Einbau neuer Öl- und Gasheizungen soll ab 2024 verboten werden

Die Wärmepumpe selbst ist gar nicht das große Problem. Ich habe im privaten Umfeld gerade 2 Moderniersierungsprojekte vor Augen. Oft ist es eher so, dass die Häuser halt nicht WP-kompatibel gebaut sind und gerade Häuser in Städten oft eng an eng gebaut sind.

Projekt 1: Doppelhaushälfte in der Stadt, BJ um die 2000er mit Erdgastherme. Der Umbau auf WP kostet zwischen 50.000 €-80.000 €, denn aufgrund der engen Bebauung sind die Emissionsrichtlinien nur sehr aufwendig realisierbar. Erschwerend ist ein massiver Umbau im Haus nötig, da die die Gastherme zuvor innliegend im 1. OG positioniert war. Die Wege zwischen WP-Außeneinheit und Inneneinheit müssen aber kurz sein. Der Hauswirtschaftsraum im EG muss nun erweitert werden um die neue Therme aufzunehmen.

Projekt 2: Kleines enges Reihenhaus, aus den 30er Jahren (Denkmalschutz), in den 1990ern thermisch grundlegend saniert. Komplette Erneuerung der Dämmung nötig, kein Platz für eine WP-Außeneinheit wegen fehlender Abstände zum Nachbarn, kein Keller also keine Kelleraufstellung möglich. Bisher keine Fußbodenheizung, müsste also nachträglich installiert werden. Die geschätzten Kosten liegen etwa auf Höhe des Immobilienwerts. Besitzer sind Rentner mit Rente kaum höher des Existenzminimums. Sie warten jetzt erstmal 4-5 Jahre ab, ob die Stadt sich nicht zu einer Nahwärme-Lösung durchringen kann.

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Solche Sonderlocken können wir uns natürlich nicht mehr leisten - die Abstandsregeln sollten ASAP ausgesetzt werden. Das erscheint mir auch zumutbar, weil ein, zwei Meter kaum einen Unterschied machen und die Wärmepumpen immer leiser werden.

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Als „sehr vorübergehend“ würde ich es nicht bezeichnen, da diese Preisdifferenzen schon einige Jahre in dieser Dimension sind.

Mittelfristig sollte es so sein, dass Marktmechanismen dies regeln, aber die kommenden 2-3 Jahre würde ich das anders einschätzen:

  • Nachfrage wird höher sein als Angebot
  • Durch die politischen Rahmenbedingungen müssen die WP gekauft werden, es gibt keine Alternative. Warum sollten die Hersteller hier „unnötig“ mit dem Preis runtergehen.
  • Frage wäre, ob heute bereits andere Faktoren wie z.B. Amortisation / Lebensdauer mit eingerechnet sind, so dass Wirtschaftlichkeit sich auch bei hohem Preis ergibt. Dazu müsste man wissen, ob heutige Preise die Entwicklungs- und Produktionskosten zzgl. normaler Marge wiederspiegeln.
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Gerade in Städten ist es dann aber eigentlich notwendig eine sinnvolle kommunale Wärmeplanung zu betrieben. Die von dir angesprochene dichte Bebauung bedingt oft eine ausreichend hohe Wärmedichte (hohe Wärmenachfrage bezogen auf die Fläche), um z.B. die Wärme zentralisiert über ein Wärmenetz bereitzustellen. Das hat zudem den Vorteil, dass nicht jede Gebäudebesitzerin einzeln anfangen muss zu schauen, wie und mit welchem Aufwand eine Wärmepumpe in den Bestand eingebracht werden kann.

Die kommunale Wärmeplanung ist dabei auch aus Akteurssicht eine super Sache, weil das Wissen vor Ort eingebunden wird und nicht zentral aus der Landeshauptstadt oder aus Berlin alles vorgegeben wird. In Baden-Württemberg ist sie für Kommunen einer bestimmten Größe sogar verpflichtend (Kommunale Wärmeplanung: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg). Da müssen bis Ende 2023 Pläne vorliegen, womit aus meiner Sicht die Gebäudebestitzenden auch rechtzeitig wissen, was auf sie zukommt.

Leider machen wir aber wohl an vielen Stellen ähnliche Fehler wie in der Vergangenheit. Ich finde dein zweites Beispiel zeigt dies gut. An sich war die Klimaproblematik auch schon in den 90er Jahren bekannt, nur damals wie auch heute werden nicht die unbedingt notwendigen Dinge gefordert bzw. durch Anreize herbeigeführt.

