Energiewende an Gebäuden - Eindrücke der Passivhaustagung, Restbudget CO2 und Wärmepumpen

Guten Morgen liebes Lage-Forum,
Mir geht es um die Energiewende im Gebäudebestand und die Frage, womit wir sinnvollerweise anfangen…

TL:DR:
→ Es wird fast nur über Heizungssanierungen geredet, aber die bringen zu wenig (20-30% Einsparung).
→ Wärmepumpen verbauchen Strom, für den unser Netz aktuell zu schwach ist (Skalierungsproblem).
→ Eine Lösung: Wir müssen vorher den Verbauch im Gebäudebestand drastisch senken.
→ Das geht nur mit effizienter Dämmung - Idealerweise auf Passivhausstandard (90-95% Einsparung)
→ unten im Post zwei Folien, die Energieeinsparungen bei verschiedenen Maßnahmen an Gebäuden zeigen und diese in Bezug zum verbleibenden CO2-Budget und zur aktuellen Energiegesetzgebung stellen.

Meine Gedanken hierzu:
Die Richtung der politischen Diskussion:
In meinen Augen wird sehr viel über Heizungen diskutiert, jedoch fast nicht über das Thema Gebäudedämmung. Schön sichtbar im aktuellen Vorstoß von Herrn Habeck.
Vielleicht sind Heizungen gut greifbar?
Jedenfalls sind sie gut intrumentalisierbar: Die arme Oma Liesls mit ihrem Einfamilienhaus. Es geht natürlich aber vor allem um Vermietungskonzerne wie Vonovia, die ihren Bestand anpacken müssen.

Gleichzeitig fragen sich die Heizungsinstallateure: Wie soll isoliert eine Wärmepumpe helfen, wenn man nicht die Wärmeverluste des Hauses begrenzt?
Konträr dazu fragen mich Fachleute aus meinem Umfeld (Statiker, Heizungstechniker, etc) wann wir endlich „mit diesem Dämmwahnsinn aufhören“.

→ Die Energiewende bei Gebäuden muss also erstmal kommuniziert werden.

Meine Kernthese: Wärmepumpen alleine lösen unser Problem nicht. Sie stellen aber die effizienteste Art dar, unser Warmwasser künftig zu produzieren (Heizwärme ist eher nebensächlich in einem gut gedämmten Haus).

Wenn jetzt aber jedes Haus von Gas/Öl auf elektrisch (Wärmepumpe) umschwenkt (plus E-Auto, etc), reichen die elektrischen Netze nicht aus.
Für den Scale-Up müssen die Verbräuche zuerst runter!

→ Wir müssten viel mehr über den Grundverbrauch der Gebäude sprechen und wie wir diesen beschränken. Das bedeutet, vorhandene Gebäude zu dämmen (idealerweise auf Passivhausniveau)

Eine Beispielrechnung um die Größenordnung zu verstehen (Basishaus: Baujahr 1970, Heizung Baujahr 1985, Energieverbrauch 15lÖl/m2 und Jahr):
Eine neue Heizung führt zu Einsparungen um 20-30%. Verbrauch nach Sanierung 15l *0,7 = 10.5l / m²a.
Gebäudedämmung (KfW55-Niveau), Einsparung 60%: 5,5l/m²a.
Gebäudedämmung (Passivhausniveau), Einsparung 90%: 1,5l/m²a.

Wenn Deutschland Klimaneutral werden will, muss also die Dämmung (auch) gemacht werden. In der EU wird ab 2030 für den Gebäudebestand ein Zwang zur Gebäudedämmung diskutiert.
→ wir tauschen 2024 die Heizungen (Heizlast von 1970), dann dämmen wir 2030 die Gebäude (Heizlast deutlich geringer).
Unsere 6 Jahre alte Heizung ist jetzt überdimensioniert! Teillastbetrieb ist ineffizient bei den meisten technischen Anlagen.
„Zuerst die Wärmepumpe“ ist also eine Strategie, die mich dreifach bestraft: Größere Anlage = teuer; Höherer Verbrauch durch geringe Einsparung = Höhere Nebenkosten; Anlage nach Dämmung überdimensioniert = Ineffizienter Betrieb = höhere Nebenkosten.

Zur Datenlage zwei Folien von Dr.-Ing. Benjamin Frick (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Passivhaus-Institut):


Die Grafik „CO2-Budget“ zeigt genau die oben beschriebenen Probleme:
die steile Linie (schwarze Punkte) zeigt ein unsaniertes Haus aus 1977. Hier wird 2025 bereits das CO2-Budget (1,5°, grüne Linie) aufgebraucht, 2030 jenes für 2°C erreicht.
Wenn „nur“ eine Wärmepumpe installiert wird, ist das 1,5°C Budget 2026 aufgebraucht. Für 2°C dauert es immerhin bis 2050.
Wenn dasselbe Haus stattdessen gedämmt wird (gesetzliche Mindestdämmung: U-Wert 0,24), dauert es bis 2040 (!) für das 1,5° Budget. Bei Passivhausstandard (U-Wert 0,15) sogar bis 2050.
Spannend ist die Passivhausdämmung mit Stroh + Wärmepumpe: Hier wird bis 2070 nicht einmal das im Stroh gespeicherte CO2 verbraucht.

