Das finde ich auch eigenartig. Ich kann es mir nur als Wirtschaftshilfe für die Branche erklären. Schau mal auf die Zahlen der Unternehmen.
Die Helma AG, einer der größten deutschen Eigenheimbauer für 1-4 Familienhäuser hat seit Jahresbeginn 90% seines Werts verloren, weil wegen hoher Zinsen und Baukosten kaum noch Aufträge reinkommen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen der Branche handelt es sich um ein ziemlich solide und seriös wirtschaftendes Unternehmen und doch geht die Sorge vor eine möglichen Insolvenz um.
Anderen Branchengrößen (Viehbrockhaus, Kampa, Rensch,… ) dürfte es ähnlich gehen, nur sind die nicht an der Börse und daher deren Zahlen nicht so transparent.
Dazu kann ich schlicht keine kompetente Aussage machen. Bei der Geldverteilung kann ich auch nur einschätzen, was öffentlich diskutiert wird. Und da stellt es sich mir so dar: Das Finanzministerium hat das Familienministerium aufgefordert, beim Elterngeld zu kürzen. Lisa Paus hat daraufhin an Christian Lindner geschrieben und ihm erklärt, was das Elterngeld ist und wie es berechnet wird und dabei auf die gleichstellungspolitische Problematik einer Absenkung der Obergrenze hingewiesen. Das Finanzministerium antwortet dann, es könne auch anderswo im Etat gespart weden. Christian Dürr etwa macht den Vorschlag, man könne auch bei der Öffentlichkeitsarbeit sparen. Wenn ich es richtig sehe, dann sind die Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit aber vor allem deshalb gestiegen, weil vermehrt benachteiligte Menschen, die bisher keinen Zugang zu und kein Wissen über ihnen zustehende Leistungen haben, darüber aufgeklärt werden sollen.
Das Verkehrsministerium spart selbstverständlich beim Ausbau von Radwegen:
150.000€ ist bei dir nicht mal wohlhabend? Ich zitiere mal @Veche:
Wir haben hier eine echt verschobene Perspektive. Hier die Definition von Wikipedia:
Reichtum bezeichnet den Überfluss an gegenständlichen oder geistigen Werten. Es gibt jedoch keine allgemeingültige Festlegung, da die Vorstellung von Reichtum von kulturell geprägten, subjektiven und zum Teil höchst emotionalen bzw. normativen Wertvorstellungen abhängt. In den modernen Industriestaaten wird Reichtum häufig ausschließlich quantitativ auf Wohlstand und Lebensstandard bezogen, obwohl er sich tatsächlich nicht auf materielle Güter reduzieren lässt.
Natürlich sind diese Menschen reich. Nur weil die sich vielleicht nicht ihre eigene Villa in Mar-A-Lago kaufen können, hat man mit dieser Menge an Einkommen eine Zigfaches der Möglichkeiten, die die meisten Menschen in Deutschland haben; und praktisch unendlich Mal mehr als arme Menschen. Wir müssen echt mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Ich bin mir fast sicher, dass die meisten, die jetzt Sturm laufen, nicht mal annähernd bei diesen Gehältern sind, sich aber die vergiftete Hoffnung hält, dass man ja bald dazugehören könnte.
Aber wir sehen einmal mehr, wie die FDP ihre Machtpositionen ausnutzt, um erzkonservative Narrative , z.B. der ausgeglichene Haushalt, zu bedienen und die Machtposition damit festigt. Sogar die Amerikaner beschäftigen sich mit Billioneninvestionen oder legen sie sogar auf, während wir hier von der Schwarzen Null fantasieren.
Kein Paar, das über 180k Brutto-Einkommen verfügt ist darauf angewiesen, den Lebensunterhalt der Kinder oder die berufliche Abwesenheit finanziert zu bekommen. Dass hier jetzt der hart arbeitenden, jungen „Mittelschicht“ das Wasser abgegraben wird ist Unsinn und führt die Diskussion auf völlig falsche Gleise.
Die Entscheidung, ob Elterngeld gezahlt wird, ist abhängig vom Haushaltseinkommen. Bezahlt wird es aber nicht an „Familien“, sondern an Einzelpersonen. Wenn z.B. ein Elternteil 120k und der andere 50 verdient, dann bekommt der weniger verdienende Part für die Zeit der Kinderbetreuung überhaupt kein eigenes Geld, sondern ist auf das Wohlwollen des anderen Elternteils angewiesen. Das erhöht die ökonomische Abhängigkeit und macht es bspw schwerer, sich im Konflikt- oder Gewaltfall zu trennen.
