Corona: Ende der Beschränkungen für Geimpfte etc?

Vielen Dank für die Diskussion zu der möglichen Rücknahme von Einschränkungen für Geimpfte vor ein paar Wochen in der Lage. Die fand ich gut gelungen.
Ein spezielles Argument ist mir in der Folge noch durch den Kopf gegangen:

Es wurde ja das Beispiel gebracht, dass trotzt Impfung (wenn sie denn auch die Ansteckung weiterer Personen verhindern kann) die Pflicht zum Maskentragen beibehalten werden könnte, weil letzten Endes ein gruppenpsychologisches Argument dafür spricht: Ansonsten ist die Maskenpflicht nicht überprüfbar, das Befolgen ebendieser auch durch Ungeimpfte würde leiden, usw.

Würde aber die gleiche Logik bei anderen Maßnahmen nicht auch umgekehrt greifen?
Durch eine klar differenzierte Behandlung von Geimpften (viel mehr Dinge erlaubt) wird ein gruppenpsychologischer Effekt erzeugt, der eben zu einer Erhöhung der Impfwilligkeit führt (die im allgemeinen Interesse liegt)?
Es mag ein feiner semantischer Unterschied sein, denn wie in der Lage argumentiert, greift der Logik nach natürlich bereits das Argument, dass kein Grund zur Einschränkung der Rechte für Geimpfte (unter den genannten Voraussetzungen) vorliegt. Dennoch ist die Begründung bei einzelnen Einschränkungen (also z.B. nicht das Maskentragen, aber eben schon beim Reisen oder Restaurantbesuch) doch eigentlich sogar eine noch stärkere, oder? Hier gilt nicht nur, dass kein Grund für eine Einschränkung vorliegt, sondern man kann durchaus argumentieren, dass aufgrund der gruppenpsychologischen Effekte ein gesamtgesellschaftliches Interesse an einer differenzierten Behandlung besteht.

Im ZDF war die Tage eine Reportage im ZDF mit Streek, der momentan an einer Folgestudie in Heinsberg arbeitet.

Nach den Zwischenergebnissen nehmen wohl die Antikörper nach 6 Monaten nach „Genesung“ ab.

Inwieweit dann noch eine Immunität besteht ist wohl noch offen.

Es bleibt also abzuwarten ob eine Herdenimmunität mittels Erkrankung wirklich möglich wäre oder ob dir Immunität nach einer Zeit wieder verschwindet.

Hierzu gibt es zwei grundsätzliche Gegenargumente:

  1. Wie will man kontrollieren, ob die, die ohne Maske herumlaufen, auch wirklich geimpft sind? Oder die Krankheit durchlaufen haben? Von einem Impfpass sind wir noch weit entfernt, und dieser muss ja auch noch überall schnell und unkompliziert geprüft werden können. Das mag beim Eingang in Geschäfte, Theater, Museen, etc noch funktionieren, aber solange wir der Meinung sind, dass auch auf der offenen Strasse Maske zu tragen ist, ist ein Check eher nicht durchführbar.

  2. Damit diskriminiert man dann all diejeniegen, die sich gerne impfen lassen würden, es aber nicht können. Sei es schon aus dem einfachen Grund weil sie in der letzten Impfgruppe sind und vermutlich noch bis Ende des Jahres warten müssen.

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Spahn scheint diese Debatte ja gerade wieder auf zu machen… Mich würde da mal eure Meinung interessieren:

Was meint ihr denn dazu jetzt Privilegien für Geimpfte anzukündigen, nachdem massenweise Impftermine aus der Priogruppe 2 um teilweise mehrere Monate verschoben wurden und stattdessen quasi alle Personen ü60 an der Reihe sind? Liegt es an mir, dass das bei mir einen schalen Beigeschmack hat oder ist das tatsächlich ein echt ungünstiger Zeitpunkt, um so etwas zu verkünden?

Dazu;

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Musste da etwas über die Formulierung „wenn wir die dritte Welle gebrochen haben“ schmunzeln. Tun wir da denn was?

Aber generell: Impfung gleichbedeutend mit negativem Schnelltest zeichnete sich doch irgendwie ab, ist auch nicht aufzuhalten und m. E. grundsätzlich auch richtig. Ein seltsamer Zeitpunkt für die Ankündigung ist es zwar, aber andererseits waren die Reaktionen trotzdem so, wie man sie zu jedem Zeitpunkt erwarten würde. Eben von „joa, wird wohl sinnvoll sein“ bis „dAs iSt eINe pFlIcHt dURcH dIe HInTerTüR“

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Hallo Olaf,

hier mal kurz ein biologisches Feedback: Die Antikörper haben nur ein begrenzte Verweildauer (Halbwertszeit) im Blut.
Tritt ein Pathogen, was dein Körper schon mal mit Antikörpern erkannt hat, in den Körper ein, wird von fast jeder Körperzelle dieses aufgenommen, verdaut und hier fremdes Material (Proteine, Nucleinsäuren, …) nach aussen für Immunzellen präsentiert. Dieser Mechanismus dient dem Körper dazu, defekte oder infizierte Zellen zu vernichten. Die Immunzellen erkennen diese Substanzen oder haben sie dann bei Infektion auch selbst aufgenommen und zerlegt. Damit wandern die Immunzellen in den Lymphknoten und zeigen diese Antigene den dort befindlichen spezialiserten Immunzellen, aus denen Antikörper-produzierende Zellen hervorgehen. Da sitzt im Lymphknoten also eine Bibliothek an spezialiserten Zellen, die bei Präsentation der mobilen Immunzellen von Fremdmaterial erkennen, ob das schon mal da war. Wenn ja, wird ziemlich gerichtet mit der Produktion von Zellen los gelegt, die dann wieder Antikörper machen gegen das Pathogen.
Also ist es nicht linear, wenn keine Antikörper mehr im Blut zirkulieren, dass keine Immunität mehr vorliegt.
Als Beispiel: ich habe unlängst eine neuerliche Hepatitis-Impfung aus beruflichen Gründen erhalten. Nach vier Wochen wurde Blut abgenommen und geschaut, wie hoch mein Titer ist, um zu prüfen, wie gut mein immunologisches Gedächtnis ist. Da ich nicht laufend mit Hepatitisviren konfrontiert bin, ist also diese Antikörperproduktion nicht aktiv und wird nur vom Körper angeworfen, wenn nötig. Effizient, ne?
Ich hoffe das hilft.
Viele Grüße!
Anja