Bußgelder für falsche Kontaktangaben in Restaurants

Ich denke dass die Politik hier den falschen Ansatz gewählt hat… anstatt es einfacher und sicherer zu machen, sich in Restaurants zu registrieren wurden einfach neue Bußgelder eingeführt - für einen Verstoß der sich schwer kontrollieren lässt - es erschließt sich mir nicht wie man jemanden bestrafen soll, der durch seine falschen angaben anonym bleibt. Gaststätten zu verpflichten, Ausweise zu kontrollieren ist auch schwierig, da viele nicht ständig ihren Ausweis dabei haben (und das auch nicht müssen)…

Ein besserer Weg wäre es die Corona Warn App zu erweitern um eine anonyme Registrierung zu ermöglichen:

z.B. über Bluetooth Beacons welche das Gesundheitsamt den Restaurants zur Verfügung stellt und welche im Infektionsfall durch das Gesundheitsamt oder den Betrieb als „infiziert“ gemeldet werden können… Damit würde es dann reichen, die App vorzuzeigen um keine Kontaktdaten mehr zu hinterlassen. App Nutzer würden auch gewarnt werden, wenn ein nicht-App Nutzer für einen Ausbruch verantwortlich ist.

mit so einem Feature könnte man denke ich auch noch mehr Menschen überzeugen die App zu verwenden und damit evtl. die Effektivität der Corona Warn App steigern.

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Was macht man bei den ganzen Leuten, die die App nicht nutzen können (wegen zu alter Betriebssysteme oder gar keinem Smartphone)?

Meiner Meinung nach sollte es selbstverständlich sein, seine richtigen Daten anzugeben.
Ich argumentiere aus einem anderen Blickwinkel. Wer sich im öffentlichen Raum bewegt, in diesem Fall in eine Gaststätte geht, hat sich immer und auch nicht nur wegen Corona an gewisse Regeln zu halten. Diese Regeln sehen jetzt vor, anzugeben, wer man ist und wie man im Fall der Fälle erreichbar ist.

Daher sind aus meiner Sicht Personen, die sich mit Micky Maus und anderen Namen registrieren, genauso vergleichbar wie jemand der mit 100 km/h durch die Innenstadt fährt und damit gegen die Gemeinschaft agiert.

Viel leichter wäre es doch, wenn Wirte sich z.B. auf einer extra Nummer von jedem Gast anrufen ließen. Dann hat man eine Kontaktmöglichkeit. Name und Adresse ist ja eigentlich unnötig.

Ein Service, der z.B. eine VOIP-Nummer anbietet plus ein Interface für den Kellner/Türsteher zur direkten Bestätigung eines grade eingehenden Anrufes würde das technisch einfach lösen.

Ich stimme da zu, man sollte sich an die Regeln halten und es ist absolut unverantwortlich wenn man keine bzw. falsche Angaben macht. Wenn die App die Möglichkeit der anonymen Registrierung bietet wäre das vor allem eine Vereinfachung.
Zudem sollte es bei der Verwendung der App eigentlich keine bedenken bezüglich der personenbezogenen Daten geben.

Ich denke, man sollte, bevor man Bußgelder einführt, dafür sorgen dass die Einhaltung der Regeln einfacher wird und berechtigte Bedenken (wie z.B. den unzureichenden Datenschutz) ausräumen. Die App wäre ein Mittel um das zu erreichen.

Genauso wie es selbstverständlich sein sollte, diese Daten sorgsam zu behandeln und zeitnah zu entsorgen. Auch der Zugriff durch die Polizei für nicht Corona Ermittlungen ist eigentlich ein Unding.Damit untergräbt man eben die Akzeptanz des ganzen Systems bei einigen Bürgern. Auch dass relativ schnell die Daten, die in digitalen Systemen gesammelt wurden (Online Registrierung), sehr schnell ohne grossartige technische Fähigkeiten frei im Internet einsehbar waren, trägt nicht zu Akzeptanz bei.

