Falschberatung aus Eigennutz: Verhindern Installationsbetriebe die Wärmewende?

Der folgende Frontal-Beitrag zeigt, wie Installateur:innen Kund:innen falsch beraten und zum Einbau einer neuen Gastherme anstelle einer Wärmepumpe raten:

Wie kann man dieser Falschberatung einen Riegel vorschieben?

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Ein Gesetzt, das fossile klar verbietet anstatt irgendwelche H2 Optionen drin zu lassen.
Und sich vor der Entscheidung einen Energieberater holen, der hoffentlich unabhängig und auf dem Gebiet geschult ist, im Gegensatz zum Installateur. Habe selbst die Erfahrung gemacht (Achtung anekdotische Evidenz), dass in der Familie bei unwissenden Kunden die Solarthermieanlage Jahre falsch lief (Pumpe lief dauerhaft und hat das Warmwasser auch nachts aufs Dach gepumpt, also gegen den Ölkessel gearbeitet) und nicht gewartet wurde, weil der Heizungsbauer meinte, die müsse nicht gewartet werden und offensichtlich keine Ahnung und Lust (Fabrikat, das er nicht bedient, er verdient ja so auch genug Geld, etc.) hatte. Es gibt sicher auch gute Installateure, die Auswahl gerade auf dem Land ist aber nicht unbegrenzt.

Passend dazu [Prof. Dr. Maximilian Fichtner on LinkedIn: Sehr gut. Ich hatte meine beiden Luft-Wasser WPs zu einer Zeit vor dieser… | 20 comments](https://Linkedin - Angstprämie Wärmepumpen)

Blockzitat
Ich habe gerade ein neues Wort gelernt: ANGSTPRÄMIE.
Das Wort stammt aus dem wirklich starken Artikel des Kollegen stefan hajek in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche. Und gemeint ist damit der Geldbetrag, den vor allem deutsche Hausbesitzer bei Umrüstung auf Wärmepumpen oft ohne Not zusätzlich bezahlen. Weil, so erklärt es der Wärmepumpen-Experte Marek Miara, weil manche Installateure die Sorge haben, dass bei einer passend dimensionierten Wärmepumpe im Winter das Haus der Kunden vielleicht doch nicht hinreichend warm wird – und die Kundschaft dann fuchsteufelswild. Eine vorsichtshalber viel zu groß ausgelegte Wärmepumpe hingegen… die hat ein solches Kunden-Wut-Potenzial nicht. Die schlägt sich allenfalls in einer höheren Stromrechnung nieder – und DAFÜR kann ja dann der Installateur nichts. Das ist halt dann… die Wärmepumpe Schuld. Oder die Grünen.
Dies ist nur einer von mehreren Aspekten zu den besonderen Kosten von Hashtag#wärmepumpen in Deutschland, die der Artikel beschreibt. Und die zu einem skurrilen Ergebnis führen: Die Umrüstung auf Wärmepumpen bei Bestandsbauten ist in Deutschland ist rund DOPPELT SO TEUER wie in anderen EU-Ländern, etwa in Dänemark, Frankreich, England oder Polen.
Dass ein solcher Preisunterschied in Nachbarländern selbst bei Umbauten mit exakt dem selben Wärmepumpenmodell besteht – das zeugt von einem vollkommen dysfunktionalen weil offenbar sehr intransparenten Marktgeschehen. Und davon, das manche in Deutschland vergleichsweise sehr gut verdienen an diesem Geschäft und an der Verunsicherung der Leute.

Fernwärme (versorgt 10-20% der Haushalte) ist in Deutschland übrigens auch noch zu 70% fossil. Viele Versorger haben gerade erst von Kohle auf Gas umgestellt. Hier ist auch darauf zu hoffen, dass sie schnell dazu gebracht werden auf Strom umzustellen. Der Hebel wäre enorm.

Zeigt ja nur, dass die gesetzliche Regelung zu dem Wärmethema längst überfällig war und angegangen werden musste.

Wäre witzig gewesen, wenn er am Anfang direkt den Hebel umlegt…Könnt mir vorstellen, dass ihm diese Aussage nochmal um die Ohren fliegt bei den nächsten Wahlen. Bzw. seinen politisch Verantwortlichen.
Schön auch, wie der Berater subtil seine Homepage platziert hat. :smiley:

Denn Umstand kann ich bestätigen:

Ich hatte vor einem Jahr dieselbe Erfahrung gemacht.

Ich wollte einen mittel-alten (also nicht defekten) Boiler mit Widerstandsheizung gegen einen Wärmepumpenboiler tauschen.

Ich liess 3 Sanitärinstallateure kommen.

2 machten relativ ähnliche Offerten für einen Austausch.

