Wir leben in neuen Zeiten. Daher ist es notwendig, dass wir sicher geglaubte Grundsätze überdenken und gerade Linke ihre „Anti Militär Haltung“ überdenken. Die Aspekte die Ihr in der letzten Folge angesprochen habe, sind alle korrekt. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn das Thema etwas differenzierter angegangen würde.
Hier einfach mal ein paar Aspekte, die mir derzeit zu kurz kommen:
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Russland ist militärisch nicht erfolgreich in der Ukraine, ein 40 Millionen Einwohner Land, das nicht in der Nato ist und wirtschaftlich-industriell nicht weit entwickelt ist.
Russland greift dabei in diesem Krieg massiv auf alte soviet Bestände zurück und verheizt hunderttausende junger russischer Soldaten, die nach dem Krieg der russischen Armee und Wirtschaft fehlen werden. Die russische Luftwaffe konnte keine Lufthoheit über die Ukraine gewinnen, die russischen Flugzeuge sind veraltet und nicht mit modernen 5. Generation Kampfflugzeugen wie z.B. F35 zu vergleichen.
Daher stimmt es nicht, dass die russische Arme der Nato überlegen ist. Wir sollten die russische Arme nicht überschätzen und die Fähigkeiten der Bundeswehr nicht zu schlecht reden. -
Es besteht ein Ausgaben-Konflikt. Wenn wir mehr für Militär ausgeben, dann sparen wir an anderer Stelle. Das Sondervermögen war ein eleganter Weg diese Verteilungsfrage zu verschleiern und in die Zukunft zu verschieben. Aber irgendwann müssen wir sie beantworten. Woher soll das Geld kommen? Steuern erhöhen oder doch Investitionen, Sozialleistungen, Renten und Beamtengehälter senken?
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Es gibt nicht nur Konkurrenz um Geld, sondern auch um Personal. Wenn wir wieder ein Pflichtjahr einführen, die Anzahl an Soldaten erhöhen und die Industrie mit Rüstungsproduktion auslasten, dann fehlt diese Kapazität anderswo. Angesichts des Fachkräftemangels sollte man diesen Aspekt nicht unterschätzen, da er z.B. Einfluss auf die Energiewende hat.
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Krieg ist auch ein großes Geschäft. Mit Waffen lässt sich viel Geld verdienen. Diese Interessen sollte man bei der Beurteilung nicht ganz vergessen. Beispielsweise hat sowohl die Bundeswehr, als auch die Rüstungsindustrie ein Interesse an der Erhöhung der Verteidigungsausgaben.
Ich bin auch dafür unsere Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Wir müssen aber bedacht vorgehen. Einerseits können wir viel Geld sparen, wenn Länder zusammenarbeiten und einheitliche Waffensysteme europäisch entwickelt werden. Dazu müssen wir dann aber auch den Mut haben, die Interessen der deutschen Rüstungsindustrie und deren Beschäftigten nicht über eine möglichst wirtschaftliche Beschaffung zu stellen.
Dazu müssen auch die Struckturen in der Truppe verbessert werden und es muss den Mut geben, klare Prioritäten zu setzen, auch wenn dass dann Einzelinteressen verletzt.
Die Frage, welche Prioritäten wir setzen, welche Fähigkeiten die Bundeswehr braucht und wie wir das finanzieren, ist eine politische.