Zu den Reduktionszielen der USA wollte ich anmerken, dass es durchaus Sinn ergibt, auf Kernenergie zu setzen, zumindest aus dem Gesichtspunkt der CO2 Reduktion heraus. Ulf hatte gesagt, dass die Anfangsinvestition (an CO2) sehr hoch sei. Das stimmt natürlich, ist sie aber bei rein „Erneuerbaren“ auch zum Teil so. So hat Photovoltaik eine schlechtere Bilanz was das angeht als Kernenergie (etwa doppelt so hoch: Verwendung und Verarbeitung seltener Erden, Silizium). Über den Lebenszyklus gesehen hat Kernenergie eine ähnlich gute Bilanz wie On-Shore Windanlagen, den besten Job machen Off-Shore Windanlagen [1].
Nun sind die Zahlen schon ein wenig alt (2014) und die ausgewerteten Studien folglich noch etwas älter. So haben sich die Bilanzen in der Herstellung von Photovoltaikanlagen verbessert, aber nicht so sehr, dass Ulfs Aussage bezüglich der CO2-Emissionen wahr werden würde.
Zur weltweiten Reduktion würde ich gern noch einen Aspekt ins Rennen werfen, der aus meiner Sicht immer etwas vernachlässigt wird und sehr stark z.B. mit „grünem Stahl“ zusammenhängt: Der Westen (USA, Europa) haben seit mehreren Jahrzehnten eine Entwicklung in Richtung Dienstleistungsgesellschaften hinter sich und haben sich selbst z.T. starkt deindustrialisiert. Das heißt aber nicht, dass wir auf energieintensive Produkte aus Stahl, Aluminium, Kunststoffen verzichten würden, sondern diese kommen jetzt eben zum großen Teil aus China. Das bedeutet, dass wir unsere Emissionen unter anderem gesenkt haben, indem wir diese energieintensiven Produktionen nach Asien (und Südamerika, Afrika) ausgelagert haben. Dort steigen die Emissionen eben nicht nur durch eine aufzuholende Entwicklung, sondern auch, da zusätzlich unsere Emissionen dort hinwandern [2]. Das heißt ohne eine wesentliche Beschränkung unsererseits, was diese Produkte angeht, werden auch die Emissionen in China nicht so schnell sinken. Insofern dürfen wir nicht nur mit dem Finger auf China zeigen, sondern müssen Verantwortung von die am Ende durch uns verursachten Emissionen übernehmen.
[1] Edenhofer, O. et al. (Ed), „Climate Change 2014 Mitigation of Climate Change: Working Group III Contribution to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change“, 2014, S. 538-540, URL: https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/02/ipcc_wg3_ar5_full.pdf
[2] Zhang, Z., Guan, D., Wang, R., Meng, J., Zheng, H., Zhu, K., Du, H., „Embodied carbon emissions in the supply chains of multinational enterprises“, Nature Climate Change, Vol. 10, S. 1096-1101, 2020, doi: Embodied carbon emissions in the supply chains of multinational enterprises | Nature Climate Change