"Coronaparty im Büro"

Von links das Klassenkampfgerede und von rechts die böse Großkonzern Lobby, dabei will man als rationale Mitte der Gesellschaft, dessen Rückrat die kleinen mittelständigen Firmen sind, doch einfach nur die offensichtlich notwendige Politik machen.
gute und schlechte Arbeitgeber, die Egoisten und die Altruisten, die rationalen und irrationalen, diese dichotomen Personalisierungen mögen die eigene Tugendhaftigkeit stützen, mehr als Verschleierung von systematischen Problemen kommt dabei allerdings nicht rum.

lol Klassenkampf ^^ nicht alles links deiner Position ist gleich Sozialismus, auch wenn die Leute eine rote Krawatte tragen.

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@odbb ich kann deinen Eindruck was den Umgang mit Corona bei großen Firmen angeht nur bestätigen.

Ich selbst arbeite für ein Unternehmen mit >100.000 Mitarbeitern in Deutschland. Das Thema Covid-19 wird bei uns mehr als ernst genommen. Seit März letzten Jahres heißt es, wenn möglich arbeitet von zu Hause aus. Für diejenigen denen dies nicht möglich ist, wurden ganz klare Regeln aufgestellt wie sich am Arbeitsplatz zu verhalten hat und unser Arbeitgeber unterstützt sehr bei einer individueller Lösungsfindung. Eine Maskenpflicht in den Büros wurde bereits im April 2020 angeordnet (inkl. kostenfreier Masken) und im Herbst nochmal verschärft, so dass sie nun bereits beim Betreten des Betriebsgeländes gilt, Community-Masken sind inzwischen nicht mehr erlaubt. Auch kostenlose Selbsttests werden bereits seit einigen Wochen angeboten.
Viele meiner Kollegen arbeiten seit März 2020 zu 100% mobil und haben das Büro seither nicht mehr betreten.
In anderen DAX-notierten Unternehmen mit welchen ich Kontakt habe, wird sehr ähnlich verfahren. Ich finde es daher sehr schade, dass mit Aussagen wie „die Wirtschaft und Industrie würde sich an nichts halten“ suggeriert wird, dass gerade die großen Unternehmen skrupellos kapitalistisch bzgl. der Pandemie agieren.
Meine persönliche Erfahrung ist eher umgekehrt. Oft sind es die kleineren Unternehmen bei welchen Mobilarbeit nur wenig genutzt werden darf, mal ist es die fehlende IT-Infrastruktur, mal das antiquierte Mindset der Geschäftsführung mit einer latenten Kontrollverlustsphobie. Wobei ich nicht verallgemeinern möchte, da hier evtl. das Außenbild auch nur von wenigen schwarzen Schafen geprägt wird.

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Sorry, wenn ich mich mißverstänldich ausgedrückt habe: natürlich ist es möglich, Schnelltests anzubieten, nicht aber die Mitarbeiter zum Testen zu verpflichten. Und man darf wegen DSGVO auch nicht nach dem Ergebnis fragen.
Logisch wäre nach meinem Verständnis: die Firmen beschaffen die Tests für die MitarbeiterInnen, denen sie kein HO anbieten können, die Mitarbeiter müssen sich testen und das Testergebnis melden. Im Falle eines positiven Tests wird das Gesundheitsamt informiert und die reguläre Mühle mit PCR-Test, Quarantäne usw. läuft ab.
Woran ich mich stoße, sind verpflichtende Angebote - das finde ich einen Widerspruch in sich…

Ich habe zwei Aufhänger:

  1. kommen unsere Mitarbeiter nicht zur Party ins Büro, sondern um ihren Lebensunterhalt zu verdienen,. Das ist schon ein Unterschied und ich finde die Wortwahl deplatziert.
  2. Ja, ich teile genau diese Kritik: Warum sind bei uns in Deutschland Dinge oft nur für einen Teil der Gesellschaft verpflichtend und nicht flächendeckend? Oft sind es diejenigen, die die kleinste Lobby haben oder sich am wenigsten wehren können, z.B. Schüler. In diesem Fall: die Firmen werden verpflichtet , etwas anzubieten, aber niemand ist verpflichtet, das Angebot anzunehmen. Das verstehe ich nicht.