Die politische Diskussion geht derzeit also am Thema vorbei und kommt zu spät.
2024 hat das 1977er Haus bereits fast das CO2-Budget aufgebraucht. die Wärmepumpe holt das Problem nicht mehr ein. Dämmung, Lüftung, Fenster, Wärmerückgewinnung wären die Themen, die den Diskurs bestimmen müssten.
Wenn Herr Habeck das Thema wirklich an der Wurzel packen wollte, müsste er den Betrieb ungedämmter Gebäude verbieten, nicht die Heizungen.

Die gute Nachricht: Gesetze können Wirkung zeigen:
Die Energiegesetzgebung von 2000-2010 hat eindrucksvoll den Gebäudeverbrauch gesenkt.

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Danke für die großartige Zusammenfassung und die aussagekräftige Grafik!

Den Zahlen nach kann ich hier nicht viel hinzufügen. Aber vielleicht einige Worte zum Dämmen und warum es politisch nicht forciert wird. Technisch verstehen viele Hausbesitzer nicht, dass das Dämmen so wichtig ist und dass es so viel spart. Dazu haben sie die Sanierung als sehr hochpreisig und nicht lohnenswert erachtet. Daher gab es (auch in den Jahren 2010-2020) mehrere große KfW Fördertöpfe zur Unterstützung der Sanierung der Gebäude. Aktuell z.B. hier:
Fassade dämmen mit staatlicher Förderung | KfW. Einige wurden nicht ausgeschöpft

Aus irgendeinem Grund machen viele Hausbesitzer, das was sie lange geübt haben: nichts. Es gibt ja schließlich kein Verbot oder einen Zwang. Sobald es einen Zwang oder ein Verbot gibt, wird dann auch wieder gemeckert.

Aktuell bin ich mit meiner Partnerin auf Wohnungssuche. Es ist unfassbar wie viele energetisch katastrophale Wohnungen es auf dem Markt gibt. Dazu kommt, dass die energetisch schlimmsten Wohnungen dann noch mit Öl, Gas oder Holzpellets beheizt werden.
Die Zeche dafür zahlt der Mieter.

Abschließend ein kurzer Hinweis, um kritische Hausbesitzer zu überzeugen. Europaweit liegt Finnland beim Einbau von Wärmepumpen ganz vorn. „Finnland hat nur 2,7 Millionen Haushalte aber bereits 1,5 Millionen Wärmepumpen“ Good News: Wärmepumpen-Absatz in Finnland wuchs 2022 um 50% - Energieleben Wenn das Ganze im kalten Finnland funktioniert, sollte die von der FDP vielbeschworene deutsche Ingenieurskunst das im warmen Deutschland doch hinbekommen…

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Guter Hinweis. Vielleicht gibt es zwischen verbieten und Passivhäuser bzw Nichtstun noch was dazwischen. Wäre nett, wenn du was zu den Kosten ergänzen könntest, und zur Amortisation.

Vielleicht bei einer neuen Gasheizung. Das ist aber ganz anders bei der WP, na gleich ganz und gar bezogen auf CO2, Möglicherweise ist das in den chaotischen Folien des Instituts untergegangen.

Grundsätzlich ist natürlich die Hauptthese, erst sparen und dann effizienter werden vollkommen richtig.

Guter Hinweis. Vielleicht gibt es zwischen verbieten und Passivhäuser bzw Nichtstun noch was dazwischen. Wäre nett, wenn du was zu den Kosten ergänzen könntest, und zur Amortisation.

Da hast Du mich bei einer unzuläsigen Zuspitzung erwischt: Selbstverständlich gelte für das „Verbot“ dieselbe Regel, wie bei den Gas/Ölheizungen.
Eine Methode, die ich gut finde, ist die Idee der EU-Kommision: Es werden die letzten drei Stufen des Energiepasses „verboten“. Technisch so umgesetzt, dass Du bei Neuvermietung/Verkauf die Betriebserlaubnis verlierst.
Damit ist sichergestellt, dass Eigenheimbesitzer nicht „auf der Straße“ sitzen. Gleichzeitig gibt es für Leute, die damit Gewinn machen (oder sowieso Kapital einsetzen) einen wirtschaftlichen Druck.
Das Schöne: Ich habe dabei die Freiheit zu entscheiden, wie ich die Maßnahme umsetzen will…

Hier war ich zu unscharf in der Argumentation: Mir ging es darum plakativ zu zeigen, wie sich Einsparungen im Vergleich darstellen. Tatsächlich kommt die Wärmepumpe hier besser weg, als der Brennwertkessel.

Für eine sachlichere Darstellung: Ich habe mal einen Variantenvergleich aus einem Energieausweistool modifiziert, um hier Vergleichswerte für verschiedene Maßnahmen zu erzeigen. (Basis EFH-Reihenendhaus, Brennwertkessel Gas)

Energieeinsparungen (Heizlast/m2)
Gebäude Bestand: 138 W/m²
Fenster neu + Lüftungsanlage: 95 W/m² (Einsparung 31%)
Kellerdecke + Dach dämmen: 109 W/m² (Einsparung 21%)
Außenwand + Haustür dämmen: 87 W/m² (Einsparung 37%)
Wärmepumpe installieren: 138W/m² (Einsparung 0%)
Passivhaus (alle obenstehenden Maßnahmen kombiniert): 10 W/m² (Einsparung 93%)

Die 5 Punkte stellen auch ungefähr die beste Reihenfolge der Maßnahmen dar (Außenwand und Dach können getauscht werden).