Der dritte nörgelte eine halbe Stunde lang rum. Wärmepumpenboiler gingen nur in Häusern mit Bodenheizung, weil ja der Boden im Raum über dem WPB extrem kalt würde. Sie seien zu laut und würden stinken. Und überhaupt seien sie mehr kaputt als in Betrieb. Er wollte dann zwar doch noch eine Offerte schreiben, was er aber zunächst vergass. Und nachdem ich nach 10 Tagen nachgehakt hatte, schickte er mir eine Offerte.

→ Für den Einbau eines Zusatzheizstabes in den bestehenden Boiler.

Was ich mich einfach Frage, was hat er davon. An einem Wärmepumpenboiler hätte er ja mehr verdient als an dem Zusatzheizstab. Es scheint bei ihm einfach eine tiefe Überzeugung zu geben, dass die alten Technologien immer noch die besten sind. Dass das schließlich immer gut genug war.

Ich verstehe jeden Garagisten, der mir zum Verbrenner rät, weil er damit viel mehr Serviceumsatz machen würde als mit einem Elektrischen. Aber beim Wärmepumpenboiler wäre es wenn schon umgekehrt. Ich kann keinerlei finanziellen Vorteil des klassischen Boilers für den Installateur erkennen.

Ich war gerade nochmals auf seiner Website: Und ja, er verkauft zwar Boiler. In „elektrisch“ oder mit Anbindung an fossile Heizkessel. Aber Wärmepumpe wird nicht erwähnt. Erst beim Klick auf die Herstellerseite, gibt es dann auch eine Produktgruppe für Wärmemepumpenboiler.

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Installateure sind Unternehmer. Ich nehm mal meinen Installateur, der bei mir die Wärmepumpe eingebaut hat und vor Jahren auch mal eine Gastherme durch einen Gasbrennwertkessel ersetzt hat.

Der kann den ganzen Installateurskram super. Aber Wärmepumpe geht dann oft darüber hinaus. Integration der PV? Elektrische Versorgung? Kernbohrungen und Grabungsarbeiten, Podeste für Außeneinheiten betonieren? Auf einmal wird aus „Austauschen des Heizkessels“ ein Projekt, das Abstimmung und Fachwissen erfordert, das nicht vorhanden ist. Das wird dann schwerer kalkulierbar und man setzt lieber einfach auf das Althergebrachte. Und dazu kommt noch die Skepsis bei vielen Kunden gegenüber der Wärmepumpe. Und wenn der Installateur diese Leistungen außenrum nicht koordinieren will, hat der Kunde auf einmal ein zu koordinierendes Projekt an der Backe.

Der Installateur als Unternehmer verkauft das, was für ihn wirtschaftlich am Attraktivsten erscheint. Das scheint dann wohl oft nicht die Wärmepumpe zu sein.

Das kann man aus meiner Sicht auf zwei Arten ändern:

  1. Förderung von Weiterbildungen und Förderung von Vernetzung von den Gewerken, die normalerweise für den Umbau auf eine Wärmepumpe gebraucht werden. So, wie es Fliesenleger und Installateure gibt, die zusammen Projekte machen, braucht es einen Verbund aus Elektrikern, Steuerungstechnikern (da sind nämlich viele Elektriker schwach aufgestellt), Installateuren, ggf. Landschaftsbauern, die gut miteinander abgestimmt sowas anbieten.
  2. Einbau fossiler teuer machen. Man könnte ja die prognostizierte CO2-Steuer auf den Verbrauch der Anlage über die Betriebsdauer beim Kauf einfordern und nicht auf den Brennstoff aufschlagen. Dann verstehen die Kunden sofort, was die bessere Investition ist.
  3. Einbau fossiler Heizungen verbieten.

Da ich kein Problem mit Ordnungspolitik habe, wäre ich für 3. Einfach umsetzbar und planungssicher.

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Kann ich bestätigen. Von den Firmen die hier jahrzehntelang die Gasheizung gewartet haben scheut sich die Eine und macht maximal Gas-Hybrid Lösungen, während die andere sagt: Wärmepumpe haben wir noch nie gemacht und machen wir auch nicht.

Wir haben auf Betreiben des Haus-und-Hof-Installateurs in unserem 1980er 7-Parteien-Haus eine Holzpelletheizung weil es 2023 dafür noch eine 35%-Förderung gab und dieser Brennstoff als „irgendwie Öko“ weil nachwachsend gilt. Ist natürlich der totale Umweltfrevel, der Brennstoff ist zur Zeit unschlagbar billig, aber wenn das Waldsterben-Holz erstmal weg ist, dann Gnade uns Gott.

Tjoa, dann wird er wohl demnächst in die Geschäftsaufgabe gehen …

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

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Wird er nicht, und genau das ist ein Problem.

