Das steht doch sogar im Artikel. Je näher dein Renteneinstiegsalter rückt, desto risikoärmer wird dein Geld angelegt. Du hast also in den ersten Jahren idealerweise ein höheres Wachstum und höhere Volatilittät und je älter du wirst, desto geringer werden Risiko und Wachstum pro Jahr.
Die konkrete Realisierung hängt dann eben von den Fondsmanagern ab, aber denen kann man ja entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen setzen.
Schau dir doch zB den schwedischen Fonds an und wie der die Weltwirtschaftskrise überstanden hat. Oder siehe MSCI World als Beispiel:
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch mal runtergeht, aber es geht immer (!!!) wieder hoch und das seit Existenz der Aktienmärkte! Wenn wir uns in einer Situation befinden, in der die weltweite Wirtschaft so vollständig und absolut gecrasht ist, dass sie sich nicht wieder davon erholt, wird die Altersvorsorge unser geringstes Problem sein.
Es liegt im Bereich des Möglichen, dass der Markt dauerhaft in eine „schlechte Phase“ gerät. Dann noch von „just a Phase“ zu sprechen, wäre mit zunehmender Zeit zusehends überoptimistisch. Nur weil das im Westen bisher nicht passiert ist, heißt das nicht, dass es in Zukunft ausgeschlossen ist.
Weil wir aus den japanischen Zahlen ablesen können, dass diese Prämisse nicht wahr ist. Aktuell sind wir dort nämlich gerade wieder so auf dem Stand der späten 80er. Man mag darüber streiten, wie wahrscheinlich es ist, dass ein solcher Markt auch hier eintrifft, aber das ist gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Idee vom ewig steigenden Aktienmarkt auf eine These zurückgeht, die zwei problematische Eigenschaften mit sich bringt: sie ist a posteriori auf der Grundlage einer Beobachtung aufgestellt und sie ist selektiv ausblendend. Die zugrundeliegenden Faktoren, die dafür sorgen, dass das schöne Renditedreieck bislang so kontinulierlich grün ausfällt, könnten sich in den nächsten 10, 20, 30 Jahren aber ändern.
Und nochmals: damit möchte ich niemanden vom investieren abhalten. Es ist die beste Alternative, die zur Verfügung steht. Aber sich hinzustellen und zu sagen „Stonks only go up!“ halte ich dennoch für sachlich falsch und darüber hinaus verwerflich, weil es Risikoszenarien völlig ausblendet.
Es kann immer viel passieren. Aber wir reden hier ja nicht von den letzten 10 Jahren, sondern den letzten ~100 Jahren. Die Frage ist wohl eher: warum sollte das Wirtschaftswachstum sich in diesem Jahrhundert grundlegend anders verhalten als im letzten?
Weil die Resourcen dieses Planeten endlich sind. Weil ein Klimawandel in unseren Breitengraden (und ich rede nicht einmal von einem Abreißen des Golfstroms, sondern „nur“ von den ziemlich sicheren 2-3 Grad Steigerung plus Wasserarmut) mächtig auf die Steigerungsbremse treten wird. Ihnen fallen bestimmt noch weitere Parameter ein, die einen dauerhaften Einbruch bedingen würde.
Gleichzeitig leben wir in einer sich zunehmend vernetzenden Welt, lassen Maschinen für uns arbeiten und stehen vor der Etablierung zahlreicher disruptiver Technologien, angefangen von der wirtschaftlichen Nutzung des Weltraums über Künstliche Intelligenz bis hin zum Quantencomputer. Genügend Gründe für anhaltendes Wirtschaftswachstum, wenn Sie mich fragen.
Ich gebe zu das war nicht ganz eindeutig: Ich meinte keine täglichen Schwankungen sondern eben Crashes. Sind sich ja alle einig, dass das vorkommt.
Die Kritik bleibt auch gleich: risikoarm ist eben nicht risikolos. Gerne mal das Bsp MSCI. Da sind 2007 auf 2008 mal eben ~40% flöten gegangen. Und natürlich hat der sich erholt, aber fürs Vorkrisenniveau hat es eben 5-6 Jahre gedauert. Diese „kleine Delle“ ist ein signifikanter Anteil der verbleibenden Lebenszeit.
