Die 20€ Kaltmiete sind sicherlich in Citylagen der Ballungszentren inzwischen üblich, aber dann würde ich Dir auch erwidern wollen, dass man in dem Fall auch gerne mal in den 2. Speckgürtel ziehen darf und nicht mitten in Citylage wohnen kann, wenn man das notwendige Geld dafür nicht hat. Da sehe ich auch nicht den Staat im Obligo dies dann zu finanzieren. Wir wohnen 2. Speckgürtel Metropolregion, 15 Km bis City und hier kriegst Du Wohnraum für 8-12€ für 70qm im Mehrfamilienhaus (nicht Hochhaustrakt). Sozialwohnungen sind m.W. bei uns auch unter 10€ pro qm.
Die Wohnnebenkosten und -betriebskosten würde ich inkl. Internet / Telefon eher bei 450€ ansetzen.
Die 100€ für Schulmaterialien finde ich deutlich zu hoch gegriffen! Bei keinem unserer drei Kinder kommen wir auf solche Kosten. Würde ad hoc sogar behaupten, dass die drei zusammen keine 100€ pro Monat für Schule / Bildung verbrauchen. 50€ (damit 20€ über Regelsatz) und die übriggebliebenen 50€ stecke ich dafür gerne in (mehr / bessere) Ernährung, wo Du an der unteren Grenze der Empfehlung des Ministeriums bist. 300€ für Hobby finde ich auch deutlich zu hoch für Existenzminimum, sorry, da müssen 150€ reichen. Komme also auf 2050€.
Existenzminimum-Bericht 2023/24 vom Bundesfinanzministerium kommt für 2024 für Ehepaar + 1 Kind auf 2114 wen ich mich nicht verrechne habe. Nehmen wir also mal 2.150€.
Wenn beide Erwachsene zusammen 1,5 Vollzeitstellen zum Mindestlohn besetzen, dann würde sie bei 12,41€ pro Stunde und zusammen 60 Stunden pro Woche bei 4 Wochen pro Monat auf 2.978,40€ kommen. Hoffe ich habe mich nicht verrechnet, aber wenn die Steuern + Sozialabgaben unter 28% bleiben, dann kommt das damit hin. Liegen Steuern und Sozialabgaben über 28% vom Bruttolohn, dann müsste aufgestockt werden. Das eine Person Vollzeit und eine Person 50% Teilzeit arbeiten gehen, halte ich jetzt nicht für abwegig und würde auch mal behaupten, dass sich ausreichend Job auf Mindestlohnbasis finden lassen.
Nicht falsch verstehen, dass dies ein Leben am Existenzminimum ist, da sind wir uns einig. Das ist kein Luxus, da ist kein Platz für Extras und Urlaub haben wir da auch keinen, außer man fährt 2 Wochen zu Tante x oder Onkel y. Aber was spricht jetzt bei 12,41€ Mindestlohn und 1,5 FTE in Arbeit für Dich gegen die Rechnung?
Zum letzten Satz: Wie viele Menschen mit Existenzminimum / Bürgergeld oder Vollzeitstelle mit Mindestlohn kennst Du, die in den letzten 3 Jahren im Winter erfroren sind? Laut Statistika gab es im Schnitt zwischen 2009 - 2022 pro Jahr 10 erfrorene Obdachlose. Da tut mir jeder einzelne leid! Aber das Argument von Dir in dem Kontext halte ich für nicht sachlich.