Das ist durchaus korrekt, das Gartenanbau nicht direkt mit Monokulturen vergleichbar sind.
Die Kritik meinerseits richtete sich auch eher dahingehend, dass die Lebensmittelversorger in Deutschland ihre Kunden dahingehend erzogen haben, dass es alles superbillig gibt und auch immer gleich aussieht.
Und gerade das gleiche Aussehen erzeugt unnötige Kosten.
Wenn hier in Schweden Erntezeit ist, dann kommt das Zeug so wie es gewachsen ist. Größe, evtl. Schadstellen und ähnliches incl.
Größe spielt keine Rolle, weil das Zeug ja eh nach Gewicht berechnet wird und die Schadstellen (zb. ledrige Außenhautstelle) gehören dazu, dafür ist es Natur und nicht aus dem 3D Drucker.
Es ging um die Frage ob strenge Umweltvorschriften zu einer De-Industrialisierung von DE führen.
Klar werden teilweise Produkte im Ausland gekauft. Aber wenn es laut Statista 150 Stahlwerke und 110 Eisengiessereien in DE gibt kann man nicht von einer De-Industrialisierung sprechen.
Die Umweltvorschriften verursachen Aufwand und Ärger wegen der Bürokratie, aber deswegen verlagert niemand.
Da spielen die Arbeitskosten eine ganz andere Rolle.
Ich spreche nicht von einer Deindustrialisierung durch Umweltauflagen. Diese Umwandlung hat die letzten 30 Jahre schon stattgefunden.
Diese (höherwerttige) „Weiterverarbeitung“ findet ja auch in Deutschland statt, aber mit Vorprodukten aus dem Ausland. Vor allem die große Menge der einfachen“Baustahlprofile“ werden nicht mehr in D gefertigt.
Statista bestätigt mit dieser Grafik meine Aussage
Edit
die Ausgangsfrage war ob wir die Umweltprobleme (der Stahlproduktion) ins Ausland verlagert haben? Die Grafik sagt eindeutig
JA
Dass @LeoWom hier mit einer bewussten Fehlinterpretation vom eigentlichen Thema ablenkt, behaupte ich nicht, im Ergebnis funktioniert das aber so, wenn nicht umgehend eine Richtigstellung wie die von @Schlossermeister erfolgt. Also bitte: Diskurse hier im Forum setzen Genauigkeit voraus. Das seid ihr den Lesenden schuldig.
Ich spreche nicht von einer Deindustrialisierung durch Umweltauflagen.
Edit
die Ausgangsfrage war ob wir die Umweltprobleme (der Stahlproduktion) ins Ausland verlagert haben? Die Grafik sagt eindeutig
JA
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Die Ausgangsfrage war die Ernährungswende, und ich glaube nicht, dass man Stahl essen kann.
Grundsätzlich ist die Frage nachdem Export von Umweltproblemen durch Arbeitsverlagerung für Haus interessant, gehört aber meiner Meinung nach in einen eigenen Thread.
Das habe ich so auch nicht interpretiert und möchte ich so auch nicht stehen lassen. Ich sehe es vielmehr als Unschärfe in unseren Argumenten und möchte diese bereinigen.
Ich habe die Quelle für die Aussage über die Eisengießereien und Stahlwerke gesucht (leider nicht gefunden) um festzustellen welche Produkte dort hergestellt werden.
Früher fand die ganze Eisenerzeugung vom Erz bis zum Endprodukt in Deutschland statt.
Zum besseren Verständnis
Die auf Seite 2 „Produktion“ aufgeführte Grafik zeigt 2 Produkionsschritte
1 die „Eisenproduktion“ findet in der Regel im Ausland statt und damit ist die relativ große Umweltbelastung auch dorthin verlagert.
2 die „Stahlproduktion“ ist das was ich als höherwertige Weiterverarbeitung beschrieben habe, die aber in den Stahlwerken und Eisengießereien in Deutschland statt findet.
Fazit:
Mit den Produktionsschritten die wir ins Ausland verlagern verlagern wir auch die dazugehörige Umweltproblematik ins Ausland. Dabei ist es egal ob es um irgendwelche Güter oder um Lebensmittel geht.
Die Probleme (Wasser, CO2, Umweltbelastung) bleiben vor Ort (im Ausland) den Nutzen/Verbrauch haben aber wir hier in Deutschland.
