Brauchen wir eine Währungsreform hin zu hartem Geld?

Die Diskussion über Bitcoin verstellt den Blick auf das ursprüngliche Thema.
Die Frage war doch, ob Geld auf Basis einer festen Menge (egal wie definiert) oder stetig wachsenden Menge dem Gemeinwohl am meisten dienen könnte, oder?

Dann wiederhole ich hier meinen Punkt zur Deflation. Deflation ist kein Spaß. Eine Währung, bei der die Geldmenge nicht wachsen kann, führt zu Deflation. Keine gute Idee, also.

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Selbst wenn wir die innere Problematik von Kryptos (Geschwindigkeit, Wertschwankungen, Miningkosten, Accessibility etc.) mal weglassen kann BC schlicht nicht das Mittel der Wahl sein. In dem Protokoll ist (nach meinem Verständnis unveränderlich) die maximale Anzahl der jemals existierenden BC festgeschrieben. Damit ist BC sehr viel eher ein Rohstoff als Geld.

Das eigentliche Problem ist, so beschreibt es Thomas Mayer in seinem Buch „Die neue Ordnung des Geldes: Warum wir eine Geldreform brauchen“, dass Banken nicht mehr einfach nur das Geld ihrer Sparkunden an ihre Kreditkunden verleihen, sondern in diesem Prozess in solchem Maße Giralgeld schöpfen und die Zentralbanken damit indirekt zwingen Zentralbankgeld zu erzeugen um die notwendige 10% Deckung des Giralgeldes mit Zentralbankgeld aufrecht zu erhalten. Damit wurde schlicht der Bock zum Gärtner gemacht und die steuernde Wirkung der vorgeschriebenen Deckung des Giralgeldes mit Zentralbankgeld ausgehebelt.
Weiterhin hat keine Bank jemals den Anreiz geschöpftes Giralgeld durch Tilgung der Kredite wieder zu eliminieren, sondern nutzt das freigewordene Kreditvergabepotenzial natürlich weiter aus.

Wahrscheinlich geht es nicht ohne harte Einführung eines streng regulierten Zentralbankgeldes und der Abschaffung des Giralgeldes…

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Vielleicht ist es ja aber doch positiv wie Ich und ein Vorredner vermuten.

Nur weil man seit Jahren der Meinung ist dass Inflation notwendig ist und es noch nicht andersrum ausprobiert hat, muss das ja nicht zwingend die richtige Lösung sein was man bisher tat.

Man kommt da zurück auf Bitcoin weil es sonst schwierig ist die feste Menge zu garantieren da es immer wieder Gelegenheiten gibt und Wünsche sie eben doch auszuweiten.
Sowas muss durch das Design bzw. in dem Fall technisch, unmöglich sein. Das Fleisch ist schwach wie wir wissen :slight_smile:

Hat man ja. S. die Deflation in Japan seit den 90er.

Mhm wie will man sowas einführen ohne eine zentrale Instanz zu haben die alle Daten hat und einen Single Point of Failure darstellt? Bisher wollten sie ja immer ein Hybridsystem bauen und die bestehenden Banken nicht arbeitslos machen.

Man könnte ja auch einfach vorher drüber nachdenken, was bei Deflation passiert.

Also, was bedeutet Deflation? Der Wert des Geldes wächst (gegenüber Gütern), mit anderen Worten, Deflation inzentiviert Menschen/Unternehmen, so lange wie möglich zu warten bis sie ihr Geld ausgeben, weil sie dann für ihr Geld mehr bekommen. Umgekehrt ist Inflation ein Anreiz, sein Geld nicht ewig rumliegen zu lassen (Extrembeispiel Hyperinflation, wo man der erste mit der Lohntüte beim Bäcker sein möchte).

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene betrachtet bremst Deflation also die Wirtschaftstätigkeit, konsumptive wie investive. Man könnte jetzt noch diskutieren, ob wir nicht eh ein anderes Wirtschaftssystem brauchen, dass Konsum nicht über alles stellt, aber das ist nochmal eine ganz andere Ebene und außerdem ist wohl unstrittig, dass Investitionen --ob nun in Schule oder erneuerbare Energien-- absolut notwendig sind. Eine derartige Vollbremsung wäre also nicht wünschenswert.

