Corona aus ärztlicher Sicht

Hallo
Der Witz ist glaube ich, wir sind wahrscheinlich sehr nah beieinander. Wahrscheinlich könnten wir problemlos in der Anti-vaxxer Bewegung gemeinsam aktiv sein.
Wenn’s um eine staatliche Pflicht geht tue ich mich immer schwer. Inzwischen scheint mir allerdings im Interesse vieler „Unschuldiger“ eine Pflicht angemessen.
Schönes Wochenende
Mikel

Lieber Hufschmied
Das Buch habe ich vor 30 Jahren in englischer Sprache gelesen!
Fakt ist, wenn ich viel Geld verdienen will muss ich etwas anderes studieren als Medizin, z. B. Jura, BWL, VWL usw. Deshalb gibt es zu wenig Ärzte in Deutschland und Europa.
Ich habe nie behauptet das Ärzte WENIG verdienen.
Ich kann davon leben mit meiner Familie.
Aber die Summe wird allgemein deutlich überschätzt.
Das ganze ist öffentlich einsehbar.
Google „Marburger Bund TV VKA/Ärzte“
Über Tarif bezahlt kein Arbeitgeber!
Einige (aber lange nicht alle) niedergelassene/selbständige Kollegen verdienen etwas mehr.
Für das was ich bekomme muss ich mich m. E. nicht entschuldigen. So ein Studium ist lang und aufwendig und v. a. kann jeder machen wenn er Abitur hat. Man muss es eben durchziehen!
Mit Zynismus hat das gar nichts zu tun.

Es ging mir um den Kontext, die Pflegekräfte sollen halt ihren job machen um dann zwei Sätze weiter zu schreiben dass man als Arzt ja auch nich so viel verdient.

Natürlich kann nicht jeder mit Abitur Medizin studieren dass zeigen auch die sozialerhebungen.

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Du meinst aber bestimmt gegen die Anti-axxer? :wink:

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:+1:
Tippen auf einem kleinen Handy wird mit zunehmendem Alter schwieriger :wink:

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Doch!
Ist nur eine Frage des Durchhaltevermögens. Die wenigsten Abiturienten kommen gleich nach dem Abi über den NC ins Studium.
Mit familiärem Hintergrund hat das fast nichts zu tun. Meine Frau und ich sind in 3. Generation Ärzte. Davon hat unser Sohn trotzdem bis jetzt noch keinen Studienplatz bekommen. Ferner ist das Medizin-Studium keine Raketen-Wissenschaft, sondern v. a. eine Frage des o. g. Durchhaltevermögens!
Bei 65% Abiturienten können 2/3 der Bevölkerung dieses Ziel verfolgen.
Ist eben sehr aufwendig!

In NRW scheint es mit der Auslastung der Intensivbetten durch Covid Patienten noch nicht so schlimm zu sein:

https://www.lzg.nrw.de/inf_schutz/corona_meldelage/index.html

Anteil COVID-19-Patienten an betreibbaren Intensivbetten DIVI-Intensivregister
9,10 %

„Durchaltevermögen“ ist natürlich nicht einfach eine charakterliche Eigenschaften die sich völlig frei von sozialen Bedingunen ergibt, Stichwort Habitus. Ebenso ignoriert dies materielle Bedingungen, welche die Frage stellen wie viel Durchhalte vermögen man denn braucht, wenn man bspw nebenbei noch Arbeiten muss (bspw. im Familienbetrieb, Pflege angehöriger etc.). Bafög deckt ja nicht alles ab.

Das Bildungstitel (insbesondere in spezifischen bereichen stichwort staatsexamen) sich vererben ist seit Jahrzehnten eine Trivialität der empirischen Sozialforschung. Das zeigt auch deine Anekdote, da deine Frau und du aus „Ärztedynastien“ kommen. Natürlich gibt es keinen Automatismus aber solche Kausalen zusammenhänge im Sinne einer Gesetzmäßigkeit gibt es im sozialen Bereich auch einfach nicht.

Ich will deine Leistung nicht schmälern und auch nicht die individuelle Möglichkeit einiger negieren, ich bin nur irritiert dass man etablierte Konzepte (bspw. Habitus) und empirische Forschung scheinbar ignoriert. Schließlich ist auch das keine Raketen-Wissenschaft :wink:

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Mein Vorposter war diplomatischer, als ich es jetzt sein werde, so leid es mir tut: Was Du sagst, ist Quatsch. Die durchschnittliche Studienzeit im Medizinstudium beträgt in Deutschland 12,9 Semester (Wissenschaftsrat - Publikationen - Entwicklung der Fachstudiendauer an Universitäten 1999 bis 2003 (Drs. 6825-05) , August 2005 - Textteil); die durchschnittliche Studienzeit über alle Studiengänge hinweg nur acht (Durchschnittliche Studiendauer in Deutschland bis 2020 | Statista). Das sind mehr als zwei ganze Jahre länger ohne ordentliches Einkommen.

Ich habe beispielsweise in Münster studiert und wohne immer noch hier. Mit dem BAföG-Höchstsatz hast Du, nachdem Du hier 'ne winzige Wohnung finanziert hast (das Studentenwerk hat leider, leider nicht genügend günstige für alle und nach Corona sind auch die Sozialwohnungen weg, von denen es eh immer weniger gibt) kaum genug übrig, um Dich normal über Wasser zu halten, sprich, Du brauchst Nebenjobs. Das ist inzwischen in den meisten großen Unistädten so. Wenn Du dann durch Prüfungen fällst, weil Du durch die Jobs einfach weniger Zeit zum Lernen hast als Deine Kommiliton*innen, die in 3. Generation Medizin studieren und von den Eltern unterstützt werden können, steht Dir einfach irgendwann das Wasser bis zum Hals.

Man könnte ja mal gucken, wie die Gruppe der Studienabbrecher*innen im Vergleich mit denen, die es durchziehen, sozialökonomisch da steht; ich bin mir doch recht sicher, dass ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass man da deutliche Unterschiede finden würde.

Also studiert man dann doch lieber Lehramt, da ist man nach acht bis neun Semestern durch und kann nebenbei schon recht lukrativ als Vertretungslehrkraft oder im Offenen Ganztag jobben.

Das „Durchhaltevermögen“- und „Das können doch alle mit Abitur“-Argument stößt mir leider sehr, sehr sauer auf.

Ich hoffe, das ist in diesem Thread nicht allzu off topic.

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