Ich habe in meiner näheren Verwandtschaft einen Fall erlebt, der hier passen könnte:
Mein Opa sollte mich mal am Nachmittag zum Arzt fahren. Er setzte sich hinten hin und fragte mich, wo jetzt das Lenkrad wäre. Auf meine Info hin setzte er sich vorne rein und versuchte mit dem Licht-Rad den Motor anzustellen.
Einige Wochen später hatte er einen kleinen Unfall auf seinem Grundstück, bei dem der Anhänger fast eine mehrere Meter hohe Mauer heruntergefallen wäre. Zum Glück ist ausser einem tiefen Kratzer nichts passiert. Dennoch, war das der Moment, in dem er sich freiwillig entschieden hat, den Führerschein abzugeben.
Das waren die ersten Demenzschübe beim meinem Opa, der sonst eigentlich noch relativ vital war zu diesem Zeitpunkt. Der geistige Verfall ging dann sehr schnell voran, so dass ein grösseres Prüfungsintervall von 5-10 Jahren vermutlich nicht erkannt hätte, wie gefährlich er für den Strassenverkehr geworden wäre (der schnelle Fortschritt kann fast nicht erfasst werden, insbesondere bei guten und schlechten Tagen).
Andererseits erlebe ich es so, dass für jüngere Autofahrerinnen immer strengere Massnahmen gelten. Jedenfalls hier in der Schweiz, in der jetzt wieder (zum x. Mal) neue, strengere Führerscheinregeln erlassen wurden. Dabei sind gerade die jüngeren Fahrerinnen in der Tendenz besser ausgebildet und durch die Nulltoleranz bei Alkohol sind die nach meinem Erleben weniger gefährdet, betrunken Schaden anzurichten, als der 75 jährige Norbert, der nach dem 4. Weisswein nach dem Kegeln noch schnell nach Hause fährt (bitte entschuldigt das plakative Beispiel).
Aber wie fühlt man sich als alter Mensch, wenn eine jahrzehntelange Selbstverständlichkeit (mein Auto bringt mich immer von A nach B) dann plötzlich wegfallen soll? Was machen Menschen (vor Allem auf auf dem Land), wenn der ÖPNV nicht genügend ausgebaut ist, dass sie ihre Termine und Erledigungen nicht ohne Auto umsetzen können oder ihre Wocheneinkäufe mit dem Bus und Tüte nasch Hause transportieren müssen?
Ich bin auf der einen Seite klar für die Einführung einer gesundheitlichen Prüfung der Fahrtüchtigkeit, ich weiss aber auch nicht, wie man das sinnvoll gestalten könnte. Auf der anderen Seite finde ich es eben auch sehr schwierig, dass man Menschen auf Grund ihrer natürlichen (Alters-)Gebrechen das „Recht“ auf Mobilität nimmt.