Ich persönlich sehe darin ein Greenwashing von unseren Verbrauchsgütern.
Das ist ein starkes Stück. Wobei ich gestehen muss den Absatz in Gänze sowieso nicht zu verstehen.
Aber zurück zum Thema: Ausgang war der Post von Wuffel.
Wenn Wirtschaft den produktiven Teil ins Ausland verlagert, dann ist das für mich = De-Industrialisierung. Der nicht produktive Teil kann gar nicht „schmutzig“ sein.
In der Tat gibt es in der Diskussion mit Schlossermeister eine Unschärfe. Das bekommen wir aber schon hin.
Die Transferleistung von „verlagern der Grundwasservergiftung durch die Landwirtschaft“ zu „ verlagern von Luftschadstoffen durch die Industrie“ kriegen die Leser sicher hin.
Wäre aber trotzdem besser einen eigenen Thread für die Industrie aufzumachen. Den stelle ich mir nämlich spannend vor und hier soll es ja um die Ernährung gehen.
Das Pflanzen von Bäumen und Hecken auf Felder ist Agroforstwirtschaft. Das ist ein anderes Thema.
Zu den Ernteausfällen:
Also wenn der Kartoffelkäfer und dann die Krautfäule über den Kartoffelacker geht kann man die Fläche eigentlich umdrehen. Da ist nicht mehr viel zu holen.
Ich hatte mich vor ca zwei Wochen mit einem Biolandwirt unterhalten der gerade seine Puffbohnen unterackerte da sich die Ernte aufgrund der Leguminosenmüdigkeit nicht lohnte.
Ohne Netze bekomme ich selbst im Garten keine Kohlpflanze hoch da sonst der Kohlweißling alles auffrisst.
Es geht nicht nur um optische Probleme, sondern um spürbare Ernteverluste.
Man kann insbesondere Insekten auch manuell in Schach halten (die Kartoffelkäfer bekomme ich auch mit ansammeln gut im Griff) aber in einer landwirtschaftlichen Dimension würde das einen enormen Bedarf an Arbeitskräften bedeuten. Und das hatte LeoWorm ja auch schon gut bemerkt: Wirtschaftsbereiche die nur mit billigen Arbeitskräften funktionieren gibt es in Deutschland nicht mehr.
Der „Export“ von Umweltproblemen aus der EU heraus ist in der Landwirtschaft durchaus ein Problem. Dieser Gastbeitrag in nature beschreibt das ganz gut. Demnach lügen wir uns mit den aktuellen Erfolgen unserer ökologischen Landwirtschaft schon etwas in die Tasche. Die geringeren Erträge im heimischen Markt können wir uns nämlich nur dank höherer umweltbelastender Importe aus Brasilien und Co. leisten.
Das heißt nicht, dass der Weg hin zur stärkeren Integration ökologischer Aspekte in die Landwirtschaft (was übrigens nicht den m.E. unrealistischen Ersatz der industriellen durch die ökologische Landwirtschaft meint) kein sinnvoller ist. Wir müssen halt nur gleichzeitig z.B. unseren Fleischkonsum entsprechend soweit reduzieren, dass die geringeren Erträge dadurch mindestens kompensiert werden.
„Vorbeugung
Eine Mischkultur aus Kohlgewächsen, Tomaten und Sellerie beugt einem Befall mit dem Kohlweißling vor, denn die stark aromatischen Pflanzen lenken die Falter von den eigentlich begehrten Kohlpflanzen ab.“
Und:
„Schlupfwespen sind neben verschiedenen Vogelarten die wichtigsten natürlichen Feinde des Kohlweißlings. Wer den Schmetterling in seinem Gemüsebeet nicht dulden möchte, sollte Schlupfwespen in seinem Garten ansiedeln und fördern. Aber Achtung: Ihre gelblichen Kokons sind mit den Eiern des Kohlweißlings leicht zu verwechseln.“
Sowas geht m.E. nach auch in Landwirtschaftlichen Maßstäben, gerade Mischkultur statt Monokultur.
Gehört aber dann eben auch dazu, dass die Leute wieder mehr Selleri essen müssten.
