Das Problem ist ja bei dem Central Park Fall eben auch, dass sie, vorsichtig ausgedrückt, die Ermordung des Mannes durch die Polizei billigend in Kauf nimmt. Weniger vorsichtig ausgedrückt kann man von versuchtem Mord sprechen.
Sie nutzt, unter Rückgriff auf eine jahrhundertealte Tradition rassistischer kultureller Praktiken und Denkmuster (das Lynchen schwarzer Männer wegen eingebildeter Übergriffe auf weiße Frauen begann und endete nicht mit Emmett Till) ihre Machtposition, um unter impliziter Todesandrohung Kritik an ihrem Verhalten zu unterbinden.
Wenn man sich das Video anschaut, sieht man, dass sie in offensichtlich völlig übertriebener Weise das weiße Opfernarrativ bespielt. Die einzige, geringe, Chance das Leben des Opfers (d.h. des Mannes) zu schützen in dieser Situation ist die Videodokumentation. Und die einzige, einigermaßen erfolgversprechende Möglichkeit, irgendetwas wie Gerechtigkeit oder Generalprävention zu erreichen, ist über die Öffentlichkeit.
Man täuscht sich, wenn man sich die USA als Rechtsstaat (im Sinne einer allgemeinen Gleichheit vor dem Gesetz und Gesetzesbindung für die Exekutive) vorstellt. Eine weiße, wohlhabende (Investmentbänkerin) Frau wäre nach Klage durch einen schwarzen Mann ohne Videobeweis niemals verfolgt oder gar bestraft worden. Und auch mit einem solchen Videobeweis wären seine Chancen auf dem institutionellen Weg äußerst dürftig.
Bei aller berechtigten Kritik an den deutschen Institutionen in Sachen Rassismus, die Lage in den USA ist nochmal was ganz anderes.
Und hier von cancel culture zu sprechen (selbst wenn man den Begriff meint ernst nehmen zu können), ist völlig absurd.
Etwas plausibler ist es bei Frau Eckhardt. Aber auch da finde ich es albern. Was für die einen cancel culture ist, ist für die anderen zivilgesellschaftliche Verteidigung von Demokratie und Grundgesetz. Nicht umsonst steht in Deutschland die unbedingte Verteidigung der Menschenwürde an oberster, absoluter Stelle im GG (und nicht die Meinungsfreiheit, wie in den USA). Jemandem, der meint, in der Öffentlichkeit entwürdigende Witzchen über marginalisierte Menschengruppen machen zu müssen, sollte man als Demokrat mit Bodenhaftung auf Artikel 1 entgegentreten und - wenn man in der Entscheidungsposition ist - keine Bühne bieten.
Dass die üblichen Verdächtigen wie Nuhr, Broder oder Tichy’s Einblick als getroffene Hunde zu ihrer Verteidigung eilen, bestätigt die ganze Sache eigentlich nur.