Ergänzung zu Ist das Mietrecht

Ich sage nur, dass einzelne individuell sehr günstige Mieten gesellschaftlich kein Nutzen, sondern eine Last sind, und trete der Behauptung entgegen, solche extrem günstigen Mieten wären gesellschaftlich wünschenswert. Das ist ne Diagnose, keine Therapie.

Das ist zuallererst eine Behauptung oder Theorie. Ob die theoretisch temporär geringere Miete für Menschen, die in eine größere Wohnung ziehen den Nachteil aufwiegt, dass Bestandsmieter immer mehr zahlen als jetzt, halte ich für unwahrscheinlich.

(Temporär ist der Vorteil nur, weil sie nicht mehr den Vorteil von Altverträgen haben.)

Der Preissenkende Effekt ist einzig die gesteigerte Mobilität, die durch hohe Mieten erpresst wird. Neubau wird jedoch unattraktiver.

Aber Therapievorschläge auf Basis einer falschen Diagnose sind halt ein relativ sicheres Rezept dafür, die Situation zu verschlimmbessern, weswegen eine zutreffende Diagnose zu entwickeln IMHO sehr wichtig ist.

Dem stimme ich zu.

3 „Gefällt mir“

Warum ich das Thema für diskussionswürdig halte ist ein anderer Punkt. Es wird gerne mit Durchschnittsmieten argumentiert. Die geringeren Bestabdsmieten kaschieren damit das Problem, dass die Mieten von Neuverträgen wesentlich höher sind. Auch ist es eben so, dass viele Geringverdiener sich das nur (noch) leisten können, weil sie einen derartigen Altvertrag haben. Das ist also eine tickende Zeitbombe. Auch hat man ein unangenehmes Machtgefälle. Der Mieter wird sich alles gefallen lassen und nichts tun, was seinen Vertrag gefährden könnte. Erhaltungsaufwendungen sind völlig unnötig. Das Haus verfällt und sind die Bestandsmieter nicht mehr da, wird es an einen Immobilien-Entwickler zu einem guten Preis weiterverkauft, denn der wertvolle Grund ist ja vom Verfall nicht betroffen. Das Machtgefälle zwischen Mieter und Vermieter ist aber selbst bei hochpreisigen Wohnungen in guten Lagen nicht anders. Wohnungen sind in der Regel in unter einem Monat weitervermietet und dabei kann der Vermieter sich den Mieter unter den Bewerbern aussuchen. Bisher unabhängig vom Preis.

8 „Gefällt mir“

Ich habe in der vorherigen Mieter/Vermieter-Diskussion schon viel Raum eingenommen, ich hoffe ihr seht mir nach, wenn ich mich auch hier wieder zu Wort melde.

Die Vorstellung, dass das Anheben günstiger Bestandsmieten – also der Mietpreise alter, unter dem aktuellen Marktniveau liegender Verträge – zu einer Entlastung oder Stabilisierung der Mietmärkte führt, ist weit verbreitet.

Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass dadurch Mieter mit günstigen Altmietverträgen zum Umzug bewegt würden, was mehr bezahlbaren Wohnraum freisetzt. Diese Annahme beruht jedoch auf einem stark vereinfachten marktwirtschaftlichen Modell, das in der Praxis kaum bestätigt wird. Empirische Studien, zum Beispiel von der OECD (2020), der London School of Economics (2018) und Kholodilin (2024), zeigen folgendes:

Ja, der sogenannte Lock-in-Effekt existiert: Durch das große Mietpreisgefälle verbleiben viele Haushalte trotz suboptimaler Wohnverhältnisse bei ihren günstigen Altverträgen, da ein Umzug in den höherpreisigen freien Markt finanziell oft untragbar ist.

Allerdings führt die Erhöhung dieser günstigen Bestandsmieten nicht zu einer signifikanten Marktbewegung oder Entlastung. Vielmehr steigt lediglich die Belastung, Verdrängung und soziale Segregation nehmen zu. Die Umzugsbereitschaft kann nicht steigen, da Alternativen fehlen. Leute, die ihre günstige Altmiete verlieren, können sich oft auch eine kleinere Wohnung nicht leisten - sie werden einfach komplett vom Wohnungsmarkt verdrängt (oder wären in Deutschland auf Wohngeld angewiesen).

