"Coronaparty im Büro"

Hallo zusammen,

seit ihrem Beginn ist die LdN fester Bestandteil meiner samstäglichen Hausarbeit und ich freue mich jedesmal über die Mail „die neue Lage ist draußen“ :slight_smile:

Zur letzten Lage möchte ich einen Kommentar loswerden, weil ich finde daß sich beim Thema „Corona und Wirtschaft“ ein problematischer Zungenschlag eingestellt hat, kulminiert in dem - sicher flapsig gemeinten - Kommentar: „Coronaparty im Büro“.

Ich bin Geschäftsführer einer kleinen Firma und wir nehmen das Thema bei uns sehr ernst. Homeoffice, Hygienekonzept, Tests, flexibile Angebote für von Schlulschließungen betroffenen Eltern usw. sind für uns selbstverständlich. Ich halte mich also weder ein Corona-Leugner noch für einen ignoranten Kapitalisten, der seine Mitarbeiter ungeniert einem Risiko aussetzt, um seinen Profit zu maximieren.

In meinem Job habe ich viele Kunden- und Lieferantenkontakte und bei allen ist das genauso. Vielleicht habe ich ja zufälligerweise nur mit Vorzeigefirmen Kontakt (was ich bezweifle), aber mir fällt beim besten Willen keine Firma ein, in der den Mitarbeitern Homeoffice verweigert wird.

Da ihr explizit Porsche erwähnt habt: dort ist Homeoffice seit einem Jahr möglich und wird sehr rege angenommen. Auch Tests für Mitarbeiter werden dort angeboten. Ich finde es deshalb polemisch und unsachlich, mangels Kenntnis vor Ort solche Aussagen zu machen.

Ein paar Beispiele aus dem Alltag:

  • Wir bieten unseren Mitarbeitern Homeoffice an und haben viel Geld in Digitalisierung mit VPN, Telefon usw. investiert. Die Mitarbeiter nutzen das auch, wo möglich. Trotzdem kommen viele freiwillig ins Büro, weil sie es nach einem Jahr Lockdown zu Hause nicht mehr aushalten. Oft höre ich Sätze wie „ich bin so froh, mal für ein paar Stunden ins Büro zu können“. Soll ich diesen Mitarbeitern verbieten, zu kommen? Selbst wenn ich das wollte, dürfte ich es nicht.

  • Einer unserer Kunden, ein großer Automobilist, stellt jedem Mitarbeiter zwei Tests zur Verfügung. Wenn man die Mitarbeiter fragt, liegen bei vielen die Tests ungenutzt zu Hause herum oder wandern direkt in die Mülltonne.

  • Um unsere Belegschaft zu schützen, würden wir gerne die Mitarbeiter in der Produktion, bei denen kein Homeoffice möglich ist, vor Arbeitsbeginn testen. Dürfen wir aber aus Datenschutzgründen nicht. Dokumentieren dürfen wir die Tests auch nicht. Weder können wir die Tests verpflichtend machen, noch dürfen wir nach dem Ergebnis fragen, noch bei einem positiven Test irgendwie aktiv werden. Was haben diese Tests dann für einen Sinn?

Es zieht sich ein roter Faden durch die Entscheidungen: Unternehmen werden zu teils schwer nachvollziehbaren und umsetzbaren Dingen verpflichtet, für die Mitarbeiter ist aber alles unverbindlich und bleibt bei Angeboten. Argumentiert wird dann mit „erheblichen Grundrechtseingriffen“. Wo die z.B. bei verpflichtenden Tests sein sollten, erschließt sich mir nicht, insbesondere da es unseren Schülern anscheinend bedenkenlos zuzumuten ist (komischwerweise aber nicht den Lehrer*innen).

Ich verstehe die beschlossenen Maßnahmen immer weniger, kann sie meinen Mitarbeitern immer weniger erklären und spüre deshalb, wie die Bereitschaft, sich daran zu halten, abnimmt. Zunehmend habe ich das Gefühl, daß es bei dieser Diskussion weniger um Pandemiebkämpfung geht, sondern um Bundestagswahlkampt und „wir“ gegen „die“. Das Thema ist dazu viel zu komplex und zu vielschichtig.