Was langfristig für die Gesellschaft wohl vernachlässigbar ist, ist es fürs Individuum u.U. nicht. Und von Ausgleich dafür hab ich nirgends was gelesen, sonst gerne korrigieren.
und 2. erscheinen mir plausibel. Werfen natürlich andere Fragen auf, aber lassen wir das ruhig erstmal so.
Bei 3. bin ich da nicht mehr so sicher. Ja, der demographische Wandel verursacht das. Das tut er aber erstens schon sehr lange, die Altersstruktur „verschlechtert“ sich schon seit Jahrzenten kontinuierlich. Ohne dass die gesetzliche Rente davon (oder jedenfalls allein davon) bisher ausgehöhlt wurde.
Übrigens löst die Aktienrente den demographischen Wandel ja auch nicht. Das weiß die FDP ebenfalls, deswegen die Fachkräfte.
P.S: Das Vorhaben hat sicher auch Gutes. Aber man darf der FDP insofern nicht auf den Leim gehen, dass das DIE Lösung ist, und sie genau jetzt umgesetzt werden muss weil ansonsten der Kollaps vor der Tür steht.
Wenn ich das aus dem Papier richtig verstanden habe, entfällt dann entsprechend der Arbeitgeberanteil der Umlagenrente. Und schon kann man sich erklären, warum die FDP auf die Idee kommt, und sogar bereit ist dafür Schulden zu machen. Da wird (auch) Finanzierungslast zugunsten der Unternehmen verschoben.
Und das wird sie auch weiterhin und die Effekte sind mehr oder weniger determiniert und berechenbar, d.h., dass die Rentenversicherung jetzt noch nicht pleite ist, sollte uns ebensowenig vom Handeln abhalten wie eine niedrige Inzidenz oder, dass die Erde sich erst um 1 Grad erhitzt hat.
Das ist so nicht richtig: Seit über 20 Jahren steigen die Beiträge, der Bundeszuschuss und das Renteneintrittsalter und sinkt das Rentenniveau (steigt die Altersarmut vor allem derjenigen, sich keine betriebliche oder private Rente aufgebaut haben / aufbauen konnten). Wenn das kein Aushöhlen der gesetzlichen Rentenversicherung infolge des demographischen Wandels ist, dann weiß ich auch nicht.
Jein. Kann man aber natürlich erstmal annehmen. Und eins ist klar, der DW hilft bestimmt nicht, insofern hsat du natürlich einen Punkt. Konkret kommts auf die Prognose an, die man zurate zieht.
Ich sagte ja, nicht nur. Man kann natürlich auch einfach die politischen Beiträge zur jetzigen Situation ignorieren und mit dem Finger monokausal auf eine alternde Gesellschaft zeigen.
Die Demografie ist immer entscheidend, egal wie ich die Rente organisiere.
Wenn ich ein Umlagesystem habe, dann zahlen die Jüngeren direkt die Renten (oder Pensionen) der Älteren. Wenn jeder sein persönliches Aktiendepot hat, muss er im oder bis zum Rentenalter einen Käufer für diese Aktien finden. In einem Fall zahlen die Jüngeren Beiträge, im anderen kaufen sie den Älteren Aktien (Fonds, Häuser, Edelmetalle, Wald,…) ab. Wenn das Angebot entsprechend hoch ist (also mehr Leute in Rente gehen als Aktien kaufen wollen) sind die Verkaufspreise entsprechend niedrig. Ich habe wenig Hoffnung, dass in einigen Jahrzehnten junge Leute aus China, Indien oder dem afrikanischen Kontinent den Alten hier (zu denen ich dann auch gehöre) ihre Aktien abkaufen. China hat selbst ein Demografieproblem.
Das ist natürlich der eine, schwer abschätzbare, Faktor bei Aktien als Altersvorsorge.
Bei China haben Sie insofern Recht, dass China jetzt dieses Problem schon hat. Ich weiß nicht, wie es sich entwickelt (interessante Frage, hat sich jemand mal damit beschäftigt?). Bei den anderen Ländern würde mich der Grund Ihrer Skepsis interessieren.
In jedem Fall kann man festhalten, dass Sie die Unsicherheiten der Aktienrente zwar zu Recht kritisieren, die Umlagerente aber mit Sicherheit nicht demographiefest ist. Warum also nicht diversifizieren?
Die Frage ist eben ob es dieses mal besser für den Renteneinzahler wird als bei der Riesterrente. Auch hier spielen Zwischenhändler, die die Hand aufmachen, eine grosse Rolle.
Ich finde die Idee ehrlich gesagt grundlegend schlecht.Man würde hiermit die Renten dem Markt anvertrauen. Ich finde da gehört es aber nicht hin, da der Markt nun mal kein Interesse am Menschen hat. Alles was als Grundbedürfnis in unserer Gesellschaft zählt sollte nicht aus staatlicher Hand gegeben werden. Die Dinge die bereits der Wirtschaft anvertraut wurden sind nun nicht besser geworden, z.B. Strompreise und Miet- und Immobilienpreise. Wenn ich jetzt daran denke, dass meine Rente an wirtschaftlichen Roulette der Börse gehandelt werden soll schüttelt sich alles bei mir.
Inwiefern ist der größtenteils durch staatlich verordnete Abgaben gebildete Strompreis ein Beispiel für ein „der Wirtschaft anvertrautes“ Ding?
Ich würde ja das Gegenteil behaupten: der Strompreis wird zum größten Teil staatlich gemacht und entzieht sich dem Marktgeschehen.
Wie gut eine staatliche Steuerung der Mietpreise funktioniert, sehen wir gerade live am Beispiel Berlin (ich fand übrigens gut, dass Berlin dieses Experiment gemacht hat, bin aber nicht gerade überzeugt vom Ergebnis). Und wie gut generell ein staatlich sehr stark regulierter Miet- und Kaufmarkt funktioniert, kann man sich in Stockholm ansehen, da gibt’s ne Menge Berichte drüber, wie Leute jahrelang auf Wartelisten stehen, um dann eine Chance auf eine Wohnung zu haben, die sie - ob sie ihnen nun gefällt oder nicht - nehmen müssen. Klingt stark wie die Trabi-Reservierung für Babys in der DDR.
Eine Lösung dafür wäre ja, wenn eine Anlage in Aktien eine Option wäre, die man für einen hypothetischen kapitalbildenden Teil seiner Rente wählen kann - oder halt nicht. Wer’s nicht will, entscheidet sich halt für eine „sichere“ Option und das Geld wird z.B. in deutschen Staatsanleihen angelegt (und wer da noch kommt, das sei nicht sicher genug, sollte mal scharf drüber nachdenken, warum ein durch denselben Staat gemanagtes Umlagesystem irgendwie „sicherer“ sein sollte). Wichtig wäre nur, dass beide Optionen durch eine zentrale, staatliche oder zumindest teil-staatliche Entität gemanaged werden, um die Overhead-Kosten niedrig zu halten - denn auch wenn ich gerenell ein Fan möglichst freier Märkte bin: wenn’s um Finanzprodukte geht gibt’s leider ein großes Marktsegment bestehend aus Blutsaugern, die für hohe Zusatzkosten kaum nennenswerten Mehrwert bringen und im Wesentlichen existieren, um Provisionen für den Vertrieb irgendwelcher „Produkte“ zu erzielen. Wurde in diesem Thread ja schon hinreichend analysiert, dass das ganze Riester-Konzept massiv an diesen Wegelagerern krankt. Einen derart dysfunktionalen Markt braucht keiner, weswegen ich für die Verwaltung solcher kapitalbildenden Renten gar nicht erst einen Markt entstehen lassen würde.
Ich weiss ja nicht in welchem Deutschland sie leben, in meinem ist das ein absolutes Wunschdenken. Staatliche Stellen, insbesondere in der Verwaltung, sind oft riesige Monster, die viel Geld verschlingen.
Außerdem stellt sich ja auch die Frage wieviel Know-How so eine Behörde überhaupt mitbringen würde, denn wer würde dort schon arbeiten wenn er sich „gut an der Börse auskennt“?