Weiterhin illustrieren internationale Metropolen wie London, Paris und New York diesen Effekt eindrücklich: Mietsteigerungen im Bestand verstärken soziale und räumliche Ungleichheiten, ohne den Mietmarkt quantitativ oder qualitativ zu entlasten.

Im Gegensatz dazu zeigt Wien, wo sozialer Wohnungsbau und stabiler Mieterschutz Hand in Hand gehen, eine höhere soziale Durchmischung und Mobilität bei moderaten Mietniveaus.

Nachhaltige Lösungen erfordern eine Kombination aus sozialem Wohnungsbau, Neubau und verlässlicher Mietpreisregulierung. Ich habe kein einziges empirisch belegtes Beispiel gefunden, in dem eine Schließung der Lücke zwischen günstigen Altmietverträgen und teuren Angebotsmieten net-positive Effekte gezeigt hat. Negative Effekte hingegen durchaus. Das liegt daran, dass die ineffiziente Nutzung von Wohnraum nur ein Teil eines komplexen Problems ist, und die Schließung der Preislücke andere Teile verschärft, statt das Problem zu lösen.

Es gibt genug Städte, die uns in Sachen Wohnungsnot und Mietenkrise ein paar Jahrzehnte voraus sind. London und seine Entwicklung kenne ich ähnlich gut, wie Berlin. Hier probiert man seit den 80ern, mit Marktlogik und Deregulierung bzw. Privatisierung und dem einhergehenden Verlust stabilisierter Altmieten einem eskalierenden Problem Herr zu werden - mit katastrophalen Folgen. Der gewünschte Effekt effizienterer Raumnutzung ist sogar eingetreten, wie die Housing London 2021 Studie der Greater London Authority belegt: “Owner occupier households have an average of 41 m² per person while both private and social renting households have 26 m² per person.“

Mieter leben auf signifikant weniger Raum, als Eigentümer, aufgrund der extrem hohen Mieten. Die 26m2 sind ein Durchschnittwert. London hat u.a. durch seinen Status als globales Finandienstleistungszentrum und Metropole von Weltrang auch viele sehr wohlhabende Einwohner, darunter auch Mieter, die sich viel Grundfläche leisten können, egal, was sie kostet. Es gibt auf der anderen Seite auch noch einen kleinen Anteil Sozialwohnungen. Diesen Trend sehen wir zunehmend auch in Berlin.

Der Zustand der verfügbaren Wohnungen hat sich trotz der hohen Mieten jenseits des Luxussegments in London nicht positiv entwickelt. Beispiel aus einer BBC Investigativreportage August 2025 (“Illegal house-sharing exposed by BBC undercover filming”): „One property had around 10 tenants living in a two-bedroom flat with some beds missing mattresses and others stacked in bunk beds, with pervasive damp and mold.” Oder hier im Fall von völlig legalen, zumeist teuren Mietverträgen: “One in eight privately rented homes poses a serious health hazard, as government urged to clean up ‘Wild West’ sector by going after ‘slum’ landlords.” ( Revealed: Scandal of renters facing deadly hazards in their homes | The Independent )

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Anhebung günstiger Bestandsmieten ist weder ein effektives Mittel zur Verbesserung der Marktlage, noch garantiert sie Instandhaltung. Vielmehr verfestigt sie bestehende Probleme und erschwert den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum, was mit allerhand sozialen und ökonomischen Folgeschäden einhergeht: Verdrängung und soziale Segregation, Überbelegung und schlechte Wohnqualität, massivem Anstieg illegaler HMOs, Wirtschaftliche Belastung, zunehmende Obdachlosigkeit…

7 „Gefällt mir“

Wien zeigt aber auch, dass dieser Effekt dort sogar ziemlich deutlich auftritt. Ich kenne Leute die mittlerweile in anderen Landesteilen arbeiten, ihre Wohnung aber nicht aufgeben weil eine Rückkehr in den Wohnbau schwierig ist.

