Der Killer. Das Wort "wo"

Günther Jauch macht es, Philip macht es, Ulf macht es, ich tue es.

Das Wörtchen „wo“ breitet sich als Fehler im deutschen Sprachgebrauch immer weiter aus.

Hier ein paar Beispiele aus dem Podcast:

Der Abend, wo er gesagt hat.
Das ist der Moment, wo sich die meisten Menschen Geld leihen.
Es gibt ein Gebiet, wo es richtig gut voran geht.
Du brauchst Schulgebäude, wo ein vernünftiges arbeitsteiliges Lernen möglich ist.

Jeden Tag korrigiere ich im Kopf Menschen, die diesen Fehler begehen. Im Redeschwall kann aber auch ich mich nicht davon frei machen :cry:

Mein Tipp: Jedes mal, wenn ich oder jemand anderes das Wörtchen „wo“ gebraucht darüber nachdenken, ob es gerade wirklich passt.

Weiter ließe sich das Spielchen treiben bei; von was, bzw. wovon…

PS: Ich habe bestimmt einen Fehler in diesem Post :see_no_evil:

Wer sich zusätzlich infomieren möchte, dem sei dieser Link ans Herz gelegt:

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Du hast das sicher richtig beobachtet - aber ich fürchte, da kämpfst hier gegen Windmühlen.

Sprache verändert sich unaufhaltsam. Mein persönlicher Trigger sind Kausalsätze mit „weil“: Bis vor einigen Jahren veränderte sich die Satzstellung nach „weil“. Beispiel:

" … weil wir CO2 einsparen müssen".

Nach denn passiert das traditionell nicht:

„denn wir müssen CO2 einsparen“.

Seit einigen Jahren sagen aber die allermeisten Menschen, auch zB im vermutlich sprachlich saubersten Rundfunksender, nämlich im DLF:

„weil wir müssen CO2 einsparen“.

Ja, falsch. Offiziell. Aber längst gängiger Sprachgebrauch - und deswegen mindestens an der Schwelle zu „richtig“.

Wir alle werden uns daran gewöhnen müssen, dass Fehler, die von der Mehrheit gemacht werden, recht bald keine Fehler mehr sind.

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Ich betrachte das nicht als falsch, auch nicht als „offiziell falsch“, denn typischerweise macht man nach dem „weil“ beim Sprechen eine ganz kurze Pause, einen Mini-Break, der den Doppelpunkt andeuten soll, der in der geschriebenen Variante an der Stelle eigentlich hingehört (und den du unterschlagen hast).

…weil: wir müssen CO2 einsparen

Man könnt’s noch deutlicher schreiben indem man Gänsefüsschen einsetzt:

Du solltest das Auto häufiger stehen lassen, weil: „wir müssen CO2 einsparen“.

Quasi eine allgemeine Aufforderung bzw. Aussage, die man im Satz zitiert. Und schon ist das Konstrukt wieder grammatikalisch korrekt (zumindest meiner Intuition nach, ich bin leider absolut unbrauchbar wenn es um formale Grammatik-Regelkenntnisse geht).

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Die Konstruktion mit dem „weil“ wird im gesprochenen Deutsch, nicht aber im Schriftdeutsch verwendet.
Allerdings kenne ich das nur von meinen Grundschüler:innen.
Erschreckt mich etwas, dass Journalisten so sprechen. Hab ich noch gar nicht registriert. Vielleicht weil man mündlich nicht so streng sein sollte :wink:

Die Veränderung der Sprache wird vor allem beim verschwindenden Genitiv deutlich. Es ist noch immer an vielen Stellen falsch, stattdessen den Dativ zu benutzen, aber nur noch wenige Menschen machen es.

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„Denn“ leitet Hauptsätze ein, „weil“ Nebensätze.
Deshalb gehört das Prädikat im „weil“-Satz ans Ende.
Auf „denn“, das keine Satzgliedstelle einnimmt, folgt ein normaler Hauptsatz mit Prädikat an zweiter Stelle.

Ehrlich gesagt hoffe ich, dass dieser Fehler nicht legitimiert wird. Ein bisschen Sprachniveau wäre schon schön.

Mittlerweile enthalten aber sogar Schriftmedien viele Fehler. Leider.

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Du musst das positiv sehen, so bleibst du fit im Kopf :slightly_smiling_face:

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tja, da hat wohl jede so seine lieb gewonnenen Gewohnheiten.
Ich zB verzweifele regelmäßig an dem neuen Gebrauch von „realisieren“,
während ich gegenüber „xy macht Sinn“ inzwischen weitgehend abgestumpft bin.

