Dienstwagen was ist falsch daran?

Da es in der LdN 296 zum wiederholten Mal angesprochen wurde, wollt ich Mal nachfragen. Was ist so falsch daran ein Dienstwagen mit Privatnutzung zu haben? Durch die Suche bin ich auf vereinzelte Kommentare gestoßen, die Dienstwagenfahrer würden zu viel privat fahren. Auf was für Zählen stützt man sich bei solchen Behauptungen?
Ich kann jetzt nur aus meiner Bubble berichten, meine Firma gibt max 10000km/Jahr für private Nutzung vor. Das ist auch ein Vertrauensvorschuss da wir kein Fahrtenbuch führen müssen. Bei anderen Firmen wird Fahrtenbuch geführt und bei Überschreitung muss der Mitarbeiter pro km Geld zahlen.
Bei einen Punkt geh ich absolut mit, obwohl ich dazu keine Kommentare gefunden habe, Büromitarbeiter die den Dienstwagen nur für die Fahrt zum Büro benötigten, das muss nicht unbedingt sein.

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Es ermöglich Unternehmen, ihre Mitarbeiter anstatt mit einem höheren Lohn, auf den zum Vorteil der Gesellschaft Steuern und Sozialabgaben erhoben werden, mit einem kaum besteuerten Auto zu ködern, das zu Lasten der Gesellschaft öffentlichen Raum beansprucht und die Luft verpestet.

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Ich glaube die Hauptkritik setzt sich aus zwei Punkten zusammen:

  1. Ernorme Steuersubvention (Unternehmen können die Investitionskosten komplett von der Steuer absetzen, wodurch weniger Steuereinnahmen anfallen, die für etwas anderes genutzt werden könnten)
  2. Überdimensionierung von PkW (viele Dienstwagennutzer fahren so ein Auto, das sie privat nicht fahren würden
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Wäre es also besser, der Mitarbeiter bekommt ein Auto welches nicht privat genutzt werden darf, bekommt damit vielleicht 200€ mehr und muss sich im Gegenzug ein privates Auto kaufen welches dann überwiegend zu Hause steht?
Mal an meinem Beispiel, der Firmenwagen ist das „Familienauto“ , meine Frau braucht auch eins um auf Arbeit zu kommen. Hätte ich keinen Dienstwagen, dann würde meine Frau mit einem viel zu großen Auto auf Arbeit fahren und da den begrenzten Parkraum blockieren.

Es ist falsch, dass ein Dienstwagen nicht besteuert wird. Er wird besteuert, der geldwerte Vorteil muss versteuert werden und ist auch Sozialverisicherungspflichtig.

Es ist ein Anreiz für MItarbeiter, auch eine Art von Belohnung. Fachkräfte mit hoher intrinsischer Motivation und Kreativität und top Leistung möchten die Firmen an sich binden und in Zeiten von mangelndem Personal ist jedes mittel Recht.

Was sich ändern sollte ist, dass Autos 23,x Stunden am Tag rumstehen!
Was sich ändern sollte ist, dass sie mit fossilen Energieträgern betankt werden (verbrennen, stinken, sind laut, giftig und krebserregend)

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Das ist aber in vielen Fällen die Realität.

Ich verstehe das Beispiel nicht.

Entweder hättet ihr ohne Dienstwagen auch zwei Autos (Familienauto + Frau-Auto), dann macht es keinen Unterschied, oder ihr hättet ohne Dienstwagen nur ein Auto (Familienauto), dann hättet ihr ein Auto (Kleinwagen?) weniger als heute.

Das letzte Szeanrio ist besser, als das heutige, auch wenn die Frau dann mit einem großen Auto zur Arbeit fährt. Denn es bedeutet, dass du nicht mit dem Auto zur Arbeit fährst.

Noch ein Grund, warum Dienstwagen schlecht für die Allgemeinheit sind: Sie halten dem Mitarbeiter ein eigenes Auto verfügbar, das er vielleicht ohne Dienstwagen nie gekauft hätte, sondern stattdessen ÖPNV/Carsharing genutzt hätte.

Noch ein Grund, was an Dienstwagen falsch ist:
Eine Tankkarte, die gerne zum Dienstwagen dazu gehört, sodass der/die MitarbeiterIn de facto ein Tankflatrate hat. Das motiviert zum verschwenderischen Fahren (insb., da das Auto ja auch überdimensioniert ist) und macht den ÖPNV unattraktiver (da man den ja selbst zahlt).

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Der geldwerte Vorteil, wenn ich richtig informiert bin, wird mit monatlich 1% des Listenpreises angesetzt. Es wird also so getan, als wäre das zur Verfügung stellen eines Autos pro Jahr lediglich 12% des Listenpreises wert. Das ist irreal niedrig. Man bekommt dafür ja nicht nur den Wagen überlassen, sondern auch die Wartung, Versicherung und Steuer übernimmt der Arbeitgeber. Wo bitte findet man so einen Deal als Leasingangebot?

Das Überlassen des Autos wird hier gefördert gegenüber der Zahlung eines höheren Gehaltes. Gewinner dabei sind Arbeitnehmer und Arbeitgeber - auf Kosten der übrigen Gesellschaft.

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E Mobilität, wo es nötig ist!

Keine Autos mehr - das ist eine Utopie.

Ich glaube wir müssen zwischen Büromitarbeiter und Außendienst unterscheiden. Um nur ins Büro und nach Hause zu fahren,bin ich ganz bei dir. Aber für Außendienst, so wie ich (Servicetechniker), die so wieso einen Firmenwagen benötigen,ist es nice to have.

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Falsch finde ich, dass ich als Privatperson die kreativen Optimierungspotentiale bei der Besteuerung nicht habe.

Ich kann als Privatperson nicht die tatsächlichen Fahrzeugkosten von der Steuer absetzen, sondern bin auf die recht mageren 15ct pro Kilometer (30ct/km einfache Entfernung) beschränkt. Das Steuersystem ist da in Deutschland recht unfair. Während Firmen nur ihren Gewinn besteuern müssen, bleiben mir 56% von meinem Bruttogehalt.

Keine Firma der Welt würde überleben, wenn sie 44% des Umsatzes an den Fiskus übergeben müsste.

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Ich halte Dienstwagen für ein sinnvolles Incentive.
Das soll bitte genauso bleiben.
Das vielbeschworene Dienstwagenprivilg ist auch nur ein Kampfbegriff.
Natürlich kann ein Betrieb den Betrieb einer Dienstwagenflotte von der Steuer absetzen.
Wie jedes andere Betriebsmittel auch.
Dienstwagen sind unsozial? Verstehe ich nicht.
(Studierte Menschen verdienen mehr als unausgebildete, das ist dann auch unsozial, kommt damit klar).
Elektrofahrzeuge werden gefördert? Ist doch super!

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Nicht auf Kosten der übrigen Gesellschaft, dazu ist der Prozentsatz an Dienstwagen bei den Neuwagenzulassungen zu hoch und spült moderne, sparsame und sauberere Fahrzeuge auf den Markt. Auch Elektroautos. Und ja, es soll Arbeitgeber ohne Dienstwagen geben, wie überall im Leben ist nicht immer alles gerecht.

Das ist eine legitime Bewertung des Sachverhaltes.

Eine andere - hoffentlich auch legitime - Bewertung, könnte bei der gleichen Person auch so dargestellt werden:
Es wird aus Kostengründen kein Neuwagen mit neuester Technologie genutzt und bei gleicher Beanspruchung öffentlichem Raumes und gleichem privaten Budget (ja… auch ein Dienstwagen bekommt man nicht umsonst) die Luft stärker verpestet.

Wenn man dies verändern möchte, muss man attraktiver Mobilitätskonzepte, als ein privaten PKW zur Verfügung haben.

Den „auf Kosten von höheren Löhnen
entgangenen Steuereinnahmen beim Nutzer“ stehen doch die „Mehreinnahmen durch Neuwagen“ gegenüber.

Ich schreib dass nur, weil ich die Darstellung für nicht vollständig betrachte und mir das auf Kosten der Gemeinschaft auf den Keks geht.

Ich persönlich habe das Glück und kann ein Jobrad auf Kosten der Gemeinschaft fahren.
Bin ich jetzt ein Held, nein! Aber keiner kann mir mangelndes Umweltbewusstsein vorwerfen.
Und ja, dass Jobrad kann ich unbegrenzt privat nutzen.

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Der Dienstwagen ist in vielen Fällen kein Betriebsmittel, sondern eine Vergütung an die Angestellten. Das Finanzamt behandelt ihn aber nur teilweise so, und dann unter Wert.

Die Pendlerpauschale liegt inzwischen bei 38 Cent/km einfache Entfernung, aber ansonsten richtiger Punkt. Durch diesen Umstand entsteht auch der Dienstwagen-Vorteil.