Dazu kommen dann alleinstehende Herren in großen Wohnungen die von den Grosseltern übernommen wurden und dank der niedrigen Miete locker finanziert werden können.

Für Zugezogene ist der Mietmarkt in Wien den Erfahrungen die ich aus erster Hand habe nach jedenfalls kein Zuckerschlecken und Ähnlich schwer wie in anderen Metropolen.

Gegen Gentrifizierung wirkt es aber gut.

Gibt es Zahlen ob es nur an der Miete liegt oder auch daran, dass z.B. Familien auf größerer Fläche leben die dann aber oft auch nach Auszug nur mehr zu zweit genutzt wird und dass bei Familien Wohneigentum weiter verbreitet ist?

1 „Gefällt mir“

Spannend, da schau ich doch mal rein! Bisschen schade, dass du sie nicht verlinkst, wenn du dich schon darauf beziehst. Aber gut, ich suche sie mir selbst raus…

Das ist dann wohl “Housing and inclusive growth”: https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2020/09/housing-and-inclusive-growth_6034487d/6ef36f4b-en.pdf

Die Studie geht in der Tat in Form der Mietpreisbremse auf das Thema “niedrige Altmieten” ein und kommt zu den bekannten Ergebnissen: dass diese günstigen Mieten sowohl Investitionen in Bestand als auch Neubau hemmen und dass sie dazu führen, dass Lock-In-Effekte auftreten. Was die Studie leider überhaupt gar nicht behandelt, ist, was passiert, wenn solche günstigen Altmieten an das normale Marktniveau angepasst werden. Darauf geht sie nicht ein, weder in Bezug auf die “rent-controlled”-Variante niedriger Mieten noch die Variante, die wir hier eigentlich vorrangig diskutieren, nämlich sehr günstiger Mieten ohne gesetzlichen Zwang - zu diesem Phänomen verliert die Studie kein Wort.

Nächster Kandidat:

Da ist dann wohl “Assessing the evidence on Rent Control from an International Perspective” gemeint: https://www.lse.ac.uk/business/consulting/assets/documents/assessing-the-evidence-on-rent-control-from-an-international-perspective.pdf

Noch eine Studie, die sich mit “rent control”, also der künstlichen Verbilligung von Mietraum, befasst, und damit ein bisschen am Thema vorbei geht. Aber immerhin gibt es einen einzigen Satz zu konkreten Folgen des Aufhebens einer Regulation von Mieten, die laut der Studie (gemeinsam mit anderen Faktoren) zu einer Reduktion des Anteils Privatvermieter von 90% auf nur noch 10% geführt haben soll. Nach dem Aufheben 1989 hat es wohl bis in die Mitte der 90er-Jahre gedauert, bis signifikant sichtbar wurde, dass Privatvermieter sich wieder stärker engagiert haben. Das ist alles, was über die Auswirkungen der Deregulierung in dieser Studie zu lesen ist.

Schauen wir in die dritte:

Damit ist vermutlich “Rent Control - Does it work?” gemeint: https://iea.org.uk/wp-content/uploads/2024/08/Rent-Control-Does-it-work-Dr-Konstantin-A.-Kholodilin.pdf

Schon wieder “Rent Control”. Außerdem ist das auch noch eine Metastudie. Aber lesen wir sie trotzdem mal: die Studie lässt kein gutes Haar an “Rent Control” und konstatiert die üblichen Probleme: alte Witwen die in viel zu großen Wohnungen bleiben, klare Erhöhung von Misallokation, mangelnder Anreiz für Investition in Erhalt bzw. Modernisierung und Neubau, negativer Effekt auf Mobilität. Könnte man jetzt IMHO eins zu eins auf extrem geringe Altmieten ohne gesetzlichen Zwang übertragen. Worüber sich auch diese Studie mit keinem einzigen Wort auslässt, ist, was passiert, wenn geringe Mieten - aus welchem Grund auch immer - ans Marktniveau angepasst werden.

