Der überteuerte Strom

Wieso sollten sie auch nicht, wenn es da mehr zu holen gibt. Würden sie auch in anderen Systemen, wenn es Kundinnen mit einer höheren Zahlungsbereitschaft gibt als im zentral vorgegebenen Preissystem. Wieso sollte ich meine Anlage dort einstellen, wenn mir eine Dritte mehr bietet?

Die aktuellen Preise mögen sehr hoch sein. Aber sie haben einen Grund und sind nicht aberwitzig, und was ich mit dem Wort irgendwie verbinde willkürlich entstanden, sondern im Rahmen eines funktionierenden Strommarktes. Auch in allen anderen Systemen müsste der hohe Gaspreis irgendwie vergütet werden.

Ja, das ist exakt das was ich meine. Ethische Werte gehören eben auch dazu. Im spekulativen Handel existieren die halt nicht, in der sonstigen Wirtschaft sehr wohl

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Ich habe doch oben schon geschrieben: für die Stromeinkäufer braucht sich nichts zu ändern. Der Zwischenhändler ist frei in der Preisgestaltung - kann also den marginalen Erzeugerpreis, der noch notwendig ist, um die Nachfrage zu befriedigen, als Strompreis festlegen. Damit wäre die aktuelle Preisfindung (am Spotmarkt) nachgebildet.

Der Unterschied ist, dass der Zwischenhändler den Erzeugern nun lediglich die tatsächlichen Gestehungskosten erstattet. In der heutigen Situation bekämen also nur die Gaskraftwerke eine Vergütung um die 50 ct/kWh, während die Kohlekraftwerke vielleicht bei 15 ct/kWh rauskommen und PV und Windkraft nur ihre garantierte Vergütung erhalten. Die ganze „Überrendite“ bliebe also beim Zwischenhändler hängen und könnte nach Maßgabe der Politik verteilt werden.

Ein wesentlicher Teil der Kosten für den Bau von Kraftwerken sind die Finanzierungskosten, weil es lange dauert, bis die Anfangsinvestition durch die Einnahmen wieder reingeholt sind. Die Finanzierungskosten sind umso niedriger, je geringer das Risiko ist. Die Möglichkeit, mit einer staatlich abgesicherten Institution einen Abnahmevertrag über ~20 Jahre zu schließen, ist daher einiges wert. Ich sehe nicht, dass es eine nennenswerte Zahl von Energieerzeugern geben wird, die Kraftwerke außerhalb dieses Systems bauen werden. Dies gilt umso mehr, als der Strommarkt in den nächsten 20, 30 Jahren einen massiven Umbau erfahren wird, was die Risikoeinschätzung zusätzlich erschwert.

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Okay, das erscheint in der jetzigen Situation tatsächlich wie ein wünschenswerter Aspekt.

Mir bleiben dennoch enorme Zweifel. Mit einem solchen Vorhaben werden eine Menge kniffliger Fragestellungen aufgerissen (etwa: wer definiert, was Erzeugern - die ja auch innerhalb einer Kategorie, z.B. Gaskraftwerke, stark unterschiedliche Gestehungskosten für ihre Kraftwerke und evtl. Brennstoff haben - an Geld zusteht, und auf welcher Basis will man das einigermaßen objektiv und rechtssicher bestimmen?) und der wesentliche Vorteil scheint sich mir einzig in einer Ausnahmesituation wie der jetzigen zu realisieren, in Form einer eingebauten „Übergewinnabführung“ die dann „nur“ noch sinnvoll von der Politik zur gezielten Entlastung der Kunden verwendet werden muss (sonst ist ja für die nix gewonnen, extrem hohe Endkunden-Preise sind ja auch in deinem Vorschlag zwingender Teil der Gleichung).

Ich bin auch weit pessimistischer als du, was die Bereitschaft der Erzeuger, an einem solchen System teilzunehmen, angeht. Wenn man mal gedanklich annimmt, dass eine Ausnahmesituation wie die jetzige häufiger auftritt bzw. längere Zeit anhält und ein System wie das vorgeschlagene somit einen signifikanten Nutzen für die Gesellschaft hätte, dann sinkt auch für die Produzenten günstiger (regenerativer) Energie der Bedarf nach einem garantierten Abnahmepreis massiv, denn wenn ich schon aufgrund der Marktkräfte und mit Blick in die Vergangenheit mit relativ hohen durchschnittlichen Preisen rechnen kann, dann ist ein niedriger Abnahmepreis, der mir nur eine recht kleine Rendite garantiert, auch unter Berücksichtigung des zusätzlichen Absicherungseffekts nicht sehr attraktiv. Hohe Renditechancen erlauben schließlich auch problemlos die Finanzierung gewisser Risiken, und wenn die Risiken dann auch noch gar nicht so extrem groß sind, ziehen Renditechancen Investoren geradezu magisch an - was absolut wünschenswert wäre im Hinblick auf EE-Ausbau. Zumal eine Teilnahme an dem System genug Vertrauen in die Verfahren erfordern würde, die diesen Abnahmepreis wenn nötig auch nach oben hin anpassen müssten: auch z.B. Windkraftwerke haben ja gewisse laufende Kosten, die von Preisen für Teile, Betriebsstoffe, Löhne usw. auf dem Weltmarkt abhängen, wenn die mal steigen und folglich schnell meine kleine Rendite aufzehren, muss eine zeitnahe Anpassung der Abnahmepreise stattfinden, sonst verwandelt sich die wertvolle Abnahmegarantie in eine wertlose Garantie, Verluste zu schreiben.

Wenn man hingegen annimmt, dass diese Art Ausnahmesituation tatsächlich eine Ausnahme ist, dann schrumpft der Nutzen dieses Systems schnell in sich zusammen. In einer normalen Lage mit ausreichend Angebot für die herrschende Nachfrage, einer normal funktionierenden Preisfindung über Marktmechanismen und begrenzter Volatilität der Rohstoffpreise entsteht ja gar nicht erst der Bedarf nach Übergewinnabschöpfung, da würde auch der zentrale Händler seine Einkaufspreise 1:1 weiterreichen, um den Kunden möglichst günstige Strompreise bieten zu können. In dem Fall hätte man sich aber dennoch eine neue, sehr komplexe regulatorische Engstelle geschaffen mit viel Potenzial zur Schaffung neuer unbeabsichtigter Fehlentwicklungen.

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Wieso sollte ich als Erzeuger da mitspielen? Wenn ich weiß, dass der Zwischenhändler sich später einen höheren Preis einstreicht. Dann würde ich entweder einen anderen suchen, der mir mehr bietet oder am Ende einfach selber zu den Verbrauchenden gehen und direkt die real existierende höhere Zahlungsbereitschaft abgreifen.

Das ist, finde ich, der noch relevantere Aspekt, weil die Investition bei EE so hoch ist. Aber vor allem mit Blick auf fie Vergangenheit, wo die Gestehungskosten sehr hoch waren und über den Erzeugungskosten der fossilen lagen. Marktlich also das Investment nich eingefahren werden konnte. Inzwischen ist die Situation, auch schon vor dem Gaspreisanstieg, eine andere. Zudem werden inzwischen auch vermehrt langfristige PPAs von großen EE Erzeugern abgeschlossen. Da ist der Markt also inzwischen auch so weit, dass er diese Abnahmegarantie selber bereitstellen kann.

Die EE-Erzeuger haben ein grundsätzliches Problem mit der Gleichzeitigkeit. PV- und Windkraftanlagen haben dann ihre Leistungsspitze, wenn auch alle anderen Anlagen in ihrer Umgebung hohe Leistung liefern.
Aktuell ist die installierte PV- und Windleistung noch so gering, dass deren Produktion in der Regel einfach vom europäischen Strommarkt aufgesaugt werden kann, indem fossile Kraftwerke aus dem Markt ausscheiden. Das dämpft den Marktpreis, führt aber noch nicht zum Zusammenbruch des Preismechanismus. Wenn nun jedoch ein tüchtiger Push kommt, dann ändert sich dies aber bald. Es gibt dann an einem schönen sonnigen Tag deutlich mehr PV-Erzeugung als europaweite Nachfrage. Die Folge ist, dass der Merit-Order-Preis gegen null gehen wird. Gleiches gilt für windreiche Tage. Um dies zu vermeiden, müsste der Ausbau von Speichern und der Sektorkopplung exakt im Gleichschritt mit dem EE-Ausbau erfolgen. Was natürlich nicht der Fall sein wird. Eine sichere Prognose, welcher Anteil der eigenen Produktion von diesen „0-Euro“-Ereignissen betroffen sein werden, ist für die Erzeuger nicht möglich. Also wird man ihnen eine Abnahme- bzw. Vergütungsgarantie bieten müssen. Wenn diese dann als PPA ausgestaltet ist und nicht das „Schlupfloch“ der Direktvermarktung lässt, ist dies genau der Zustand, den ich skizziert habe. Positiver Nebeneffekt wäre, dass der Druck in Richtung Speicher und Sektorenkopplung tüchtig steigt, wenn man für abgeregelten EE-Strom zahlen muss, anstatt dass dies einfach das Problem der Anlagenbetreiber ist.

Die Betreiber der Backup-Kraftwerke sehen einer ähnlichen Unsicherheit entgegen. Für sie ist nicht prognostizierbar, mit wievielen Betriebsstunden sie in den nächsten Jahrzehnten für ihre Anlagen rechnen können und wie hoch die Vergütung für den Strom sein wird. Denen ist auch geholfen, wenn sie eine Vergütungs- und damit Profitgarantie ergattern können, im Gegenzug jedoch die Aussicht auf exorbitante Gewinne in Sondersituation aufgeben.

Dies ist auch alles keine graue Theorie, sondern befindet sich in UK bereits teilweise in der Umsetzung. Sowohl EE-Erzeuger als auch die Betreiber von Interkonnektoren erhalten eine garantierte Vergütung, während darüber hinaus gehende Einnahmen an den Systembetreiber abzuführen sind. Beispiel: What is a Contract for Difference and why do we need it?

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Die Sache hat für mich gestern noch einen weiteren Aspekt gewonnen. Warum ist eigentlich die Nachfrage so hoch, dass es zu Preisen von fast einem Euro pro kWh am Spotmarkt kommt?

Herr Habeck hat dazu im gestrigen Heute Journal gesagt, dass gerade alle Anrainerstaaten Frankreichs ihren Strom dorthin verkaufen, um das dortige Netz zu stützen.

Es ist gut, dass wir uns hier in Solidarität üben, denn wir werden im Winter auch noch aus Europäische Hilfe angewiesen sein.

Damit diese Solidarität nicht bröckelt bräuchte es aber auch Anreize in Deutschland. Warum bekommen zum Beispiel die privaten Solaranlagenbetreiber nur mickrige 6 ct/kWh?

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Kapitalismus, Angebot und Nachfrage. So sehe ich das jedenfalls. Einen Gasmangel gibt es nicht derzeit.

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Es werden in den wenigsten Fällen Endkunden sein, die diese Preise bezahlen. Eher Zwischenhändler, die kurzfristig Lieferverpflichtungen erfüllen müssen, auch wenn das für sie extrem teuer ist. Sollte dieses Preisniveau auf die Endverbraucher durchschlagen, dann werden ganze Industriezweige dicht machen. So kämen dann auch Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht.

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Die Preisfindung beim Strompreis soll wohl kurzfristig überarbeitet werden - was auch immer kurzfristig in der EU heißt. Anbei ein kurzer Artikel der Zeit. Leider steht da nicht, durch was das Merit-Order-Prinzip ersetzt werden soll, aber vielleicht ist es dafür auch noch zu früh.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-08/energiekosten-eu-kommission-strommarkt-reform

Ich wüsste nicht wieso der Preismechanismus zusammenbrechen sollte. Der wird weiterhin funktionieren. Ist ja nur der Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage und beides wird weiterhin da sein.