Wo die Wärmepumpe glänzt ist die Primärenergie:
Gebäude Bestand: 645 kWh/m2a
Fenster neu + Lüftungsanlage: 504 kWh/m2a (Einsparung 22%)
Kellerdecke + Dach dämmen: 493 kWh/m2a (Einsparung 24%)
Außenwand + Haustür dämmen: 392 kWh/m2a (Einsparung 39%)
Wärmepumpe installieren: 303 kWh/m2a (Einsparung 53%)
Passivhaus (alle obenstehenden Maßnahmen kombiniert): 36 kWh/m2a (Einsparung 95%)

Bezogen auf das Rest-CO2-Budget scheint die Wärmepumpe also die wirksamste Einzelmaßnahme.

Zu Erinnerung, mein Argument war: Wenn die Wärmepumpe zuerst gemacht wird, habe ich spätestens nach der Dämmung eine überdimensionierte Anlage, die ich kaum noch effizient betreiben kann (Hier: Mehr als Faktor 10 (138W/m² vs 10 W/m²).

Denkanstoss für einen weiteren Post: Wie sieht es eigentlich mit dem „Erneuerbaren“ Faktor der Wärmepumpe aus? Hier sind ja (wenn ich mich recht erinnere) 65% als minimum aktuell in der Diskussion. Geht das bei so großen Anlagen bezogen auf ein EFH / MFH oder überschreitet das die Grenze des lokal erzeugbaren (und bin ich damit auf Solar/Windkraft/Ökostrom) angewiesen?

Zu den Kosten der einzelnen Maßnahmen bekommt ihr noch was - ich muss jetzt leider erstmal wieder Brötchen verdienen gehen. :wink:

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Seit 1.1.2023 ist EH55 Neubaustandard, ab 1.1.2025 vermutlich EH40, die EPBD steckt in den Startlöchern und bringt Mindesteffizienzstandards für Wohngebäude mit. Der Drops Effizienz wäre damit gelutscht, mehr wird nicht prozessierbar sein.
Der Fokus auf die Heizung liegt meiner Meinung nach gerade eher darin begründet, dass die GEG-Novelle 2 mit dem EE65-Gebot geschrieben wird.
Die Wärmepumpe bringt zudem gerade die schnellste Lösung, den Heizungskeller zu dekarbonisieren und den dezentralen Verbrauch fossiler Brennstoffe zu verringern.

Zum Thema Stromnetze: Netzausbau wird wichtig bleiben, eventuell muss es in Zukunft auch eine Vorrangregelung für Heizung gegenüber Ladeinfrastruktur geben. Spannend wird da sicherlich noch die Diskussion um §14a EnWG, also den Eingriff des Netzbetreibers in die Regelung netzdienlicher Anlagen. Von hoher Bedeutung bleibt der Ausbau dezentraler Stromerzeugung, um die Netze zu entlasten.

Zurück zur Effizienz: ungeachtet gesetzlicher Vorgaben müssen wir die Sanierungsrate massiv hochfahren, dafür bietet der Passivhaus-Ansatz keine Lösung: Hoher Planungsaufwand, hoher finanzieller Aufwand, hoher Materialaufwand. Klingt für mich alles eher nach Leistungssport, wir brauchen aber einen Breitensport, der meinetwegen leistungsorientiert sein darf.

Zuguterletzt: Bei allem, was notwendig ist und diskutiert wird: Mir fehlt der gesellschaftliche Konsens mehr noch als im Gebäudesektor kmVerkehrssektor: Wollen wir Klimaschutz und in welcher Eskalationsstufe, wer zahlt die Folge-, wer die Anpassungskosten, wie federn wir soziale Folgen ab. Und wie schaffen wir es, versöhnlicher und kompromissbereiter zu kommunizieren ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

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Für die E-Mobilität braucht es eher intelligente Steuerung als Netzausbau. Scheitern kann das natürlich am deutschen Michel „meins!!“

Das befürchte ich auch.

Das ist möglicherweise unüberwindbar. Gesellschaftlicher Konsens lässt sich nur bei persönlicher und unmittelbarer Betroffenheit und/oder dem Geldbeutel erreichen. Schon den Nachbarn des Ahrtal ist es schnuppe, die fahren alle weiter ihre Verbrenner. Aus diesem Grund gibt es ja auch die von dir zitierten Gesetze.

Ich finde du kannst das sehr gut. Aber so wie mein Post das Problem beim formulieren aufzeigt, so stellt sich auch bei deinem Versuch bei vielen der Kamm. Und da man interpretieren könnte, du fragst, „ob“ wir Klimaschutz „wollen“, oder gar „eskalieren“, entpuppt sich dein Standpunkt plötzlich als Problem.
Bin neugierig auf deine Antwort

Hallo Basti,

Ich finde, das ist von Dir gut beobachtet. Wir sehen es auch an der heutigen Schlagzeile der Bild zum „Heizungs-Irrsinn“. Allerdings: Es ist doch gerade Aufgabe der Politik, einen gesellschaftlichen Konsens und Veränderungen, die notwendig sind, zu erklären und voran zu bringen.
Wie anders sollen wir im Bestand gut sanieren, wenn wir keinen neuen gesellschaftlichen Konsens herbeiführen?
Unter anderem deswegen fände ich es gut, wenn man nicht nur über die neue Heizung auf der einen Seite und „kauf dir halt ne Energiesparlampe“ auf der anderen Seite spricht. Vielelicht wäre ein Konzept, den Konsens herzustellen, die Debatte mehr auf den gewerblichen Gebäudebestand zu konzentrieren: VERMIETER (egal ob wohnen oder Büro) stellen doch die Mehrheit der Besitzer dar. Gleichzeitig schön „als Schutz der kleinen“ verkaufbar?

