Ich bezweifele, dass Palmer ein GEG gemacht hätte wie es beschlossen wurde. Palmer wäre eher der Typ, der ein Gesetz schreibt, das einen Mindestpreis (Marktpreis + Steuern) von Gas/Öl von mindestens 4x dem Referenzstrompreis vorschreibt und dann jedem vorrechnet, dass Gas und Öl damit immer teurer sind als die Wärmepumpe.
Oder der statt alle aufzufordern E-Autos zu kaufen, einfach Ladesäulen en Masse aufbaut und Parken im Stadtgebiet für E-Autos kostenfrei macht.
Ich nehme bei ihm weit weniger Dirigismus wahr als bei seiner ehemaligen Partei.
Es ist schade, dass man ihn letztendlich zum Parteiaustritt gedrängt hat weil er existierende Probleme mit den falschen Worten angesprochen hat.
Du hast Recht, mein Fehler. Es war tatsächlich noch die Groko-Phase. Spahn war verantwortlich, Lauterbach ist nur als sehr lauter Nein-Sager aufgetreten. Ich vermute daher ist vor allem Lauterbach mir im Gedächtnis geblieben, der später seine Position korrigieren musste.
Der Grund war doch eher, dass man ihm dutzende Male nahe gelegt hat, sich wenigstens ein bisschen kontrollierter zu äußern und nicht jedes verdammte Mal sein erstes Gefühl ungefiltert direkt vom Stammhirn in die breitestmögliche Öffentllichkeit zu blasen. Ein bisschen Impulskontrolle und er hätte Mitglied bleiben können. Tragisch, dass er das nicht geschafft hat, denn wie ich oben schon schrieb: In seinem Kerngeschäft als Bürgermeister oft sehr gut.
Boris Palmer ist ein Rassist¹ und war in letzter Konsequenz deswegen nicht mehr für die Grünen tragbar. Es waren nicht einfach nur „die falschen Worte“, sondern inhaltliche Differenzen, die zu seinem Austritt führten.
Dass der Rassismus ihm in seiner Beliebtheit nicht wirklich geschadet hat, sagt vielleicht auch etwas über die Gesamtgesellschaft aus.
¹ Konkret: Er kritisierte die deutsche Bahn, weil in deren Werbung zu viele Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund zu sehen waren („welche Gesellschaft soll das abbilden?“). Bei Fahrradunfällen und Schwarzfahren mutmaßt er gerne mal öffentlich (und ohne jede Evidenz), ob da nicht Flüchtlinge ein großes Problem seien, bzw verknüpft konkrete Vorfälle auf Basis der Hautfarbe von Akteuren mit der Debatte um Geflüchtete. Seine öffentlichen Äußerungen über den Penis von Dennis Aogo, inklusive Verwendung des N-Worts, waren dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Ich kann verstehen, warum Palmers Art, die man ebenso hemdsärmlig wie anpacken nennen könnte, bei vielen gut ankommt. Aber bevor das hier völlig zu einem Boris-Palmer-Thread derailed: @Daniel_K sprach in dem Post, den du zitiert hast, aus meiner Sicht den Populismus an, der das verbindene Element zwischen Wagenknecht und Palmer darstellt und der auch jeweils die Differenz zu den Grünen bzw. der Linken markiert.
Teil dieses Populismus ist bei beiden, dass sie immer wieder rassistisch argumentieren sich dann dabei auf die Zustimmung durch die Bevölkerung berufen und sich als Reaktion auf inhaltlicher Kritik an ihren Positionen oder ihrer Argumentation als Opfer einer vermeintlichen Meinungsdiktatur gerieren (bei Palmer bis hin zu der irrwitzigen Identifikation mit den während des NS verfolgten Juden). Eine entsprechende übersicht zu Palmer gibt es hier (wobei ich die reißerische Überschrift ausdrücklich kritisieren möchte) Boris Palmers Walk of Shame – eine Chronik der Entgleisungen | STERN.de
Die erste Aussage ist mehr oder weniger hypothetisch, auf die Unterschiede zwischen Kommunal- und Bundespolitik wurde ja schon hingewiesen. Die zweite Aussage kann ich nicht nachvollziehen, sondern interpretiere sie eher als Ausdruck des Diskurses „Grüene = Verbotspartei“. Palmer hat überhaupt keine Hemmungen, mit Verboten zu agieren. Er war z. B. schon vor über 10 Jahren einer der ersten, die Alkoholverbote in der Innenstadt einführen wollten. Und wo du seine Coronapolitik so gelobt hast: Palmer war nicht nur ein glühender Verfechter einer Impfpflicht, sondern forderte auch offen Beugehaft für „Impfverweigerer“.
