Das kannst du prinzipiell auch bei Strom machen - wenn du Zeit hast, sprich Strom im Voraus einkaufst, direkt bei den Produzenten per Laufzeitvertrag. Dann einigst du dich individuell mit dem Produzenten auf einen Preis und der muss nicht dem aktuellen Börsenpreis entsprechen. Diese Art Langzeitverträge machen übrigens auch bei Strom meines Wissens den größten Teil der gehandelten Volumina aus.
Wenn du aber Strom jetzt sofort willst, keine Zeit hast, ewig alle Versorger abzulaufen ob sie noch Kapazität haben (weil sonst in der Zwischenzeit dein Netz zusammenbricht, siehe mein verlinktes Posting), dann gehst du zu einer Institution, die es im Fernsehermarkt so nicht gibt (weswegen der Vergleich auch dann hinkt, wenn wir es auf ein einziges Fernsehermodell beschränken): eine Strombörse mit einem Spotmarkt! Da bieten alle, die Kapazitäten über haben, diese für kurzfristige Verfügbarkeit an, und je nach aktueller Nachfrage bestimmt sich ein Preis, zu dem genug Anbieter willens sind, diese Nachfrage gänzlich zu decken. Und diesen Preis, zu dem das der Fall ist, den bekommen dann alle, weil der Strom vollkommen austauschbar ist.
Ich glaube, dein Missverständnis speist sich daraus, dass du Spotmarkt und Langzeit-Lieferverträge nicht trennst. Dein Modell eines „ich such nach dem billigsten Anbieter und wähle den gezielt aus, um von günstigen Preisen zu profitieren“ ist zwar für langfristige Vorab-Einkäufe möglich, aber aus praktischen Gründen nicht der Modus, wie Strom kurzfristig eingekauft wird.
Und der Vergleich mit dem Fernseher hinkt halt überall. Wenn du deinen Fernseher ein paar Tage später einkaufst, geht daran die Welt nicht zugrunde, das ist meist eine realistische Option, wenn du denkst, durch Sonderangebote oder so was sparen zu können - wenn du deine Energie ein paar Tage zu spät einkaufst, hast du kein Netz mehr!
Vergleichs mit der Situation, dass WM ist, du die gesamte Nachbarschaft eingeladen hast und deine Glotze genau jetzt den Geist aufgibt, 30 Minuten vor Anpfiff. Dann möchte ich sehen, wie du zig Händler abfährst um den billigsten Ersatz zu finden. Stattdessen wirst du zum nächstbesten Elektrohandel fahren und dem für nahezu jeden beliebigen Preis, den der gerade fordert, seinen größten Fernseher abkaufen. Und dir vermutlich wünschen, es gäbe einen Fernseher-Spotmarkt, an dem alle Hersteller teilnehmen und der dir garantiert, dass du zumindest den niedrigstmöglichen Preis bezahlst, der aufgrund der aktuellen Nachfrage nach Fernsehern mit sofortiger Verfügbarkeit möglich ist.