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Ich habe ein riesen Problem damit, meinen Namen, meine Adresse, meine Telefonnummer in so eine Liste zu schreiben. Zumal es oft vorkommt, dass die Listen offen herumliegen und jeder sie abfotografieren kann. Sorry, da gibt es keine echten Daten von mir, auch bei Androhung von Strafen nicht. Namen, Adresse, Telefonnummer kann ich halt nicht mal eben ändern nach Missbrauch.

Ich habe allerdings überhaupt kein Problem damit, eine Kontaktmöglichkeit anzugeben. Eine eigens dafür genutzte E-Mail-Adresse oder eine alte Telefonnummer (auf der ich dann natürlich auch erreichbar sein muss).

Daher sollte auf den Zetteln auch nichts andres stehen als das Feld „Kontaktmöglichkeit“ (und von mir aus noch public Daten wie Uhrzeit, Tischnummer, Anzahl Personen oder so) und jeder kann da eintragen, was er will. Wer per Post angeschrieben werden will, trägt halt seine Adresse ein, alle anderen ihre Fax-Nummer :wink:

Kann das bitte mal einer den Gastwirten unterbreiten? Dann gehe ich auch wieder essen.

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Jain.

Ich war gerade vor kurzem im Harzer Raum unterwegs, einer Gegend mit vielen skandinavischen Touristen, meine Schwester meinte dann ich solle mein in Schweden registriertes Auto lieber stehen lassen, da die Leute Angst vor Schweden haben, da die Berichterstattung in Deutschland hauptsächlich darauf hinausläuft, dass man hier bei uns gar nichts gegen die Pandemie tun würde.

Im Ergebnis führte das dann dazu, dass sie mich unter ihrer Adresse angegeben hat und nicht unter meiner schwedischen Meldeadresse.

Nach dem unüberlegtem Bußgeld jetzt, müssten also theoretisch die Restaurants die ich besucht habe ein Bußgeld bezahlen wenn die Behörden mitbekommen würden, dass ich unter falscher Adresse dort war.

Der Gedanke mit den Listen ist zwar durchaus nachvollziehbar und auch gut, aber die Umsetzung wie so üblich in Deutschland als Ultimative Antwort völlig daneben.

Da gibt es sicher Verfahren die weniger Bedenken auslösen würden und damit eine deutlich höhere Akzeptanz hätten, was den Worten wesentlich mehr helfen würde als die jetzige Regelung.

Ich kann das Argument mit der fehlenden Möglichkeit der Durchsetzbarkeit nicht nachvollziehen. Es muss ja nur eine stichprobenartige Überprüfung erfolgen. Also Gäste kommen, tragen sich in Liste ein, irgendwann kommt Polizei (oder wer dazu legitimiert ist oder wurde) und prüft anhand des Ausweises ob die Daten stimmen. Ich denke, dass alleine die Möglichkeit des Entdeckens eine große abschreckende Wirkung hat.

Das Argument, dass sich viele falsch eintragen, da sie Angst vor zweckentfremdeter Verwendung haben (Argument von Ulf) halte ich für gewagt. Wenn ich nicht LdN hören würde, hätte ich von dem Problem überhaupt nix mitbekommen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies ein wesentlicher Treiber des Verhaltens ist?

Bezüglich des Akzeptantverlustes durch “Hacks” von Online-Kontaktlisten bzw. des Zugriffs der Polizei.
Da frage ich mich (und zwar nicht rethorisch): Glaubt Ihr, dass ist auch ein Punkt für Leute die nicht aus einer linken, digitalaffinen Ecke kommen ? Ich kann das echt nicht gut einschätzen.