Das zeigt es ganz gut, dass an damals etwas gemacht hat, was heute schon wieder nicht reicht. Ich sehe es kommen, dass wir in 20-30 Jahren wieder bei ähnlichen Problemen sind, weil heute eben doch wieder kurzfristig auf Gas gesetzt wird. Auf die schnelle habe ich keine bessere Quelle gefunden, aber hier wäre z.B. Kopenhagen in Dänemark mal wieder ein positives Beispiel. Da sind inzwischen wohl 98% der Gebäude an die Fernwärme angeschlossen (Cities100: Copenhagen - Carbon Neutral District Heating - C40 Cities). Es wurde da einfach frühzeitig begonnen, dass ordentlich anzugehen (wobei in Dänemark schon länger sehr stark auf Fernwärme gesetzt wird). Klar ist das nicht direkt treibhausgasneutral, aber man muss am Ende nicht mehr die Technik in jedem Gebäude anfassen. Zumindest in Städten wäre es aber eine gut Lösung, um den Menschen eine Perspektive zur Gasheizung zu bieten.

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Und seit 10 Jahren sind in Dänemark Gasheizungen im Neubau verboten. Die FDP würde Dänemark vermutlich nach Nordkorea oder Eriwan verorten oder?

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Die wichtige Sache die man hier betonen muss und sich anschauen sind:
Förderungen für Leute die zwar grade noch ein Eigenheim haben aber nicht in Geld schwimmen nach der Inflation.
Es wäre schade wenn der Austausch, den ich mit „nach 30 Jahren“ eh schon sehr groß´zügig finde durch Leute die es sich nicht leisten können verzögert wird.

Meine Eltern und Verwandschaft denken sich sonst sie könnten das an die Nachfolge Generation weitergeben die dann „eh abreisst und neu baut“.

Kann die WP nicht aufs Dach und die Kältemittelleitungen den nun funktionslosen Schornstein nutzen?

Wozu Fußboden-Heizung? Damit die Wärmepumpe mit niedrigeren Vorlauf-Temperaturen ein bisserl effizienter läuft? Drauf gesch… Warm wird es auch so. Die Heizkosten sind dann halt etwas höher. Aber ein Fliegenschiss im Vergleich zu den Kosten einer FBH (samt der ganzen Nebenarbeiten).

Eine Wärmepumpe ist auch nur ein Wärmeerzeuger. Aus deren Einbau muss kein Projekt wie ein Flug zum Mars werden.

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Laut Herrn Habeck ist der Entwurf über das Verbot neuer fossiler Heizungen durchgestochen worden.
Ich hatte das schon vermutet, bin aber trotzdem ziemlich entsetzt über diese politische Taktiererei.
Die Vermutung, dass es die FDP war, liegt nah.
Ich muss wirklich aufpassen, dass mich die Wut auf diese Partei nicht zu bösen Schimpfwörtern verleitet.
Wir stehen vor den größten Krisen seit Langem und vor der allergrößten Krise, dem Klimanotstand. Und dann gibt es da so eine kleine Klientelpartei, die in grenzenloser Verantwortungslosigkeit und Egozentrismus die bereits jetzt aufgrund unseres Lebensstils existierenden Not im globalen Süden selbstherrlich ignoriert und gleichzeitig unser aller Zukunft aufs Spiel setzt.

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Okay; Weil wenn man geplant hätte, den Entwurf selbst zu veröffentlichen, warum denn dann eigentlich nicht im letzten November, als jeder Angst hatte, dass die Gasspeicher bald leer sind?
Manchmal kriegt man die Menschen mehr mit Emotionen, als mit Fakten überzeugt.
Da hätten doch viel mehr Leute, die jetzt dagegen sind, gesagt „ ist zwar teuer, aber muss wohl sein„. Und zwar nicht aus Klimaschutzgründen, sondern aufgrund der drohenden Mangellage und der Angst, nicht mehr heizen zu können

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Da stimme ich voll zu aber auch die SPD bekleckert sich hier nicht mit Ruhm.
Die Bundesbauministerin war ja mindestens genauso an der Vorlage beteiligt wie Herr Habeck.
Jetzt drischt die SPD aber genauso auf die Grünen ein wie die FDP.
Es wird gemunkelt, dass Herr Scholz so einen zukünftigen Konkurrenten um das Kanzleramt klein halten möchte.
Wenn das stimmt, können wir natürlich jede zielführende Politik in Sachen Klimaschutz in den kommenden Jahren vergessen.

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Man könnte die Aussetzung auch an die Lautstärke der Wärmepumpe koppeln.