Das entspricht dem, was auch ich erlebe.

Gestern habe ich tatsächlich das erste Mal mit einem Chef gesprochen, der nicht zuläßt, daß seine Führungskräfte im HO sind. Begründung „die schaffen dann nichts“. Mir ist die Sprache weggeblieben.
Das war tatsächlich eine kleine Firma.

Okay, ich glaube, das Problem ist dann einfach, dass du dich angesprochen fühlst, wenn du wirklich nicht gemeint bist. Wir schätzen dich wert. Gemeint sind Menschen, die das Testangebot nicht annehmen, die es ihren Mitarbeitern gar nicht erst machen, oder die ins Büro kommen, um „mal wieder die Kollegen zu treffen“ und nicht, weil sie halt die Akten nicht mitnehmen dürfen oder ihren Lebensunterhalt aus sonstigen Gründen nicht von zu Hause verdienen können. Ich sollte das wissen, denn gemeint sind Menschen wie zum Beispiel meine Kollegen + Chefin (in einem kleinen Betrieb) :slight_smile:

Im Lockdown März 2020 war in meiner Firma ca. 50% im HO.
Jetzt keine außer einer MA (aus gesundheitlichen Gründen).

Ich habe die Vermutung, dass es eine starke Ost-West-Diskrepanz gibt: In meiner alten Heimat (Nordwest-Deutschland) höre ich im Familien- und Freundeskreis, dass Maske bei Verlassen des Arbeitsplatzes kein Thema ist, HO auch weit verbreitet.
Jetzt lebe ich in Thüringen. Ich bin gefühlt die einzige, die Maske trägt.
OBWOHL von der Firmenzentrale (Ba-Wü) die Anweisung zur Maskenpflicht seit Oktober gilt.

Kein Wunder, dass hier in der Region die Inzidenzen hoch sind.

Das hängt zum einen mit der Mentalität der „autonomen Gebirgsrepublik“ zusammen. Und auch damit, dass man sich von „denen da oben“ nichts sagen lässt.

In der Firma meiner Tochter (Azubi): Meetings mit acht Personen, nur zwei mit Maske, Abteilungsleiter sagt zu ihr, als sie in sein Büro kommt: „Hier brauchst du keine Maske zu tragen, wir sind ja unter uns.“

„Herr, schmeiß Hirn vom Himmel“ , denke ich mir da

Nach aktueller Rechtsprechung kann der Arbeitgeber auch einen Schnelltest anordnen:

Und die DSGVO verbietet auch nicht die „Verarbeitung“ des Testergebnisses.

Selbst wenn das noch nicht sehr rechtssicher ist, sollten Arbeitgeber den Mut aufbringen, darauf zu bestehen.

Verweigern Arbeitnehmer die Durchführung eines Schnelltests, kann ihnen der Zutritt zum Arbeitsplatz verweigert werden, sodass der Vergütungsanspruch entfällt.

Nur so nebenbei: Selbstverständlich kann der Arbeitgeber seine Mitarbeiter verpflichten, eine Maske zu tragen:

Ah, ja, das erklärt das Mißverständnis. Das ist auch bei uns so, dass die Tests angeboten werden, aber nicht verpflichtend sind. Anfangs wurden die Test etwas schleppend angenommen, doch inzwischen relativ gut. Es wurde auch bereits durch die Tests ein positiver, symptomfreier Mitarbeiter gefunden und damit potentiell Ansteckungen in der Firma verhindert. Warum die Tests nicht verpflichtend sind, weiß ich auch nicht, vor allem da sie in Schulen verpflichtend sind.

Muss man nach dem Ergebnis fragen? Der „Normalzustand“ sollte ja sein, dass jemand sich bei einem positivem Ergebnis selbst meldet. Oder anders gesagt, ist das ja die Unterstellung, dass jemand, obwohl der ein positives Testergebnis verschweigt, trotzdem ins Büro geht. Ja, bei Querdenkern kann ich mir das sogar vorstellen, aber das sollten ja trotzdem Ausnahmen sein.

