Hallo zusammen,
Ich habe den Fall der SWR-Moderatorin Helen Fares verfolgt und frage mich, ob Aktivisten und Lobbyisten zu viel Einfluss auf Medien und Institutionen haben.
Zur Person Helen Fares:
Helen Fares ist eine deutsche Moderatorin im SWR-Diskussionsformat Mixtalk. Sie hat auf Social Media harte Kritik an der israelischen Regierung geäußert, blieb dabei aber im Rahmen der Meinungsfreiheit.
Was ist passiert[2]
Sie veröffentlichte ein Video, in dem sie zeigt, wie sie Lebensmittel per App darauf scannt, ob beim Kauf israelische Unternehmen partizipieren. Ein israelfreundlicher Social-Media-Account bezeichnete sie als Antisemitin zog Nazi-Vergleiche.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) schrieb darauf hin dem SWR-Intendanten Kniffke und forderte Konsequenzen. Fares wurde daraufhin „entlassen“. Ihre privat geäußerten extremen Positionen würden ihre Neutralität als Moderatorin in Frage stellen.
Das Problem
Man mag von Frau Fares halten was man möchte. Aber hier haben Aktivisten und gut vernetzte Lobbyisten/Politiker (Beck) Druck auf Medien ausgeübt, um jemand Unliebsamen zu verdrängen und potenziell zu vernichten.
Das ist problematisch, denn wir sagen stets, die Meinungsfreiheit gelte und jeder könne (in rechtlichen Grenzen) seine Meinung sagen, aber in der Realität gibt es durchaus Fälle, in denen das nicht mehr zutrifft. Nur noch 40 % der Deutschen halten es für unnötig vorsichtig beim Äußern ihrer Meinung zu sein (35 % im Osten) [1]. Idealer Nährboden für die AfD und andere Protestparteien.
Die These
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Es hätte sanftere Wege gegeben. Wenn der SWR der Meinung ist, Fares könne nicht unparteiisch über den Nahost-Konflikt sprechen, dann kann er das Thema im Talk-Format auszusparen. Oder er hätte ihr einen Co-Host an die Seite stellen können.
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Es gibt guten und schlechten Aktivismus/Lobbyismus. Gute Aktivisten/Lobbyisten versuchen durch Information und Protest Dinge zu Bessern. Schlechte Aktivisten/Lobbyisten setzen ihre Macht Empörung zu spielen, um zu vernichten und aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, ganz so wie es auch außerhalb von Rechtsstaaten der Fall ist. Das schadet der Demokratie.
Die Fragen
- Ist es gerechtfertigt Fares zu entlassen? Hätten mildere Mittel gereicht?
- Sollten Lobbyisten und Aktivisten berufliche Konsequenzen einfordern können?
- Was ist der Skandal daran wenn Menschen politisch bewusst kaufen/verkaufen? Wirtschaftlicher Druck ist quasi der einzige wirksame Druck den man als Einzelperson und noch mehr Staat hat wenn sich an Völkerrecht hält.
1 Meinungsfreiheit: Nur 40 Prozent der Deutschen glauben, Meinung frei äußern zu können | ZEIT ONLINE
2 Für Israel-Boykott-App geworben: SWR entbindet Moderatorin von ihren Aufgaben