Ich schätze die LdN so, weil sie genau diesen Anspruch hat. „Coronaparty im Büro“ ist für mich das Gegenteil: eine polemische, unsachliche Zuspitzung, die nichts zur Lösung beiträgt und den Mitarbeitern und Unternehmern, die verantwortungsbewußt und z.T. freiwillig, aber in jedem Fall unter Einhaltung aller Hygienestandards zur Arbeit gehen, nicht gerecht wird.

Ich bin gespannt, wie andere das empfinden und freue mich auf den Austausch hier im Forum!

12 „Gefällt mir“

Erstmal danke und großes Lob, dass ihr das so sorgfältig umsetzt! Und es freut mich zu hören, dass die Betriebe in eurem Umfeld das ähnlich handhaben.

Ich rege mich auch eher über die Lobbys und Politiker wie Altmeier auf, die sich mit Händen und Füßen gegen Maßnahmen wehren und sich in Behauptungen versteigen, das sei doch wissenschaftlich alles nicht belegt etc…

Jedenfalls habe ich erst auch gefeiert, als ich hörte, dass die Testpflicht für Betriebe da ist. Und dann ist es nur eine Testangebotspflicht, und die MA werden nicht verpflichtet, das wahrzunehmen.

Also:
Erstens bringt es so nix. Es geht ja dabei nicht um den Individualschutz, wie ich das irgendwo in den Medien gehört habe, sondern um regelmäßige Schnelltests in möglichst breiten Bevölkerungsanteilen als Public Health Maßnahme, um die Inzidenz zu senken. Und Betriebe einfach als Ort, wo man die Leute eh antrifft und somit erreicht. Auch die, die den Sinn der Maßnahmen nicht verstehen und deshalb oder aus Zeitmangel nicht den kostenlosen Bürgertest in Anspruch nehmen.
Das funktioniert dann aber nur, wenn die Tests auch für die MA verpflichtend sind, die Betriebe die Ergebnisse und Kontaktdaten dem GA melden müssen und die GA genug Personal haben, um die Quarantäne anzuordnen, die Kontakpersonen der Betroffenen zeitnah zu erreichen und die Quarantäne zu kontrollieren.

Zweitens verstehe ich nicht, warum man den Leuten nicht zumuten kann, sich zweimal die Woche ein Stäbchen in die Nase zu stecken, und den Datenschutz in engen Grenzen hintanzustellen (Testergebnis & Kontaktdaten, nach Ende der Quarantäne automatische Löschung) - daran ist ja schon unsere corona Warn App gescheitert - aber es völlig in Ordnung ist, die Leute flächendeckend dem Infektionsrisiko auszusetzen mit einer Erkrankung, für die wir nach wie vor kein Medikament haben, und die in nicht wenigen Fällen tödlich verläuft und, wie wir inzwischen wissen, bei einem relativ großen Anteil zu Langzeitschäden führt.

Ich bin Akademikerin mit Fachweiterbildung und Staatsexamen, aber das ist mir zu hoch.

Und übrigens: In den Schulen gibt es zwar die Testpflicht. Aber dann wird nur das positiv getestete Kind nach hause geschickt, und die Klasse und der Lehrer machen den ganzen Tag Unterricht. Mir wurde inzwischen sogar zugetragen, dass teilweise selbst nach positivem PCR-TEst, der ja eh schon ein, zwei Tage später kommt, keine Klassen-Quarantäne angeordnet wird. Dann kann man sich das ganze auch wieder schenken.
Und die Lehrer*innen in meiner Twitter-Bubble wünschen sich eher mehr Tests, mehr Quarantäne, Schulschließungen bei niedrigeren Inzidenz-Werten, weil sie sich tagtäglich oft ungeimpft dem Infektionsrisiko aussetzen müssen.

8 „Gefällt mir“

Ich habe auch mal eine Diplomarbeit geschrieben, aber anscheinend genügt das nicht mehr, um die Maßnahmen noch zu verstehen :slight_smile:

Im Ernst: genau darin sehe ich das große Problem: die Menschen sehen den Sinn hinter den ganzen Maßnahmen nicht und folgen ihnen deshalb auch nicht mehr. Das bereitet mir auf mehreren Ebenen Sorgen: gesundheitlich kostet es Menschenleben, wirtschaftlich kostet es Existenzen und politisch ist es Wasser auf die Mühlen der Populisten.

Ein Beispiel, das mir gerade einfällt: Ein Schreibwarengeschäft mit ca. 1000 qm darf keine Kunden in seine Räume lassen, weil bei Inzidenz > 100 nur „Click + Collect“ erlaubt ist. Zwei Personen (Verkäuferin + Kunde) auf 1000 qm sind also nicht gestattet. Im lokalen Impfzentrum sitzen dagegen die Menschen Schulter an Schulter bei der Anmeldung - alles Hochrisikopersonen, denn die werden ja gerade vor allem geimpft. Wo ist da die Logik? Ich kann den Frust der Ladenbesitzerung verstehen.

Das Gerede der Lobby um Altmeier & Co. regt mich auch auf, zumal ich ausschließlich Lobbyarbeit für die Großkonzerne wahrnehme. Aber mindestens genaus stört mich das Klassenkapfgerede von Heil & Co. Es gibt nicht „die Wirtschaft“ und „die Beschäftigten“, die vor „der Wirtschaft“ geschützt werden müssen. Wirschaft und beschäftigte gehören zusammen, eines geht nicht ohne das andere.

Lachende Dritte sind die Populisten - das ist wirklich gefährlich.

Hallo odbb,

Ich habe letzte Woche meine Mutter ins Impfzentrum gefahren, bei uns: Messegelände. Extrem große, geräumige Hallen, die enorm viel Platz ließen. Und „Schulter an Schulter“ war da niemand.
Und selbst wenn es so wäre: Die Impfung durchzufüheren ist von der Priorität etwas anderes, als sich ein Radiergummi zu kaufen. Ob die Einteilung in jedem Falle fair ist, darüber kann man streiten. Der Vergleich ist m. E. nicht schlüssig.

Herzliche Grüße,
Markus

6 „Gefällt mir“

Hier kann ich mich nur anschließen und genau den Punkt bestärken! Es ist ein Irrsinn!

2 „Gefällt mir“

Ich finde es richtig gut, wie ihr mit Corona umgeht und kann hier auch einige Firmen benennen, die das ähnlich gut machen. Bis hin zu einem „Präsenzverbot“. Dort müssen die Mitarbeiter:innen vorab ankündigen, dass sie ins Büro kommen und brauchen im Zweifel eine Begründung.

Allerdings kann ich dir einige Firmen im Umkreis benennen, denen Corona im besten Fall egal ist. Da wird so weitergearbeitet, als beträfe die die Pandemie nicht. Büros sind voll besetzt, niemand trägt eine Maske. In einer Firma bringt der Pandemiebeauftragte (!) seine Schulkinder regelmäßig nach der Schule bis zu seinem Feierabend mit ins Büro.

Wenn ich bei Firmen Präsenztermine habe, trage ich seit Monaten nur noch FFP2-Maske und „verweigere“ den üblichen angebotenen Kaffe. Bisher hat niemand etwas dazu gesagt. Aber die Blicke, die ich teilweise ernte, sagen alles.

Wenn ich dann nach Sachsen oder in das Thüringer Umland schaue, gibt es Firmen und Inhaber, die aktiv Corona leugnen und sich Maßnahmen widersetzen.

Ich habe natürlich auch nur anekdotischen Einblick. Hier in der „Großstadt“ scheint das eher besser zu funktionieren. Aber schon 5 km weiter verhalten sich die Leute komplett anders und diskutieren auch über die Pandemie komplett anders. Daher vermute ich auch, dass es eben dort wesentlich mehr Firmen gibt, in denen es keine sinnvollen Regeln zum Umgang mit Corona gibt.

5 „Gefällt mir“

Ich finde es wirklich toll, dass ihr als Firma euch so viel Mühe macht. Ich wünschte jede Firma würde so agieren, dann hätten wir einige Diskussionen nicht.