Zum Schluss noch ein kleiner Widerspruch:

Ich glaube, dass deine Aussage für eine Sanierung nicht nur Passivhäuser trifft. Da wir mittlerweile einen hohem Dämmstandard fordern und neue Fenster sehr dichte Hüllen bewirken, müssen ein paar mehr Sachen beachtet werden, als „bisschen Styropor drankleben reicht schon“. :wink:
Somit habe ich das Problem der Lüftungswärmeverluste, dichter Gebäudehülle (bzw. Lüftungskonzept zur Schimmelvermeidung) und der Wärmebrücken an jedem zu sanierenden Gebäude.
Ein Haus ist eine komplexe Maschine! Wenn es dann noch während der Sanierung in Nutzung bleibt, gilt das gleich doppelt.

Es muss aber ja gar kein Passivhaus sein. Die Grafik zuum CO2-Budget kommt aus dem Passivhauskonzept und natürlich wurden diese Themen mit Blick auf Passivhäuser besprochen.
Die Grafik zeigt aber auch sehr schön, dass bereits ein Haus nach gedämmt nach GEG + Wärmepumpe dauerhaft unterhalb des CO2 Budgets für die Erreichung des 1,5° Ziels bleibt. (das ist EPS 0,24 + WP)
Die Grafik zeigt aber auch sehr deutlich: nur eins von beidem reicht nicht. Deswegen war mir wichtig, den Blick nicht nur auf die Wärmepumpe zu richten, sondern auch auf die Dämmung.

Ist das die Reihenfolge? Realbeispiel:

  • Denkmalgeschütztes MFH Baujahr 1939, hintere Wand bereits mit Dämmung, vorne wegen Ensemble-Schutz keine Dämmung erlaubt.

  • Haustür bereits neu mit Level A

  • Fenster sind bereits 2 bzw. 3 fach verglast.

  • Dachdämmung maximal durch Innendämmung der obersten Geschossdecke möglich, da Speicher in Abteile unterteilt mit gemeinschaftlichem Trockenspeicher.

  • Wärmepumpe als Ersatz für Gasetagen-Therme auch nicht so einfach, weil Heizkörper ggf. auch Teil des Denkmalschutzes.

Fehlt also die Lüftungsanlage pro Wohnung. Gibt es Zahlen für die alleine? Ist das wegen Energieeffizienz oder eher wegen/gegen Schimmel gut?

Mir erscheint die Sorge bezüglich überdimensionierter Heizungsanlagen als etwas spinnert. Die Heizlast in einem Gebäude schwankt zwischen 0 und X kW, je nach Außentemepratur und Wunschtemperatur der Innenräume. Betrieb in Teillast ist also Standard. Entweder kommt die Heizungsanlage damit klar, weil sie mit Verstand eingestellt wurde (ich rate mal, dass dies bei weniger als 10% der Anlagen der Fall ist), oder sie taktet fröhlich vor sich hin. Diese grundsätzlich vorhandene Problematik wird nur minimal schlimmer dadurch, dass die Heizung noch zu groß dimensioniert ist, also deutlich mehr als die Maximalheizlast von X kW liefern könnte.

Das Zauberwort im Bereich der Wärmepumpen lautet „modulierend“. Geräte, die das können, passen ihre Leistungsabgabe dem Bedarf an. Für Luft-Wasser-WPs sollte das inzwischen Standard sein.

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Mal eine praktische Frage. Wir haben hier Fernwärme und damit keinen Einfluss auf die Art der Erzeugung. Wie soll damit dann eigentlich umgegangen werden? Eigentlich muss ich davon ausgehen, dass mein Fernwärme-Erzeuger diese CO2 neutral herstellt.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe. Aber ich versuche mal eine Antwort:
Den gesellschaftlichen Konsens stelle ich aktuell in der Tat in Frage, nicht so sehr mit Blick auf Individuen sondern mit Blick auf Teilnehmer am öffentlichen und politischen Zirkus. Immer mehr Verbände und Interessenvertretungen beschränken sich auf Klientelpolitik im Sinne von Beharrung, es geht immer verhärmter um immer mehr Klimaschutz vs. immer stärkeres Beharren und das entgegen wissenschaftlich erarbeiteter, methodenunabhängiger Ergebnisse. Ein Beispiel ist das Thema Verbrennermotoren, das andere, um das es hier geht, das Thema Heizungstechnologien beziehungsweise energetische Sanierung. Medien, Verbände, Vertreter, Entscheider, Medien vernachlässigen darüber zunehmend das Operationalisieren. „Es muss aber sein“ vs. „Es geht nicht“. Zu wenig: „Wir müssen das zusammen hinbekommen“ oder auch die Frage „was wollen wir zusammen hinbekommen“.
Ein weiteres Beispiel: Es ist klar, dass die Gasnetze im urbanen Raum für die Beheizung in absehbarer Zeit keine Rolle spielen werden, einfach weil Gas verbrennen keine Option darstellt, grüne Gase aber nicht relevant zur Verfügung stehen werden (Diese Quelle adressiert zwar E-Fuels, die Prozesskette ist aber für H2 und CH4 ähnlich: https://www.pik-potsdam.de/members/Ueckerdt/E-Fuels_Stand-und-Projektionen_PIK-Potsdam.pdf). Ich kenne aber kaum Stadtwerke, die für den Rückbau oder eine Weiterverwendung (vielleicht als Leerrohre für dringend benötigte Stromtrassen) eine Planung haben, geschweige denn dafür, wie die Betriebskosten der Gas-Infrastruktur auf immer weniger Anschlussinhaber umgelegt werden. Ich sehe auch nicht, dass der VKU als Verband das adressiert oder offensiv kommuniziert.