Aus diesem Gedanken kommend würde ich auch mal eine Antwort auf die Frage versuchen “Warum keine Corona-App-Variante als Kontaktlistenersatz(für Corona App Nutzerinnen)”. Die Antwort ist denke ich, dass die große Mehrheit der Landesregierungen stark CDU und SPD geprägt sind, und aus deren Verständnis von staatlichen Informationen ist es ein Rückschritt in Verlässlichkeit wenn von im Klartext gespeicherten Kontaktdaten auf die die Gesundheitsämter zugreifen können und im Zweifelsfall eine Quarantäne verhängen zu einer anonymen Internetlösung wo Gesundheitsämter darauf vertrauen müssen dass die Bürgerinnen sich bei Warnung in Selbstisolation begeben und/oder aktiv das Gesundheitsamt ansprechen.
Bei der Identifikation von Clustern (die Nutzer*innen der App wüssten ja nicht wo sie exponiert waren) wäre dadurch tatsächlich schwieriger.

Ach ja; Obige Einschätzung soll auch keine Wertung von dem sein, was ich da (insbesondere der CDU) unterstelle, ich halte es nur erstmal für plausibel

Die Gastwirte meines Vertrauens haben für jeden Tisch ein eigenes Blatt auf dem die Personen die Kontaktdaten eintragen können. Dieses wird bei der Aufnahme der Getränke ausgegeben und nach dem servieren der Getränke abgeräumt.

Wie ist denn jetzt die rechtliche Lage?

Ich hab bisher keine falschen Angaben gemacht, sondern in der Regel dann GARKEINE- sprich, ich hab eine Kontaktmöglichkeit angegeben (Telefonnummer oder anonnyme E-Mail-Adresse), aber keinen Namen, geschweige denn Adresse.

Ich dachte das sei rechtens und hab das bisher auch immer verargumentieren können.
Weil dem Kriterium der Kontaktnachverfolgung komme ich damit ja nach.

Weiß jemand wie das aussieht? Könntet Ihr darauf nochmal eingehen @vieuxrenard?

thx,
Dave

Was ich aber grundsätzlich nicht verstehe:
Da ziehen Personen einen Datenspur breiter als eine 8 spurige Autobahn hinter sich her, wenn sie Facebook Twitter WhatsApp und ähnliches nutzen, haben aber Angst davor, sich auf Papier in eine Liste einzutragen, bei der sich der Wirt hundertprozentig nicht die Mühe macht sie zu digitalisieren und gleich vier Wochen in den Papiermüll wirft.

Welche Möglichkeiten wären dies denn?

Weiter oben steht schon eine: eine Liste pro Tisch
Oder auch ein Blatt pro Person, welches dann gleich eingesammelt wird.

Dann noch der Polizeizugriff weg und schon wäre viel Kritik abgeräumt.

Wer sagt denn, dass das ein Liste sein muss, ein A6 Zettel würde auch reichen und wie Dave bereits schrieb ist auch eine Kontaktmöglichkeit völlig ausreichend.
In dem einen Restaurant in dem wir waren, war es auch ausreichend nur eine Person aus der Gruppe anzugeben und nicht jeden einzelnen.

Und was ist mit den Leute, die möglichst wenige Datenspuren hinterlassen?
Außerdem ist es ja schon etwas anderes eine Telefonnummer aufzuschreiben oder von Google sein Browsing-Profil analysiert zu bekommen. Und zu guter Letzt: Wenn die Wirte mit den Daten dann wenigstens pfleglich umgehen würden, dann wäre dem ganzen schon sehr geholfen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber sagen, dass ich häufig den Kellnern hinterherlaufen musste, damit sie das Blatt mitgenommen haben von meinem Tisch. Wenn dort schon so schludrig damit umgegangen wird, möchte ich nicht wissen wie es hinter der Theke aussieht. Da muss man vermutlich nur einen Kellner gut kennen, wenn man die Telefonnummer von der heißen Perle von Tisch 23 haben will.

Die Themen bei der Lage finde ich ja grundsätzlich sehr gut und auch die meisten Argumente und Einschätzungen sind für mich nachvollziehbar. Zum Thema Kontaktlisten konnte ich allerdings der Argumentation, dass die Listen nicht ausgefüllt werden weil ‚die Polizei‘ die Listen nimmt für evtl. Strafverfolgung überhaupt nicht verstehen. Das war mir zu reflexhaft, ‚die Polizei‘ das Feindbild. Sorry, finde ich nicht gut.
Ich trage mich richtig ein, aber bin spektisch weil die Listen wie auch hier beschrieben wurde „offen“ rumliegen. Das sollte mit Bußgeldern bestraft werden!

