Einfluss von Aktivisten/Lobbyisten auf Medien und Institutionen

Stimmt, China hat auch keine UN-Sanktionen, weil es selbst Veto-Macht ist - das ist uns denke ich allen klar, China kann schlicht nicht von der UN sanktioniert werden, komme was wolle. Gleiches gilt für Russland, welches definitiv ein deutlich größeres Problem ist als China oder gar Israel.

Aber der Vergleich hinkt dahingehend, dass u.a. das EU-Lieferkettengesetz relativ klar auch auf China abzielt und gerade verhindern soll, dass Waren aus den Uiguren-Gebieten in den deutschen Handel kommen. Tatsächlich gibt es EU-Sanktionen sowohl gegen China im Hinblick auf die Uiguren als auch gegen Israel im Hinblick auf bestimmte extremistische Siedlergruppen. Beides ist absolut nachvollziehbar.

Würde nun jemand eine App entwickeln, mit der Waren aus China im Einzelhandel identifizierbar würden, würde es dagegen wohl Protest geben? Von China, klar. Von einigen Menschen im Hinblick auf Antirassismus vermutlich auch. Aber würde ein Moderator seinen Job verlieren, wenn er eine solche App bewerben würde? Ich denke, man würde ihn eher für Zivilcourage loben… was wegen des Bruchs der Menschenrechte durch China auch verständlich wäre.

Wenn man in einer öffentlichen Stellung ist, dann kann man halt wenig - und bestimmt nichts Job-relevantes - als Privatperson äußern.

Eine Journalistin, die öffentlich gegen Juden hetzt, zu entlassen muss daher aus meiner Sicht zwangsläufig passieren (und ja, ich bin mir sicher es würde von Hetze gesprochen, wäre das gleiche Video von einem AfD-Mensch gemacht worden). Ich gehe ja mal davon aus, dass der SWR sich nicht als Propaganda-Sender der Hamas versteht :wink:

1 „Gefällt mir“

Mich würde mal ernsthaft interessieren, ob es weltweit irgendeine App gibt für den Boykott von Waren aus einem Land, das nicht zufällig jüdisch ist oder Israel heißt.

1 „Gefällt mir“

Es gibt etliche Apps zur Überprüfung von Sanktionslisten, die genau das tun - denn die (auch versehentliche) Nichteinhaltung von Sanktionen kann erhebliche Konsequenzen haben.

Oder wie wäre es mit dieser App:

Die App ist von einem Inder entwickelt worden und soll Produkte „Made in India“ fördern, daher ist es eine „Warn-App“ vor chinesischen Produkten, hier wird auch eine Ablehnung Chinas eine gewisse Rolle spielen.

Oder wie wäre es mit dieser App:

Das zu finden hat übrigens keine Minute gedauert.

Noch sinnvoller ist aber vermutlich, einfach diese allgemeine App zu nutzen. Damit kann man boykottieren, wen man will. Da die Herkunft der Waren von der ersten Zahl des Barcodes abhängt, stellt sich mir generell die Frage, warum man für jedes Land eine eigene App braucht :wink:

Also ja, es gibt Boykott-Apps auch gegen andere Staaten…

2 „Gefällt mir“

Ich vermute mal das hat Marketinggründe. Eine indische App käme vermutlich in China nicht so gut an und vice versa. Aber eine „Universal Boycott App“ wäre vielleicht dennoch eine Marktlücke. Einfach das boykottierende Land wie bei einem Währungsrechner über eine Flagge auswählen - vielleicht auch mit einem netten Algoritmus für Alternatiprodukte aus „korrekten“ Ländern…

Offensichtlich gibt es für Mitarbeiter des SWR gewisse Vorgaben, insb. zur Neutralität, die der SWR als verletzt ansieht.

Statement des SWR

Ob die Entlassung bzw. „Entbindung von Moderationsaufgaben“ gerechtfertigt ist, kann wohl nur ein Arbeitsgericht entscheiden, das zusätzliche Einblick in alle dafür erforderlichen Dokumente hat.

Auf jeden Fall!

Der „Skandal“ ist hier nicht, dass sie bewusst einkauft, sondern dass sie für eine App „wirbt“, die israelische Produkte und „Unterstützer“ der israelischen Wirtschaft boykottieren soll, um insb. Apartheid und Genozid nicht zu unterstützen.