Ich persönlich versuche meinen Teil zu einem 1,5°C-Pfad beizutragen. Ich stelle aber mal in Frage, ob das tatsächlich alle Stakeholder wollen und welchen Preis wir als Gesellschaft zu zahlen bereit sind. Diesen Konsens brauchen wir aber meiner Meinung nach, weil ansonsten jeder Transformations-Schritt in einem opportunen Ausschlachten zugunsten des persönlichen Vorteils führt. Ich da alle in der Verantwortung zu vermitteln, .

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Vermutlich so wie bisher auch: Alle tun für sich, was sie als möglich und notwendig erachtet.

Institutionelle Vermieter wie eine sozial organisierte Wohnungswirtschaft haben aktuell schon das Problem, dass die Vorgaben kaum zu prozessieren sind. Die Transformationsplanungen, die ich bisher für Bestände gesehen habe, überfordern vor „Durchsanieren“ des Bestands die Bilanzen. Die Liquidität ist dann weg, die Unternehmen nicht mehr kreditwürdig.
Alternative wären deutlich höhere Mieten. Diese werden aber nur dann umsetzbar, wenn Mieterinnen und Mieter im gleichen Moment finanziell besser ausgestattet werden, beispielsweise durch ein Klimageld.

Stimme ich im Grundsatz zu. Allerdings wird es nicht möglich sein, den kompletten Bestand in dieser Tiefe zu sanieren. Es wird dabei bleiben, dass Vollsanierungen die Ausnahme bleiben, und Bauteile nur dann angefasst werden, wenn sie das Ende der Lebenszeit erreicht haben. In dem Moment werden es dann eben keine dreifach verglasten Fenster sondern eben nur zweifach verglaste, mit Lüftungsdurchlässen. Ich schätze es so ein, dass ein Niedertemperatur-ready-Standard mit möglichst geringem Aufwand und begleitendem Heizungsaustausch reichen muss, wenn wir die Geschwindigkeit in der Sanierung erreichen wollen. Und an der Stelle verstehe ich auch nicht, warum eine WP in Kombination mit einem grünen Strommix nicht direkt und ohne EPS 1,5°C-konform sein sollte, sofern Sie mit einer hinreichenden Jahresarbeitszahl läuft.

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Wenn ich das richtig verstanden habe, sind elektrische Wärmepumpen direkt als Erfüllungsoption für die EE-65-Regel vorgesehen, in der Hoffnung, dass die Energiewirtschaft ja auch weiter dekarbonisieren muss.
In den Wintermonaten wird lokal installierte PV aber nur einen Deckungsbeitrag leisten können, der vielleicht bei 30% liegt(?) In Kombination mit Speichern (elektrisch und Wärme) und im Rahmen einer Quartierslösung sicherlich auch mehr. Lokale Windkraft ist noch nicht wirklich State of the art. BHKW mit Biogas wären im Quartierskontext vielleicht zumindest ein Backbone. Ansätze und Simulationen gibts beispielsweise aus der Energiezentrale der Zukunft der Vonovia oder im Lagarde-Quartier in Bamberg, sicherlich aber noch mehr.

Guten Morgen allerseits :slight_smile:
Ich würde mal vorsichtig antworten (Denkmalgeschützte Häuser sind tricky…)
Generell stimmt die Reihenfolge (die Haustür mal außen vor gelassen).
Außenwand / Kellerdecke / Dach sind gegeneinander austauschbar. Ich wollte aber nicht zu viele Einzelvarianten rechnen (vor allem, weil es verallgemeinernd einfach nur ein Beispielhaus war). Die Realität in der Sanierung erzeugt Spezialfälle.

Zur Frage mit der Lüftung: Die Heizlast von Gebäuden wird aus Ht (thermisch = Wärmeverlust durch Außenbauteile) und Hv (Ventilation = Lüftung) gebildet.
Ab einem gewissen Dämmgrad der Außenwände wird Ht relativ klein und Hv relativ groß. Deshalb versuchen sowohl Passivhaus (1996), als auch die EnEV (2001 und folgende), sowie GEG (2020) auch den Lüftungswärmeverlust zu kontrollieren. Dies möchten alle drei Konzepte durch eine möglichst dichte Gebäudehülle (dies wird teilweise durch einen „Blower-Door-Test“ überprüft) erreichen. Weil die dichte Gebäudehülle zu Schimmel führt (haben wir ab 2001 gemerkt, da gab es dann relativ viele Gerichtsverfahren zu), muss man sich aber auch aus hygienischen Gründen Gedanken machen, wieviel gelüftet wird.