Man kann auch Zwiebel, Porree oder Tagetes nehmen (alles schon ausprobiert). So etwas funktioniert wenn man einzelne Kohlpflanzen in andere Kulturen setzt. Wenn man mehr als eine Pflanze anbauen möchte sinkt die Wirkung solch einer Mischkultur dramatisch.
Hier muss man außerdem die Wuchsdynamik der unterschiedlichen Pflanzen beachten und mehr Platz lassen und hier dann auch wieder stärker Unkraut beseitigen, dann natürlich manuell.
Tomatenanbau im Freiland ist aufgrund der Krautfäule extrem wetteranfällig.
Maschinell lassen sich solche Mischkulturflächen gar nicht bearbeiten, da sind wir wieder bei der Arbeitskräfteproblematik.
Theoretisch klingt das alles super, in der Praxis ist es doch etwas komplizierter.
Das hab ich aber auch nicht gemeint oder geschrieben, sondern die von mir gesehen Beispiele eine Teil der vorherigen Ackerfläche dafür nutzen, um damit die Ackerflächen zu schützen.
Es ging nicht darum, das mit diesen Bäumen und Sträuchern gewirtschaftet wird.
„Agroforstwirtschaft (englisch agroforestry oder agroforesting) bezeichnet ein (teils mehrstöckiges)[1]landwirtschaftliches Produktionssystem, das Elemente des Ackerbaus und der Tierhaltung mit solchen der Forstwirtschaft kombiniert.“
Agroforstwirtschaft ist die bewusste Einbeziehung von Bäumen und Sträuchern in der Landwirtschaft.[3] Dabei fokussiert sich die Landnutzung auf mehrjährigen Holzpflanzen und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen oder Tieren.
Grundsätzlich Zustimmung. Wichtig finde ich allerdings noch, dass das Problem ein globales ist. Die Zunahme von Fleischkonsum in aufstrebenden Nationen, Ernteausfälle durch Klimawandel und eine wachsende Weltbevölkerung müssen wir ebenfalls im Blick haben.
Wie hier schon an anderer Stelle diskutiert wird die Challenge des „nachhaltigen“ Anbaus auf geringer zur Verfügung stehender Fläche under wiedrigen Klimabedingungen dadurch so groß, dass aus meiner Sicht technischer Fortschritt in der Landwirtschaft und Befähigung von Entwicklungsländern auch eine zentrale Rolle spielen werden.
Alles richtig, nur scheint die Diskussion schon wieder in die Richtung abzubiegen, was alles (angeblich) nicht geht, statt sich auf das zu konzentrieren, was geht.
Und eben auch wichtig, den Verbraucher wieder „umerziehen“, hin zu weniger wegwerfen nur weil ein gewachsenes Naturprodukt nicht 100% perfekt aussieht.
Bitte entschuldige ich werde in Zukunft Apfelbäume beobachten um Rückschlüsse auf die Landwirtschaft zu ziehen.
Es geht so einiges, man kann (wenn Serienreif) Roboter gegen Unkraut einsetzen:
Man könnte grüne Gentechnik einsetzen:
Man könnte auch die Landschaftsparkimitationen in deutschen (auch schwedischen) Vorgärten zu Nutzgärten umbauen.
Man könnte auch die Kleingärten in Deutschland dazu bringen, dass sie wieder ernsthaft Nahrungsmittel anbauen.
Man kann sich an urban farming Projekten beteiligen.
Man kann in Schulen gehen und Kindern gute Ernährung beibringen.
Man kann sehr viel machen.
Was man nicht machen kann ist da zu sitzen, auf die Politik zu zeigen, dass die Druck auf die Bauern ausüben und sich dann einbilden, man würde was für das Klima tun.
Zum Thema „was geht“ habe ich in hier [1] eine m.E. sehr relevante Studie vorgestellt. Vieles von dem, was @Wuffel und auch ich in diesem Thread bereits angedeutet haben, wird auch dort behandelt.
Zum Thema „was nicht geht“: solange man eine valide Handlungsoption skizzieren kann ist es aus meiner Sicht mindestens ebenso wichtig darauf hinzuweisen was nicht geht. Es gibt schließlich eine Menge Menschen, die der Meinung sind, den jetzigen Ernährungsstil beizubehalten - nur halt in „Bio“ - ist schon ein Fortschritt. Unter anderem dieses Denken hat uns diese [2] Situation beschert.