Neben der Existenzsicherung hat das Elterngeld ganz explizit eine gesellschaftliche und betriebliche Steuerungsfunktion: Es hat ganz schlicht das Ziel, dass sich mehr Männer um ihre Kinder kümmern. Männer sind in der Hinsicht äußerst renitent und lassen sich immer neue Ausreden einfallen, warum sie unbedingt arbeiten müssen, und sind offensichtlich nur mit horrenden Geldzuwendungen bereit, Care-Arbeit zu übernehmen. Wenn man mehr Männer, gerade mit Personalverantwortung, in Elternzeit bringt, ist zumindest die Hoffnung, dass diese auch ihre betriebliche Führungskultur umstellen und langfristige Elternzeiten von allen Beteiligten ermöglichen.
Das Elterngeld ist extrem reformbedürftig und muss dringend steigen, insbesondere in den unteren Gehaltsregionen und in der Grundsicherung (aufs Bürgergeld wird es angerechnet). Wenn mal wieder Geld zur Verfügung stehen sollte, werden vermutlich erstmal die Kürzungen für Topverdiener rückgängig gemacht.
Absolute Zustimmung. Ich finde auch, dass der Staat ruhig Anreize dafür setzen sollte, dass Care-Arbeit zumindest etwas fairer verteilt wird. Da ist ja noch sehr viel Luft nach oben und dazu würde auf jeden Fall eine Evaluation gehören, welchen Effekt das Elterngeld hier überhaupt gehabt hat. Die „anectodical evidence“ aus meinem Umfeld ist, dass die 3 Monate Papa-Elternzeit für eine tolle Fernreise mit der jungen Familie genutzt wurden - im Alltag hatte dann wieder die Frau das Kind an der Backe, weil „er ja nun mal viel besser verdient“. All das war in diesem Thread aber bisher kaum Thema.
Warum zum Henker lag diese Information nicht von Anfang an vor? Welche Medien haben hier wieder verkürzt dargestellt, um mutmaßlich Clicks zu generieren?
Warum musste ich mich zwei Tage lang aufregen bis ich in den Nachrichten aus Frau Paus eigenem Mund gehört habe, dass es um € 150.000,- zu versteuerndes Einkommen geht und hiervon nur die Top 60.000 Familien betroffen sind?
[heute, Minute 1:23]
Oder hat das BMFSFJ noch auf den letzten Metern umgeschwenkt?
Haben wir auch so gemacht und wenn sich jetzt herausgestellt hätte, dass wir ab nächstes Jahr nicht mehr anspruchsberechtigt wären (weil es zu diesem Zeitpunkt der Diskussion fälschlicherweise noch um 150k Brutto ging) hätten wir ganz schön blöd geschaut.
Also sorry, so auf Kante zu kalkulieren ist dann aber wirklich eigene Schuld oder es hätte einfach eine Nummer kleiner sein müssen. Wenn der Wegfall des Elterngelds die Immobilie gefährdet dürftest quasi gar keinen Puffer für den Preis der Immobilie haben.
Genau das haben wir auch getan und dementsprechend keine Luft von € 1.800 im Monat gelassen. Ist aber auch egal, denn wir bleiben ja anspruchsberechtigt.
Eine auf 25 Jahre ausgerichtete Finanzierung an einen Flaschenhals von einem Jahr anzupassen ist zwar die sichere Variante, reduziert aber den möglichen Kaufpreis einer Immobilie um locker 150.000 €. Und widerspricht auch Ihrer eigenen Finanzierung laut erstem Zitat.
Wichtiger wäre mir, dass die Regierung solche Änderungen mit etwas größerer Vorlaufzeit plant. Für die schwangeren Frauen, die es nächstes Jahr betreffen wird, ist die Situation jetzt natürlich richtig doof. An deren Stelle würde ich jetzt schnell noch Arbeitszeit reduzieren, um mit dem Partner unter 150.000 € zu versteuerndes Einkommen zu kommen.
Dann kam es falsch rüber. Wir haben auch kalkuliert dass wir das mit einem Einkommen bis zur Kita hin kriegen. Da war da eben nicht direkt Photovoltaik und Wärmepumpe drin und ein E-Auto um such noch diese Förderungen abzugreifen. Ich finde wenn man ohne Puffer von 15.000 bis 20.000 eine Immobilie erwirbt ist es fahrlässig.