Im Passivhaus gab es von Anfang an (um den Energieverbrauch zu senken) eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Die erste EnEV hatte dies noch nicht vorgeschrieben, weil bei den angezielten Niedrigenergiehäusern rein aus Heizlast-Sicht noch der Ht-Anteil überwogen hat (wurde dann aber nachgebessert, weil man gesehen hat, dass Fensterlüftung zu viel Disziplin erfordert).

Ein Luftwechsel von „1x je 2 Stunden“ (0,5/h), in dem das gesamte Luftvolumen ausgetauscht wird, gilt als gute Faustregel zur Schimmelvermeidung.
Ein „nicht dichtes Haus“ hat meistens eine Luftwechselrate, die um ein Vielfaches höher liegt.

Bei einem dichten Haus versucht man also zwei Vorteile zu erreichen: 1. Luftwechsel begrenzen, 2. die in der Luft enthaltene Wärme „zurückzugewinnen“. die gelingt mit einem Wirkungsgrad von über 80%.

Die Energieeffizienz ist also definitiv besser!
Mein technischer Grund wäre aber die Feuchtigkeitskontrolle / Schimmelvermeidung.
(Pro-Lüftungsleute sprechen auch von Vorteilen wie dem Luftfilter, etc. Contra-Lüftungsleute weisen auf die Wartungskosten hin…)

Kurz gesagt: ab einem gewissen Dämmgrad wird der Verlust durch Lüftung wichtig. Mit dichter Gebäudehülle steigt die Schimmelgefahr und es braucht ein Konzept zur Vermeidung.
Die Antwort ist typischerweise ein Lüftungsgerät (oder mehrere bei dezentralem Konzept).

Ich empfehle für den kritischen Blick auch einfach immer mal selbst zu berechnen: Verbrauchtes Heizmedium / m²-Zahl Gebäude ergibt den Kennwert, der auch auf dem Energieausweis steht. Weil die Rechnungen typischerweise über mehrere Jahre vorliegen, kann man den Effekt einzelner Sanierungen also gut selbst überprüfen!

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Natürlich geht Teillastbetrieb jeder individuellen Anlage. Beispiel: Du kannst auch mit einem Ferrari 30 fahren. Aber verbraucht der dabei dann 3l oder 10l?
Wir wissen alle, dass eine lineare Kurve Theorie ist. In der Praxis müssen die Ingenieure Kompromisse eingehen.

Ich habe in einem aktuellen Sanierungsprojekt eine Ölheizung. Der Ölvorrat reicht nach der Dämmung des Hauses (theoretisch) für zehn Jahre (davor für 1,5 Jahre). Wenn jetzt aber Trink-Warmwasser im Kessel vorgehalten wird, springt der Brenner häufiger an, als es nach dem reinen Wärmeverlust für die Heizung nötiger wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die zehn Jahre nicht erreicht würden.

Das Zitat heißt ja weiter:

[quote=„Peregrino, post:1, topic:19245“]
„Zuerst die Wärmepumpe“ ist also eine Strategie, die mich dreifach bestraft: Größere Anlage = teuer; Höherer Verbrauch durch geringe Einsparung = Höhere Nebenkosten; Anlage nach Dämmung überdimensioniert = Ineffizienter Betrieb = höhere Nebenkosten. [/quote]

In einem Beispiel ausgedrückt:
Deine Anlage benötigt vor der Dämmung 24kW. Der Anlagenhersteller verkauft Dir also das „große Modell“.
Jetzt dämmst Du und brauchst nur noch 12 kW. Hier hätte das „kleine Modell“ gereicht.
Das große Modell war natürlich teurer.

Gleichzeitig läuft die große Anlage im Intervallbetrieb auf Dauer-Teillast (vielleicht sind es nur 5% Mehrverbrauch, sicher aber nicht 0%).

Wenn Du jetzt noch die Anlage ausgetauscht hast, obwohl die alte Heizung „noch gut“ war, hast Du auch hier Geld verloren.

Technisch sind wir einer Meinung: eine überdimensionierte Heizung ist kein Problem!
Aus der monetären Perspektive vielleicht aber schon.

Betrachtet man jetzt noch das Thema Netzausbau und die aktuelle Verfügbarkeit von Wärmepumpen, macht es aus meiner Sicht Sinn, sich zumindest zu überlegen, ob das verfügbare Budget nicht vielleicht zuerst in die Dämmung gesteckt wird.

@LagEr

Blockzitat
Mal eine praktische Frage. Wir haben hier Fernwärme und damit keinen Einfluss auf die Art der Erzeugung. Wie soll damit dann eigentlich umgegangen werden? Eigentlich muss ich davon ausgehen, dass mein Fernwärme-Erzeuger diese CO2 neutral herstellt.