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Es ist auch immer wieder erstaunlich, wie viele Formulierungen neuerdings vom Englischen ins Deutsche übernommen werden, obwohl es sie nicht gibt oder sie sogar falsch sind.
„Das Ding ist…“ gibt es im Deutschen eigentlich nicht. Eigentlich heißt es „Die Sache ist die:“
Tja. Da hat wohl jemand „The thing is…“ direkt übersetzt, obwohl direkte Übersetzung fast nie funktioniert.

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auch @vieuxrenard

Übrigens: bei Abkürzungen die einzelen Worte meinen immer ein Leerzeichen lassen ;D

Also: z. B., u. v. m. …

Da gibt es noch viel „Schlimmeres“, wie beispielsweise „einen Unterschied machen“, „ich bin fein“ oder „ich fühle dich“.
Aber wie das inzwischen komplett akzeptierte „Sinn machen“ zeigt, ist es eben nur Ausdruck der Tatsache, dass Sprache lebt und sich beständig verändert. Und wenn so viele Menschen ständig mit Englisch in Kontakt sind, wie es heutzutage durch Musik, Social Media oder Computerspiele der Fall ist, ist es vollkommen normal, dass da Übernahmen, Angleichungen etc. stattfinden. Wenn es solche Prozesse nicht schon immer gegeben hätte, wüssten wir heute weder „zocken“, noch zum „Friseur“ gehen oder „Gurke“ essen.
Regelwerke wie der Duden arbeiten ohnehin immer nur beschreibend, d. h. sie stellen fest, wie sowieso gesprochen wird. Und sie tun dies mit einiger Verzögerung.

Will sagen: bestimmte, aus dem Englischen übernommene Redewendungen mögen so manchem „falsch“ vorkommen, aber sie sind dennoch integraler Bestandteil der gesprochenen Sprache - so wie der Wegfall des Genitivs, das Auslassen von Präpositionen oder die Verwendung von „wo“ und „weil“.

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Aktuell trotzdem noch falsch :wink:

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Ja, die Frage ist nur, wie relevant diese Frage von „richtig“ oder „falsch“ in verschiedenen Kontexten jeweils ist - zumal es sich ja in den meisten Fällen weder um ein Diktat noch um eine rechtliche Frage handelt.

Naja, von Journalisten würde ich schon korrektes Deutsch erwarten. Deshalb bin ich irritiert, wenn es sogar im Spiegel, in der ZEIT u.a. und insbesondere in den Online-Versionen vermehrt Fehler gibt.

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Was unabsichtlche Fehler angeht, stimme ich dir vollkommen zu oder „bin bei dir“ :wink: Das liegt aber auch mit daran, dass viele Redaktionen das Korrektorat eingespart haben - frag mal die entsprechenden Leute, was sie da früher noch so alles in den Druckfahnen entdeckt haben, auch wenn es schon fünfmal durchgesehen wurde…
Wenn es allerdings darum geht, dass Profi-Schreiber bestimmte Redewendungen benutzen, die nicht durch den Duden oder anderweitig „abgesegnet“ sind, wäre ich deutlich liberaler. Schließlich ist das Gendern mit Doppelpunkt oder Sternchen formal auch „falsch“ - trotzdem würde ich es nicht als „falsch“ oder Fehler ansehen.

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Weil 50% der Weltbevölkerung ausgeschlossen werden. Bei der „korrekten“ Verwendung des Wortes wo bin ich eher bei Margarete.

Schlechtes Beispiel, da Ding und Sache etymologische Synonyme sind und die Nutzungspräferenz wohl nur regional oder individuell variiert. :wink:
Ding n. ‘germanische Volks- und Gerichtsversammlung, Sache, Gegenstand, Angelegenheit’, ahd. thing (8. Jh.)
Sache f. ‘Gegenstand, Ding, Angelegenheit, Aufgabe’, ahd. sahha (8. Jh.)

Trotzdem hätte man es auf Deutsch nie so formuliert. :wink:

Ich persönlich nutze beide Formulierungen (auch austauschbar und übrigens beides nur mündlich), wobei ich eine Sache tendenziell eher mit einem physischen Gegenstand assoziiere und ein Ding tendenziell eher mit etwas Abstraktem (z.B. ein Regenbogen; man denke aber auch an Kants „Das Ding an sich.“).

Agree to disagree? :wink:

Nee. Ich persönlich finde das speziell nicht so schlimm wie andere Fehler :wink:

Dieser Satz ist doch gar nicht falsch, weil Schulgebäude ein Ort ist und „wo“ bei Orten passt?

Oder meinst du es ist nur richtig zu sagen: „Du brauchst Schulgebäude, in denen ein vernünftiges arbeitsteiliges Lernen möglich ist.“