Da gebe ich dir im Grundsatz recht. Das scheint mir aber unabhängig von der Frage, ob sie als Moderatorin des ÖRR in dieser Art und Weise diese Position vertreten darf.

Hier einige m. E. interessante Hintergrundinformationen zu der App für die Fares geworben hat:

Per Foto vom Strichcode eines Produkts warnt die App vor Unternehmen, die angeblich Israel im Gaza-Krieg unterstützen. Dabei reicht es aus, dass ein Unternehmen Läden in Israel betreibt, im Konzernverbund schon einmal in dem Land investiert oder auch nur den Terror-Überfall der Hamas auf Israel im Oktober 2023 verurteilt hat.

„Geld, das nach Israel fließt, wird genutzt für Bomben und Treibstoff für Luftangriffe“, sagte er [der Entwickler der App]. Daher sei die Wirtschaft Teil eines „Genozids“.

Zur Frage nach dem Skandal: Wie schon gesagt, müssen das der SWR und im Zweifelsfall ein Arbeitsgericht klären.
Zur Einordnung kann man aber schon fragen, ob jemand nach einem allgemeinen Grundsatz verfährt („ich kaufe nur ethnisch einwandfreie Produkte“) oder ob der Boykott sich gegen ein einziges Land richtet - in diesem Falle Israel.
Allgemeine Regeln wären es, wenn Fares auch Apps nutzen würde, die nach der gleichen Logik auch Folgendes listen:

  • jedes Produkt, dass chinesische Bauteile enthält
  • jedes Unternehmen, das Rohstoffe aus Russland verarbeitet oder nutzt
  • jedes Unternehmen, das in irgendeiner Weise mit chinesischen oder russischen Unternehmen kooperiert

Das kann aber offensichtlich nicht der Fall sein, denn sonst hätte sie beispielsweise gar kein Smartphone haben, um die App zu nutzen. Ergo ein klassischer Fall von Doppelmoral. Dieses Verhalten kann man bewerten wie man will - als zu fördernden Aktivismus oder eben als politischen Skandel - und der SWR hat offensichtlich eine Bewertung vorgenommen.

Ersetze Israel durch Russland. Wäre es verwerflich, wenn ein ukrainischer Zivilist eine App derartig bewerten würde? Natürlich ist das keine neutrale Darstellung, natürlich schießt der Macher der App über das Ziel hinaus, vor allem, wenn er eine Verurteilung des Terrorangriffs vom 07.10.23 als Kriterium für einen Boykott wählt. Aber wir müssen uns eben im Klaren darüber sein, dass die Quelle hier ein Konfliktbeteiligter ist, der auch gar nicht das Interesse hat, neutral zu agieren.

Wenn es wahr ist, dass bereits die Verurteilung der Terroranschläge vom Oktober genügt, um hier auf eine Boykott-Liste gesetzt zu werden, ist Kritik an der App definitiv berechtigt (ausgerechnet der „Welt“ als Quelle hier in so einem salopp geschriebenen Satz zu glauben, fällt mir jedoch schwer…). Ob die Bewerbung der App auf einem Instagram-Kanal jedoch eine Kündigung rechtfertigt finde ich zumindest fragwürdig, aber wie gesagt, wir wissen nicht, was da alles arbeitsvertraglich geregelt war und was da alles hinter den Kulissen gelaufen ist, daher halte ich mich mit Kritik an der Kündigung auch zurück.

Menschen die deren Meinung mit der von Human Right Watch/ Amnesty wichtig sind möchten evtl keine Produkte aus einem Land das in Zusammenhang mit Apartheid genannt wird,
https://www.amnesty.de/informieren/fragen-und-antworten-zum-bericht-israels-apartheid-against-palestinians

https://m.faz.net/aktuell/politik/ausland/vorwurf-der-unterdrueckung-human-rights-watch-bezichtigt-israel-der-apartheid-17314899.html

Es darf kein „kauft nicht bei Juden“ geben, aber Apartheid einer Regierung zu sanktionieren hat die Welt schon einmal zum Positiven gebracht.

Als in Südafrika wegen der Apartheid boykottiert wurde, wurde auch keinem „antisüdafrikanismus“ vorgeworfen. Die Sanktionen haben die Apartheid beendet.

Wird man bei Nutzung der App verfolgt un muss um seinen Job fürchten?