Blöd nur, dass die Mehreinnahmen beim Autohersteller landen, anstatt beim Staat. Aber klar, durch den Trickle-Down-Effekt werden wir so am Ende alle reicher. :roll_eyes:

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Das ist in meinen Augen sogar eines der Hauptprobleme mit Dienstwagen: diese unsäglichen Tankkarten mit Erlaubnis zur privaten Nutzung. Das erzeugt auf der einen Seite völlig unverantwortlich viel Fahrerei, weil die Lenkungswirkung der Kraftstoffpreise dahin ist, wenn Benzin effektiv als Flatrate zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite tritt derselbe Effekt ein, der auch bei Maklern bis Einführung des Bestellerprinzips beherrschend war: wenn es egal ist, was der Sprit kostet, weil eh jemand anderes zahlt, dann tankt man auch nicht mehr bei den gerade günstigsten Tankstellen, sondern bei der nächstbesten, bei der die Tankkarte funktioniert, egal, was für Mondpreise die verlangt. Das läuft der erwünschten Konkurrenz der Tankstellen untereinander, die z.B. mit der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe explizit gefördert werden sollte, komplett zuwider.

Und all das wird auf dem Buckel des Steuerzahlers ohne Dienstwagen ausgetragen, denn Tankkarten, die mit Dienstwagen kommen, sind in einem Atemzug mit derselben 1%-Regelung steuerlich abgegolten, mit der auch schon die Karre an sich viel zu günstig zur privaten Nutzung überlassen werden kann. Also ein steuertechnisch bezuschusstes Mitarbeiterbindungsprogramm.

Gehört in meinen Augen komplett abgeschafft, die private Nutzbarkeit einer Tankkarte. Und bei Dienstwagen muss die Besteuerungsregelung so weit verschärft werden, bis die Unsitte aufhört, dass Dienstwagen an Mitarbeiter vergeben werden, die gar keine nennenswerten aussendienstlichen Fahrten im beruflichen Kontext haben. Wenn das aufhört und nur noch diejenigen übrig sind, bei denen die betriebliche Nutzung tatsächlich weit vor der privaten Nutzung überwiegt, weiß man, dass man die steuerliche Behandlung der Privatnutzung sinnvoll austariert hat. Man muss es nicht ganz verbieten, es ist schon sinnvoll, einen eh vorhandenen Dienstwagen privat nutzen zu können. Aber eben auch wirklich nur als Nebeneffekt, nicht als Hauptzweck!

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Das ist ein guter Punkt!

Was ich nur auch nicht zusammenbekomme ist, dass „keine Mehreinnahmen“ durch „keine Dienstwagen“ auch zu diesem Ergebnis führen, dass der Staat (die Gemeinschaft) kein Mehreinnahmen bekommt.
Ist also ein Systemfehler, der nicht am Nutzer eines Dienstwagens festzumachen ist, oder ist das zu einfach gedacht?

Der Unterschied bei dem einen Nichts für den Staat und dem anderen Nichts für den Staat ist doch, dass es mal mit und mal ohne Profiteure (Industrie/Dienstwagennutzer) einhergeht.

Aber bevor ich jetzt gesteinigt werde. Dass die Profiteure solcher Regelungen immer am oberen Ende sitzen ist doch das, was nervt.
Also immer zu Gunsten von, statt auf Kosten von, wäre die bessere Formulierung für ein Abschaffen von Dienstwagen…

Wenn man ein anderes Ziel im Auge hat, beispielsweise Umwelt, halte ich das Dienstwagen ja/nein für den falschen, weil zu kleinen Hebel, aber das ist meine persönliche Meinung.
Ein Dienstwagenfahrer wird sein Fahrverhalten nicht so grundsätzlich verändern, dass er aufs Autofahren verzichtet. Dazu braucht es ein Umdenken und keine Erziehung über den Geldbeutel.
Also wir brauchen einen Ansatz für Umdenken durch „???“. Wer hier die Fragezeichen richtig ersetzen kann, sollte den Nobelpreis bekommen.
Durch „rationales Denken und Vernunft“ funktioniert für den Einzelnen, aber offensichtlich nicht für die Menschheit.

Leider kannst du meinen Feed erst nach Freigabe lesen, sonst hättest du mich gleich mit abfrühstücken können. (Leidiges Thema eines geschlossenen Threads)

Die Mechanismen hast du sehr gut und richtig beschrieben. Deswegen möchte ich mich nochmal explizit nach deinen Motiven erkundigen.
Geht es dir darum, dass

  • Flatrate Tankkarten die Preise für die große Mehrheit nach oben treiben?
  • Die Profite hoher Preise bei den falsche Parteien landen?
  • Dienstwagenbesitzer auch unnötige Fahrstecken für günstigen Sprit in Kauf nehmen sollen?
  • was ganz anderes?