Bis die Kunden merken, dass der Installateur ihnen da eine Kostenfalle verkauft hat, vergehen gut und gerne noch 5, eher 10 Jahre. Bis dahin ist der Installateur nah genug an der Rente.
Je mehr Menschen noch eine Gas-Heizung haben, desto schwieriger wird es für die Politik, die geplanten CO2-Preise auf Gas auch durchzusetzen, was im Zweifel den Moment der Erkenntnis, und damit das Problem für den Installateur, noch weiter nach hinten verschiebt.

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Ein bisschen leid können einem die Sanitärinstallateure ja schon tun.

Bei den Notfällen werden sie durch Gaunerfirmen konkurrenziert, die für ne halbe Stunde Pfusch mal schnell 1000 Euro nehmen. Wenn sie dann den Pfusch aufräumen dürfen, dann bitte gratis, denn der Pfuscher hat ja gerade die Kasse geleert.

Auf der Seite der Installationen sind halt die meisten Eigentümer im Pensionsalter. Die haben oft keine Lust, sich für die letzten paar Jahre im alten Heim noch ein „komplett anderes Energiekonzept“ zuzumuten. Die wollen denselben Heizöllieferanten und denselben Kaminfeger, den sie schon Seit 30 Jahren kennen.

Daher kann ich jeden Installateur verstehen, der einem traditionalistischen Hauseigentümer nicht Stundenlang darlegen will, warum eine Wärmepumpe nun vernünftiger wäre. Das wird mal angesprochen. Und wenn dann Argumente wie „Heizhammer“ und „Grünes Diktat“ fallen, ist wohl eh jede weitere Minute in die Richtung vergeudete Zeit.

Die Leute wie ich, die da kommen und sagen „mach weg den alten Mist und mach was gutes“ sind da halt eher in der Minderheit.

Und da verstehe ich halt dann viele Installateure nicht. Wenn sie ihre Kunden auf die Veraltete Technologie drängen, selbst wenn die Kundne eigentlich was effizientes möchten.

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Wenigstens kann sich die CDU/CSU dann zukünftig selbst intern mit dem Problem auseinandersetzen, wenn die Überführung auf EU CO2 Handel kommt

Dieser Punkt wird auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar sein. Siehe Heizungshammer. Denn die Kräfte die ein weiter so befürworten weil sie Angst vor Veränderungen haben sind viele und leider auch sehr laut.

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Da bin ich nicht so pessimistisch. Es benötigt nur eine gesellschaftlich passende Stimmung.

Ich bin überzeugt wir hatten die im Sommer 2022 und Habeck dachte das vermutlich auch. Nur unglücklicherweise ebbte die Stimmung pro Wärmepumpe im Winter schnell wieder ab als klar war, dass der Winter mild und die Speicher ausreichend gefüllt sein würden, die akute Notlage also ausbleiben würde.

Ich bin mir sicher, hätte man die Pläne 2-3 Monate eher publik gemacht, das wäre easy durchgegangen, vielleicht sogar ohne soziale Komponente. So war es einfach nur zu langsam.

Als indirekter Beleg: im Sommer 2022 habe ich aus erster Hand erfahren wie schwierig es war einen Heizungsbauer für die Umrüstung eines Doppelhauses auf Wärmepumpe im Raum Berlin zu finden. Fast alle Handwerker hatten volle Auftragsbücher für 1,5-3 Jahre, in die wir uns einreihen konnten. Und das zu horrenden Preisen. Die Installation von 10 kWp PV + 5 kWh Speicher plus Austausch der Heizung kostete letztlich nach übereinstimmenden Kostenvoranschlägen 80.000 € und damit doppelt so viel wie es real gewesen wert wäre. Nur war die gesellschaftliche Stimmung in diesem Zeitraum so, dass selbst das noch mit Kusshand bezahlt wurde wie die vollen Auftragsbücher bestätigen.

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welche Stimmung sollte das Sein?
Die Einsicht nach einer massiven Katastrophe?
Und falls es diese Einsicht geben sollte wer bzw. welche Partei sollte das nach der nächsten Wahl durchsetzen?

Diese Kombination sagt leider ziemlich wenig aus weil die Komponenten und vor allem „der Austausch der Heizung“ nicht spezifiziert sind.

Das ist mir bewusst. Ich wollte das hier auch nicht einfordern.
Ich schrieb es trotzdem, weil ich manchmal nicht verstehe, wo das Problem mit Ordnungspolitik ist.
Die ist klar, die ist planungssicher und führt zielgerichtet zum Ergebnis. Bei einer Anreiz- oder Abwehrpolitik im Sinne von Förderung oder Verteuerung muss man sehr komplizierte Regelungen stricken und es hat sich schon mehr als einmal gezeigt, dass dann trotzdem nicht zum gewünschten Ergebnis führt.