Ich nehme an, dass es darum geht, dass EE sich dann nicht in eine Spotmarkt, wie dem Day Ahead Markt, refinanzieren können, weil nicht ausreichend Deckungsbeiträge realisiert werden könnten. Genau das kann aber weiterhin erfolgen. Das ist auch untersucht worden und es ist mit Nichten so, dass der Strompreis quasi Null ist, wenn dann nur noch EE produzieren. Ja es wird vermutlich mehr Stunden mit Nullpreisen geben, aber aufgrund neuer flexibler Nachfrager wie Wasserstoff oder Strom-basierte Wärme, die dann die Preise setzen, in Rest der Zeit genug, dass sich EE refinanzieren können. Es geht also viel mehr darum, dass die notwendige Flexibilität sichergestellt wird, dann haben EE im aktuellen System auch bei 100% erneuerbaren und ohne garantierte Preise kein Problem zu bestehen.

Ich habe übrigens kein Problem an anderen Lösungsvorschlägen, nur finde ich, dass man dabei auch das wirkliche Problem angehen sollte und nicht etwas, was dafür eigentlich nicht der Grund ist. Gerade weil es ja genaugenommen nicht nur den einen Strommarkt gibt, obwohl auch wir uns hier vor allem auf den Day Ahead Markt beziehen. Der Verfall der Marktwerte erneuerbarer Energien ist in der Vergangenheit so z.B. nicht durch den Markt an sich, sondern durch die eben nicht Markt-konforme Einführung der EE getrieben worden (https://arxiv.org/pdf/2002.05209.pdf).

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Hier bringst du lediglich eine Hoffnung zum Ausdruck. Grundlage für eine seriöse Prognose kann das nicht sein. Man würde ja auch hoffen, dass z. B. das Netz in der Lage ist, den von Windkraftanlagen erzeugten Strom auch Verbraucher zu transportieren. Was im Norden Deutschlands, insbesondere Schleswig-Holstein, jedoch seit einer halben Ewigkeit nicht der Fall ist (was zu der hin und wieder in der Presse berichtete Abregelung von EE-Anlagen führt). Würden die Betreiber dieser Windkraftanlagen nicht dennoch entlohnt, sondern würden leer ausgehen, dann hätten die Investoren nicht nur das Risiko des Betriebs einer Windkraftanlage einpreisen müssen, sondern auch das Risiko eines (zu langsamen) Netzausbaus. Entweder wären die Anlagen dann nicht gebaut worden oder die Geldgeber hätten einen kräftigen Risikoaufschlag verlangen müssen, um das von ihnen nicht beeinflussbare und schwer zu prognostizierende Thema Netzausbau zu berücksichtigen.

Und im Vergleich zum Rollout einer Wasserstoff-Infrastruktur sowie der Sektorkopplung ist Netzausbau sehr einfach. Da muss man lediglich Strippen von A nach B ziehen. Technologisch und regulatorisch ist das nix wesentlich Neues. Dennoch sind die Projekte zum Teil 10 Jahre + X verspätet. Und nun sollen sich die Investoren, die demnächst jährlich allein 20 GW PV-Leistung zubauen sollen darauf verlassen, dass dann die Elektrolyseure schon bereitstehen werden, um ihnen den Strom abzunehmen? Angesichts der Tatsache, dass die globale Elektrolyse-Kapazität zur Wasserstoff-Produktion im Jahr 2020 bei deutlich unter 1 GW lag, ist das gewagt.

Was die Investoren stattdessen machen werden: sich die folgenden Diagramme anschauen und gedanklich die Y-Achse bis weit in den negativen Bereich verlängern.
Energy-Charts
Energy-Charts
Energy-Charts

Daher: ohne eine garantierte Vergütung kannst du es komplett vergessen, den EE-Ausbau in Richtung einer 80% oder mehr Deckung voranzutreiben.

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Nein, das ist Ausdruck von Vertrauen in ein System, dass sich so wandeln muss, wenn wir das mit dem Umstieg auf EE wirklich ernst meinen. Wenn nicht ist aber auch die Diskussion überflüssig, da wir dann weiter fossile im System haben werden.