Mit Feindbildern hat das nun gar nichts zu tun, wir haben ja sogar darauf hingewiesen, dass das Problem nicht die Polizei ist, sondern die Rechtslage.

Dass es offenbar viele Leute stört, wenn die Polizei auf die Listen zugreifen darf, haben wir uns nicht ausgedacht - das konnte man u.a. an dem medialen Aufschrei erkennen, als die ersten Zugriffe auf die Listen Schlagzeilen machten.

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[quote=„Christoph, post:13, topic:2188“]
Da ziehen Personen einen Datenspur breiter als eine 8 spurige Autobahn hinter sich her, wenn sie Facebook Twitter WhatsApp und ähnliches nutzen[/quote]

Sorry, aber das ist wieder nichts als WhatAboutism…

Das Stichwort lautet eben „informationelle Selbstbestimmung“!
ICH entscheide, wer meine Nummer haben darf und wer nicht.

Und ja, ich gebe lieber jemandem aus meiner Freundesliste auf Facebook meine Telefonnummer, als einem Restaurantbetreiber, der die zwischenspeichert und ohne zu zögern, an die Polizei weitergibt. Und ich kenne genug Fälle von Leuten, die unverschuldet in den Genuss einer Hausdruchsuchung gekommen sind, weil sie etwas zu „links“ waren… Nicht schön sowas.

Mein Vertrauen in die Polizei habe ich dahingehend weitestgehend verloren.

Facebook mag die Daten an die NSA & Friends weiterleiten. Da WEISS ich das. Und das Risiko dass die NSA bei mir mit einem Durchsuchungsbefehl einreitet, ist hier sehr überschaubar.
Bei Restaurants habe ich schon ziemlich katastophale Vorgehensweisen gesehen, bis hinzu Listen, die offen auslagen.

Auf gut deutsch: Ich hab’ ja nichts zu verbergen!

Warst Du schonmal Opfer einer Hausdurchsuchung weil Du einfach mal zur falschen Zeit am falschen Ort warst? Weißt Du wie schnell sowas gehen kann (vielleicht, weil sich mit Dir gleichzeitig ein gesuchter Terrorist im Restaurant aufgehalten hat)?
Weißt Du, wie katastophal das für einen selbstständigen ITler sein kann, wenn die Polizei alle informationsverarbeitenden Geräte (vom Handy, über die TV-Box bis hin zur Festplatte auf der das Backup liegt mitnimmt)? Dass Du den Kram nach einem halben Jahr wiederbekommst, hilft Dir dann auch nicht viel weiter.

Daher:

  • Wer zum Infektionsschutz Daten angibt, MUSS die Sicherheit haben, dass ihm das nicht anderweitig zum Nachteil wird
  • Nachverfolgung von Restaurantbesuchen einfach in die Corona-App mit integrieren. Wer ins Restaurant will, muss die App installiert haben. Anonym, sicher und es sorgt dafür, dass mehr Leute die App nutzen
  • Alternativ: Verpflichtung der Restaurants für vernünftigen Datenschutz und Vernichtung der Listen
  • gesetzliche Garantie, dass Ermittlungsbehörden keinen Zugriff darauf bekommen

Bist Du Dir da sicher? Da hätte ich gerne nochmal eine rechtliche Einschätzung, ob das wirklich so ist…

lg,
Dave

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99,99% Zustimmung, super beschrieben wo die Probleme liegen. Nur zum oben zitierten möchte ich abermals darauf hinweisen, dass eben nicht jeder ein Gerät hat, dass ihn dazu befähigt die App laufen zu lassen. Trifft besonders auf Einkommensschwächere zu. Also mehr Diskriminierung für die ärmeren Menschen in diesem Land, die ohnehin härter getroffen werden von der Epidemie.

Zettel funktionieren im Normalfall, wenn man sich an einfache Regeln hält.

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