Wer dem dunklen Winter im Norden entkommen will (oder den niedrigen solaren Ertrag in dieser Jahreszeit), dem wird der Wechsel nach München wenig helfen. Und genauso, nur mit umgekehrten Vorzeichen, sieht es mit der Windgeschwindigkeit aus. Der Norden hat mehr davon. Aber gerade dann, wenn es München windstill ist, hat man auch in Hamburg mit großer Wahrscheinlichkeit nur wenig Luftbewegung.
Ich weiß nicht, ob wir da heute schon weiter sind, denn die Fraunhofer-Studie Studie, die ich zu dem Thema im Kopf habe ist schon fast 10 Jahre alt [1].
Hier haben sie Wege untersucht, um unsere Strom- und Wärmeerzeugung auf 100% Erneuerbare umzustellen. Für die gigantischen Energiespeicherkapazitäten, die man dazu benötigt, werden die vorhandenen Erdgasspeicher genutzt (mit Power-to-Gas und entsprechenden Gas und GuD Kraftwerken). Das sind je nach Szenario 67-86 TWh. Zum Vergleich: unsere Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland haben etwa 40 GWh Kapazität [2].
Falls es da inzwischen bessere kosteneffiziente, hochskalierbare Lösungen gibt – bitte gerne anmerken, aber ich kenne bisher keine. Auch wenn die Achillesferse „Power-to-gas“ das ganze schon schmerzhaft ineffizient macht. In dem Thema „smart grid“ bzw. Beeinflussung der Verbrauchskurve sehe ich schon auch Potential, das ich aber derzeit schwer einschätzen kann. So richtig sehe ich also noch keine belastbare Alternative zur Nutzung unserer Erdgasinfrastruktur.
In Köln betreibt die Stadteigene Energiefirma (Rheinenergie) auch ein Gaskraftwerk das über Kraftwärmekopplung Fernwärme für relevante Teile des Stadtgebiets und Industrieabnehmer (als auch Dampf für Ford) bereitstellt.
Es gab eine Bürgerinitiative die Klimaneutralität dieses Unternehmens bis 2030 gefordert hat.
Die Rheinenergie hatte argumentiert, dass sie nicht glaubt, das Fernwärmenetz bis 2030 von Erdgas runter zu bekommen und sah als einzige Möglichkeit den Verkauf des Kraftwerks an einen nicht Stadt-eigenen Betreiber (wo dann Bürgerinitiativen /Volksbegehren keinen Zugriff drauf hätten). In einem Mediationsverfahren haben sich Rheinenergie und Bürgerinitative auf einen Plan geeinigt mit dem die Firma die Emissionsneutralität 2035 anstrebt. Dabei soll es auch Speicher und einige zentrale Wärmepumpen geben, das Kernelement wird aber sein das Gaskraftwerk mit Wasserstoff zu betreiben - vor allen Dingen wegen der Fernwärme.
zunächst einmal ein großes Lob: Ich liebe euren Podcast, er hat mich dazu gebracht mich mehr mit politischen Themen auseinander zu setzen, die nicht direkt meinen professionellen Bereich betreffen. Nicht zuletzt euch hab ich es zu verdanken, dass ich auch in eine Partei eingetreten bin.
Nun aber ein Thema, das mich beim Hören der aktuellen Lage nachhaltig beschäftigt hat. Im Zuge der Diskussion rund um die EU-Taxonomie habt ihr Atom- und Gaskraftwerke angesprochen. Ich gehe mit euch mit, dass beide nicht Teil der Taxonomie sein sollten. Meiner Meinung nach war das ein Handshake-Deal zwischen Deutschland (pro Gas) und Frankreich (pro Atomkraft) und ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das das Instrument nicht nachhaltig stark beschädigen kann.
