behandelst, als könnten sie nichts, wüssten nichts, wären keine Person.

Vergiss die Definitionen. Es geht einfach nur um Menschenwürde.

Ich glaube, das ist der größte Fehler, den du machen kannst. Es geht nicht darum, sich perfekt zu verhalten. Es geht um Offenheit, die langsam, aber sicher dazu führt, dass keine Segregation stattfindet. Es geht nicht um eine homogene Gruppe, mit der man einen völlig neuen Umgang lernen muss: Menschen mit Behinderungen sind genau so divers wie Menschen ohne Behinderungen (wobei Behinderung auch etwas Graduelles ist). Mit dem einen wirst du klarkommen, mit dem anderen nicht.

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In Folge 416 sind mir z.B. drei Dinge sauer aufgestoßen:

  • Die gute Kritik zu dem Umgang mit Gelbhaar wird erst abgespielt und dann larmoyant weggewischt
  • Manny und Cindy sind rassistische Ossis
  • Psychotiker sind gefährliche Gewalttäter

Ich bin sonst echt nicht empfindlich, aber da war ich überrascht und auf eine Art auch enttäuscht. Können die zwei sonst besser.

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In diesem Thread ging es in weiten Teilen darum, dass Kritik ohne konkrete Belege sinnlos und unfair ist. Daher:

Ob die Gelbhaar-Kritik nun „gut“ war, da gehen die Meinungen auseinander. Aber vor dem Hintergrund der Zweckmäßigkeit und Fairness: Würdest du uns darlegen, was dir larmoyant erschien? An welcher Stelle empfandest du die Entgegnung larmoyant? (Gerne dazuschreiben, ob du die Larmoyanz jeweils im Inhalt oder im Tonfall entdeckst.)

Wie kommst du darauf, dass es sich bei beiden Figuren um „Ossis“ handelt? – Cindy kenne ich als in der DDR beliebten Namen. Manny (meist Kurzform von Manuel, bisweilen auch von Manfred) jedoch kenne ich eher aus dem Westen (und ist eher bildungsbürgerlich als in der Arbeiterschicht angesiedelt, @sereksim ); das mag Zufall sein, aber im Internet habe ich auch keine Hinweise darauf gefunden, dass es sich hierbei um einen typisch ostdeutschen Namen handelt.

Kannst du belegen, dass die beiden dies in dieser Pauschalität behaupten? – Zur forensischen Sachlage möchte ich auf @Clozapin s Beiträge verweisen.

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Was mich an der Folge gestört hat: Ulf & Philip haben sehr lange und ausführlich darüber gesprochen, dass es sich ja um ein Missverständnis handeln könne. Die Tatsache, dass Frauen der Vorwurf sexueller Belästigung oft immer noch nicht geglaubt wird, kam jedoch nur einmal und am Rande vor. Damit begründen aber die Ombudsstellen das Prinzip, den Opfern immer erst mal zu glauben, damit sie sich eben nicht für ihren Vorwurf rechtfertigen müssen.
Hingegen unterstütze ich den Ansatz, dass man die Wahrhaftigkeit von Vorwürfen schon überprüfen sollte, bevor man an die Öffentlichkeit geht.

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Ich denke, dass ist in den Gelbhaar-Threads nun wirklich ausreichend kritisiert und diskutiert worden.

@TilRq Lieber Til, tatsächlich hatte ich meine Anmerkungen per Mail an die LdN gesendet, eben aus genau diesem Grund, dass – wie ich ja oben selbst beschrieben habe – ich kaum Konkretes liefern konnte. Darauf habe ich eine Antwort erhalten, dass auf diesem Weg per Mail Ulf und Philip das Feedback nicht erreichen wird, und ich es bitte ins Forum posten soll und da sind wir also nun.

Ich verstehe, dass es schwerfällt, ohne detailliertere Beispiele nachzuvollziehen, wie ich zu diesen Schlussfolgerungen komme.

Bei mir ist in der Vergangenheit allerdings teilweise ein Gefühl von Unbehagen entstanden, wenn Themen, die Diskriminierung - auf welche Weise auch immer - tangierten, in der Lage diskutiert wurden. Und ja, es wäre hilfreich, wenn ich selbst beschreiben könnte, welches exakte Verhalten von Ulf und Philip jetzt genau dazu geführt haben. Und ja: Das kann ich - bis auf das eine Beispiel - so nicht. Ich würde es am ehesten mit einer erkennbaren Haltung, aus der gesprochen wird, beschreiben, die mir in diesen Situationen manchmal fehlt, also ein Konglomerat von Verhalten, @Hufschmied hat es „Diskursführung“ genannt. Dass ich auch davon ausgehe, dass die beiden es grundsätzlich gut meinen, habe ich oben in meinem Post - denke ich - bereits deutlich gemacht.