TL/DR: Bei der Kritik an Palmer geht es um weitaus mehr als „falsche Worte“. Und jetzt gerne wieder zurück zum eigentlichen Thema des Threads
Und trifft damit genau ins Schwarze (). Wenn ich mal Netflix einschalte oder Konzern commercials sehe, stellt sich die Frage ob überhaupt noch etwas ohne DEI (Diversity, Equity, Inclusion)- Siegel in den Äther geblasen werden darf. Mich nervt das
Was genau „nervt“ dich denn so? Dass es einen nenenswerten und in der Öffentlichkeit auch sichtbaren Anteil von in Deutschland lebenden Menschen gibt, die eine andere Herkunft, Hautfarbe, Lebensweise, sexuelle Orientierung etc. haben oder dass ein Großunternehmen, das sich mit seinen Dienstleistungen an die gesamte Bevölkerung richtet, das in seinen Werbekampagnen wiederspiegelt?
Um das Kind mal beim Namen zu nennen: Was Palmer mit seiner Aussage suggeriert, ist, dass die Bevölkerung Deutschlands „eigentlich“ weiß ist bzw. sein sollte. Da wundert es dann auch nicht mehr, wenn ein ältere Herr wie in der Fußballdoku neulich dem Reporter ins Gesicht sagt, dass er ja wegen seiner Hautfarbe gar nicht deutsch sein „kann“.
Es ist eine oktorierte Agenda, die inzwischen einer Ideologie gleichkommt (vlt bereits ist). Dass Großkonzerne in einer immer globalisierten Welt, von der sie massiv(!) profitieren, dies unerstützen, ist logisch. Konzerne profitieren, max mustermann guckt ob sein Geld vlt dieses mal bis Monatsende reicht
Heute gab es bei Table Today (Podcast) ein Interview mit Winfried Kretschmann zur Analyse der EU-Wahlergebnisse, indem er die Probleme der Grünen aus seiner Sicht skizziert hat.
Aus meiner Sicht (kein Wähler der Grünen, aber grundsätzlich Sympathien) hat er da zu 100% ins Schwarze getroffen.
Ähm, wer oktroyiert da genau wem welche „Agenda“? Und was daran ist „Ideologie“? Und was hat der Unterschied zwischen Konzernprofiten und Armut in der Bevölkerung mit dem Thema zu tun? Bist du etwa der Meinung, dass „Max Mustermann“ zwangsläufig weiß sein muss? Vielleicht hast du ja auch ein paar Argumente oder zumindest Lust, deine Sichtweise etwas kohärenter zu erklären, bisher nehme ich jedenfalls nur Emotionen, Schlagworte und Polemik wahr.
Was genau ist das denn konkret für eine Agenda? Dass ethnische Herkunft nichts relevantes über den Wert, die Kompetenzen eines Menschen aussagt? Dass man Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft nicht davon abhängig machen sollte? Ist das nicht einfach die logische Folge aus dem Nicht-Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes?
Auch hier bleibe ich ratlos zurück. Ich möchte gern, dass mein Lieferdienst die ganze Woche liefert, Kitas, Schulen, Arzpraxen, Pflegedienste etc. genug Personal haben. Selbst wenn die Arbeitgeber hemmungslos übertreiben brauchen wird alleind dafür 300.000 Menschen, die in unser Land kommen. Natürlich werden davon auch Konzerne profitieren, aber wenn man deren Profite für überhöht hält, ist das eher eine Frage der Steuer- und Arbeitsschutzgesetzgebung, als der Migrations- und Integrationspolitik. Es gab eine Zeit in Deutschland, als eine Agenda die auf homogene ethnische Volksdefinitionen setzte, tatsächlich kurz mal relativ breiten Wohlstand geschaffen hat. Man musste dafür halt die Ökonomien der Nachbarstaaten überfallen, besetzen und ausplündern, aber dann funktioniert der Ansatz.
In der Vergangenheit herrschte das andere Extrem: Minderheiten wurden quasi unsichtbar gemacht. War das besser? Jetzt wird Wert darauf gelegt, Minderheiten gezielt darzustellen, um sie zu normalisieren. Ja, es ist manchmal absurd - ich saß auch schon vor Netflix-Sendungen und habe mich über die vierte Serie in Folge amüsiert, in der ein multi-ethnisches, homosexuelles Paar vor kam, weil es in der Tat manchmal etwas absurd (und ja, auch etwas gekünstelt) wirkt. Aber: So what? Macht es die Serien schlechter? Nö, nicht wirklich. Es wirkt manchmal etwas übertrieben, ja, aber diesen Preis bin ich bereit, dafür zu zahlen, dass bestimmte Minderheiten gesellschaftlich normalisiert werden. Daher habe ich da kein Problem mit.