Ich bitte sehr darum, dass du uns doch mal in den von dir genannten Studien die Aussagen und Stellen benennst, die deine hier als empirisch erwiesenen Fakt hingestellte These zu den negativen Effekten des Erhöhens von besonders niedriger Mieten untermauern. Denn alles, was ich diesen Studien jetzt nach deren Lektüre entnommen habe, ist, dass Mietpreisbremsen evident zu diversen negativen Effekten führen, die man nicht haben will - und die du ja auch selbst teilweise schon benannt hast.

Deine Behauptung war jedoch:

Das zeigt überhaupt keine dieser Studien.

Eher im Gegenteil: wenn ich jetzt mal hingehe und das, was die Studien über gedeckelte Mieten aussagen übertrage auf “freiwillig” durch Vermieter extrem niedrig belassene Mieten - weil es am Ende des Tages ja keine Rolle spielt, was der Grund für besonders stark unter Marktniveau bleibende Mieten ist, ob’s erzwungen oder durch faule Vermieter bedingt ist - dann komme ich wieder nur zu dem Ergebnis, dass meine These auch hier durch die Empirik weitgehend gedeckt wird: sehr günstige Mieten sind gesellschaftlich ein Problem, haben handfeste negative Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und benachteiligen praktisch alle, außer die wenigen Leute, die das Glück haben, in diesen sehr günstigen Wohnungen zu wohnen und keinen zwingenden Grund haben, dort wegziehen zu müssen.

5 „Gefällt mir“

Dies kann ich so nur unterschreiben, das ist auch mein Kenntnisstand (habe auch Kontakte in der Stadt).

Man sollte dazu noch erwähnen, dass es in Österreich eine interessante Regelung gibt, die so in Deutschland keine Entsprechung hat: Mietverträge können unter gewissen Bedingungen “vererbt” werden. Das verschärft die Situation nochmal, weil sich dadurch ein Weg ergibt, die Dauer eines besonders günstigen Altvertrags noch weitaus länger zu dehnen als das in Deutschland möglich wäre, wo irgendwann der Tod des Mieters der Vertragsdauer ein natürliches Ende setzt. Altverträge haben damit nochmals mehr Wert als hierzulande, und dieser Wert kann sogar an Folgegenerationen weitergegeben werden. Wie bei Vermögen auch erschwert eine solche Vererbbarkeit den Eintritt neuer Teilnehmer in den Markt.

Mir ist also ebenfalls schleierhaft, warum genau Wien jetzt hier als positives Beispiel hergenommen wird, und wo da die hohe Mobilität sein soll.

3 „Gefällt mir“

Aber was du völlig außer acht lässt, ist, dass es Bürger gibt, die sich mehr als die Altmiete nicht leisten können, sei es, weil der dem Bildungsstand entsprechende Lohn nicht reicht oder die Rente. Es aber genug Bürger gibt, die gerne in die Stadt ziehen würden und sich sehr wohl mehr Miete leisten können, nur nichts finden, weil die Altbestände besetzt sind. Es wird keine neue Wohnung geschaffen, es wird nur von arm in Richtung weniger arm umverteilt.

6 „Gefällt mir“

Ergänzung zum früheren Thread zur Mieterfreundlichkeit:

Manchmal kann man seine Wohnung auch sehr schnell nach Zahlungsrückständen verlieren, die vom Jobcenter ausgingen.

Das ist ein weiterer Denkfehler. Der Effekt, der zu niedrigen Bestandsmieten führt, ist positiv für alle aktuellen Mieter.

Ich bleib dabei: für alle die Mieten anzuheben und fortlaufend weiter anzuheben, wird durch die (theoretisch mögliche) Preissenkung durch das “größere” Angebot nicht aufgewogen.

5 „Gefällt mir“

Sicher. Stockholm hat ein ähnliches Problem. Wie gesagt: Ich streite nicht ab, dass der Effekt existiert. Wenn man da aber ranmöchte, muss man dafür sorgen, dass es einen gewissen Leerstand zu ebenfalls moderaten Preisen gibt, in den Leute umziehen können bzw. der die Sicherheit gibt, dass man eine neue Wohnung findet, so man einen Altvertrag aufgibt.

