Elektroautos und Infrastruktur

Ein Teil des Hypes geht darauf zurück, ein Gegengewicht zu den Lobbyverbänden zu schaffen, die, wie man mit heutigem Stand weiß, Lügen verbreitet haben, um E-Mobilität schlecht zu reden.
Also in der Art “ich gebe 5-Sterne um die ganzen 1-Sterne-Bewertungen auszugleichen“
Dazu kamen start-ups, die vollmundige Versprechungen brauchen, damit die Investoren den Geldbeutel aufmachen (da gehört Tesla dazu)
Positiv zu übertreiben um die negativen Übertreibungen auszugleichen war damals im Hinblick darauf, was Medien abdrucken sinnvoll, aber jetzt ist es natürlich schwieriger, auf eine realistische Faktenbasis zurückzufinden.

Ich muss meine Anwort von oben wohl etwas relativieren bzw. korrigieren. Grundsätzlich stimmen die Mechanismen zwar, aber ich war bei der Wirkung von Kälte bei den Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen (LiFePo, LFP), die Tesla aktuell im Modell 3 einsetzt, falsch informiert. Mia culpa dafür @anon47028507.

Die Akkus verlieren hier bei Kälte wohl enorm an Ladefähigkeit (Quellen von Anfang 2021):
Model 3 aus China mit enttäuschender Ladekurve
Das Problem haben sie nach kurzer Zeit wohl in den Griff bekommen:
Model 3 aus China kriegt per Update anständige Ladeleistung

Die Lösung sieht allerdings wohl so aus, dass sie die Batterie, mit Strom aus der Batterie, vorwärmen (Quelle):

Zu sehen ist zum Beispiel, wie Tesla den Akku fürs Schnellladen vorwärmt, wenn man einen Supercharger ins Navi eingibt. Das ist sinnvoll, da die Ladeverluste bei kalter Batterie vermieden werden. Aber es kostet Energie – und Geld

Es gibt bei den Updates von Tesla aber auch noch ein wichtiges Detail:
Zwar übernimmt Tesla gewisse Garantien für die Lebensdauer und Reichweite der Batterie, allerdings sind Reichweiten-Änderungen durch Software-Anpassungen hier explizit ausgeschlossen (Quelle: Tesla-Neuwagen-Garantie):

Ihr Fahrzeug führt drahtlose Software-Updates durch, […] Sämtliche erkennbaren Veränderungen der
Batterieleistung aufgrund dieser Software-Updates fallen NICHT unter diese Batterie- und
Antriebseinheit-Garantie.

Das ist zwar grundsätzlich in Ordnung, dann sollte Tesla aber keine Autos verkaufen, die nicht richtig winterfest sind und deren Reichweite nachträglich per Software verringert werden muss.

Genau das scheint Tesla hier aber passiert zu sein.

Aber okay, ich will auch nicht zu sehr meckern. Dass Tesla grundsätzlich LiFePo-Akkus einsetzt ist ja zu begrüßen, da diese kein Cobalt brauchen und sicherer sind als alle anderen Li-Akku-Typen.

Ist es, das kritisiere ich ebenfalls scharf. Tests und Entwicklung beim Kunden hat einige riesige Vorteile, aber bei den LFP-Akkus haben sie es mit den Tests beim Kunden übertrieben. Da sind ja teils Autos mit 35% Ladestandsanzeige einfach liegen geblieben, weil die SoC-Ermittlung eben nicht sauber lief (bedingt durch wenig Erfahrungen mit den LFP-Zellen) was bei einem so Sicherheitskritischen Thema wie Reichweite gar nicht geht.
Generell sind die Fahrzeuge von Tesla absolut wintertauglich, in Sachen Thermomanagement sind sie am Markt bisher ungeschlagen.

In dem zitierten Zusammenhang habe ich tatsächlich eher über das deutsche Automobil-Umfeld gesprochen, in dem ich beruflich unterwegs bin.

Ich kann mir gut vorstellen, dass in den kommenden Jahrzehnten mit dem Wandel hin zum BEV der Großteil der Fahrzeuge nur noch geleased werden, und zwar egal ob Neuwagen, Jahreswagen oder Gebrauchtwagen.
Denn wie schon hier im Threat erwähnt, gibt es eine rasante Entwicklungen im BEV Markt, dazu die Unsicherheit der Menschen über die Lebensdauer von BEV und die Angst vor der Preisverfall von gebrauchten BEV und Verbrennern. Dazu kann sich mit jedem Umzug, Jobwechsel oder neuer Familiensituation der Anspruch an ein Auto schnell ändern, was bei einer bundesweit sehr unterschiedlich ausgeprägten Ladeinfrastruktur für ein BEV noch verstärkt.
Damit wird das Leasing für alle eine Option, dann Faktoren wie Lebensdauer, Batterieschäden und Wiederverkaufswert spielen für den Leasingnehmer nur eine sehr untergeordnete Rolle, das Risiko dafür trägt das Unternehmen dahinter.
Neuwagen und Fahrzeuge mit einem Vorbesitzer werden zum Großteil direkt über die Hersteller verfügbar sein, und private Unternehmen werden sich auf das Gebrauchtwagenleasing fokussieren.

Glaube nicht, dass man das pauschal so sagen kann. Hinzu kommt, dass du als Leasingnehmer für alle Schäden alleine verantwortlich bist. Da musst du also Glück haben, dass es noch in der Garantie Zeit passiert. Außerdem verdient dabei eben der Leasinggeber, nicht der Nehmer.

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