Natürlich „darf“ es das. Es gibt keinerlei Gesetze, die es unterbinden. Letztlich ist es die Frage, was die Kunden wollen. Wenn die Gesellschaft ein großes Problem damit hätte und sich das auf die Zuschauerzahlen (oder die Wirksamkeit der Werbung) auswirken würde, würden Unternehmen wohl schnell damit aufhören. Einen Shitstorm bekommen Unternehmen ohnehin, egal, ob sie DEI berücksichtigen oder nicht. Tun sie es nicht, werden einige Minderheiten-Vertreter sich beklagen, tun sie es, werden sich die üblichen Konservativen beklagen - also es ist nicht so, als ob die Unternehmen nur aus einer Richtung in eine bestimmte Richtung gedrängt würden.
Ein interessanter Überblick zur aktuellen Schwäche der linken Hälfte des Spektrums:
In vielen EU-Mitgliedstaaten ist die radikale Rechte auf dem Vormarsch, und die Linken haben darauf noch überhaupt keine Antwort gefunden. […] Das Bemerkenswerteste an diesem EU-Wahlkampf war, dass die Mitte-links-Parteien überhaupt keine „Story“ zu erzählen hatten. Sie alle sind in einer Gemütslage der Defensive, und je stärker die Rechtsparteien werden, umso mehr verschärft sich dieses Problem.
Weil ich für meine Familie und mich, aber auch gesellschaftlich und (geo)strategisch aus dem stegreif ein dutzend Themen nennen kann, die ich für tatsächlich wichtig und drängend halte. Prinzipiell hab ich kein Problem mit DEI.
Mit der Vokabel oktoriert bin ich auch nicht ganz zufrieden. was ich sagen wollte: DEI ist wie zb gendersprache (btw zwei Seiten derselben Medaille) keine genuin gewachsene Sachen sondern konstruiert
Wenn vorher nur weiße Männer in Filmen vorkamen, dann wird man gar nicht drum rumkommen, dass diverse Schauspieler als konstruiert und nicht natürlich gewachsen in Filmen wahrgenommen werden. Ich halte es deswegen nicht als Lösung auf alle Ewigkeiten nur weiße Männer in Filmen zu haben.
Durch diese „Konstruiertheit“ müssen wir jetzt denke ich erst mal durch und irgendwann dann wird es natürlich.
Aber das ist letztlich ein Whataboutism. Auch viele andere Themen, die du meinst, kommen im vor allem amerikanischen TV-Output sicherlich auch vor. Und er enthält auch einige Themen, die ich persönlich ablehne (z.B. die Überhöhung der USA). Aber das ist doch alles kein Argument, gegen die Darstellung von mehr Vielfalt zu sein. Mehr Vielfalt darzustellen, um damit Minderheiten zu helfen, sichtbarer zu werden, ist für TV-Produktionen eine echte low-hanging fruit. Es ist etwas, das mit wenig Mitteleinsatz erreicht werden kann. Also warum sollte man es nicht machen? „Es gibt wichtigere Themen“ ist da einfach kein sinnvolles Argument.
Wie gesagt, auf mich wirkt es auch teilweise immer noch komisch, wenn eine Serie schon wieder ein multi-ethnisches, homosexuelles Paar präsentiert - aber genau das ist das Problem. In dem Moment, in dem mir das nicht mehr auffällt, wurde das Ziel erreicht: Es ist nun normal. So lange mir sowas noch auffällt, ist es wichtig, dass ich immer wieder damit konfrontiert werde. Insofern hat DEI in Videoproduktionen meine grundsätzliche Zustimmung.
Ich hab wirklich versucht, dich zu verstehen. Aber ich habe den Eindruck, dass du bei jeder Nachfrage zu einer Äußerung einfach das Thema wechselst. Erst sagst du, Palmer habe recht mit seiner Kritik, dass es ein falsches Bild von der Gesellschaft zeichnet, wenn die Bahn in ihrer Werbung auch nicht-weiße Menschen zeigt und verweist auf das eigentlich eher in den USA bekannte DEI. Dann behauptest du, es ginge um eine aufgezwungene „Agenda“ und eine „Ideologie“ und redest auf einmal von Konzerngewinnen und Leuten, deren Einkommen nicht ausreicht. Und dann geht es auf einmal um „Gendersprache“. Ich finde es müßig, noch weiter zu versuchen da mitzukommen.
Mir fallen auf Anhieb auch mindestens ein Dutzend Themen ein, die ich wichtiger finde, als mich über Anzeigenkampagnen der Deutschen Bahn oder die Besetzung bei Netflix-Serien zu empören. Oder darüber, dass andere Leute vielleicht lieber anders sprechen als ich. Übrigens: Sprache ist immer soziale Konvention - ob mit oder ohne Gendern. Es gibt zwar gewisse Einflüsse durch Sprachenpolitik, aber es gibt nicht nicht „die natürliche“ Sprache auf der einen Seite und „die konstruierte“ auf der anderen.
Ich würde vorschlagen auch hier langsam zum Thema des Threads zurückzukommen.