Jepp - oder nachfragen bei Politik und Betreiber.
Normalerweise müsste Dir der Betreiber mitteilen, welchen Primärenergiefaktor seine Fernwärme hat (also, wieviel erneuerbare Energie da drin ist).
Die gute Nachricht: Häufig nutzt man für Fernwärme ja Prozesswärme,die ansonsten die Außenluft erwärmt (z.B. bei der Stromerzeugung mit Erdgas). Der Fernwärmebetreiber hat also einen wirtschaftlichen Anreiz, weil er dieselbe Energie zweimal verkauft. :wink:

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Das sehe ich anders. Die Ursache ist nicht Klientelpolitik sondern der Wettstreit dem anderen eins auswischen zu können und selbst angeblich für die Menschen was tun zu wollen. Und das ist ja noch viel schlimmer. Jetzt sehe ich das sicher einseitig. FDP und CSU liegen da nach meinem Empfinden weit vorne. Kannst du da auch Beispiele von den Grünen benennen? oder der SPD. Also in dem Sinne, ganz bewusst der Gesellschaft zu schaden nur um den politischen Gegner als asozial zu diffamieren zu können?

Ich könnte mir mehr „Operationalisieren“ vorstellen, in der Tat. Aber ist das realistisch? In die Richtung mehr zu tun als:

  • 50% der Kosten zu tragen
  • die Kommunen zu zwingen Wärme-Konzepte aufzustellen
  • sich bei den Handwerkskammern und den industriellen WP Produzenten zu versichern, dass die das hinkriegen?

ich kenne solche und solche Stadtwerke. Das hängt immer an den Menschen. Ganz stark sind die aber wirtschaftlich ausgerichtet. Stelle mir gerade vor, im Stadtrat meiner Kleinstadt würden die Stadtwerke vorschlagen Geld für etwas auszugeben, was nicht sofort Profit bringt. Kannst du komplett vergessen.

Da kommt wieder eine Stelle, bei der ich schon vorher gestolpert bin. Ich befürchte du meinst nicht die Milliarden von Klimaflüchtlingen die es geben wird, oder die älteren Semester in unseren Gefilden, die den Sommer nur noch in zentralen öffentlichen Kälte-Hallen überleben werden? Oder meinst du eher, ob der Spritpreis von 1,70 auf 2 Euro steigen darf?

Finde die Diskussion jedenfalls sehr wertvoll. Letztlich ist dein Ansinnen ja die Menschen „mitzunehmen“. Und da bin ich zu 100% bei dir.

Das war schon immer so während der 50% des Jahres, während der die Außtentemperaturen hinreichend hoch sind, so dass gar keine Beheizung des Gebäudes benötigt wird. Nach Dämmung dehnt sich dieser Zeitraum, in dem der Brenner nur für das Warmwasser gebraucht wird, vielleicht auf 65% des Jahres aus. Großes Problem? Nein.

Auch die kleinere Anlage läuft die meiste Zeit in Teillast - nämlich dann, wenn das Gebäude lediglich ein paar wenige kW Heizleistung benötigt. Für eine Anlage, die selbst am kältesten Tag des kältesten Winters noch ungenutzte Leistungsreserven hat, wurde natürlich unnötig Geld ausgegeben. Das ist aber eher Kleingeld im Vergleich dazu, was eine neue Heizungsanlage oder gar energetische Sanierung der Gebäudehülle kostet.

Ich bin mit Deiner Analyse einverstanden. Sanieren kostet Geld, was Vermieter irgendwie aufbringen müssen. Ich bin selbst Hausbesitzer und weiß, dass mich eine Teil-Sanierung mal eben zwei-drei Jahresmieten kosten wird. Wenn das also mein einziges Einkommen darstellt, ist das so ziemlich keine Option.
Mein wirtschaftliches ABER: Wir reden hier nicht von einem Portfolio von 1. Wir reden von großen Beständen. Die Vonovia besitzt 550.000 Wohnungen im Wert von 95Mrd€. (Als exemplarisches Bespiel, weil ich hier Zahlen aus dem Internet bekomme). Die Patrizia weist bei 60Mio€ Assets einen Gewinn von 24% aus. Wir reden hier von Branchenriesen!
Natürlich wäre es unsinnig, hier anzunehmen, dass die Häuser alle morgen saniert werden. Aber wir müssen in meinen Augen hier einfach mal anerkennen, dass energetische Sanierung des Bestands für solche Firmen eine Pflicht darstellen muss.

Wenn man dort im Geschäftsbericht in die EU-Taxonomie reinschaut, sieht man die CAPEX „ökologische Tätigkeiten“:

  • gut die Hälfte „Erwerb von Gebäuden“ 443Mio€
  • Installation / Wartung von Geräten für Erneuerbare Energien: 6Mio€
  • Installation / Wartung von Energieeffizienten Geräten 80 Mio€
  • Renovierung Bestand 239 Mio€
    Meine Vermutung ist, dass das irgendwie so 1% des Bestandes ist, der angefasst wird.

In den letzten Jahren hat die Vonovia recht regelmäßig 2.000 Mio€ Gewinn ausgewiesen.
Ich sehe hier Steigerungspotential, selbst wenn man anerkennt, dass der Cashflow an die Aktionäre geschützt werden soll.
Was hier ja noch gar nicht betrachtet ist sind:

  1. höhere Mieten nach der Sanierung (die energetischen Sanierungen dürfen umgelegt werden)
  2. Förderungen durch den Staat
  3. Finanzierung über Kredite

Auf jedes Unternehmen kommen gewaltige Transformations-Aufgaben zu. In der Autobranche wird das anerkannt. In der Immobilienbranche sehe ich aktuell nur „mitnehmen“ nicht „steuern“.