Nun ja, das mit den negativen Preisen sollte in einem rein EE System auch wieder anders aussehen. Zum einen weil keine fossilen negativ bieten, um durchzulaufen und zum anderen, vorausgesetzt es gibt keine garantierte Vergütung, EE keinen Anreiz haben selber negative Preise zu bieten. Inzwischen sind die EE nämlich durch den garantierten Vergütungsanspruch selber in der Lage negative Preise zu bieten. Gäbe es diesen nicht würden sie nicht unterhalb von Null anbieten.

Aber eventuell zurück zum ursprünglichen Thema der Diskussion (das andere passt wohl eher zu langfristigen Anpassungen im Strommarkt): Wo siehts du das Marktversagen im aktuellen Fall und wenn ja, was ist die Lösung des akuten Problems? Ich finde wir sind sehr stark auf langfristige EE Aspekte ei gegangen aber haben das eigentlich aktuelle Problem, den (möglichen) Mangel an Gas aus den Augen verloren.

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Das einzige, was man aktuell tun könnte, wäre das Stilllegen von Verbrauchern par ordre du mufti. Momentan überlassen wir es im Wesentlichen dem Preismechanismus, die X% Verbrauchsreduktion zu erzwingen, die notwendig sind, um Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. Ist die Nachfrage aber (aus diversen Gründen) wenig flexibel, führt dies zu astronomischen Preisen, die alle möglichen Verwerfungen zur Folge haben. Stattdessen könnte sich die EU auch darauf einigen, dass X% der Verbraucher halt abgeschaltet werden. Das ist für die Betroffenen gravierend, mildert dafür jedoch die Last für den Rest von Wirtschaft und Gesellschaft.

Versuch einer Analogie: in einem Dorf herrscht Hungersnot und es ist absehbar, dass es nicht für alle über den Winter reichen wird.
Möglichkeit 1: der Dorfrat identifiziert die schwächsten/entbehrlichsten Individuen und handelt entsprechend.
Möglichkeit 2: die Bewohner treffen sich auf dem Dorfplatz und kämpfen auf Leben und Tod um den Wintervorrat.
In beiden Fällen werden vermutlich weitgehend die gleichen Bewohner auf der Strecke bleiben. In zweiterem Fall haben aber auch die meisten Überlebenden schwere Schäden hinzunehmen. Momentan ist dies unser Weg.

Ein paar mehr Alternativen gibt es schon noch. Alleine für die Stromseite gibt es genug Maßnahmen, die nicht nur darauf beruhen Verbraucher abzuschalten. Ich gehe nicht bei allem auf der Liste mit, aber man sieht, dass es mehr Optionen gibt: https://onedrive.live.com/?authkey=!AMpCaFNzGh3-JJU&cid=0F71323B92F4B476&id=F71323B92F4B476!19126&parId=F71323B92F4B476!11739&o=OneUp

Da gehe ich auch nicht voll mit. Es ist eher so, dass wir davon ausgehen, dass es eine geben wird, wenn wir nicht handeln. Auch haben wir kein Hauen und Stechen um den Strom sondern ein funktionierendes, klar geregeltes System. Die hohen Preise sind somit kein Marktversagen und auch nicht unbegründet hoch, wie viele Politikerinnen aktuell gerne populistisch behaupten.

Die negativen, vor allem sozialen Folgen der hohen Preise sehe ich auch. Nur die Lösung ist für mich eine andere. Ich würde viel eher die betroffenen Gruppen gezielt unterstützen und keine kurzfristigen Eingriffe in das System tätigen. Oder zumindest nur solche, die auch langfristig mit einem erneuerbaren, flexiblen System konform gehen. Bei vorgegebenen Abschaltungen sehe ich einen Haufen Probleme allein bei der Entscheidung, wer nicht mehr verbrauchen darf. Klar kann man da einfach sagen, X und Y dürfen nicht aber der Kollateralschaden dürfte beträchtlich sein und auch größer als bei gezielten Unterstützungen (wo wir vermutlich auch eher wissen sollten, welche Gruppen betroffen sind).