Leider ist es aber so, dass viele Firmen quasi nichts tun und auch nichts tun müssen. Altmaier macht leider keine Politik für die Allgemeinheit, sondern für einige wenige sehr einflussreiche und wahrscheinlich vermögende Gruppen. Aber das gehört zum Parteibuch der CDU und es scheint ja leider genug Menschen in diesem Land zu geben, die gerne nicht vertreten werden.

Hinzu kommt leider die völlige Unausgeglichenheit der Maßnahmen. Während ich im privaten Bereich quasi nichts mehr darf, ist es völlig OK die Kirchen, Großraumbüros und Produktionsanlagen zu bevölkern ohne wirkliche Maßnahmen. Es kommt auch hinzu, dass Lebensmittelländen non food Produkte verkaufen dürfen, aber der Einzelhandel nicht aufmachen darf. Wenn man liest, das Lidl jetzt mit Camp David Produkten wirbt kann ich jeden Händler verstehen, der an die Decke geht. Läden wie Real bestehen zur Hälfte nur noch aus non food und machen das Geschäft ihres Lebens, da die Konkurrenz ja ausgeschaltet wurde.
Natürlich regt sich da sehr viel Wut und auch innerer Widerstand. Da kommt es dann auch mal zu polemischen Aussagen wie Corna-Party im Büro. Ich möchte hierzu allerdings nochmal sagen, dass da besonders die Betriebe gemeint sind, die wirklich nichts tun. Und man neigt zur Polemik, wenn man mit sachlichen Argumenten scheinbar nicht mehr gehört wird.

Ich kann für mich leider nur sagen, dass ich es mittlerweile wie Sascha Lobo mache und mich nur noch an für mich sinnvolle Maßnahmen halte, solange die Maßnahmen so unsolidarisch sind. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich noch nie so schlecht vertreten gefühlt von unserer Politik. Ich bin teilweise regelrecht angeekelt von dem Ausmaß an Lobbyismus, Korruption und Unwissenheit. Mit wird schlecht wenn ich sehe, dass sich Merkel zu Anne Will setzt und sich als Opfer der bösen Landesminister darstellt und dann nach mittlerweile 3 Wochen immer noch nichts passiert ist. Hinzu kommt, dass das was kommen soll wahrscheinlich in Teilen noch verfassungswidrig ist und keine wirklichen Neuerungen bringt. Also hat Angela Merkel für mich schlicht versagt.

4 „Gefällt mir“

Du sprichst mir aus der Seele!

Meine, ebenfalls anekdotische, Erfahrung ist auch, dass es sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Es gibt die vorbildlichen Firmen, aber es gibt eben auch viele andere.

Eine Freundin von mir darf kein Home Office machen, obwohl es möglich wäre und sie es auch schon wegen Quarantäne gemacht hat. Argument der Firma: In der Probezeit ist HO nicht gestattet.
Der Chef wurde positiv auf Corona getestet - zufällig, weil err nach Malle fliegen wolllte. Und vom GA aus hätte meine Freundin nicht in Quarantäne gemusst obwohl beide in einem Meeting waren. Sie musste, weil ihre App Rot gewarnt hat und sie sich selber beim GA gemeldet hat. Da ihr Test negativ war, hätte ihr Chef sie ab da schon wieder gerne im Büro gehabt (wohl gemerkt, sie hat ja normal gearbeitet, nur von daheim aus), sie hat sich aber an die Vorgaben gehalten.

Solchen Ignoranten kommt man nur mit Gesetzen und Kontrollen bei!

Und wenn ich mich als Privatperson dann nicht mehr aus dem Haus bewegen darf, während sowas passiert, da fällt mir auch nichts mehr zu ein…

In Gottesdiensten darf übrigens sogar mit reduziertem Chor gesungen werden…

3 „Gefällt mir“

Klar ist die Prio einer Impfung etwas anderes als der Kauf eines Radiergummis (obwohl die Besitzerin des Schreibwarengeschäfts vielleicht zu einem etwas anderen Ergebnis kommen könnte :slight_smile: ). Es geht mir nicht darum, die beiden Themen gegeneinander auszuspielen, sondern um den Eindruck, daß die Maßnahmen inkonsistent und mit gesundem Menschenverstand oft nicht mehr nachvollziehbar sind. Das schmälert ihre Akzeptanz und führt letztendlich nicht zum gewünschten Ergebnis.

1 „Gefällt mir“

Das interessiert mich genauer, weil wir hier immer wieder Diskussionen haben: müssen sie sich ungeimpft dem Risiko aussetzen, weil sie nicht geimpft werden können oder weil sie nicht geimpft werden wollen? Ich wohne in Baden-Württemberg und hier können Lehrer aller Schulen schon seit Wochen geimpft werden - eine der Entscheidungen, die ich von unserer Landesregierung sehr überzeugend finde. Bei uns geht es also fast immer um Lehrer, die sich nicht impfen lassen wollen und dann nach Tests, Schulschließungen usw. rufen. Dafür habe ich kein Verständnis.
Wenn man als Lehrer*in allerdings gar keine Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen, sieht die Sache natürlich anders aus…

4 „Gefällt mir“

Wir haben ja auch erst seit 13 Monaten Pandemie, wer könnte da erwarten, daß es nach so kurzer Zeit Konzepte für die Schulen gibt? Oder womöglich digitalisierte Gesundheitsämter zur Kontaktnachverfolgung oder Quarantäne-Überwachung? :wink:

3 „Gefällt mir“

Natürlilch gibts überall Licht und Schatten, anscheinend lebe ich in einer Lichtblase :slight_smile:

Das „Präsenzverbot“ interessiert mich: wir haben das auch als Möglichkeit in Erwägung gezogen, vor allem um die Kollegen zu schützen, die keine Möglichkeit für Homeoffice haben. Allerdings haben uns die Juristen gesagt, daß das nicht oder nur mit extrem großem Aufwand möglich ist:
Da wir als kleine Firma keinen Betriebsrat haben, müßten wir mit jede/r Mitarbeiterin eine Einzelvereinbarung treffen und die Unterzeichnung wäre vollkommen freiwillig. Da es auch ein paar Mitarbeiterinnen gibt, die da nicht mitziehen, hätten wir eine Zweiklassen-Belegschaft: diejenigen Kolleg*innen, die nach Hause müssen weil sie die Vereinbarung unterzeichnet haben, und die Anderen. Was das für die Akzeptanz und den sozialen Frieden im Unternehmen bedeutet hätte, liegt auf der Hand. Also bleibt es auch hier wieder bei unverbindlichen Appellen und Angeboten.

Was mir fehlt - und zwar vollkommen unabhängig vom Parteibuch - sind Politiker, die Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
Testpflicht für alle? Oh nein, irgendeine Gruppe könnte sich aufregen!
Schulschließungen? Oh nein, Lehrerverband Pusemuckel könnte auf die Barrikaden gehen! Schulöffnungen? Lieber auch nicht, das könnte der Verband aus dem Nachbardorf doof finden!

Vor lauder Bedenkenträgerei und Angst, passiert einfach nichts und die Verantwortung wird dem Einzelnen überlassen.

„Wir verpflichten Dich nicht zum Testen, aber bittebitte gehe doch freiwillig“.
„Wir wollen die Schüler testen, aber bittebitte liebe Schulen, organisiert das doch selber“.
„Wir wollen einen Osterlockdown, aber bitte am Feiertag wo ihn niemand spürt“.

Ich kann mit politischen Entscheidungen leben, mit denen ich nicht einverstanden bin, so lange sie sich auf dem Boden der Gesetzt bewegen. Aber ich kann nicht mit Nichtstun und Sonntagsreden leben, das finde ich schwach und feige.
Denn die Menschen vor Ort in den Schulen, Betrieben, Kirchen, Gesundheitsämtern usw. können sich den Luxus des Nichtstuns nicht leisen, weil sie jede Tag Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen müssen.

Das erlebe ich leider unabhängig vom Parteibuch und führt dazu, daß ich mich auch so wenig vertreten fühle, wie noch nie. Wenn ich an die anstehenden Wahlen denke, wird mir wirklich Angst und Bange um unsere Demokratie. Vielleicht wird man rückblickend sagen, daß sie die am stärksten unter Long Covid leidende Intensivpatientin ist…

1 „Gefällt mir“

Wie überall gibt es schwarze Schafe und ich sehe es genauso: so etwas ist vollkommen verantwortungslos und muß verfolgt und bestraft werden.

