Hallo zusammen,
ich glaube auch, dass es nicht sehr glaubwürdig ist, wenn man nach allen Absprachen in der EU in letzter Minute genau andersrum diskutiert. Das ist wirklich kritikwürdig. Aber ich bin selbst gegen diese Art Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Da schließe ich das aktuell geltende deutsche Gesetz mit ein. Der moralische Ansatz ist aus deutscher bzw. europäischer Sicht gut gemeint. Aber ich finde, er ist auch eine postkoloniale Überheblichkeit gegenüber anderen souveränen Staaten. Wir trauen diesen Ländern nicht zu, selbst die Situation richtig einzuschätzen und machen uns unsere aktuell NOCH vorhandene wirtschaftliche Macht zu nutze, vorzuschreiben, wie zu produzieren ist. Da werden die deutschen/europäischen Einkäufer in den Unternehmen, unter Androhung von Strafe, fein säuberlich zum Dokumentieren bewegt und dazu von engen Geschäftspartnern Zertifikate einzuholen, damit sie den Vorgaben des Gesetzes entsprechen. (Mal das Verhalten zum Drittlandlieferanten ins Private übertragen: Wie würdet ihr das empfinden, wenn von euch ein/e Freund/in, der guten Ordnung halber, ein Führungszeugnis abverlangt und vielleicht auch mal in der Wohnung nachschaut, ob alles unauffällig ist. Versucht mal bitte, diesen Gedanken nachzufühlen.) Ich finde, das ist eine weitere Bevormundung der Unternehmen, ein bürokratisches Monster und macht Lust hier nichts mehr produzieren zu wollen. Und was ist denn mit den Kindern, die da in den Ländern arbeiten müssen. Meint ihr die Eltern tun das ihren Kindern aus Spass an? Da geht es ums Überleben. Um Essen haben oder eben nicht. Ich rede das nicht so daher. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.
Wer hier mit krimineller und lebensverachtender Einkäuferenergie den Nicht-EU-Lieferanten die übelsten Lieferbedingungen zumutet, der wird auch saubere Zertifikate vorlegen. Der wird auch die Größe und Macht haben Leute vor Ort zu bezahlen, die für ruhige Geschäfte sorgen.
Wir tun uns mit der o. g. Verordnung nichts Gutes, auch wenn es auf den ersten Blick plausibel gut erscheint.
Ein Einkauf prüft jetzt schon, egal welche Unternehmensgrösse, alle seine Geschäfte und Geschäftspartner gegen die Finanzsanktionslisten (z.B. FiSaLis2024). Bei Importen aus Drittländern darf der verwendete Stahl und das Aluminium nicht aus Russland kommen (Bestätigung vom Lieferanten notwendig), die Waren dürfen nachweislich (!) nicht aus dem Iran und Nordkorea kommen, sie dürfen keine Folterinstrumente sein und auch nicht dazu geeignet sein (z.B. lange Kabelbinder!), sie dürfen kein DualUse-Gut sein usw. Es ist vom Einkauf zu ermitteln, wie hoch der CO2-Ausstoß pro gelieferte Ware für bestimmte Warengruppen (Stahl,Eisen,Aluminium) ist, und zwar von der kompletten Erzeugung incl. Vormaterialien (CBAM-VO) Die Giftigigkeit ist zu ermitteln (REACH-VO) und in einer zentralen Datenbank zu hinterlegen. Und so weiter….
Manchmal ist weniger mehr.
Sorry, gilt sicher auch für diesen Text