1 „Gefällt mir“

Es ist hier allerdings wichtig, klar zu stellen, dass das, was HRW und AI im Bezug auf Israel mit „Apartheid“ meinen nicht zu 100% identisch ist mit dem, was in Südafrika seinerzeit passiert ist. Deshalb ist es problematisch, den Apartheidsvorwurf in einem Atemzug mit Südafrika zu nennen.

Ebenso wie beim Begriff „Genozid“ hat sich der Begriff „Apartheid“ von den ursprünglichen Anwendungsfällen (USA, Südafrika) weg zu einem generell deskriptiven Begriff gewandelt. Dass es in Israel eine gewisse Ungleichbehandlung gibt, ist kaum von der Hand zu weisen, allerdings beruht diese in vielen Fällen nicht auf direkten Gesetzen (wie in den USA Gesetze, die es Schwarzen verboten, auf „weiße Schulen“ zu gehen oder vorne im Bus zu sitzen oder in Südafrika Schwarzen verboten, Land zu besitzen), sondern schlicht auf den sozio-ökonomischen Realitäten (Bildung, Armut, Beziehungen usw.). Aber es gibt auch Fälle, in denen es auf Gesetzen beruht, z.B. bezüglich der Freizügigkeit im Bereich der illegalen Siedlungen.

Auch in einem Artikel der Deutschen Welle heißt es:

Einige Unternehmen stehen auf der Liste, da sie gemeinsam nach dem 7. Oktober eine Kampagne starteten, in der sie die Terrorattacke der Hamas auf Israel verurteilten und sich darin gegen jede Form von Hass und Antisemitismus aussprachen.

Zitat: „Das zu finden hat übrigens keine Minute gedauert.“

Die App No Thanks ist m.e. transparent, Mann kann schauen warum ein unternehmen auf der liste steht und dann selber entscheiden wie dies zu deuten ist

Das halte ich für ein problematisches Argument.

Ich hoffe, wir sind uns einig, dass eine Verurteilung der Terroranschläge von 07.10.2023 grundsätzlich keine Ausgrenzung hervorrufen darf. Eine App, die es Antisemiten ermöglicht, zu überprüfen, wer diese Anschläge verurteilt hat, um diese Unternehmen dann zu boykottieren, halte ich definitiv für problematisch. Es geht nicht um mangelnde Transparenz, sondern darum, dass hier ein Boykott mit einem Argument begründet wird (und Menschen ermöglicht wird, auf dieser Grundlage zu boykottieren), welches nicht zur Begründung eines Boykotts taugt.

3 „Gefällt mir“

Fares wird Antisemitismus und „extreme politische Positionen“ vorgeworfen ohne diese zu begründen. Ist dies ein Arumentum ad hominem?
Nach meinem Gefühl ist das eine Übliche Reaktion bei Kritik an Israel. Eine Sachliche Diskussion ist so nicht möglich.

Sind solche Behauptungen eigentlich Rufmord?

1 „Gefällt mir“

Nein, ein Argumentum ad Hominem wäre es, zu sagen, dass das, was Fares sagt falsch ist, weil es von Fares gesagt wird, weil ich die Meinung vertrete, dass Fares (oder eine Person wie Fares, gemessen an z.B. Gruppenzugehörigkeiten) grundsätzlich nur falsches sagen würde. Also der Fehlschluss, dass das, was eine Person sagt, falsch sein muss, weil es gerade diese Person sagt.

Man könnte in solchen Fällen immer diskutieren, ob Verleumdung oder üble Nachrede vorliegen („Rufmord“ gibt es in dieser Form nicht), aber ich würde das hier nicht als gegeben ansehen. Wenn die App tatsächlich alleine die Verurteilung der Anschläge vom Oktober als Grundlage für einen Boykott ermöglicht ist es denke ich zulässig, sie als antisemitisch zu bezeichnen, womit die Bewerbung der App auch legitim als „antisemitischer Vorfall“ bezeichnet werden kann. Es ist grenzwertig, weil nicht klar ist, ob man Fares wirklich Antisemitismus vorwerfen kann, aber das müssen im Zweifel die Gerichte klären. Clevere Medien würden eher über „Antisemitismus-Vorwürfe“ gegenüber Fares berichten, statt ihr „antisemitische Ausfälle“ zu unterstellen, das würde jedes Risiko von Verleumdung und übler Nachrede ausschließen und wäre generell die neutralere Herangehensweise…

Die Anschläge sind auf das schärfste zu verurteilen! unternehmen die dies auch getan haben können identifiziert werden und so aus einer eventuellen eigen „sanktionsliste“ ausgeschlossen werden. Hier muss jeder selbst entscheiden. Nach den Bewertungen der App nutzen manche Personen die App auch um gezielt solche Produkte zu kaufen.