Heißt als Fazit, dass die Vorgaben, sagen wir mal Optimierungsbedarf zeigen. Aber mit ihnen kann man trotzdem etwas beitragen und auf freiwilliger Basis scheint es bei uns recht gut zu funktionieren.

Das insgesamt auch noch als Bemerkung. Was in der Firma gelebt wird, wird auch ins private übertragen. Ich fand das z. B. echt interessant zu beobachten, dass ich in meinem Freundeskreis nach dem Studium recht relativ zuverlässig erkennen konnte, wenn jemand in einer größeren Firma angefangen hat. Die haben nämlich alle den Handlauf benutzt. Und das sehe ich jetzt auch nicht anders. Die Leute, die in der Firma dauernd Maske tragen und sich testen lassen, machen das in ihrem privaten Umfeld auch (wobei meine Beobachtungsgruppe recht klein ist). Deshalb sind aus meiner Sicht die Arbeitgeber auch so wichtig. Denn diese haben eine Vorbildfunktion. Mein Chef ist auch immer mein Vorbild, ob wir es wollen oder nicht und ob bewußt oder unbewußt.

Er muss dann nur die Tragezeiten beachten:Das sind bei FFP2 Masken:
Tragedauer 75 min., Erholungsdauer 30 min., 5 Einsätze pro Schicht, 4 Arbeitsschichten pro Woche

Dreimal kann man raten weswegen die Arbeitgeber da eher von Abstand nehmen.

Diese Tragezeiten sind Empfehlungen.

In der Gefährdungsbeurteilung muss der AG für das Tragen von FFP-Masken lediglich die Tragezeiten als auch Erholungszeiten planen.

https://www.bgw-online.de/SharedDocs/FAQs/DE/News/PSA/Corona-PSA-Masken-11-C7.html

Hallo, ich kann das alles eins zu eins bestätigen. Ich habe noch keinen Kunden erlebt, der sich nicht an Abstand etc gehalten hat.

Im Privatleben ist es aber komplett anders: Letztes Jahr um diese Zeit waren keine Kontakte erlaubt. Das wurde ziemlich gut akzeptiert. In diesem Jahr ist eine haushaltsfremde Person erlaubt. Und überall werden aus einer plötzlich zwei, drei oder noch mehr Leute. Meiner Meinung nach sind die meisten Infektionen klar dem privaten Bereich zuzuordnen, weil sich hier nur wenige an die Maßnahmen halten.

Ich sehe zwei Details in dem Artikel, die Du nicht erwähnst:

  1. Es eine Vereinbarung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat gab, die einen Test vorschreibt. Das ist in großen Konzernen so, aber in kleinen Firmen gibts das nicht. Damit müßte man lt. Rechtslage mit jedem Mitarbeiter eine entsprechende Einzelvereinbarung treffen - das ist schlicht nicht durchführbar.

  2. Das Gericht hat überhaupt nicht in der Sache entschieden, sondern den Antrag abgelehnt, weil es keine Notwendigkeit für eine Eilentscheidung gesehen hat. Zitat „Für die Richter war ein besonderes, eiliges Beschäftigungsinteresse nicht erkennbar. Die Entscheidung in der Hauptsache steht noch aus.“

Au Mann, v.a. Deine Nr. 2. habe ich vollkommen übersehen! Damit muss ich diese Aussage erst einmal komplett zurücknehmen!