Was mich zurück zu meinem Argument bringt:
Es wäre sinnvoll, einen Konsens zu erzeugen, der diese Unternehmen einbindet. Wenn sich die Diskussion so darstellt, dass zehn große Immobilieneigentümer hinter Scholz/Habeck/Lindner verkünden, dass sie das Thema ernst nehmen und die Transformation anpacken wollen, wäre das starkes Gewicht.
→ Vielleicht gibt es sowas ja schon, ich habe es aber bisher übersehen?

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Wenn ich mir aktuell die FDP anschaue glänzt die (mMn) vor allem mit Klientelpolitik, teilweise spielen persönliche Themen zwischen Lindner und Habeck eine Rolle, aber das mag auch zu viel Unterstellung sein. Fakt ist aber doch: Die Debatte ist so emotionalisiert, dass eine Diskussion über die Sachthemen wenig Sinn ergibt. Ich stimme Dir zu, das konservative Lager (hier: FDP und CSU) aktuell bzw. traditionell eher mehr blockieren. Das liegt aber schon auch daran, dass Grüne einen Takt vorgeben, der es sehr leicht macht, Emotionen zu mobilisieren. Oft auch unnötigerweise gemessen am Ergebnis des Prozesses. Die SPD blockiert weniger, das liegt aber gefühlt eher an der Nichtexistenz des Kanzlers. Eine Ausnahme hier könnten die Anfänge von Lauterbachs Corona-Politik sein.

Ja, unbedingt. Ich denke es wäre an allen Marktteilnehmern, mehr (und versönlicher) außerhalb der eigenen blase zu kommunizieren und über Positivbeispiele zu sprechen. Daneben schreit es zunehmend nach einem Klimageld: Den Bürgerinnen und Bürgern Geld zukommen lassen mit dem Stempel: „Dafür haben alle CO2-Abgaben bezahlt, hier wird umverteilt, damit Ihr an der Energiewende partizipiert und sich leisten könnt.“

Ich meinte mit dem Preis tatsächlich: Wieviel Klimafolgen nehmen wir in Kauf. „Holland fluten“ bis Hungersteine in der Elbe, Klimaflüchtlinge, Übersterblichkeit etc.
Und im nächsten Schritt: Wieviel Einschränkungen der Rechte heute sind wir bereit in Kauf zu nehmen im Tausch gegen Freiheiten aller in der Zukunft.
Aber der Konsens, dass die beiden Freiheitsbegriffe gekoppelt sind, ist ja noch garnicht da.

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Grundsätzliche Zustimmung, der Immobiliensektor braucht mehr Steuerung und vermutlich auch mehr Ordnungsrecht, um die Ziele tatsächlich erreichen zu können. Aber: Am Vergleich mit der Automobilbranche kann man einige große Unterschiede sehr schön deutlich machen:

Unternehmen in der Automobilbranche: ca. 970.
Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen: 184.000.
(Quelle Statista)

Der Unterschied der Größenordnungen deutet daraufhin, dass Unternehmen wie die Vonovia (größter in DE) die absolute Ausnahme sind. Der Schnitt hat vielleicht 1.000 - 3.000 Wohnungen, ich kenne Genossenschaften, die werden am Küchentisch verwaltet. Da ist die Manpower oftmals schlicht nicht da, der Themen Herr zu werden, insbesondere weil guter Rat selten, der Markt der Technologien aber sehr unübersichtlich ist.

Diese Unternehmen zeichnen sich aktuell durch Mieten aus, die deutlich unterhalb des Durchschnitts liegen und keine hohe Liquidität ermöglichen. Die Modernisierungsumlage ist begrenzt, aufgrund der steigenden Preise und Zinsen ergibt sich insbesondere bei ambitionierten Effizienzstandards auch mit Förderung keine Kostendeckung. Das geht bei zwei, drei Objekten, aber eben nicht bei einem Bestand und nicht über 15 Jahre. Siehe z.B. im Praxisbericht der Initiative Wohnen.2050: Link

Der nächste Unterschied: Die Automobilbranche holt ein Auto in die Werkstatt und tauscht den Motor aus, fertig, wahlweise wird das Auto verschrottet oder einem Zweit/Drittmarkt zugeführt, für den es sich auch weiter lohnt eine Diesel-Abteilung mit >15.000 MA zu betreiben (Bspw. Bosch).
Die Sanierung des Gebäudesektors passiert im überwiegenden Fall allerdings im laufenden Betrieb, also während der Fahrt, weil Ausweichkapazitäten oft nicht da sind und das ohne Forschung und Entwicklung vorher, ohne Windkanal etc. sondern direkt im Feld mit Investitionszyklen, die mitunter ein Vielfaches von Investitionszyklen im Auto sind.
Hinzu kommt: Wohnen ist im Gegensatz zum Autofahren ein Grundbedürfnis. Ein Auto kann ich abstellen, es geht aber nicht ohne Wohnen und es geht auch nur bedingt in einer zu kalten Wohnung. Mieterinnen und Mietern neben vervielfachten Energiekosten und kalten Nebenkosten auch noch über Gebühr steigende Mieten zuzumuten übersteigt schnell die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, der Raum für Mieterhöhungen aufgrund von Modernisierungen ist einfach oft nicht da.