Das Problem dieser Art von Anschlägen ist aber leider, dass sie nur sehr schwer vorherzusehen sind und der finanzielle Aufwand dafür ziemlich hoch sein dürfte, ganz zu schweigen von einem Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, den wir so möglicherweise nicht wollen.
Wenn man die Frage „Wie schützen wir Menschen (in Deutschland) vor einem vorzeitigen Tod?“ unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt betrachtet, d.h. man will mit den begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst viele Menschen schützen, hätte die Prävention solcher Anschlage vermutlich eine eher geringe Priorität. Das ist zumindest meine Annahme nach dem, was ich aus Diskussionen und Artikeln herauslese.
Ich nehme jetzt also an, die finanziellen Kosten pro gerettetem Menschenleben wären hier vergleichsweise hoch.
(Die Gesamtkosten übrigens können trotzdem niedrig sein, weil es im Vergleich zu anderen Gefahren wenige Gefährder gibt.
Und natürlich besteht immer noch das Risiko, dass es ein Einzeltäter einmal doch schafft, richtig viele Menschen auf einmal zu ermorden. Bisher war das aber nicht der Fall. Das Verhindern eines solchen Anschlags würde die Bilanz natürlich verbessern.)
In Vergleich dazu gibt es mit Sicherheit andere Gefahren, die sich deutlich kostengünstiger
reduzieren lassen. Nehmen wir mal das Tempolimit (Informationen beziehe ich auch hier aus den Massenmedien): Es erfordert meines Wissens v.a. eine Gesetzesänderung, das Entfernen alter Schilder und Geschwindigkeitskontrollen. Das gibt es auch nicht für umsonst, Gesätzesänderung und Demontage sind aber immerhin nur einmalige Kosten.
(Netterweise gibt es dafür den Zusatznutzen des Klimaschutzes.) Man reduziert die Zahl der Verkehrstoten damit natürlich nicht auf Null, aber sie würde sich verringern.
(Es ist gesellschaftliche Konsens, dass man bei den vielen Vorteilen eines Autos eine gewisse Anzahl von Verkehrstoten hin nimmt. (Oder einfach nicht so genau darüber nachdenkt.))
Insgesamt dürfte die pro-Kopf-Kostenbilanz hier günstiger ausfallen.
Wollen wir unser Geld also lieber für teure Maßnahmen mit wenig Wirkung ausgeben, weil uns der Tod eines Menschen durch die Mordabsicht eine anderen widerwärtiger ist als der Tod durch z.B. einen schnöden Verkehrsunfall?
Das soll nicht heißen, dass ich gegen Maßnahmen zur Anschlagsprävention bin. Mich stört aber gewaltig, dass Diskussionen anscheinend nur noch von hochkochenden Emotionen bestimmt werden, auch wenn sie gelegentlich als (seriöse(?)) Politiker und Experten daherkommen. Das „Sicherheitsgefühl“, das m.E. nur wenig mit einer realistischen Gefahreneinschätzung zu tun hat, ist ja so wichtig.
Was praktisch völlig fehlt ist eine Einordnung in den Gesamtzusammenhang. Was gefährdet Menschen hierzulande am meisten, und wo können wir ansetzen, um diese Gefahren zu verringern. Wenn wir über die Toten der Anschläge trauern, müssen wir uns auch fragen, warum wir den Toten von vermeidbaren Verkehrsunfällen durch zu hohe erlaubte Fahrgeschwindigkeiten und deren trauernden Angehörigen weniger Beachtung schenken. Bestimmt liegt es nicht daran, dass wir durch die größere Anzahl von Fällen emotional völlig überfordern würden und dass wir uns ansonsten schon längst daran gewöhnt haben…