Das erreicht eine Anhebung günstiger Altmieten aber nicht. Wie gesagt: Das hat man ja in mehreren Städten ausprobiert. Ja, es inzentiviert zu effizienterer Flächennutzung und mehr Bewegung im Mietmarkt, zumindest unter weniger vermögenden Mietern. Es tut aber halt auch noch sehr viel mehr.

Vergleiche ich die Probleme in Städten wie Paris, New York, London mit den Problemen in Wien und Stockholm, dann wirkt die Anpassung von Altmieten an ein allgemeines hohes und steigendes Mietniveau im Angebot - wenn ihr mir die Polemik verzeihen mögt - wie ein Versuch, sich in den Fuß zu schießen, damit die Kopfschmerzen nicht mehr so stören.

@Slartie hat sich im anderen Mieten-Thread gegen Neubau als Lösungsstrategie ausgesprochen.

Tatsächlich kranken aber alle diese Städte daran, dass zu viel Nachfrage im für diese Städte unteren und mittleren Preissegment auf ein gleichbleibendes (Wien, Stockholm) oder schrumpfendes (alle anderen genannten Beispiele) Angebot trifft, da die gezahlten lokalen Durchschnittsgehälter mit der Mietpreisentwicklung schon lange nicht mehr mithalten.

Nochmal: Ineffiziente Raumnutzung ist ein Teil des Problems, aber eher Effect denn Cause. Die Wurzel liegt woanders: Viel, viel zu wenig Neubau im unteren und mittleren Preissegment, Privatisierung und Auslaufen von sozialgebundenen Wohnungen seit Jahrzehnten bei gleichzeitigem Wachstum der Städte, Spekulation die ein intrinsisches Interesse daran hat die Preise für Eigentum wie Miete immer weiter in die Höhe zu treiben, und ein zu hohes Wohlstandsgefälle unter denjenigen, die Wohnungen suchen, als das der Mietmarkt tatsächlich als intakter Markt funktionieren könnte [Liste erweiterbar]. Das löst man nicht, indem man auch noch Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment im Bestand eliminiert.

2 „Gefällt mir“

Das ist in Deutschland ausdrücklich Rechtslage. Beim Tod der Mieter:in könne Partner oder bestimmte Angehörige in den Mietvertrag eintreten (§ 563 BGB).

Auch vor dem Todesfall gibt es einige Szenarien, in denen der Eintritt weiterer Mieter in den bestehenden Mietvertrag auch ohne ausdrücklich Zustimmung des Vermieters möglich ist, oder der Vermieter zur Zustimmung gezwungen werden kann:

  • Heirat (die Ehepartner:in tritt i.d.R. stillschweigend in den Mietvertrag ein, der Vermieter kann dem nicht widersprechen)
  • Wenn die eigenen Kinder zusammen mit den Eltern in der Mietwohnung leben, dann gibt es nach Ansicht einzelner Gerichte die Möglichkeit einer “Genehmigungsfreien Untervermietung”. D.h. die Eltern können ausziehen und die Wohnung den Kindern zur Nutzung überlassen. Das ist kein direkter Eintritt in den Mietvertrag (die Kinder sind formal Untermieter ohne Rechtsbeziehung zum Vermieter), läuft aber in der Praxis auf das selbe hinaus.
  • Es gibt eine uneinheitliche Rechtssprechung zu Wohngemeinschaften. Manche Gerichte gehen davon aus, dass bei einem expliziten WG-Mietvertrag der Vermieter dem Austausch eines der Mieter zustimmen muss. Eine Ablehnung kommt dann nur “aus wichtigem Grund” in Frage.
2 „Gefällt mir“

Das lasse ich genauso sehr oder wenig außer acht wie alle anderen.

Ja, es gibt Leute, die sich das Wohnen an bestimmten Orten schlicht nicht leisten können. Manchen kann man mit sozialem Wohnungsbau helfen, aber nicht allen - dafür haben wir weder die Baukapazität noch ist es Aufgabe des Staates, jedem zu jedem noch so niedrigen Preis das Wohnen an seinem Wunschort zu ermöglichen.