Zudem ist die eine andere Frage ob politische Äußerung eines Moderators gleich zu einer Entlassung führen müssen, so können sich Hobby Inquisitoren jedwelcher Politischer Richtung sich eingeladen fühlen entsprechende Äußerungen zu denunzieren.

Zudem ist seltsam wie wenig der swr hinter seinem Leuten steht. Wird hier eine moderne Hexenjagd durchgeführt?

Fares hat öffentlich zur Nutzung der App aufgerufen u. a. mit dem Satz „Unterstützt keine Unternehmen, die einen Apartheidstaat unterstützen, der einen Genozid begeht“. Sie unterstützt über diese App den Boykott von Unternehmen allein aus dem Grund, dass sie sich gegen den organisierten Massenmord an Juden aussprechen. Das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Explizit erklärte Fares zudem, dass sie es legitim findet, Unternehmen zu boykottieren, nur weil diese „in israelische Start-Ups investieren“ und damit „die israelische Wirtschaft unterstützen“. Damit macht sie sämtliche Israelis, egal welche politische Haltung sie vertreten, für das Handeln des israelischen Staates und des Militärs verantwortlich.
Es gibt auch einen Screenshot von Fares’ Instagramm-Profil mit dem bekannten Sharepic von der Gruppe „Palästina spricht“. Diese hatte auf die Massaker des 7. Oktober mit dem Slogan „Gaza ist gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen“ reagiert. Allerdings ist der Post nicht mehr bei ihrem Profil zu finden, ich kann also nicht verifizieren, ob der Screenshot echt ist.

Die Begründung des SWR für die Kündigung ist laut dem von Anja2 verlinkten Artikel, dass sie „wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat“. Diese Einschätzung finde ich ehrlich gesagt nicht sehr weit hergeholt - den Begriff „Hexenjagd“ allerdings schon. Die Argumentation erinnert mich ein wenig an Menschen, die auf öffentlichen Social-Media-Profilen eindeutig rassistische Parolen (etwa AfD-Slogans) teilen und sich dann über eine angebliche „Gesinnungsschnüffelei“ beschweren, wenn das Konsequenzen hat.über

5 „Gefällt mir“

Verstoßen Boykottaufrufe gegen Staaten nicht gegen §7AWV?

Weswegen gab es gegen Russland Sanktionen nach der Annexion (der Krimm…) und bei Israel meines Wissens nicht (Ost Jerusalem, West Jordan Land)

Wenn dem niemand Einhalt gebietet, warum sollte man aufhören sein Staatsgebiet zu vergrößern.

Interessant dabei auch die vertreibungspläne des israelischen Ministeriums für Geheimdienste für den Gaza Streifen

Und „Karte der Annektierung“.

Wie gesagt, derartige Aufforderungen gibt es auch gegen Russland und teilweise China. Also Aufrufe, alles zu unterlassen, was irgendwie Geld in die russische Wirtschaft (und dann über den Umweg der Steuern in die russische Staatskasse) spült, gibt es definitiv zur Genüge. Auch damit werden alle russischen Staatsbürger zur Verantwortung gezogen, unabhängig davon, wie sie zum Staat stehen. Ebenso wie UN-Sanktionen gegen z.B. den Iran auch jeden iranischen Bürger treffen, auch Oppositionelle. Jede Handlung gegen einen Staat wird immer auch indirekt die Bürger treffen, aber ein Problem wird daraus nur im Falle Israels gemacht. Warum ist das keine Doppelmoral?

Wenn das stimmt, wäre das auch eine weitere Information, die eine Entlassung nachvollziehbarer macht. Wie gesagt, uns fehlen hier ein wenig die Hintergründe, um den Fall wirklich bewerten zu können. Also ja, die Zeichen verdichten sich, dass die Kündigung Fares berechtigt gewesen sein könnte.