Was mich aber sehr geärgert hat war, dass ihr behauptet habt, dass wir nur genügend Wind und PV zubauen müssten um dann auf Gaskraftwerke verzichten zu können. Das ist so nicht richtig. Gaskraftwerke (ob mit Methan oder H2 befeuert) sind ein notwendiger Bestandteil des zukünftigen Energiesystems und werden in allen Modellierungen zugebaut. Ihre Flexibilität sorgt (neben der Flexibilität u. a. smarte/flexible Verbraucher im System, wie ihr es auch richtig benannt habt) für Versorgungssicherheit. Der Clou dabei ist nur, dass die installierten Leistungen entsprechend selten zum Einsatz kommen. D. h. auch wenn die Kraftwerkskapazitäten/Leistungen ansteigen, produzieren sie zu geringeren Zeiten Strom und stoßen entsprechend auch nur zu diesen Zeiten CO2 aus.
Ich befürchte, dass wenn man hier zu stark vereinfacht und diesen Punkt bei der Kommunikation auslässt, dann verliert man manche Menschen bei der Energiewende. Wir werden aber (fast) alle brauchen um dieses riesige Projekt stemmen zu können.
wie in der letzten Lage-Folge thematisiert, wurde zum Jahreswechsel der Vorentscheid der EU-Kommission getroffen, Atomenergie und Erdgas als nachhaltig einzustufen und damit für Subventionen zu öffnen. Leider wird in der derzeitigen Debatte ein Aspekt fast überall ausgespart: der Zusammenhang mit der militärischen Nutzung von Atomenergie und das damit verbundene Interesse Frankreichs an der EU-Taxonomie. Ich würde mich freuen, wenn dieses Thema in der Lage zur Sprache kommen würde.
Ein erstes Treffen der EU-Verteidigungsminister*innen ist für diese Woche (12.-13.01.) geplant. Auf dem informellen Treffen zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) soll es auch um das Thema nukleare Sicherheit und atomare Abschreckungsstrategien gehen.
Zum Hintergrund:
„Ohne zivile Atomenergie gibt es auch keine militärische Nutzung der Technologie - und ohne die militärische Nutzung gibt es auch keine zivile Atomenergie.“ Dieses Zitat stammt von Emmanuel Macron aus dem Jahr 2020. In derselben Rede heißt es: “Die Atomenergie wird der Eckpfeiler unserer strategischen Autonomie bleiben. Es geht um alle Teile der Abschreckung, um den Antrieb unserer Atom-U-Boote, U-Boote für den Abschuss ballistischer Raketen. Und um den Antrieb unserer nuklearen Flugzeugträger.“
Präsident Macron hat angekündigt, eine Milliarde Euro in die Forschung und den Bau von Small Modular Reactors (SMR) zu investieren. SMR-Reaktoren sind kleine Atomreaktoren, die vor allem als Antrieb von U-Booten und damit der militärischen Nutzung an entlegenen Kriegsschauplätzen dienen sollen. Die neuen Jagd-Unterseeboote sollen Frankreichs Weltmacht-Ambitionen unterstreichen. Der geplatzte U-Boot-Deal mit Australien aus dem letzten Jahr, in dem die atomare Technologie der USA dem Diesel-Antrieb der U-Boote aus Frankreich vorgezogen wurde, setzt Frankreich zusätzlich unter Druck aufzurüsten.
Als Atomwaffenstaat ist Frankreich deshalb sehr daran gelegen Atomenergie auf EU-Ebene als nachhaltig einzustufen und so die militärische Nutzung querzufinanzieren. Mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft zum Jahreswechsel, wird Frankreich das Thema einer gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik in den Vordergrund rücken. Das erste Treffen der EU-Verteidigungsminister*innen diese Woche in Brest wird dafür der Auftakt sein. Brest ist der Standort, an dem die seegestützen französischen Atomwaffen liegen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn das Thema in der Lage besprochen werden würde!
Für „atomare“ Kriegsschiffe, Unterseeboote, etc. wurden relativ kleine Reaktoren entwickelt, die nun von manchen Leuten als letzte Hoffnung der zivilen Kernkraftnutzung angepriesen werden. Man erhofft sich davon einige Vorteile in Bezug auf Massenfertigung und Erschwinglichkeit. Es geht also aktuell beim Stichwort SMR in erster Linie um die Überfühung einer für militärische Anwendungen entwickelten Technologie in die zivile Nutzung.