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wir haben hier keine dedizierten 4-eckigen Heizkörper an der Wand mit Thermostaten und keine Rohre unter dem Fussboden.
Es gehen hier Rohre an der Wand lang mit Lamellen dran die in einer Art schmalen Holzkasten mit kleinen Klappen verlaufen.
Wie muss man das bei der ewigen Streitfrage „Ohne Fussbodenheizung ist ne Wärmepumpe unmöglich“ einordnen? :wink:

Der „neue“ Beschluss liest sich für mich im Prinzip wie der alte:

Oder übersehe ich etwas?

Die 65 % erneuerbare Energien Regel gab es ja auch schon vorher.
Da hatte ich auch mal was davon gelesen, dass Biogastarife (wobei es in meiner Gegend nur welche mit bis zu 15 % Biogasanteil gibt) auch gelten würden.
Wasserstofftarife habe ich noch nie gesehen und derzeitige H2-Ready-Gasthermen können auch nur mit < 30 % Wasserstoff umgehen, was offensichtlich keine 65 % sind. Wobei man da auch noch präzisieren muss ob sich die % auf den Energiegehalt oder das Volumen beziehen. Wenn ich das richtig deute sind die 65 % auf kWh bezoge, aber eine Beimischung von Wasserstoff im Erdgas auf Vol.-% und Wasserstoff hat eine deutlich geringere Energiedichte.

Blockzitat
„Allein schon die Einspeisung von 20 Prozent Wasserstoff in die Erdgasnetze würde den CO₂-Ausstoß um [nur] etwa sieben Prozent reduzieren“

Also bräuchte man eine nahezu 100 % Wasserstoffheizung und die gibt er derzeit noch gar nicht.
Vissmann will voraussichtlich 2025 eine auf den Markt bringen (Klimaneutral heizen mit Wasserstoff | Viessmann), ob die dann aber in der Anschaffung so günstig ist wie eine normale Gastherme? Und gibt es überhaupt die H2-Infrastruktur? Ganz abgesehen von den verfügbaren Mengen an (grünem) Wasserstoff.

Also wenn man die 65 % [kWh] Regel konsequent einhält, meinetwegen wenns wirklich nicht anders geht.
Aber wenn jemand mit einer 30 % H2-Ready Gastherme ohne absehbaren Anschluss an ein 100 % Wasserstoffnetz oder mit einem Alibi-Solarthermiemodul auf dem Dach zur Ergänzung der fossilen Heizung die Bedingung erfüllt oder gar noch eine Förderung dafür bekommt, kann ich an die Wärmewende bis 2050 nicht mehr glauben

Also die Förderbedingungen der KFW sind ja eigentlich immer schärfer als das GEG.

Bisher habe ich nur folgendes gefunden:


(Neue Programme: Wie der Staat die Haussanierung fördert | tagesschau.de)

Weißt du, wie die Zuschuss von maximal 40 % für verschiedene Heizungstechniken ausfällt? Oder wo könnte man das nachlesen? :slight_smile:

Guckst du hier: BAFA - Förderprogramm im Überblick - Förderübersicht: Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen

Und für KFW Gesamtsanierung hier:

Interessant ist der 10% Zuschlag für Worst-Performing-Building, also nochmal mehr Geld für die schlechtesten Gebäude in Deutschland. Sehr sinnvoll!

Es wird also massiv gefördert.

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Kredit durch KFW
Vorschlag: Einbau neuer Heizung und Dämmung (abzüglich Zuschuss) wird mit Kredit auf Haus oder Wohnung finanziert. Diese dient gleichzeitig als Sicherheit. Dieser Kredit wird von der KFW gegeben, zu 0?% verzinst. Bei Eigentumswechsel muss der Kredit abgelöst werden.
Vorteile:

  • Haus/Wohnung gewinnt an Wert durch Maßnahme.
  • (Alte) Besitzer ohne Kapital werden befähigt zur Maßnahme.
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Okay danke. Also der Tabelle nach können „innovative Heizungen auf Basis neuer Energien“ auch bis zu 35 % gefördert werden. Nur 5 %-Punkte weniger als eine Wärmepumpe. Darunter würde ich jetzt mal eine 100 % Wasserstoff-Therme zählen, wobei ich unsicher bin, ob sowas gefördert werden sollte.

Ja, gar nicht mal so wenig. Im Extremfall bis zu 50 %! Und Kredite mit 0,01 % Zinsen bei 10 Jahren und mit 1,13 % Zinsen bei 30 Jahren Laufzeit.
Also eine energetische Sanierung, sodass man eine Wärmepumpe (mit 40 % Förderung) halbwegs effizient einsetzten kann, sollte damit doch möglich sein oder nicht?

Ich glaube für viele Leute wichtiger ist: Wenn ich unter 80 bin aber ne alte Fossilheizung, muss ich die dann auch tauschen und wenn ja wann.
Meine Verwandschaft mit Eigenheim zittert vor Ausgaben :slight_smile: