Hallo liebes Lage Team,
Ich höre gerade in eurer Folge 432 das Kapitel:„Arbeiten wir zu wenig?“ und hätte da eine wichtige Frage:
Philip und Ulf erörtern wieder mal das wichtige Thema, dass es für Migranten die sowieso schon hier sind bessere und einfachere Wege ins Arbeitsleben geben soll und das Deutschland aufgrund seiner Demografie auf Migration zum Wohlstandserhalt angewiesen ist, soweit so verständlich und vernünftig.
Allerdings steigen sie danach auf die, meiner Ansicht nach fast schon Lüge der Manager ein, dass wir einen akuten Arbeitskräftemangel hätten. Hier würde ich gerne wissen, worauf sich diese Behauptung beruft?
Wir haben in Deutschland fast 2mio arbeitsfähige Bürgergeldempfänger (Migranten mit Anspruch auf Bürgergeld inkludiert), die gerne arbeiten würden, aber keinen Job finden!
Selbst mit Umschulungen und Fortbildungen hält sich diese Zahl recht konstant über Jahre. Gleichzeitig haben wir weniger als 700.000 offene gemeldete Stellen.
Natürlich gibt es hier eine hohe Dunkelziffer, aber die gibt es auch bei den gemeldeten Arbeitslosen aufgrund von Scham und Komplexität des Bürgergeldes. Den Zahlen nach wären also selbst, wenn jeder erwerbsfähige Arbeitslose einen freien Job aufnehmen würde, ungeachtet der Qualifikationen, persönlicher Vorlieben oder anderem, nicht genug Jobs in Deutschland vorhanden. Diese Verdrehung der Tatsachen im öffentlichen Diskurs sieht unter anderem auch der Ökonom Maurice Höfgen, vom Newsletter Geld für die Welt, welcher in Artikeln und Videos unter anderem diese Diskrepanz breiter erläutert.
Für viele Menschen auf Jobsuche ist die Diskussion über ‚Fachkräftemangel‘ gerade im Techbereich daher ein ziemlicher Hohn, vor allem weil Unternehmen oftmals die EierlegendeWollmilchsau der IT haben wollen, am liebsten über fleißig und unterbezahlt. In verschiedenen Foren hat sich daher auch der Begriff ‚Lohnsklavenmangel‘ entgegen dem ‚Fachkräftemangel‘ durchgesetzt.
Ohne dass ich euch in dieser oder vorherigen Folgen dafür schwer kritisieren möchte, würde ich mir eine Diskussion des Begriffs wünschen, anstatt das Narrativ ohne es zu Hinterfragen weiter zu verbreiten und freue mich jetzt schon auf diese Folge. Danke für eure Arbeit und ich freue mich auf eure Antwort!