Frankreichs neues Jagd-U-Boot ist bereits fertig entwickelt und das erste Schiff der neuen Klasse seit einem Jahr im Dienst: Suffren-Klasse (U-Boot) – Wikipedia
Naja, der These, dass diese Small Modular Reactors nur erforscht werden sollen, um eventuelle Forschungsresulate dann in Kriegsgerät zu packen, glaube ich so nicht ganz. Wenn, dann ist der Zusammenhang wahrscheinlich subtiler. Und mit einer Milliarde kommt man angesichts der üblichen Kostenrahmen bei Bau und Entwicklung von Atom-U-Booten auch nicht sehr weit
Aber die grundsätzliche Problematik auf das @Larmarkra wahrscheinlich anspielt, sehe ich schon. Ich halte das sogar für die einleuchtendste (wenngleich unschöne) Erklärung, warum manchen EU-Ländern so viel daran lag, Atomkraft in der Taxonomie zu haben: Hat ein Land sich erst einmal dazu entschlossen, Atomwaffen und/oder nuklearbetriebene U-Boote zu unterhalten (das Fass, ob das sein darf oder nicht, will ich hier nicht aufmachen), dann muss es auch entsprechendes Know-How im Land haben. Die Militäretats der meisten Länder reichen nicht aus, um in der Breite die Fähigkeiten zu halten und da kommt es gelegen, wenn es hier Synergien mit einer zivilen Atomenergiesparte gibt. Da werden Techniker*innen ausgebildet, man sammelt Know-How, Urananreicherung und Wideraufbereitung sind eh dual-use-Technologien und das grundsätzliche Wissen zum Bau und Betrieb atomarer Anlagen bleibt erhalten. Klar erzählen uns die Atomfreunde derzeit die Mär vom Pferd und dass das mit innovativen, neuen Reaktoren ganz anders werde, aber das ist bisher noch genauso realitätsfern wie blockchainbetriebene Flugtaxis aus dem 3d-Drucker.
Wenn nun die Aufnahme der Atomkraft in die EU-Taxonomie, wie in LdN272 beschrieben, ein ziemlicher politischer Kuhhandel war, dann verdeutlicht das noch einmal die unterschiedlichen Positionen: Die Für-Atom-in-Taxonomie-Staaten Frankreich und Polen (hat zwar keine Atomwaffen oder U-Boote, aber hätte mit Blick auf Russland gerne einen nuklearen Plan B, falls die Nato auseinanderbrechen sollte) wollen eben nicht, dass die Atomenergie, so wie z.B. Deutschland und Österreich sich das bestenfalls vorstellen, sprunginnovationsmäßig von den Erneuerbaren aus dem Markt gedrängt wird. Denn sonst bekämen sie Probleme, die Instandhaltung von nuklearen Arsenalen zu irgendwie vermittelbaren Kosten zu bewerkstelligen.
Ich empfehle dazu den Film „Thorium“ auf Netflix. Ein bisschen etwas gibt es auch bei Wikipedia:
Mit dem Rücktritt Weinbergs wurde auch die Entwicklung des zivilen Reaktors gestoppt. Seit dem hat Niemand das Geld in die Hand genommen, um das Konzept zu evaluieren. Abgesehen von China, das solche Reaktoren entwickelt.
Der Netflix Film ist gesponsert von Breakthroug Energy, das wiederum Breakthroug Inst. bedient, dem B. Gates sehr verbunden ist.
Gates möchte gerne wieder zentral in seiner „patentierten“ Hand liegende AKW weltweit installieren → führt dann zu Strompreisen wie bei Microsoft Lizenzen.
Der am besten gangbare Weg, der bleibt, ist der weltweite Umbau der Energiesysteme auf solaren Eintrag… Für alles andere scheint es einfach zu spät zu sein.
G. Erfurft ist Chef von Mayer Burger, einem der wenigen derzeitigen in Deutschland mit einem Werk ansäßigen Solar Panel Hersteller;
Aber der Mann ist auch Physiker und ich habe von ihm noch kein dummes Statement gehört, die Atomkraft beschreibt er ganz treffend:
In dem ausführlichen Statement von G. Erfurt supportet er übrigens die Windkraft und nicht seine PV Module, ergänzt um Speicherung Kurz- und Langfrist.
Quelle: