Hallo,
also ich komme nicht umhin Ulf und Ralf bei diesem Thema das Aufbauschen eines extremen Sonderfalls unterstellen zu müssen. Ihre Berichterstattung ist etwas parteiisch und trifft nicht ganz den Kern des Problems.
Ich arbeite u.a. mit getrennt lebenden Eltern und das Thema löst bei allen, die elterliche Gefühle kennen, sehr starke Emotionen und damit einhergehend oft Positionierungen aus, die ich als nicht hilfreich empfinde. Schon der Begriff ‚Vater‘ oder ‚Mutter‘ tut dies. Darum muss hier sehr differenziert erstmal eine Definition vorgenommen werden.
Was heißt es denn ‚Vater‘ oder ‚Mutter‘ zu sein? Ganz wichtig ist auch der Unterschied zwischen Umgangs- und Sorgerecht. Der Laie versteht unter Vatersein, dass er sich kümmert und seine Kinder sieht. Das sind rechtlich aber zwei paar Schuhe und Unterhalt ein drittes. Die Betreuung eines Kindes findet finanziell null komma null Berücksichtigung. Und alles wird einzeln vor deutschen Gerichten verhandelt. Hängt im Alltag aber stark zusammen.
Daneben ist wichtig das Thema in einen größeren Kontext einzubetten, soll heißen, dass das deutsche Familienrecht so veraltet ist, dass es der Lebensrealität nicht mehr gerecht wird.
Um nur einige nicht geregelte Aspekte zu nennen: das paritätische Erziehungsmodell ist nicht geregelt und Kinder, die darin leben, finanziell benachteiligt.
Gleichzeitig muss Unterhalt nur entweder zu 0% oder 100% bezahlt werden, auch wenn sich die Betreuungszeit z.B. 40 zu 60 aufschlüsselt und der 40% Betreuende auch 40% zahlt? Das ist extrem ungerecht.
Das sind viel gravierendere und immer mehr Menschen betreffendere Konfliktherde als die besprochene Sonderfallregelung.
Dass eine Mutter nach der Trennung ihren neuen Mann als Vater eintragen lässt ist doch eher die Ausnahme (das muss der neue Partner ja auch wollen, inklusive der Unterhaltspflicht)
All diese rechtlichen Merkwürdigkeiten und von veralteten patriarchalen Familienbildern geprägten (Nicht-)Regelungen führen in der Praxis zu verheerenden Konflikten, an denen bisher nur Anwälte profitieren. Kinder, Eltern und der deutsche Staat verlieren.
Ich stimme Ralf und Ulf zwar zu, dass der besprochene Aspekt geändert gehört, aber das ist nicht das Problem und es führt leider auch nicht dazu, dass Väter sich mehr kümmern, die dies nicht möchten. Hier hat das Kind, z.B. null Handhabe sein Recht durchzusetzen. Auch gibt es kaum Benachteiligungen oder Auflagen für Eltern, die sich nicht kümmern.
Insgesamt benötigen wir eine umfassendere Reform des Sozial- und Familienrechts, welche Kinder und Menschen, die für diese Verantwortung und Fürsorge übernehmen, ins Zentrum rückt und diese unterstützt. Und welche Einigung und Frieden fördert und nicht Eskalation und Gerichtsprozesse vor dem Familiengericht. Das derzeitige Familienrecht unterstützt eine Verschwendung von Steuergeldern und die finanzielle Benachteiligung von Kindern getrennt lebender Eltern, insbesondere von Eltern, die sich einigen.