Demografie und Wahlrecht

Stimmt, ich habe den Grundsatz einer allgemeinen Wahl (d.h. alle Bürger sind Wahlberechtigte) und den Grundsatz einer gleichen Wahl verwechselt. Also muss die Frage lauten: Was ist uns wichtiger, eine allgemeine Wahl oder eine gleiche Wahl (bzw. eine unmittelbare Wahl, je nach Betrachtungswinkel) - beides gleichzeitig ist nicht möglich.

Das Familienwahlrecht erkämpft keine zusätzlichen Stimmen, sondern heilt die ungerechtfertigte Unterdrückung von Stimmen.

Vermutlich, das darf uns aber nicht davon abhalten über den Idealzustand zu streiten. Fürs erste sind aber denke ich alle Position ausgetauscht worden. Also freuen wir uns erstmal auf ein Wahlalter ab 16. :wink:

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ggf. wird dann auch spontan aus Trotz eine absetzte Partei gewählt, aber hey…

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Das kannst du doch schon bei einem signifikanten Teil der erwachsenen Bevölkerung sehen. Ich sehe da absolut kein Problem. Ich sehe das größere Problem Kinder und Jugendliche systematisch auszuschließen. Da darf an sich nicht wundern wenn das Interesse an Politik nicht gerade steigt. Ich war schon sehr früh sehr interessiert in wirtschaftliche und politische Themen und war extrem frustriert nicht an Wahlen teilnehmen zu dürfen.

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Ja, ich sehe da zwar ein großes Problem, wenn der geäusserte „Wille“ so stark von der Tagesform abhängt oder von situativen Faktoren, die mit der Wahlentscheidung an sich nichts zu tun haben, aber da wir das Thema im Forum schon mindestens zweimal hatten, steige ich nicht weiter ein…

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M.E. gibt es nicht einmal eine empirische Evidenz dafür, dass Eltern ‚kinderfreundlicher‘ abstimmen als Nicht-Eltern. Vor allem weil kaum Einigkeit darüber bestehen dürfte, was unter „kinderfreundlich“ zu verstehen ist. Zwischen Eltern und Nicht-Eltern derselben sozio-ökonomischen Milieus gibt es keine siginifikanten Unterschiede im Wahlverhalten.

Ursprünglich ging es ja aber auch darum, ob ein vikarisches Wahlrecht für Eltern das Repräsentationsproblem der jüngeren Generationen beheben könnte. Und in der Hinsicht erscheint es mir extrem kontraintuitiv, mit dem vikarischen Wahlrecht für Eltern die Generation der 30-49 Jährigen gegenüber den 16-29 Jährigen massiv zu bevorteilen.

Sehr richtig, sonst gäbe es keine SUVs mit Kindern drin und niemand würde ein Einfamilienhaus neu bauen. Eltern sind (auch) konsequent inkonsequent, wenn es um Klimaschutz geht, während ich genügend Kinderlose im Bekanntenkreis habe, die sehr genügsam sind und Ökos.

Was ja auch erstmal nicht das Ziel ist. Es geht darum, dass die Gruppe unserer Schwächsten stärker wird und somit automatisch auch relevanter für unsere Politiker.

Und die Gegenseite sagt - mit guten Argumenten - dass dieses Ziel über ein Stellvertreter-Wahlrecht nicht erreicht wird, weil die Eltern wie gesagt nicht zwangsläufig im Sinne ihrer Kinder abstimmen werden.

Jeder Mensch hält seine Wahlentscheidung in der Regel für rational. Daher wird fast jeder Mensch davon ausgehen, dass sein Kind natürlich auch bei der gleichen rationalen Wahlbegründung ankommen würde, wenn es denn darüber nachdenken und wählen könnte. Einige Eltern würden ihre Kinderstimme vielleicht nutzen, um ihre Stimmen zwischen zwei Parteien aufzuteilen, denen sie zugeneigt sind. Aber den Interessen von Kindern dient das nicht - es dient den Interessen von Eltern. Und die haben bereits eine vollwertige demokratische Mitbestimmung und es gibt keinerlei Grund, diese noch weiter auszuweiten. Im Gegenteil, es ist Antidemokratisch, Eltern mehr Stimmgewicht zu verleihen. Dass Menschen, die sich altersbedingt keine Meinung bilden können, in der Demokratie nicht mitstimmen, ist hingegen eine faktische Normalität, die auch kein Problem für die Demokratie ist.

Um Kindern mehr Einfluss auf die Politik zu geben gibt es nebenbei bessere Konzepte. Kinder- und Jugendparlamente z.B. wären eine sinnvolle Ergänzung, über die Kinder ihre Interessen gegenüber dem Bundestag vertreten könnten, wenn diese ähnlich wie im Petitionsrecht mit Rechten ausgestattet würden, über die sie den Bundestag zwingen können, sich mit bestimmten Sachfragen zu beschäftigen. Das wäre eine weit sinnvollere Art, politisch interessierte Kinder und Jugendliche in die Demokratie einzubinden und ihnen „eine Stimme zu geben“.

Ansonsten bleibe ich dabei: Wahlrecht ab 16 ist ein No-Brainer, Wahlrecht ab 12 wäre auch noch in Ordnung, meinetwegen auch Wahlrecht ab 6, wobei die Wahlbeteiligung bei den 6-12-jährigen wohl eh im einstelligen Prozentbereich liegen würde.

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ich schätze eher, dass diese Altersgruppe von den Eltern gezielt mitgebracht wird mit klaren Instruktionen, wo das Kreuzchen gemacht werden soll. Im einstelligen Prozentbereich liegt dann der Anteil derer, die sich in der Wahlkabine doch anders entscheiden.

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Das ist letztlich das Argument, welches Gegner der Absenkung des Wahlalters in’s Feld führen würden - durchaus ein gutes Argument. Wie gesagt, ab 12 finde ich auch sinnvoller, weil Kinder in diesem Alter schon einen eigenen Kopf haben. Ab 6 würde ich akzeptieren, weil ich glaube, dass die wenigsten Eltern ihre Kinder gegen ihren Willen in die Wahlkabine schleifen würden ^^ Dazu ist der Gewinn einfach zu niedrig…

Auch wenn mir der Gedanke an eine Absenkung des Wahlalters auf weit unter 16 grundsätzlich sympathisch ist, graut mir schon vor den Wahlkampagnen von radikalen Parteien oder den speziell auf Kinder zugeschnittenen Aktionen von „Putintrollen“.

Das ist nun sicher kein Argument dagegen an sich. Aber man müsste ein Konzept haben, wie damit umzugehen wäre.