Ich möchte @odbb beipflichten.
Ich habe selbst einen mittelständischen Betrieb mit 35 Mitarbeitern, bei dem wir sehr viel Wert auf Schutzmaßnahmen gegen Corona setzen.
Wir haben z.B. schon Wochen vor dem Aufruf der Bundesregierung begonnen, unseren Mitarbeitern 2 Schnelltests pro Woche anzubieten. Diese Tests musste ich zu dem Zeitpunkt noch aus Österreich beschaffen lassen, da wir in Deutschland keine Firma gefunden haben, die uns die nötigen Mengen liefern konnte.
Homeoffice gibt es bei uns im Betrieb seit Beginn der Pandemie (die Möglichkeit dazu gab es auch vorher schon). Mitarbeiter, die im Betrieb sind/sein müssen, tragen außerhalb ihres Arbeitsplatzes Maske und arbeiten im Einzelbüro. Zusätzlich sind Masken Pflicht, wenn man sich mit anderen Mitarbeitern trifft. Die Anzahl der Personen in Kantine/Besprechungsraum sind limitiert, diese Räume sind mit Luftfiltern ausgestattet. Desinfektionsmittel wird gestellt etc.
Möchte jemand aus dem Homeoffice einen Tag ins Büro kommen, so muss er das bei mir direkt anmelden und begründen. Da in solchen Fällen aber die Person allein in sein Büro kann und vorher einen Schnelltest machen sollte (zwingen kann ich ja niemanden), halte ich die oftmals nötige Hin- und Rückfahrt im öffentlichen Verkehrsmittel für erheblich gefährlicher.
Mein Unternehmen liegt in einem Industriegebiet, in dem es Firmen aller Größe gibt. Ich habe bisher auch mit keiner einzigen Firma Kontakt gehabt, die keine Maßnahmen ergriffen hat.
Wir haben es sicherlich mit Glück, aber auch aufgrund der getroffenen Maßnahmen geschafft, dass bisher kein Mitarbeiter an Corona erkrankt ist. Es gab lediglich ein paar Fälle, in denen Mitarbeiter in Quarantäne mussten.
Mich hat auch die Bemerkung in der letzten Lage (ich höre sie sehr gern) gestört, indem von der „Coronaparty im Büro“ die Rede war. Aus meiner Sicht entspricht dies nicht der Realität.

Moin Tikka,

Das war die vorletzte Lage. In der letzten Lage am Sonntag relativierten sie das.
Der Kern ist doch letztlich der: Klar, die vernünftigen Betriebe dürften in der Mehrzahl sein. Aber ich kenne auch Beispiele, in denen es den Beschäftigten aus fadenscheinigen Gründen verboten wurde ins Homeoffice zu gehen. Oder die sich offen gegen sinnvolle Schutzmaßnahmen stellten. Zum Teil aus Unwissenheit, zum Teil aus Bequemlichkeit ("Du musst hier keine Maske tragen - wir sind ja unter uns.), und manchmal vermutlich auch aus Verachtung gegenüber den Maßnahmen. Und gegen solche wird nicht alles getan, um sie dahin zu bringen, dass der Covid19-Schutz greift.

herzliche Grüße,
Markus

So ähnlich lief es bei uns (Software, ca. 20 Mitarbeiter) auch. Ich (GF) hatte bereits vor Wochen angefangen, mich auf dem Markt umzuschauen, allerdings fühlte ich mich doch ein wenig von der Politik im Stich gelassen, wie das dann auch formal zu handhaben sei. Dazu kam eine doch eher bescheidene Verfügbarkeit.

Im März habe ich dann doch einfach Tests bestellt. Allerdings waren die Bestellmengen begrenzt, bei unseren paar Leuten kein Problem. Wenn man allerdings ein paar hundert Arbeitnehmer hat, könnte die Beschaffung zu einem echten Problem werden. Die Tests können und sollen die Mitarbeiter benutzen, wenn sie denn überhaupt im Büro sind. Seit März letzten Jahres trifft das aber dazu noch auf kaum jemanden zu. Bis auf die Sekretärin ist niemand regelmäßig hier, ab und an verbringe ich ein paar Tage hier, weil ja dann doch auch mal Dinge unterschrieben werden müssen.

Ein Mitarbeiter, der zuletzt seine Amazon-Pakete im Büro abholte (…) sagte mir später, es fühlte sich so an, als käme er nach Prypjat. Sein Wandkalender war irgendwie im Sommer letzten Jahres stehengeblieben, und hinter den zugezogenen Vorhängen waren viele viele Spinnweben.

Von Party also keine Spur.

Und so ähnlich läuft es auch bei den allermeisten unserer Kunden!

Produktionsbetriebe und Logistik sind natürlich ein anderer Schnack, aber dort erlebe ich getrennte Schichten und die Bürojobs finden auch überwiegend zu Hause statt.

Aber es stimmt eben auch: an den Tagen, in denen ich ins Büro fahre, erlebe ich kaum weniger Verkehr als vor der Pandemie. Und da frage ich mich dann schon, was zum Teufel die Menschen da alle machen.