Heftig ist die Kritik an den Paus-Plänen hingegen aus der Union - und vom Koalitionspartner FDP. Ein junges Paar, etwa eine Ingenieurin und ein Lehrer, meint FDP-Vize Vogel, könnte am Ende nur noch vor schlechten Entscheidungen stehen: „Zum Beispiel vor der Entscheidung, dass wieder nur die Frau zu Hause bliebt. Oder dass sie sich ihr Leben nicht mehr leisten kann, weil die Frau die Besserverdienende ist in einem Bereich, wo wir über die Mitte der Gesellschaft reden.“
Ein zu versteuerndes Einkommen von 160.000€ als Paar ist also die Mitte der Gesellschaft.
Lässt sich das statistisch nachweisen? Das es sich hier um ein quasi Durchschnittseinkommen pro Haushalt handelt?
Dann hätten wir gerne erhebliche Subventionen mit 64.000 brutto, denn dann sind wir Armutsgefährdet. Schön dass solche Aufschreie immer nur für die kommen die eh genug haben aber nie für Menschen darunter.
Das Durchschnittgehalt eines in Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmers betrig 2021 etwa € 49.200 pro Jahr. Nimmt man das mal zwei, ergibt das € 98.400. Das gilt allerdings nur für Haushalte mit zwei männlichen Vollzeit-Arbeitnehmern, denn der durchschnittliche Monatsverdienst von Frauen lag 2021 nur bei € 44.400. Rechnet man Arbeitnehmer:innen in Teilzeit und geringfügig Beschäftigte mit ein - was ja bei Menschen, die sich selbst um ihre Kinder kümmern, durchaus mal vorkommen soll - lag das das Durchschnittsgehalt 2021 bei rund € 38.400 - also ganz knapp" unter den € 160.000
Quelle: Statistisches Bundesamt
Super finde ich auch die Argumentation „wenn der Staat uns nicht mehr unseren Hauskredit sponsort, muss ja die Frau zu Hause bleiben“ würg
Denn bei einem Bruttoeinkommen von ungefähr 180 000 Euro (netto etwa 100 000) gehört eine Familie mit einem Kind laut einem Rechner des IW Köln zu den einkommensstärksten zwei oder vier Prozent der Gesamtbevölkerung, je nach Altersklasse.
Warum muss die Zukunftskoalition gerade bei der Zukunft äh den Familien sparen?
Nicht dass ich x andere Sparoptionen wüsste -
Wo soll denn Frau Paus eurer Ansicht nach dann sparen? Gibt es überhaupt eine soziale Sparoption mit nicht vielen Kollateralschäden im Familienministerium?
Das Kanzleramt wurde 2001 gebaut, also vor 20 Jahren. Das heißt diese Kosten alle 20 Jahre mal auf. Das heißt, wenn du nicht jedes Jahr wieder so eine intensive Diskussion haben willst, kürzt du besser an Dauerposten, statt dir jedes Jahr Einzelposten raussuchen zu müssen.
Wenn du dir diesen Monat einen Fernseher kauft wirst du doch auch nicht sagen, dass der dein monatliches Budget übersteigt und du deswegen diesen Monat deinen Handyvertrag, Internetanschluss und Netflix account kündigst, nur um in deinem monatlichen Budget zu bleiben.
Ok Korrektur: Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Warum hat Lindner dann die Vorgabe Elterngeld gemacht und nicht bei den Senioren?
Mittlerweile gibt es ein paar Evaluationsstudien, die meiner Erinnerung nach progressive und regressive Aspekte jeweils unterschiedlich akzentuieren. Für den hier geschilderten Fall vielleicht einschlägig: Positive Auswirkungen auf den Anteil von Vätern an der Care-Arbeit und den Anteil von Müttern an der Erwerbsarbeit ab ca. dem zweiten Lebensjahr des Kindes hat Elternzeit insbesondere dann, wenn Väter sie möglichst lange und möglichst über einen längeren Zeitraum alleine nehmen. Das machen statistisch gesehen allerdings noch immer sehr wenige und wenn, dann sind es vor allem diejenigen, die besser verdienen.
Moderate Anpassungen wie ein weiterer verpflichtender Vätermonat, um Anspruch auf Elterngeld zu bekommen, und der bezahlte Väterurlaub nach der Geburt stehen immerhin auf der Agenda - und seitens der FDP, die jetzt so auf Gleichstellung pocht, unter Finanzierungsvorbehalt.