Aber genau da liegt eben auch der Schlüssel: dann darf es keine „Angebote“ und „Appelle“ geben, die keiner ernstnimmt. Sondern dann muß es heißen: „alle werden zweimel wöchentlich getestet, egal ob in der Firma, dem lokalen Testzentrum oder sonstwie“. Das muß verpflichtend sein, und zwar für den Chef genauso wie für die Putzfrau. Das ist für alle transparent und nachvollziehbar, erfüllt seinen epidemiologischen Sinn und würde Deine Freundin schützen. Und zwar nicht nur vor dem Chef, sondern auch vor den Kolleg*innen, die „das mit dem Corona“ sowieso alles für übertrieben halten.

Aber dazu bräuchte es klare Linie und stringente Entscheidungen statt Klassenkampfrethorik.

Das „Präsenzverbot“ in der einen Firma ist letztlich auch nur ein starker Appell. Da hat die Geschäftsführung allen gesagt, dass sie zu Hause bleiben sollen. Wenn jemand ins Büro kommen will, gibt es Listen, wo man sich einträgt und dabei möglichst „kollisionsfrei“ im Büro ist.

In dem anderen Beispiel wird es härter durchgezogen. Da muss vorher beantragt/angemeldet werden, dass jemand ins Büro will. Hier weiß ich jedoch nicht, auf welcher Basis die das gemacht haben.

Hallo,

ich wohne in einer kleinen Stadt an der Donau und von meinem Schreibtisch aus kann ich direkt in den Büroraum einer kleiner mittelständigen Firma sehen. Da ich von zuhause aus studieren, habe ich täglich mehrere Stunden einen direkten Blick in die Fenster.
Seit nun mehreren (!) Monaten sehe ich, wie

  1. Abstände null eingehalten werden (Es handelt sich um einen Raum mit ca. 10-15 PCs ohne großartig Platz zwischen den Schreibtischen oder Abtrennungen), kuschelige Teamgespräche in 4er bis 6er Gruppen gehören zur Tagesordnung
  2. Masken werden nur teilweise getragen (natürlich auch bei den besagten Gruppentalks): In Bayern gilt meines Wissens nach überall eine FFP2 Pflicht, meinen Beobachtungen allerdings tragen nichtmal 50% solch eine; Viele tragen ihre auch nicht richtig. Ca. 1/4 - 1/5 tragen gar keine Maske.
  3. Vor allem die „Chefs“ tragen gar keine Maske (Es gibt zwei, drei Leute die so eine „Chefaustrahlung“ haben…)

Mich frustriert das sehr. Ich studiere an einer wirklich kleinen Uni (in meinem Jahrgang und Studiengang sind wir gerade mal um die 20 Menschen) und würde mal soweit gehen um zu behaupten, dass wir deutlich verantwortungsvoller damit umgehen würden. Aber diese Debatte will ich eigentlich hier auch garnicht eröffnen.

Meine Frage wäre: soll ich das der Zeitung / Polizei oder dem Unternehmen in einem Brief mitteilen, dass mir das auffällt? (Bei einer direkten Kontaktaufnahme mit dem Unternehmen hätte ich ein mulmiges Gefühl, da man direkt zuordnen könnte, wer in meinem Haus eine Sicht in ihrer Büroraum hat…)
Ich bin mir unsicher wie ich damit umgehen soll und freue mich über jegliches Feedback zu diesem Thema. =)

LG.

Ich finde es sehr gut, dass Du darüber nachdenkst, wie Du als Zeuge von solcher Verantwortungslosigkeit handeln solltest. Wir als Gesellschaft neigen schon seit langen, in falsch verstandener Toleranz oder aus Konfliktscheue über alles möglichen Regelbrecher hinwegzusehen. Das war schon vor der Pandemie so. Und das gilt jetzt erst recht.

