Die Holzheizung - staatlich geförderte Umweltzerstörung?

Hallo zusammen,
Ich würde gerne ein Thema ansprechen, das meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung findet. Es handelt sich um staatlich geförderte, doppelte Umweltzerstörung. Warum ist dieses Thema relevant und sogar ziemlich dringlich? Sorry, das wird ein ziemlich dickes Brett, das aber eben auch sehr wichtig ist.

TLDR für Ungeduldige: Heizen mit Holzscheit-/Pelletheizungen ist die umwelt- und gesundheitsschädlichste Heizmöglichkeit (schädlicher als Heizen mit Öl), fördert die Abholzung und Ökonomisierung der Wälder, gefährdet die Artenvielfalt und wird dabei mit bis zu 50% der Baukosten staatlich gefördert. Dabei macht der Energieverbrauch von Heizungssystem 90% des Gesamtenergieverbrauchs von Haushalten aus!

Hier eine genauere Aufdröselung, die hoffentlich überzeugend genug ist, sich mit dem Thema genauer zu befassen. Jeweils mit Belegen in Link oder Bildform.

1. Warum ist Thema des Heizens relevant?

Der Energieverbrauchsanteil für Heizen und Warmwassererzeugung in deutschen Haushalten macht momentan 90%! aus (wenn man sich die Debatte über Kohlekraftwerke anschaut ist es doch erstaunlich, dass zum Thema Heizung kaum eine öffentliche Debatte erkennbar ist)
Insgesamt macht Wärme mehr als 50% des gesamten Energieverbrauchs aus!
(Quelle Anteil Endenergieverbrauch Wärme)
Dabei ist der Anteil erneuerbarer Energien bei 15,6% (uff) und der Anteil von Holzheizungen an diesen 15,6% bei über 60% (Nicht eindeutig erfassbar, da bei Biomasse auch andere Formen wie Klärschlamm mit eingerechnet wurden, siehe Bild)
(Quelle:)

Dank der Förderung für den Austausch von Heizungssystemen (Die ja grundsätzlich erst einmal sehr begrüßenswert ist, gerade wenn man sich den Anteil der Wärmeenergie anschaut) wächst dieser Anteil weiter. Leider werden hier auch Holz(Pellet)Heizungen mit dem gleichen Fördersatz wie Wärmepumpen gefördert.

2. Warum ist das schlecht?

Nun kommen wir zum eigentlichen Thema. Wenn man ein bisschen googelt (oder ecosiat :wink: ) wird man schnell darauf stoßen, dass Heizen mit Holz CO2 neutral sei, da ja nur CO2 freigesetzt wird, das zuvor vom Baum aufgenommen wurde. Das stimmt in gewisser Weise schon, allerdings werden dabei wichtige Punkte „vergessen“. Der wichtigste Punkt ist der, dass der Baum Jahrzente, in manchen Fällen Jahrhunderte gebraucht hat, um dieses CO2 zu binden. Das bedeutet, dass ein neu gepflanzter Baum (wenn er denn neu gepflanzt wird und lange genug überlebt!) gut und gerne 80 Jahre braucht um das an 4 gemütlichen Wintertagen ausgestoßene CO2 wieder zu binden. So gesehen sind also auch Gas und Öl „CO2-neutral“ eben auf einer geringfügig größeren Skala :wink: Darauf könnten kühne Jecken antworten, dass man ja auch einfach 80 Bäume neu anpflanzen könnte, dann hätte man das CO2 in einem Jahr wieder drin. Nein. Denn ein Baum bindet mit wachsendem Alter mehr CO2, irgendwie auch logisch, er wird ja größer und der Baumstamm dicker, dadurch wächst natürlich auch das Volumen und damit die Menge an gebundenem CO2. In Anbetracht der Dringlichkeit des Klimawandels sind Zahlen von 80 Jahren natürlich geschenkt.
Aber für Holzheizungen werden ja sowieso nur Abfälle aus dem Wald verbrannt
Nein. Auch wenn es schwierig ist hierfür gute Quellen zu finden, ist zumindest klar, dass das nicht der Fall ist. Außerdem bedeutet die Strategie der staatlichen Förderung ja ein politisch gewolltes Wachstum der Holzverbrennung, was spätestens bei zukünfitgem Wachstum eine Tilgung des Bedarfs durch extra hierfür gefälltes Holz erfolgen bedeuten wird. Also Quellen kann ich hierfür das Umweltbundesamt, eine Doku des BR zum Import von illegal gefällten Urwaldholz aus Rumänien

3. Jetzt noch ein Überblick, der das Ausmaß der Probleme klarmachen soll.

3.1 Schadstoffe der Holzverbrennung

Wie bereits im „catchy“ TLDR angekündigt ist Heizen mit Holz nicht nur klimaschädlich sondern die klimaschädlichste Art zu heizen. Das liegt daran, dass die Holzverbrennung ineffizienter abläuft und durch Verunreinigungen auch einiges an Schadstoffen neben CO2 verursacht.
Je nach Berechnung/Quelle liegen die Faktoren hier bei
Für den CO2 Ausstoß bedeutet eine Holzheizung ca. 60% höhere CO2 Emissionen als bei Gasheizungen und ca. 25% mehr CO2 Ausstoß als bei einer Ölheizungen
Im Hinterkopf behalten, der Austausch von Ölheizungen wird momentan mit bis zu 50% gefördert.
(Quelle: BAFU-Schweiz)
Nun ist CO2 nicht der einzige Schadstoff der bei Verbrennungen entsteht. Auch hier können Holzheizungen ihren Vorsprung ggüber anderen fossilen Brennstoffen behalten.
Der Kohlenstoffmonoxid-Ausstoß liegt je nach Holzheizungsvariante ziwschen Faktor 10 und 300 höher
Stickoxide Faktor 2-3 bei Kesseln <50kW Leistung.
Den krönenden Abschluss stellt hier Feinstaub dar (wir erinnern uns an die hitzigen Debatten über DieselPkw, Turns out eine Holzheizung mitten in einer Wohnsiedlung stößt mehr aus als einige DieselSUV auf einmal, die Rechnung kann ich bei Bedarf nachlegen), der Ausstoß kann hier je nach Heizungsart um den Faktor 2000! höher sein
(alles im Vergleich zu Gas & Öl) Quelle siehe oben, ich kann bei Bedarf noch weitere nachlegen, finde diese aber ausreichend.
Zumindest der Feinstaubausstoß kann zwar durch Filter drastisch verringert werden, ich denke aber das bigger picture wurde hiermit schon klar.
Damit sind wir aber noch nciht beim Schluss. Denn nicht genug, dass wir uns freiwillig die dreckigsten Verbrennungsanlagen direkt in die Innenstädte stellen, es gibt ja auch noch die Schäden in den Wäldern, die durch die erhöhte Abholzung entstehen

3.2 Folgen des Holzeinschlags
Durch die Ökonomisierung der Wälder und steigenden Holzbedarf (getrennt sehen von Bauholz, das v.a. im Vergleich mit z.B. Beton deutlich positive Umwelteffekte haben kann) wurden (und teilweise werden) Wälder als Plantagen aufgebaut, der Einfachkeit halber gerne monokulturell. Das hat nicht nur desaströse Auswirkungen auf die Artenvielfalt sondern auch auf die Robustheit des Waldes. Durch kommende Klimaverschlechterungen wird dies noch einmal relevanter.

(Quelle, u.a. ZDF / Peter Wohlleben bei Precht)

3.3 Folgen fürs Klima
Wälder sorgen nicht nur für stabile Ökosysteme und CO2-Speicherung, sondern sie wirken auch kühlend. Das tut schon weh, nicht nur werden große Menge klimaschädlicher Gase ausgestoßen, sondern auch noch eine Kühlungsquelle zerstört. Im Wald liegt die Durchschnittstemperatur 2,1° unter der von nichtbewaldeten Flächen. (Quelle: SZ)

Es gibt noch weitere Faktoren, Berechnungen und Quellen, aber ich denke, die Grundaussage sollte hoffentlich klar geworden sein. Ich hoffe, dass ich mit diesem Eintrag, der mir offensichtlich auch einiges an Aufwand gekostet hat, einige Leute erreiche und vielleicht auch privates Umdenken bei Bauherr*innen erreichen kann. Im Idealfall findet ihr, lieber Ulf und Philip, auch Zeit in einer der nächsten Lagen dieses Thema aufzugreifen und damit evtl. auch für politischen Druck zu sorgen. Ich kann mir nicht erklären, wie dieser von der Wirklichkeit völlig entkoppelte Zustand entstanden ist, aber Fakt ist, dass er für unser aller Wohl schnellstens geändert werden muss.

Ich stehe gerne für eine angeregte Diskussion und konstruktives Feedback in den Kommentaren bereit :slight_smile:

LG, Kai

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Ergänzung: Auf das Verbrennen von Holz entfällt auch
keine CO2 Steuer, was bedeutet, dass diese Art der Energiegewinnung auf lange Sicht die günstigste bleibt, obwohl sie, wie oben beschrieben, die meisten Emissionen pro Energieeinheit verursacht. Quelle: Presseportal

Und natürlich verursacht auch die Förderung von Öl und Gas massive Umweltschäden, mir geht es hierbei nicht darum, Öl oder Gas besserzustellen. Wir haben mit Wärmepumpen eine gute Alternative, die auch auf lange Sicht mit 100% tatsächlich erneuerbaren Energien betrieben werden können. Ich finde die Förderung und Kategorisierung von Holzverbrennung als CO2-neutral wirklich skandalös.

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Glaube gar nicht, dass es ein solch dickes Brett ist. Aber ja, man sollte auf alle deine Hinweise eingehen.
Erst mal aber zum Prinzip. Energie wird unterschieden in „Erneuerbare“ und „ Fossile“. Ich hatte auch mal eine Freundin, die hatte gelesen, dass Rohöl doch nachwächst. Auch wenn es theoretisch so ist, bleibt es für unsere Betrachtung halt falsch. 10.000 Jahre und mehr wollen wir halt nicht warten. Holz ist gehört nun erst mal zu den Erneuerbaren, glaube darüber müssen wir nicht streiten.
Zu deinen weiteren Argumenten:

  • End-Energie Wärme hat hohe Relevanz - volle Zustimmung.
  • Wenn man wie du nun annehmen würde, Bäume werden nur angepflanzt, damit sie anschließend verbrannt werden, dann sind deine Hinweise teilweise nachvollziehbar. Wobei immer noch der Fakt bleibt, dass Biomasse nur das emittiert was sie vorher aufgenommen hat. Du nennst dann Quellen warum das immer noch schlecht wäre:
  • in der UBA Statistik geht es darum, dass wegen dem Borkenkäfer viel abgeholzt werden musste. Jeder Förster kann dir versichern, dass er mit seiner Muttermilch aufgenommen hat den Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Zumindest bis vor kurzem war der Holzzuwachs in DE auch deutlich über dem Einschlag
  • Holz aus Rumänien. Du meinst sicher nicht ernsthaft, das Brennholz von Rumänien nach DE kommt. Da geht es um dicke Eichen und Buchen, und um nix anderes (nämlich um Geld)
  • Schadstoffe: Nun ja, dass bei der Holzverbrennng je MJ mehr CO2 entsteht als bei der von Gas hat halt mit den C-Atomen zu tun. Ändern aber nix dran, dass das eine erneuerbar und das andere fossil ist. Bzgl. Der Schadstoffe hat du sicher teilweise recht. Allerdings gibt es schon seit Jahren eine verschärfte 1 BImSchV mit der voll funktionsfähige Öfen stillgelegt werden müssen, wenn die Schadstoffwerte nicht eingehalten werden. Neue Öfen arbeiten mit Abbrand-Automatik. Da wird SPS gesteuert Luft zugeführt um einen optimalen Ausbrand und Temperaturen von 800 Grad zu erreichen.
  • die Ökonomisierung der Wälder ist in der Tat ein Problem. Wir wollten Spessart einen Nationalpark der genau aus diesem Grund verhindert wurden. Allerdings ist ganz klar, dass die Industrialisierung jetzt deutlich zurück gedrängt wird. Google doch einfach mal, wieviele Monokultur-Wälder gerade gepflanzt werden. Statt dessen wirst du finden, dass jetzt „Klimawälder“ angebaut werden.
  • Zu den Quellen ZDF und Precht: Das ZDF ist bekanntlich inzwischen komplett neben der Spur. Der Indendant hat öffentlich empfohlen Kohle-Kaftwerke in Entwicklungsländern zu bauen. Peter Wohlleben vergleicht die großtechnischen Verbrennung zwischen Kohle und Holz. Das ist wieder was komplett anderes. Precht ist bekannt - ist halt ein Philosoph der mit seinen Äußerungen schon lange nicht mehr ernst genommen wird. Aber klar, ich bin auch dafür, dass wir mehr naturnahe Wälder brauchen.
  • dass auf Holz kein CO2-Steuer zu zahlen ist ergibt sich von selbst, ist schließlich CO2-neutral
  • nun zu deinem Hautp-Ansatz: Wenn Holz nur zu Verbrennungszwecken geschlagen würde, dann gibt es sicher einiges zu bedenken. Das entspricht aber heute nicht der Realität.
  • wenn du den Wald einfach wachsen lässt, wie Wohlleben es möchte (was ich prinzipiell gut finde) musst du natürlich bedenken, dass der Kohlenstoff-Kreislauf genau so geschlossen wird. Mit dem Unterschied, dass Holz bei der Zersetzung das CO2 direkt in die Atmosphäre emittiert. Während bei der Verbrennung noch die Wärme genutzt wird. Und jeder Schrank, der aus dem geschlagenen Holz dauerhaft im Haus steht, speichert natürlich sein CO2.
    Deshalb zusammenfassen aus meiner Sicht: bist du auf dem Holzweg :slight_smile:
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Hallo Leo,

Danke für deine ausführliche Antwort. Ich sehe hier allerdings ein paar Dinge anders:

CO2 Neutralität stimmt zwar technisch gesehen schon, wie ich aber versucht habe zu beschreiben braucht ein Baum Jahrzente um die Menge an freigesetztem CO2 wieder zu binden. So gesehen wird auch bei Gas und Öl nur das verbrannt, was die Dinosaurier und Pflanzen vor (hunderten) Millionen Jahren aufgenommen haben. Dass das ein überspitzter Vergleich ist versteht sich von selbst, aber mir ging es darum die Absurdität vom Sprechen von CO2 Neutralität bei Bindungszeiten von 80 Jahren und mehr aufzuzeigen.
Das ganze Argument „das CO2 wurde ja vorher aufgenommen“ klingt für mich ehrlich gesagt wie ein Witz. Wo soll das denn positiv sein? Richtig, das CO2 war gebunden, wurde nun aber freigesetzt.

Bei den Quellen stimme ich dir größtenteils zu, da gibt es sicher noch bessere zu finden.
Allerdings stimmt es einfach nicht, dass keine Bäume gefällt werden um verheizt zu werden. Man denke alleine an all die Holzscheite, die privat am gemütlichen Schwedenofen verheizt werden. Außerdem sprach ich davon, dass bei weiterer Förderung von Pelletheizungen bei gleichzeitiger Verteuerung von Gas in der Zukunft zwangsläufig neues Holz extra dafür gerodet werden muss.

Dass der natürliche CO2 Zyklus von Wäldern auch CO2 freisetzt stimmt, allerdings auch nicht ganz so lupenrein wie von dir dargestellt. Zum einen nimmt der Boden beim Zersetzen des alten Holzes Nährstoffe und auch Teile des CO2s auf, wodurch der Wald und Tiere davon profitieren, zum anderen dauert das Zersetzen deutlich länger als Verbrennen.
In Anbetracht der Klimakrise können wir es uns einfach nicht leisten CO2 so rasant freizusetzen und dann zu sagen, dass es ja schließlich davor vom Baum aufgenommen wurde und in 80 Jahren von einem neuen Baum (falls der Baum Dürreperioden, Flutkatastrophen und Stürme übersteht) wieder aufgenommen worden sein wird.

Das Problem kann man auch einfach lösen, indem man Holz aus dem Wald nur zum Bauen verwendet. Dabei wird das CO2 fest gespeichert und ein nachwachsender Baum bindet sogesehen zusätliches CO2. Gleichzeitig wird CO2 intensiver Beton ersetzt. Das Fördergeld aus unser aller Steuern sollte hierhin fließen, nicht in das Verheizen. Ich bin mir sicher, dass für die Späne und das Totholz in Wäldern, das nicht der Qualität für Bauvorhaben genügt, genug Verwendung gefunden wird, auch ohne den Zubau neuer Holzheizungen.

Lg, Kai

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Du hast insofern recht, dass es um die Menge des Abholzens geht. Ich kann dich aber beruhigen, dass zumindest momentan keiner einen 80 Jahre alten Baum fällt um daraus Brennholz zu produzieren. Das wäre schlicht ökonomischer Unsinn, und wird schon alleine deshalb nicht passieren (Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regeln). Und Pellets werden übrigens aus Sägeresten hergestellt. Damit will ich sagen deine Theorie passt schon. Alleine die reale Situation ist im Moment anders. Zumindest noch.
Zudem halte ich es für eine sehr theoretische Annahme, dass jetzt plötzlich jeder auf Holz umsteigen wird. Der Holzpreis orientiert sich u.a. an Angebot und Nachfrage und ist immens gestiegen. Und die BAFA Förderung gibt es sowieso nur für ganz bestimmte Anwendungen.
So eindeutig wie du das annimmst ist es denk ich nicht.
Ich wohne übrigens im Holzhaus und habe eine Wärmepumpe und habe zusätzlich einen Grundofen den ich mit gutem Gewissen betreibe.
Lass uns mal schauen, was die Wissenschaft so macht. Die sind nämlich neben CCS auch schon mit BCCS unterwegs. D.h. man nimmt die Biomasse, verbrennt sie, fängt das CO2 auf und vergräbt die Holzkohle irgendwo. Kannst ja mal überlegen, ob dir das gefällt :slight_smile:

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Und mein sehr effizienter Grundofen wird übrigens auch nicht gefördert. Effizient deshalb, weil bei einem Kaminofen sehr viel der Wärme direkt im Schornstein verschwindet. Bei einem Grundofen wird die Wärme in einen Speicher aus Stein geleitet und die nächsten 12 h in das Haus abgegeben.

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Ich denke, das gewichtigste Argument gegen eine Förderung ist der Umstand, dass die Nutzung von Holz zur Wärmeerzeugung nicht skaliert. Das können vielleicht ein paar hunderttausend Haushalte machen und dann ist das Potential, welches durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die Nutzung von Holzresten, die sonst irgendwie anders entsorgt würden, ausgeschöpft.

Diese Nische sollte eigentlich allein schon durch einen knackigen CO2-Preis auf Erdgas, Öl (und Kohle) besetzt werden. Durch eine (hohe) Förderung, kann es aber zu einem Boom dieser Heizungen kommen und bis das schließlich von staatlicher Seite wieder eingebremst wird, karren wir tatsächlich Pellets aus Sibirien an. Der Pelletpreis wird das nicht alleine regeln. Eher greifen die Leute dann etwas tiefer in die Tasche, als dass sie die neulich erst installierte Heizung wieder rausreißen.

P.S. Dazu noch dieser Aspekt: Gebäudeenergiegesetz - Abkehr von der Gebäudedämmung sorgt in der Baubranche für Unmut | deutschlandfunk.de

Falls die Bauwirtschaft mit ihrer Einflußnahme erfolgreich ist, dann könnt ihr in Zukunft der Einbau einer Pelletheizung ermöglichen, schlecht gedämmte Neubauten hochzuziehen und diese dann nichtsahnenden Kunden anzudrehen. Die dürfen dann sehen, wo sie den Brennstoff herbekommen. Das Gebäude selbst hat dann aber das Siegel, nach den aktuellsten Standards gebaut zu sein. Das wäre, sollte es sich in diese Richtung entwickeln, vielleicht auch mal ei Thema für Philip und Ulf.

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Sorry, gleich noch eine Ergänzung:
Auf der Seite des Umweltbundesamtes steht sogar:

Daher kann die Frage, ob die Verbrennung von Holz in kleinen Feuerungsanlagen treibhausgasneutral ist, nicht pauschal mit „ja“ beantwortet werden.

Denn nur für begrenzte Mengen an Holz kann eine Treibhausgasneutralität angenommen werden. Die Voraussetzung hierfür ist, dass für den Ort der Holzernte mindestens eine vollständige Regeneration des Kohlenstoffbestandes im zeitlichen Rahmen der geltenden Klimaziele sichergestellt sein muss.

Die Klimaziele gehen jedoch noch darüber hinaus. Der Wald soll als Kohlenstoffsenke erhalten bleiben und diese Leistung möglichst maximiert werden. Dazu darf sogar nur weniger Kohlenstoff entnommen werden als gebunden wird. Das klimafreundliche Potenzial ist also begrenzt, daher ist von der energetischen Holznutzung aus Klimaschutzgründen abzuraten.

Quelle: UBA

Das Umweltbundesamt rät also aus Klimaschutzgründen selbst von energetischer Holznutzung ab, gleichzeitig wird dies aber mit Millionen Euro gefördert und fließt als CO2 neutral in Statistiken ein. Ein Wahnsinn.

Hier noch eine Doku von 3sat Wissen zum Smog in deutschen Innenstädten durch Holzheizungen.

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Deinem Punkt 3.2 muss ich leider widersprechen.
Brennscheitholz wird vornehmlich aus Laubholz gewonnen. Hier gibt es in der Regel eine ökonomisch orientierte Aushaltungshierarchie.

  1. Wenn möglich Funierholz
  2. Hochwertiges Sägeholz
  3. Geringerwertiges Stammholz
  4. Laubindustrieholz oder Brennholz

Der Erlös wird bei jedem Punkt geringer. Jeder Forstbetrieb ist also aus rein ökonomischen Interesse heraus bestrebt die höherwertigen Sortimente zu erhöhen und das Laubindustrieholz oder Brennholz auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Es werden bis auf einige Ausnahmen keine gezielten Brennholzeinschläge gemacht.

Die Behauptung es würden Plantagen angelegt (wobei sich hier in der Regel um Nadelholz handelt) um die Menge an Laubbrennholz zu erhöhen ist leider in sich nicht logisch.

Zu Holzpellets: diese bestehen in der Regel aus Sägewerksnebenprodukten (Sägespänen). Das liegt daran das das Ausgangsmaterial zur Pelletproduktion sehr fein sein muss um es in die Pellets pressen zu können. Ein sehr feines schreddern von Stämmen zu Pelletrohmaterial lohnt sich einfach nicht.

Zu Holzhackschnitzeln (die gibt es auch noch): diese sind sehr häufig aus den Kronen von Laub- und Nadelbäumen und komnen in der Wertschöpfungskette noch nach dem Industieholz. Das ist in der Tat ökologisch schwierig (das ist dann eine Ganzbaumnutzung). Da das Rücken dieses Kronenmaterials in der Regel defizitär ist wird es zum Glück in der Regel nicht gemacht. Hachschnitzelheizungen sind jedoch recht große und anfällige Anlagen, sodass sie im privaten Bereich eigentlich nur auf größeren landwirtschaftlichen Gütern eingesetzt werden.

Zu Brennholz vs. Bauholz: wie ich bereit schrieb kommt das Brennholz in der Holzaushaltung an der (fast) letzten Stelle. Eine Verringerung der Brennholzproduktion wirkt sich also nicht auf die menge des zur Verfügung stehenden Bauholzes aus.

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Die Aussage ist nicht falsch, aber ich glaube, dass die Betrachtung nach meinem laienhaften Verständnis doch etwas tiefer gehen müsste. Es gibt den Kohlenstoff-Kreislauf, den Du ja auch beschrieben hast. Dieser hat auch einen zeitlichen Aspekt. Ja das CO2 aus dem Baum wird wieder frei gesetzt wenn er verrottet und die Menge ist gleich wie bei der Verbrennung. Aber die Verbrennung geht wesentlich schneller, so dass der neue Kohlenstoffkreislauf zwar dieselbe Menge CO2 enthält, aber deutlich schneller abläuft.
Dazu kommt, dass ein Baum ja nicht nur das CO2 bindet, dass er selbst in sich bindet. Da steckt meines Wissens nach ein ganzes Ökosystem dahinter. So sorgt der Baum z. B. für Schatten und Kühlung und damit dafür das der Boden mehr CO2 speichern kann.

Auch wenn es deutlich komplizierter ist, müsste es meiner Ansicht nach sinnvoll sein, aus diesem Kohlenstoff-Kreislauf Holz zu entnehmen. Einfach, um Bauholz zu haben und Energie zu gewinnen. Die Frage ist aus meiner Sicht, wie macht man das am schonendsten?

Wieso eigentlich nicht? Der Förster kriegt Geld für das Anpflanzen der Bäume und wenn jemand das Zeug verbrennt, muss er CO2-Steuer zahlen. Ist so spontan aus meiner Sicht gar nicht so eine schlechte Idee.

Das UBA hängt manchmal an akademischen Betrachtungen welche die Realität nicht immer berücksichtigen. In diesem Fall ist es ganz genauso. Es ist korrekt was gesagt wird, gleichzeitig wird aber ausgeblendet, dass der Wald in DE seit 50 Jahre wächst: Grenzen der Nachhaltigkeit - Forstwirtschaft in Deutschland
Das hat auch mit Carlowitz zu tun, auf dem sich jeder Förster beruft.
Was natürlich nicht geht ist z.B. Kohlekraftwerke mit Holz zu beheizen. Da wären die Vorräte tatsächlich schnell aufgebraucht.
Ein anderes Beispiel ist übrigens der CO2-Rechner des UBA. Da ist nämlich entscheidend, ob du Geld verdienst oder nicht und vollkommen egal, was du damit tust. Aus meiner Sicht deshalb eine komplette Irreführung. Ähnliches kenne ich aus akademischen Ansätzen zur Footprint-Berechnung in der Industrie. Da haben sich auch Institute etabliert, die nicht wissen wie eine Fabrik aussieht aber glauben sie können mit globalgalaktischen Kennzahlen die Wirklichkeit abbilden.

Die Zeitkonstante ist schon verarbeitet, in dem Moment, wo Holz schneller zuwächst als es verbraucht wird.
Grundsätzlich halte ich es für wichtiger sich mit den fossilen Brennstoffen zu beschäftigen, bevor man sich an Biomasse abarbeitet.
Schurkengurke hat ja prinzipiell recht: der Wärmebedarf ist sehr wichtig. Dann kommt aber sehr schnell die Mobilität (wenn auch mit gehörigen Abstand). Dort ist es zumindest sehr einfach. Jeder kann seine Emissionen beeinflussen. Schaut euch nur an, wie es am Samstag morgen vor dem Bäcker aussieht. Verfolgt Stadtrats-Diskussionen über Parkplätze oder die FDP die sich das Prädikat „klimakiller“ verdient.

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Wie hoch müsste der Pelletspreis denn steigen, damit sich da etwas verändert? Glaube ich den aktuellen Zahlen, dann wäre momentan eine Verdopplung drin und man liegt immernoch deutlich unterhalb des Preises für Erdgas. (Was natürlich daran liegt, dass der Großhandelspreis für Erdgas kürzlich explodiert ist.)

Vielleicht war mein Fokus zu sehr auf den Schäden der Abholzung. Es ist schwierig Quellen zum Verhältnis Restholz/Sägereste und in den Pellets zu finden. Ich finde nur Zeitungsartikel die verkünden, dass der Pelletbedarf massiv angestiegen sei. Ich finde aber dazu, wie viel Kapazität durch Holzreste besteht usw. weder beim Umweltbundesamt, nich google scholar noch bei normalen Suchen etwas. Vielleicht findet ja jemand Quellen? Aber die Resteverwertung gilt ja nur für Pellets, wie sieht es mit Schweden und Kachelöfen aus? Die werden zwar in der Neuanschaffung nicht gefördert, allerdings ebenfalls vom CO2 Preis befreit
Noch dazu: kann man Restholz nicht anderweitig verwenden? Als Pressspanplatten oder ähnliches?

Die eigentliche Aussage sollte aber sein, dass bei weiterer doppelter Förderung (Einbau und Subvention durch Aufhebung CO2 Preis, der hier ja höher als bei Öl sein müsste) zwangsläufig mehr Holz erschlossen werden muss. Denn im Moment lautet die Strategie ja anscheinend Biomasse, Wärmepumpe, Gasbrennwerthybrid. Der Unterschied ist, dass Wärmepumpen komplett CO2 neutral (bis auf die Gramm, die bei Wind und PV per kWh durch Bau und Herstellungsemissionen auftreten) Gasbrennwert theoretisch auf grünes Gas (H2 mit CO2 im Sabatierprozess) umgestellt werden kann, auch wenn das sehr ineffizient wird. Holzpelletheizungen die jetzt neu zugebaut werden, können nicht auf co2 Neutralität umgestellt werden sondern sorgen im Trend eher dafür, dass die Abholzung erhöht werden muss. (Kommt auf die Definition an aber 50-80 Jahre CO2 Zyklus mit Freisetzung innerhalb von Tagen ist für mich nicht CO2 neutral) Denn was ist denn, wenn hoffentlich in ein paar Jahren nicht mehr massenhaft geschwächte Bäume durch Borkenkäfer zerstört und gefällt werden müssen. Momentan ist der Einschlag ja besonders hoch (wegen der Borkenkäfer, die allerdings nur bei kranken/geschwächten Bäumen „erfolgreich“ sind) aber wenn die Bäume neu nachgepflanzt wurden dauert es ja wieder Jahrzehnte, bis sie „erntereif“ sind.

Abgesehen davon wundert es mich wirklich, dass niemand darauf eingegangen ist, dass Luftverunreiniger mitten in Wohnsiedlungen gestellt werden. Wer den 3Sat Bericht anschaut: Vergleich Wohnsiedlung und Neckartor Stuttgart ergibt 3 mal mehr Luftbelastung (im Peak) durch Feinstaub. Man erinnere sich an die Diskussionen über das Neckartor. Insgesamt erzeugten die ~11 mio Holzverbrennungskleinanlagen doppelt so viel lungengängigen Feinstaub wie alle PKW und LKW in Dtland zusammen. Das aber direkt in bewohnten Gebieten. Warum jetzt noch neue Anlagen (auch wenn diese effizienter verbrennen und Filter haben) gefördert werden verstehe ich einfach nicht. Apropos Filter. Die gibt es auch für Dieselpkw. Trotzdem werden Dieselpkw (außer indirekt durch Subventionen wie Dienstwagenpauschale) nicht gefördert.

Ich sehe ein, dass mein ursprünglicher Post ein zu düsteres Bild über Abholzung in Verbindung mit Brennholz gezeichnet hat, allerdings sehe ich weiterhin die anderen beschrieben Probleme (hohe Emissionen in Wohngebieten, Holzrodung bei Steigerung des Verbrauches durch Förderung etc.) Als valide und dringende Kritik an.

Ich halte es daher schon für sinnvoll, aus alten Holzmöbeln / Holzresten etc. Pellets zu machen und zu verbrennen, aber der Anteil am Gesamt-Wärmebedarf wird überschaubar sein. Ich denke die entscheidende Technologie für die Energiewende im Raumwärmesektor wird die Wärmepumpe bleiben. Die ist zwar Stand heute verhältnismäßig teuer, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die gesetzten CO2-Einsparziele erreichen, wenn wir heute noch Neubauten mit reiner Verbrennung (sei es Holz oder Gas) im Heizsystem errichten. Klar - gerade wenn man hohe Vorlauftemperaturen braucht, macht es Sinn nachzufeuern. Und richtig sichtbar wird der Emissions-Vorteil der Wärmepumpe erst, wenn der Strom grüner wird, aber auf darauf spekuliert man ja mit so einer Maßnahme – ähnlich, wie beim Elektroauto.

Wenn sich der Preis verdoppeln würde, gäbe es tatsächlich einen Kannibalisierungseffekt zum Stammholz. Wobei dann die Frage wäre in wie weit die Komfortofenbesitzer nicht ihre Öfen aus lassen und somit die Nachfrage wieder sinkt.

Um nochmal auf das Ausgangsthema zurückzukommen: Die derzeitig üppige Förderung der Holzheizungen ist nicht sinnvoll. Ich erwarte eigentlich das die zur Verfügung stehende Holzmenge in den nächsten Jahren zurückgeht. Wenn der Staat dann noch die Nachfrage nach Holz anheizt tut er den Heizungsbesitzern absolut keinen Gefallen.

Ich wäre dafür die Förderung wieder auf das alte Niveau zu senken (ausschließlich Förderung effizienzsteigernder Maßnahmen) und das Geld dafür zu nutzen um Wärmepumpen besser zu fördern.

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Die Ausasge verstehe ich nicht. Das ist doch nur eine Bilanz des Zuwachses. Mit den absoluten Werten hat das erstmal nichts zu tun und ich weiß auch nicht, wie der Bezug zu dem Vergleich zwischen

  1. Natürlicher Kreislauf und
  2. Geänderter Kreislauf durch Entnahme und Verbrennung von Holz aus dem Wald
    sein soll.

Das ist selbstverständlich, aber darum geht es @SchurkenGurke soweit ich es verstanden habe nicht. Es geht um das Thema Holzheizung. Und Dein Argument

greift aus meiner Sicht zu kurz, da es nur eine zeitunabhängige CO2-Bilanz ist, die nicht berücksichtigt, dass bei der Verbrennung CO2 im Prinzip instantan freigesetzt wird, satt über Jahre hinweg oder ein Baum nicht nur CO2 in sich selbst bindet, sondern auch seine Umwelt beeinflusst.

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Hallo zusammen.

Sehe ich das richtig, dass deine Quelle „Faktenblatt Emissionsfaktoren Feuerungen“ eine Holzfeuchte von 25-54% (in der Tabelle) ansetzt?

Also ich heize meinen Holzofen mit Scheitholz und einer Restfeuchte von ca. 15-20%, da bei höheren Feuchtigkeitswerten der Nutzungsgrad abnimmt, der Ofen Schaden nimmt und der Feinstaubanteil steigt.

Ein weiterer Aspekt der von dir außer Acht gelassen wird, ist dass man auch mit Holzbriketts feuern kann. Das sind im Prinzip „sehr große Pellets“ von 1-2kg Gewicht. Die werden mit Sägewerksabfällen aus Deutschland hergestellt und ohne Bindemittel verpresst.

Ich finde auch den Punkt relevant, dass Borkenkäfer-Schadholz in Deutschland nicht als Bauholz verwendet werden kann und die Nutzung als Brennholz daher durchaus sinnvoll ist.

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Ich finde das ein hochspannendes und wichtiges Thema und bin ehrlich gesagt - mit meinem aktuellen Wissenstand - schockiert, was hier in dem Bereich gefördert wird und dass es keine strengeren Regeln oder gar Verbote bei Holzheizungen und Kaminen gibt. Ganz unabhängig vom CO2-Faktor ist das Thema Feinstaub m.E. geradezu ungeheuerlich. Bei uns können wir je nach Windstärke und Wetter hier manchmal nicht lüften, weil es draußen unfassbar nach „Lagerfeuer“ stinkt. Mitten in der Großstadt. Bei meiner Freundin ist es im Elternhaus genauso, die Nachbarn räuchern alles ein, sieht und riecht man teilweise leider - trotz Schornstein - eben auch im Garten und beim Lüften auch im Haus. Hier müsste dringend etwas getan werden von Seiten des Gesetzgebers. Ich verstehe einfach nicht, wieso das so ignoriert wird (Angst vorm Wähler?)

Ich lasse mal diese Kolumne mit Fakten dazu da:

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Eine Kolumne liefert nicht unbedingt Fakten.
Wenn dich dein Nachbar zuqualmt brauchst du die auch gar nicht. Wenn es bei dir stinkt, dann macht dein Nachbar etwas falsch beim Heizen. Falls du Altöl in den Diesel-PKW schüttest, dann raucht der auch.

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