Ende der Impf-Priorisierung wg. Aufhebung der Einschränkungen

Hallo zusammen,

mir fällt in der aktuellen Nachrichtenlage ein Trend auf, der vielleicht auch für die Lage interessant wäre:

Die Diskussion um Freiheiten für Geimpfte wird hier im Forum schon länger an diversen Stellen geführt https://talk.lagedernation.org/t/freiheiten-fuer-geimpfte/7015 und kommt nun auch in den großen Medien und der Politik an, siehe z.B. https://www.tagesschau.de/impfgipfel-rechtliche-lage-101.html.

Wie erwartet ist das ganze für die Politik ein Spagat, weil zum einen der richtige Zeitpunkt (in Bezug auf den Impffortschritt) gefunden werden muss, als auch die Aufhebungen adäquat und mit den Einschränkungen für Ungeimpfte kompatibel sein müssen.
Ihr hattet in der Lage schon angedeutet, dass man Ungeimpften anbieten könne, über (Schnell-) Tests ebenfalls die Freiheiten zurückerlangen zu können, diese Idee aber aufgrund der geringen Zuverlässigkeit auch wieder verworfen. Damit haben Ungeimpfte aktuell keine (legale) Möglichkeit, ihre Freiheiten zurückzuerhalten.

Nun beginnt eine Debatte um die Aufhebung der Priorisierung. https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-impfungen-lockerungen-101.html Das wirkt auf den ersten Blick, als wäre von Juni an genug Impfstoff für alle vorhanden, sodass man an jeder Ecke problemlos die Impfung kriegt, ähnlich zur Situation in Israel.
Aufgrund der erwarteten Liefermengen ist davon jedoch nicht auszugehen, sodass die Aufhebung der Priorisierung einen erheblichen Konflikt um die vorhandenen Dosen auslösen wird.
Dass dann auch noch Betriebsärzte mitimpfen sollen (mehr Impfstellen sind bisher nicht unser Problem), deutet schon an, wie dieser Konflikt sich entwickeln könnte: Es wird derjenige zuerst geimpft, dessen Arbeitgeber am besten an den Impfstoff kommt - sei es aufgrund der Notwendigkeit für den Betrieb oder als Goodie für die Angestellten.

Nun zum Threadtitel:
Ich vermute, dass man durch die Aufhebung der Priorisierung das Konfliktpotential um den Impstoff zu senken versucht. Wenn theoretisch jeder eine Impfung bekommen kann, ist es politisch einfacher, die Unterscheidung nach geimpft und ungeimpft zu rechtfertigen.

Basierend auf den bisherigen Analysen gehe ich davon aus, dass die Aufhebungen für Geimpfte rechtlich auch bei Nicht-Verfügbarkeit des Impfstoffs zulässig wären. Es gibt eben nicht genug Impfstoff für alle, die Priorisierung ist im Prinzip medizinisch sinnvoll, von Geimpften geht keine Gefahr aus, von Umgeimpften schon.

Durch die Aufhebung der Priorisierung kommen wir politisch in eine Situation, in der jeder Ungeimpfte „selbst schuld“ ist, weil man sich ja „mehr kümmern“ könnte. Das ganze ist natürlich totaler Unfug, denn frei nach Volker Pispers: Natürlich kann jeder geimpft werden, aber eben nicht alle gleichzeitig.

Ich möchte nicht unterschlagen, dass es natürlich auch weitere Gründe für die Aufhebung der Priorisierung gibt: Sie senkt den Verwaltungsaufwand für alle Impfstellen, der natürlich bei steigender Verfügbarkeit insbesondere bei Hausärzten zum Flaschenhals werden kann.

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