Wenn die Politik so versagt wie gerade, ist es an uns, an jedem Einzelnen, Covidioten, Egoisten und Dummen klar und deutlich zu verstehen zu geben: „Was Du da machst, ist nicht in Ordnung!“ Egal, ob es der Maskenverweigerer in der U-Bahn ist oder die Teenager-Clique, die im Markt eng beieinander stehend die Bierflasche kreisen lassen.

Allerdings muss man dabei immer darauf achten, dass man sich nich selbst in eine unangenehme Situation manövriert. Du weißt nicht, wie jemand reagiert, der sich in eine Ecke gedrängt und bedroht fühlt. Und ein Brief unter Klarnamen an die Unternehmensleitung kann da schon ziemlich offiziell und bedrohlich wirken.

Eine persönliche (freundliche, nicht-aggressive) Ansprache eines der Chefs, wenn er/sie abends aus dem Büro kommt, könnte eher was bewirken.

Wenn nicht: Ich glaube, das Gewerbeaufsichtsamt und/oder das Gesundheitsamt wäre da zuständig. Die würde ich im nächsten Eskalationsschritt anrufen und mir dabei ausdrücklich Anonymität zusichern lassen. Wenn sie das nicht zusichern: Anonymer Brief an beide Ämter.

1 „Gefällt mir“

Wie geht das eigentlich, dass es eine Testpflicht für Schüler*innen gibt, aber nicht für Mitarbeitende?

@odbb ich findes es sehr gut, dass Ihr Euch so für den Schutz der Mitarbeiter engagiert. Bei mir in der Firma sieht es mit den Schutzmaßnahmen ebenfalls sehr gut aus, so brauche ich z. B. eine Begründung und Genehmigung, wenn ich kein Homeoffice machen möchte.

Seit kurzem bietet die Firma bei uns auch Schnelltests an. Von daher wundert mich Dein Bericht etwas, dass das nicht gehen soll. Meine Firma ist da eigentlich ziemlich gründlich, auch was Datenschutz angeht.

Auch wenn Deine und meine Firma und auch noch andere Firmen sehr vorbildlich sind, gibt es doch auch eine ganze Menge an negativen Beispielen. Ich kenne z. B. jemanden der in der ersten Welle ins Homeoffice durfte, in der zweiten Welle dann aber erst ab Januar und auch nur Teilzeit. Es gibt halt leider Führungskräfte, die nicht so stark darin sind, die Selbstmotivation ihrer Mitarbeiter zu fördern, einen Kontrollzwang haben usw. Bei diesen funktioniert Homeoffice nicht.
Das entscheidende ist jedoch, bezogen auf die Pandemie, dass der R-Wert sich am effektivsten verringern lässt, wenn in allen Bereichen gleichmäßig die Kontakte reduziert werden. Wenn in manachen Bereichen auf Null gefahren wird, während andere Bereich offen sind, ist das deutlich weniger effektiv. Es gibt aktuell Firmen mit sehr effektiven Maßnahmen und manche mit sehr wenig Maßnahmen. Das heißt auch automatisch, dass die Firmen mit den wenigen Maßnahmen die anderen konterkarieren. Das finde ich das eigentlich schlimme daran. Würden sich alle Firmen so wie Deine an die Maßnahmen halten, könnten wir uns vermutlich privat mehr treffen, bzw. würden die Inzidenz drücken können.

1 „Gefällt mir“

Ich verstehe deinen speziellen Aufhänger nicht ganz, glaube ich. Niemand hat bezweifelt, dass es viele Unternehmer:innen wie dich gibt, die sich an alle Bitten der Politik halten oder sogar darüber hinausgehen. Mit „Coronaparty im Büro“ ist offensichtlich nicht gemeint, dass jede Firma verantwortungslos handelt, sondern dass die Politik das grundsätzlich ermöglicht - während es in einer Schule undenkbar wäre. Und diese Kritik teilst du doch.
Und ja, wenn deine Mitarbeiter*innen nicht kontaktlos ins Einzelbüro kommen, sollten Sie natürlich nicht zur Erholung mal „ein paar Stunden ins Büro“ kommen. Ich würde auch gerne zur Erholug mal wieder ein paar Stunden in der Uni-Bib arbeiten. Ist leider seit 13 Monaten unmöglich, ohne Ausnahme.

3 „Gefällt mir“