Für das „Missverständnis“-Beispiel kann ich für mich sagen, dass ich dies auch bemängelt hätte, wenn es sich nicht um „alte weiße cis Männer“ gehandelt hätte. So wie ich es verstanden habe, bestanden zum Zeitpunkt der Lagefolgen weiter Vorwürfe an der Ombudsstelle, wo wir nicht mit abschließender Sicherheit wissen können, ob es sich um Missverständnisse erster (vorgeschoben) oder zweiter („tatsächliche“ Missverständnisse) Art (danke @JohanneSAC für die Beispiele) handelt, weshalb ich die Wortwahl nach wie vor schwierig finde.

So bin ich auch auf den Wunsch gekommen, dass Ulf und Philip ihre Erfahrungen sammeln bzw. vertiefen mögen mithilfe von als ein Beispiel Sensibilisierungstrainings, weil es eine Art ist, sich kondensiert mit den Themen zu beschäftigen und die Betroffenenperspektive deutlicher wird, woraus sich eine Haltung ausbilden kann – mir geht es also hier nicht um ein „Sprachseminar“ o.ä. Auch finde ich, ist es ein Unterschied, ob ich als Privatperson im privaten Umfeld an einem Diskurs beteiligt bin oder ob ich mit dem Podcast eine Vielzahl von Menschen erreiche, ergo eine weitaus höhere Reichweite besitze, wo es per definitionem (Podcastformat) in dem Moment von außen keine Hinweise auf Diskriminierungssensibilität geben kann - im Gegensatz zu einem persönlich geführten Gespräch, wo solche Rückmeldungen möglich wären. So kam ich zu dem Vorschlag - sofern dies nicht bereits geschieht - bspw. einzelne Folgen mit Anti-Diskriminierungs-Trainer:innen nachzubesprechen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Hinsichtlich Sprache:

Nein, ich denke, das musst Du nicht. Es reicht, offen für Feedback zu sein und - wie Du ja selbst sagst - bewusst versuchst, differenziert zu sprechen, und sich immer wieder - auch mithilfe der Rückmeldung anderer - zu hinterfragen, was „differenziert sprechen“ genau jetzt, an diesem Tag bedeutet. Denn das wird sich über die Zeit immer wieder wandeln, eben weil marginalisierte Gruppen zunehmend Gehör erhalten. Ein Training kann dabei helfen, weil es diese Arbeit für einen selbst als ein Nebeneffekt erleichtert, aber der Weg dahin ist ja jeder Person selbst überlassen.
Alternativ gibt es natürlich auch immer die Option „nicht differenziert zu sprechen“. Ich finde, dann muss mensch nur eben die Konsequenzen und die Kritik, die darauf potentiell folgen könnte, anhören und akzeptieren.

Zuletzt möchte ich Euch bitten, dass Ihr weiter offen bleibt für Anmerkungen solcher Art wie meine. Ich denke, vielleicht fehlt mir in diesem Fall das analytische Vorgehen, um Euch argumentativ abzuholen. Ich hoffe jedoch sehr, dass es eine:n Lagehörer:in gibt, der:die:dey das vielleicht in Zukunft besser kann als ich und zum Verständnis meines ursprünglichen Anliegens beiträgt: Die Lage diskriminierungssensibel zu gestalten.

Ich möchte mich der Kritik anschließen. Obwohl ich an der Kritik zur Ombudsstelle zu 100% übereinstimme, stört mich sehr, wie hier über die Problematik gesprochen wird. Es ist eine sensible Thematik und ich finde, dem werdet ihr trotz aller Bemühungen nicht gerecht.