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Kurzfristig wird doch jetzt versucht alles mögliche zu machen.

Politik sollte aber langfristig handeln und denken und da hilft nur Energisouveränität/Energieautarkie und Dekarbonisierung

Zur Politik noch:

Quelle: https://www.blinkist.com/en/nc/reader/the-end-of-power-de

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Zur Politik: wenn man Demokrat ist, muss man damit leben. Langfristiges Handeln und Denken hat sich nun mal die letzten bald 20 Jahre demokratisch nicht durchsetzen können. Die letzte strategische, langfristige energiepolitische Entscheidung war das EEG. Die demokratische Mehrheit hat es seit dem torpediert und versucht, es zum Scheitern zu bringen.

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Bei aktuellen Preisen verteilen wir gerade 5% des Bruttoinlandsprodukt um. Weg aus der Kasse der Energieverbraucher hin zu den Lieferanten sowie den Zwischenhändlern, die das Glück haben auf langlaufenden Verträgen mit Preisen von vor zwei Jahren zu sitzen. Da solltest du dir Sorgen um Kollateralschäden machen. Für die Wirtschaftsbereiche, in denen das Geld, was nun für Energie ausgeben muss, eingespart wird, ist mit riesigem Schock zu rechnen.

Der hohe Preis ist nicht unbegründet, aber sinnlos. Könnte man die Erdgasförderung hochfahren wie die Produktion von Smartphones, dann würde ein hoher Preis heute zu einem massiven Anstieg des Angebots bereits in ein paar Monaten führen. Aber so funktioniert das hier nicht.

Wie kommst du denn auf die abenteuerliche Zahl?

Also ich bin Energieverbraucher, und ich sitze auf einem langlaufenden Vertrag mit Preisen von vor zwei Jahren. Aus meiner Kasse wird bislang gar nichts „umverteilt“.

Mir scheint, du pauschalisierst hier erheblich zu viel. Genausowenig wie alle Energie auf dem Spotmarkt gehandelt wird (und somit den hohen Spotmarktpreisen unterliegen würde), genausowenig haben alle Energieverbraucher Verträge, die direkt den Marktpreisen folgen. Daher sind Rechnungen wie „Umverteilung von 5% des BIPs“ völlig aus der Luft gegriffener Alarmismus.

Würde man den Windkraftausbau ähnlich wenig blockieren wie die Produktion von Schweinefleisch, dann würde ein hoher Preis heute zu einem massiven Anstieg des Angebots bereits in ein paar Jahren führen. Aber so funktioniert das hier nicht.

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Hier siehst du, wie sich der gestiegene Börsenpreis etwas zeitversetzt auch im Importpreis, der für die gesamte (importierte) Gasmenge zu bezahlen ist niederschlägt: https://pbs.twimg.com/media/FbFlafKXkAA0feU?format=png&name=small

Auf dem aktuellen Börsenpreisniveau würde die nationale „Gasrechnung“ bei ungefähr 200 Mrd Euro p. a. rauskommen. Im Vergleich zu ein paar 10 Mrd in den früheren Jahren. Die Differenz beträgt grob 5% des BIP.

Wenn du auf einem Vertrag sitzt, der dir auch in Zukunft einen günstigen Gaspreis garantiert, dann zahlt einfach jemand anders in der dich versorgenden Lieferkette die zusätzlichen Kosten.

Bis vor ein paar Monaten lieferte Russland gut die Hälfte des deutschen Erdgasimports. Dies fällt nun zu einem großen Teil weg. Die gesamte „Ersatzbeschaffung“, von dir wir nun aufgrund der geplanten Umlage permanent reden, wird zu aktuellen Marktpreisen erfolgen müssen. Der Juni ist der letzte Monat, für den bereits Zahlen zur Außenhandelsstatistik vorliegen. Bereits da lag der Importpreis um einen Faktor 4 über dem Preis von Anfang 2021.

Man braucht nicht darauf zu hoffen, dass der überwiegende Teil des deutschen Gasimports über langfristige Lieferverträge gegen den Preisanstieg abgesichert sei. Das ist nicht der Fall.