Aber sich darauf zu verlassen, dass billige Altmieten mit all den daran hängenden Problemen Menschen mit wenig Geld das Wohnen in der Stadt ermöglichen ist doch auch nicht nachhaltig und maximal unehrlich - weil man in Wahrheit ja gar nicht alle diese Menschen gleich behandelt, sondern einen kleinen Teil davon gezielt bevorzugt, nämlich den, der zufällig schon in einer sehr billigen Wohnung wohnt. Zum Wohle dieser Hand voll Menschen bürgt man der gesamten Gesellschaft Probleme auf. Und tut gleichzeitig so, als wäre damit allen Leuten irgendwie geholfen, die nur wenig Geld fürs Wohnen übrig haben - während in Wahrheit nicht nur diejenigen, die mehr bezahlen könnten, keine passenden Wohnungen finden, sondern natürlich auch alle ärmeren Menschen, die halt noch nicht in Berlin oder anderen begehrten Orten eine Wohnung haben, genausowenig eine finden, und zwar selbst dann nicht, wenn sie es schaffen sollten, ihr Einkommen irgendwie zu erhöhen. Menschen Perspektiven zu nehmen, ihre Situation durch eigene Leistung zu verbessern, war noch nie eine gute Idee.

Oder man macht es sich ganz einfach und wünscht sich halt beliebig viel Neubau zu beliebig niedrigen Preisen herbei, aber das ist angesichts der realen Beschränkungen auf Baukapazitäten halt Wunschdenken, und wenn man auch noch meint, durch Konservierung von besonders niedrigen Mieten die Investitionsmöglichkeiten in Neubau einzuschränken und in Erhalt und Modernisierung des Bestandes ebenso, was dessen Verfall beschleunigt und den Bedarf nach Neubau noch weiter erhöht, dann wird dadurch doch gesamtgesellschaftlich auch nix besser?!

3 „Gefällt mir“

Also in Wien sorgen die Privilegien der Bewohner des Gemeindebaus aber ja schon dafür, dass Wohnraum nicht zielgerichtet verteilt wird, insbesondere auch die Möglichkeit die Mietverträge z.B. der Großeltern zu übernehmen, unabhängig von der Größe der Wohnung und ob tatsächlich Bedarf besteht (bewohnen muss man sie allerdings dann schon).

Der Mietmarkt in Wien ist daher krass unterschiedlich zwischen Mieter des Gemeindebaus und Menschen die neu eine Wohnung benötigen.

Auch das hat Nachteile. Wien löst damit potentielle Probleme für einen Teil der Bewohner, vergrößert aber die Probleme anderer Bewohner oder derer die nach Wien ziehen wollen.

Zudem gibt es auch einen massiven Investitionsstau der wiederum auf niedrige Mieten auf Kosten der Allgemeinheit oder der zukünftigen Mieter hindeutet.

Edit:
Ich möchte auch nicht alle altmieten auf das Niveau der Neumieten heben, aber ich sehe langfristig Probleme wenn die Miete so niedrig ist, dass daraus keine ausreichende Instandhaltung und Sanierung finanziert werden kann und wenn Anreize zu übergroßen Wohnungen geschaffen werden, z.B. durch für Übernahmeangebote.

2 „Gefällt mir“

Nein, ich habe mich dagegen ausgesprochen, einfach nur komplett auf Neubau zu setzen, sprich einfach beliebig viel Neubau zu beliebig niedrigen Preisen zu fordern und darauf zu vertrauen, dass das dann schon sämtliche Allokationsprobleme erschlagen wird.

Das ist IMHO eine unehrliche Forderung, weil wir die Kapazitäten dazu nicht haben, und weil Bauen angesichts des ökologischen Footprints nicht beliebig hoch skaliert werden kann und auch nicht beliebig günstig gemacht werden kann.

Ich rechne natürlich auch mit einer gewissen Menge an Neubau als Teil der Lösung, genau wie Sanierung von Altbestand ein Teil der Lösung sein muss. Was aber auch ein Teil der Lösung sein muss, ist eine höhere Effizienz in der Nutzung der Wohnflächen, eine höhere Mobilität und das Entgegenwirken zum aktuellen Trend, der Jahr für Jahr zu immer schlechterer Nutzungseffizienz und geringerer Mobilität führt. Ich bin dafür, diesen möglichen Lösungsraum nicht einfach zu ignorieren, nur weil man beim Blick in diese Richtung unbequeme Fragen stellen und unbequeme Diskussionen führen müsste.

