Lieber Philip, lieber Ulf,
erst einmal möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei Euch zu bedanken. Ich bin langjährige Hörerin Eures Podcasts, und bin die meiste Zeit sehr angetan, wie Ihr die aktuellen Themen aufdröselt und Argumente Schritt für Schritt prüft!
Mir ist beim Hören schon öfter aufgefallen, dass Ihr bei Themen, die Diskriminierung thematisieren, mehrfach nicht sehr diskriminierungssensibel sprecht und ich habe das Gefühl, auch in Teilen die Perspektiven nicht versteht - das kann ich allerdings jetzt nur vermuten. Nach den letzten zwei Folgen (LdN 415, 416) habe ich mich einmal mehr gefragt, inwieweit Ihr schon einmal an einem Antidiskriminierungstraining teilgenommen habt für verschiedene Bereiche: Sexismus, Ableismus, Rassismus, also bspw. im Bereich Rassismus an einem Allyship-, Antirassismustraining. Aktuell schaue ich mit Sorge auf Euren für mich aus Unwissenheit entstehenden Umgang mit diskriminierungssensiblen Themen.
Da ich Eure Arbeit sonst für sehr gut recherchiert halte, wundert und erschreckt es mich manchmal umso mehr, mit welcher ja, ich würde es nennen, Naivität, Unsensibiliät Ihr teilweise an Diskriminierungsthemen rangeht. Gerne hätte ich Euch auch die Lagenummern der anderen Folgen, bei denen es mir aufgefallen ist, genannt, weil ich Feedback am liebsten konkret gebe, habe da gerade aber leider keinen Überblick mehr.
Ich wünsche mir, dass Ihr - nicht vor dem Mikrofon - sondern erstmal vor allem für Euch persönlich Erfahrungen in diesem Bereich, sei es durch Workshops, Bücher oder eben Interviews mit Aktivist:innen in dem jeweiligen Bereich und auch mit Betroffenen ganz für Euch persönlich sammelt bzw. vertieft und vielleicht sogar einzelne Podcast-Folgen mit einem:einer Anti-Sexismus-, -Rassismus-, -Ableismus-Trainer:in nachbesprecht.
Um das Klarzustellen: Mein Wunsch ist nicht, dass Ihr einfach so Eure Meinung ändert, sondern dass Ihr Euch mit der Perspektive von Diskriminierung betroffener Menschen auseinandersetzt und besser versteht und sich das in der Haltung, dem Wording in Euren Gesprächen wiederfinden lässt (bspw: Verwendung des Wortes „Missverständnis“ im Kontext von vorgeworfener (aktuell nicht nachgewiesener) sexualisierter Gewalt gegen Frauen*). Ich habe das Gefühl, da ist im Podcast ein großer blinder Fleck, was ich sehr bedauere.
Auf Dauer denke ich, wäre es sicher auch einmal angebracht, zum Thema Sexismus, Rassismus, Ableismus Interviewpartner:innen einzuladen, sofern es ein aktuell relevantes Thema in dieser Richtung gibt.
Eben weil ich Euren Podcast sonst für so gut halte, liegt es mir sehr am Herzen, dass der Podcast nicht an Glaubwürdigkeit verliert, indem Ihr auf diesen Gebieten in meinen Augen deutlich unter Euren Möglichkeiten bleibt. Das fängt bereits bei der Sprache an.
Ich danke Euch für Eure Arbeit, insbesondere in dieser Zeit, in der Demokratiearbeit, wie Ihr sie leistet, in meinen Augen wichtiger ist denn je!