Danke für den Kommentar, nur etwas überrascht mich hier:
Nur weil etwas ständig wiederholt wird es dadurch nicht wahrer.
Natürlich wird das Auto subventioniert, und zwar deutlich mehr als der ÖPNV und der Fernverkehr mehr als der SPNV. Das liegt daran das es - große Überaschung - schwieriger und ressourcenintensiver ist eine Person + 1,5 Tonnen zu bewegen als nur eine Person. Die Einnahmen der KFZ-Steuer decken eben nicht die Kosten ab, die durch privaten KFZ-Verkehr entstehen - europaweit (S.66).
Aber das aller wichtigste Pro Argument für das Auto ist: Es bildet exakt jenen Mobilität nach, die auch tatsächlich gebraucht wird.
Und woraus ermittelt man „was gebraucht wird“? Indem man das dann am höchsten subventioniert? Und „braucht“ man das wofür sich die Menschen selbstständig entscheiden, ohne das man es subventioniert?
Die wenigsten Menschen fahren spazieren, Sie fahren auf dem schnellsten/kürzesten Weg dorthin wo sie hin müssen, und das zu der Zeit an der der Bedarf besteht.
Das mag für alle Verkehrsmittel gelten - nur mit dem Auto werden die längsten Strecken gefahren. Und zu der Zeit „wo Bedarf besteht“ gibt es auch nur begrenzte Straßenkapazitäten, es geht also darum viele Menschen da gut durch zu bekommen - gerade für diejenigen die alleine im Auto sitzen.
Bus und Bahn (…) Mal rappel voll, mal gähnend leer.
Ganz im Gegensatz zum Auto, das immer leer ist? (Besetzungsgrad 1,2 Personen).
Nie fahren Sie auf direkten Weg zum Ziel und nie zu jener Zeit bei der es auch gewünscht ist.
Wenn man Verkehr für hunderte Millionen von Wegen der Menschen organisiert, muss man immer Dinge abwägen. „Direkt“ ist nur solange effizient, wie man nicht subventioniert das die Personen 1,5 Tonnen Gepäck dabei haben. Das Personen mit PKW „zu jener Zeit fahren können“ wie sie wollen ist auch in vielen Teilen Unsinn, insofern die Straßenkapazitäten nicht kontinuierlich ausgebaut werden. Es gibt auch Pendler mit PKW, die früher oder später zur Arbeit kommen, eben wegen der Verkehrspitzen.
Der Individualverkehr ist so gut, weil die Anforderungen an die Mobilität eben auch Individuell sind.
Anforderungen sind immer auch ein Wechselspiel der gebauten Infrastruktur und der Subventionierung. Wie sieht denn die reale Nachfrage nach Parkplätzen aus, wenn man die nicht (vermeintlich) „kostenlos“ in den öffentlichen Raum stellt? Wie viel Sprit wird gekauft, wenn man da auch gleichzeitig für die Schäden durch Klimawandel, Feinstoffaustoß und Lärm aufkommt?
Und natürlich sind Anforderungen individuell, jeder darf selber entscheiden wie er reisen will. Aber er darf dann - das sollte die viel beschworene „individuelle Freiheit“ dann auch wert sein - auch die Rechnung bezahlen.
Mich stört diese Ständige Auto vs. ÖPNV Diskussion zunehmend.
Mich übrigens auch, ich hab nichts gegen das Auto. Aber es zu Subventionieren löst halt keinerlei Verkehrsprobleme, sondern führt nur das mehr Leute mehr private Autos mit sehr niedrigen Besetzungsgrad fahren. Das mehr Feinstaub, CO² und Lärm entsteht. Das mehr Leute im Stau stehen.
Das will eigentlich keiner.
Aber Berlin ist eben nicht Deutschland.
Das sind die bekannten Reflexe. Berlin ist nicht Deutschland. Und Berliner sagen, Berlin ist nicht Amsterdam. München ist nicht Kopenhagen. In jeder einzelnen (Klein-) Stadt kann man durch den Abbau der Subventionierung des privaten PKW, die Verkehrsmittelwahl verändern. Durch zusätzliche Maßnahmen kann man die Entwicklung der Raumstruktur steuern.
Niemand behauptet übrigens das was in Großstädten wie Berlin geht, auch 1:1 in Kleinstädten wie Greifswald geht. Oder moment mal, Greifswald mit 60.000 Ew hat mehr Radverkehrsanteil als Berlin? Und Münster (320.000 Ew) auch?
Scheint so als wäre der Verkehr auch nur ein Produkt der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und seiner allgemeinen Effizienz?