4 „Gefällt mir“

Über ersteres würde ich mir keine Sorgen machen. Auch Altmieten lassen sich gemäß des Mietspiegels anpassen und der Mietspiegel steigt ja wegen der einbezogenen Neuvermietungen kontinuierlich. Noch dazu kann der Vermieter einen Teil der energetischen Sanierungskosten auf die Mieter abwälzen.

Und wenn die Bestandsmieten wirklich so niedrig sind, dass sich ein Erhalt des Gebäudes nicht rechnet, dann würde ich davon ausgehen, dass an dem Standort auch Neuvermietungen (bei gleichem Wohnstandard) relativ günstig sind (etwa in sehr ländlichen Gegenden im Osten). In solchen Regionen gibt es dann vermutlich einen Wohnungsüberschuss.

Der niedrigste Mietspiegel in Deutschland ist laut dieser Webseite übrigens 5,93 Euro/m2 in Chemnitz. Das wird dort auch reichen, um eine Wohnung bewohnbar zu halten (eine tolle Rendite für den Vermieter springt dabei natürlich nicht mehr unbedingt raus, aber darauf hat der ja auch keinen Anspruch).

1 „Gefällt mir“

Hast das jetzt kalkuliert? Oder eher so ein Bauchgefühl?

Es gibt auf dem Land im Osten teilweise noch günstigere Mietspiegel über etwa mehr als 5€ pro Quadratmeter.

Bei Baukosten für neue Gebäude von derzeit ca. 3.500 Euro/m2 und einer Abschreibung der Bausubstanz von im Durchschnitt 50 Jahren komme ich bei 5,83 Euro/m2 raus. Das ist natürlich nur ein Indiz, die tatsächlichen Erhaltungskosten werden je nach Bausubstanz und Ausstattung stark unterschiedlich sein. Und Altbauten müssen ja beispielsweise nicht zu den selben energetischen Standards ertüchtigt werden, die bei Neubauten vorgeschrieben sind. Dann gibt es noch die Option zur Eigenleistung usw. Über den Daumen passt das also schon, eine konkrete Aussage lässt sich aber immer nur im Einzelfall treffen.

Also ich bin als Architekt seit vielen Jahren im Wohnungsbau tätig. Zusätzlich in der Sanierung im Wohnungsbau. Ich verstehe nicht im Ansatz, was du da rechnest.

4 „Gefällt mir“

Ich glaube, ignorieren will hier niemand was. Aber du stellst deine “Diagnose” als vorrangig und entscheidend dar. Ich halte hier mal fest, dass du bisher dafür lediglich die Wirkmechanismen beschrieben hast, wieso niedrige Bestandsmieten die Miete für Neu erhöhen könnten. Nichts dazu, wie stark die Wohnraumnutzung verbessert werden könnte oder wie stark die Preise bei Neuvermietung dadurch sinken könnten. Das ist alles nur sehr waage und es gibt für mich nicht einmal den Anschein, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen könnten.

Und dafür sollte es klare Anhalte geben, wenn man Gesetze verhängen will, die in der Art einer pervertierten Planwirtschaft die Eigentümer dazu zwingen soll, von allen höhere Mieten zu nehmen.

Da sollte man sich auch keine Sorgen machen, denn diese Angst ist völlig konstruiert. Denn man kann ja auch heute Mieten erhöhen, insbesondere auch für Modernisierungen.

2% ist die steuerliche Absetzung für Abnutzung für Gebäude. Wenn man 2% des Gebäudewerts pro Jahr als Miete kassiert, dann wäre das, zumindest steuerlich, substanzerhaltend.

Aber “wie müssen per Gesetz Mieterhöhungen verpflichtend machen, damit die armen Eigentümer irgendwie über die Runden kommen” ist eh eine totale Phantomdebatte.

6 „Gefällt mir“