Ulf sagt das Framing war überwiegend Mann gegen Frau, sagt aber im selben Atemzug, dass auch Männer Opfer sind? Das Framing kommt offenbar von ihm selbst, denn sowohl MeToo als auch Feminismus setzt sich explizit für die alle Opfer und Gleichberechtigung aller ein. Die Pauschalisierung bezieht sich nicht auf Opfer sondern auf Täter. 94,3 Prozent der Strafgefangenen in Deutschland sind nun mal Männer. Die Zahlen von sexueller Gewalt (Link unten) sind auch mit Dunkelziffer nicht besser. Sexuelle Gewalt ist auch 2023 wieder angestiegen von der Frauen, Männer, Kinder und auch alles dazwischen betroffen sind. Angesichts dieser Zahlen von einem privaten Fall zu erzählen, bei der eine Frau einen Mann vergewaltigt hat auch wenn das sicher vorkommen mag, möchte krampfhaft eine Balance herstellen, die die Realität so nicht abbildet. Die Opfer mögen sehr vielfältig sein, die Täter sind es nicht und darüber muss gesprochen werden.

Das Thema sexualisierte Gewalt, geschlechterspezifische Gewalt ist so omnipräsent, dass es mich traurig macht, dass es nur über eine Falschbeschuldigung den Weg in die Lage findet. Dabei wären Zahlen durchaus wichtig gewesen. Während eine nachgewiesene Falschbeschuldigung äußerst selten vorkommt (Link unten) wird nahezu jedes Opfer welches Beschuldigungen erhebt, mit genau diesem Vorwurf sofort belegt. Gilt die Unschuldsvermutung nicht auch für die Opfer?
Ich denke, das hat eure Mitarbeiterin gemeint mit dem Wort „glauben“. Dass man den Opfern glaubt und Ihnen nicht eine Falschbeschuldigung (Straftat) unterstellt ist genauso wichtig, wie Beschuldigten die ihre Unschuld beteuern zu „glauben“ indem man sie nicht sofort vorverurteilt.
Ob an dem Gelbhaar Vorwurf oder den anderen Beschuldigungen tatsächlich etwas dran ist kann niemand bestätigen noch widerlegen. Ich empfand beide Gespräche der Lage so, als würde Herrn Gelbhaar die Absolution in der Sache erteilt werden, nur weil ein Verfahrensfehler gemacht wurde.

Und wieviele Politikerinnen, Queer-Poltiker*innen haben schon das Handtuch geworfen oder Einbußen wegen ihres Geschlechts, Übergriffen, Diskriminierungen hingenommen. Allein die Hasskommentare die man als Politikerin auf Grund es Geschlechts bekommt. Ladet doch mal Ricarda Lang ein. Das interessiert leider kaum jemanden. …

Wenn wir als Gesellschaft kommentarlos hinnehmen dass z.B. 87% der Opfer aus Angst nicht einmal eine Anzeige erstatten, die Verurteilungsquote unter 10% rumdümpelt, ein Vergewaltiger in München weniger Strafmaß erhält, damit er seinen Beamtenstatus nicht verliert…ja dann müssen wir vielleicht auch akzeptieren, dass es auch passiert, dass zu Unrecht gezogene Konsequenzen wegen einer Falschbeschuldigung erfolgen.

Und vielleicht noch ein Denkanstoß zum Ende. Opfer reagieren emotional, wenn sie seit Jahrzehnten Gewalt, Diskriminierung u.Ä. erfahren. Das ist menschlich und nichts Verwerfliches. Ich finde Verständnis statt Tadel wäre angebrachter. Und offenbar reagiert auch ihr emotionaler als sonst, weil ihr von diesem Thema potentiell betroffen sein könntet und unemotionaler weil ihr von dem Thema sex. Gewalt sehr sehr sehr wahrscheinlich nie betroffen sein werdet. … (Hinweis Mod.: Gewalt gegen Frauen wurde schon oft in der Lage thematisiert, auch mit Expertinnen)

Und ich gebe der ersten Kritik hier Recht es gibt mittlerweile so viele Bücher, Studien, Forschungen dazu. Leider ist man als betroffener Mensch oft gezwungen sich damit auseinanderzusetzen.

Ich empfehle dringend jemand einzuladen, der oder die sich damit professionell beschäftigt, bevor weiter darüber in der Lage diskutiert wird.

Hier mal ein Links für Mitfühlende:

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Es geht also wieder um den Fall Gelbhaar. Eigentlich dachte ich, es ginge hier um anderes,
Die Kritik ist angekommen. Es ist nicht erforderlich, sie noch 100x zu wiederholen.

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Genau umgekehrt. Damit hat er gegen dieses Framing argumentiert.

Zum Rest schreibe ich nichts mehr; wie @Margarete bemerkt, wurde dazu schon enorm viel geschrieben, und ich frage mich, warum so viel wiederholt wird, ohne auf die schon lange vorgetragenen Gegenargumente einzugehen. So kommt man doch in einer Diskussion nicht weiter.

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