Wie gesagt, denke ich nicht, dass sich das Verhalten der Mehrheit der Autofahrer über das Wegfallen von Flat Tankkarten verändert werden.
Stichwort Autobahn Tankstellen und Tankstelle entlang der Fahrstrecke. Also meiner persönlichen Einschätzung nach ist der „zusätzliche Hebel“ für Umwelt ist sehr klein.

Kann vorkommen, ist in unserer Firma sicher nicht so.

Auch hier ist „dann tankt man“ Unsinn. Macht sicher nicht die Mehrzahl der Dienstwagenfahrer.
Ich habe mich über hohe Dieselpreise genauso aufgeregt wie jeder andere und habe getankt, wenn es gerade günstig war.
Du kannst nicht jeden Dienstwagenfahrer als ignorant oder dumm hinstellen.

Ja, warum auch nicht, ohne Dienstwagenregelung bekommt man in meiner Branche kaum Mitarbeiter.

Das ist deine Meinung, meine ist eine andere. Auch wenn ich 95% meiner Kilometerleistung dienstlich verfahre. Dienstwagen sind sehr jung, die modernsten, sparsamsten und saubersten Autos und die Alternative wären wesentlich ältere Privatfahrzeuge.
Der Anreiz für Elektrofahrzeuge ist hoch, wir leasen z.B. ab jetzt nur noch in extremen Ausnahmefällen Verbrenner.

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Die Tankkarten sind meist an einem Tankstellennetz gebunden, bei uns Aral, selbst wenn eine andere Tankstelle günstiger wäre( Esso zb) dürfte ich da nicht tanken.

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Mein Motiv ist, dass ich falsche Anreize gern eliminiert hätte. Kostenloser Sprit ist ein falscher Anreiz, denn es verleitet zur Verschwendung einer wertvollen Ressource. Preis-Signale sind wichtig, und wenn sie ausgeschaltet werden, was Tankkarten effektiv tun, passieren unerwünschte Dinge, ob das nun übermäßiger Gebrauch einer eigentlich teuren Ressource ist oder ein Ausschalten von Wettbewerb, was zu höheren Preisen als unbedingt nötig für alle führt.

Dann seid ihr vorbildlich. Leider kenne ich persönlich Gegenbeispiele.

Die anekdotische Evidenz kontere ich mit meiner: ich kenne auch hier Gegenbeispiele. Leute, die an Autobahntankstellen volltanken und sich sogar noch wie der größte Hecht dabei vorkommen, sich das „leisten“ zu können. Während die Zeche jemand anderes bezahlt.

Keine Sorge, das muss ich gar nicht. Aus individueller Sicht ist das von mir beanstandete Verhalten ja ganz und gar nicht dumm, ganz im Gegenteil: es ist rein individuell gesehen vorteilhaft und schlau, diese Vorteile mitzunehmen!

Das ist ja auch genau das Problem: es sollte umgekehrt sein. Das gesamtgesellschaftlich wünschenswerte Verhalten sollte möglichst deckungsgleich mit dem individuell sinnvollsten Verhalten sein. Hier existiert aber praktisch überhaupt keine Überschneidung.

Das wäre anders, wenn erst gar keiner in der Lage wäre, private Dienstwagennutzung als echten wertvollen Vorteil zu verteilen. Bonbons, die am Ende jeder verteilt, weil es jeder muss, sind werbetechnisch genauso gut wie „niemand hat Bonbons zu verteilen“. Nur dass in letzterer Variante keiner teure Bonbons bezahlen muss. Was insbesondere dann gut ist, wenn die Rechnung für die Bonbons größtenteils von allen Steuerzahlern kollektiv getragen wird, während diejenigen, die sie naschen, ein sehr viel kleinerer Kreis sind.

Das ist ein Scheinargument. Wenn weniger Dienstwagen gekauft würden, dann würden mehr Privatfahrzeuge für die privaten Kilometer gekauft. Das wären genauso moderne Wagen, denn andere kann man nicht kaufen. Es gibt genau so viele alte Autos, wie neue gekauft werden, niemand baut ab Werk 10 Jahre alte Wagen.

Wenn überhaupt, dann sorgen Dienstwagen dafür, dass unnötig viele Autos gebaut und alte Autos vorzeitig abgewrackt werden, weil es einen Druck gibt, neue Wagen zu kaufen und nur begrenzt Aufnahmekapazität für die Altfahrzeuge im Gebrauchtmarkt. Was sehr nachteilig ist, wenn man sich den enormen Ressourcenverbrauch und die CO2-Emission ansieht, die allein für den Bau eines Neuwagens draufgehen. Alte Autos lange fahren ist dahingehend immer besser, als sie vorzeitig abzuwracken und durch neue zu ersetzen.

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