Auf Bitcoin übertragen, es ist aufgrund der Begrenzung der Anzahl an Bitcoins schlicht nicht nicht möglich, daraus ein funktionierendes Zahlungsmittel zu machen. Sobald es Anstalten in die Richtung gäbe, wäre die Folge eine galoppierende Deflation des Bitcoins und jeder würde so gut es geht Bitcoins horten anstatt sie auszugeben, was die Wirtschaftstätigkeit fast vollständig zum Erliegen brächte. In Ermangelung eines von staatlicher Seite vorgegebenen, verfügbaren Tauschmittels würde sich im nächsten Schritt notwendigerweise eine Parallelwährung etablieren und den Bitcoin als Tauschmittel verdrängen.

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Ich finde Deine Grafiken ja sehr spannend, frage mich aber aus welchem Kontext die kommen. Insbesondere bei der zweiten Grafik, stellt sich mir die Frage, was der Autor uns denn eigentlich sagen wollte. Die suggeriert, dass Männer am Produktivitätszuwachs nach 1970 überhaupt nicht beteiligt wurden, Frauen aber schon zu einem sehr großen Teil.

Die Frage, die sich mir da aufdrängt: Ist es möglich, dass ein großer Teil unseres BIP/P-Zuwachses daher kommt, dass wir mehr Frauen in Arbeit sind, die Lohnzuwächse also auch fast notwendigerweise auch hauptsächlich auf Frauen entfallen? Zeitlich scheint mir das jedenfalls grob zu passen.

Man muss allerdings auch feststellen, dass da immer noch eine Lücke bleibt. Nach 1970 scheint der BIP/P-Zuwachs stärker als der Gehaltszuwachs. Wenn meine Erklärung das Beobachtete voll erklären sollte, müsste das Einkommen der Frauen stärker angestiegen sein als das BIP/P.

Was ich mich dann allerdings frage, was ist der Mechanismus, der erklärt, warum bei Goldpreisbindung Löhne und Produktivität im Gleichschritt wachsen und bei Fiat-Geld auf einmal nicht mehr?

Ich finde den Gedanken den du hier aufmachst, aber gar nicht so unspannend.

Ja in der aktuellen Wirtschaftstheorie wird die Deflation als etwas schlechtes angesehen, aber wie du schon sagst, bräuchten wir insbesondere beim Konsum eigentlich eine gegensteuernde Kraft.
Und zwar einmal aus ökologischen Gründen, aber auch aus Gründen der Arbeits- und Materialknappheit. Wenn z.B. nur die Leute, die es wirklich müssen, ihre Häuser sanieren o.Ä., dann könnte ich mir gut vorstellen, dass wir bei dem Fachkräftemangel schon ein Stück weiter wären.
Wirklich wichtigen Konsum, also Lebensmittel, Wohnen, Gesundheitswesen kann man eh nicht aufschieben, da wäre also kein großer Einbruch zu befürchten.

Die Frage wäre natürlich, was ist mit Investitionen?
Die Theorie sagt, diese würden aufgeschoben, aber geht das unendlich? Irgendwann müssen wir unsere Schulen und Brücken sanieren, das können wir nicht ewig aufschieben.

Und es müsste ja auch keine galoppierende Deflation sein, sondern vielleicht nur so 2 - 5 % pro Jahr. Übermäßige Inflation ist ja schließlich auch schädlich, wie wir gerade sehen.

Ich werde nicht hungernd und frierend auf der Straße leben sondern man wird weiter Bedürfnisse haben und Befriedigen.

Auch ist der Umkehrschluss falsch dass Inflation dazu führt dass man mehr Geld ausgibt.
Spareinlagen sind hoch trotz Inflation.
Nur weil das Geld weniger wert wird, kaufen sich viele Leute, ich inklusive, nicht dennoch unnötigen Unfug.

Ich würde das mal hinterfragen. Investitionen rechtzeitig zu tätigen ist jetzt schon fast überall und in allen Sektoren ein Problem, ob es nun die Industrie, die Bahn, die Schulen oder was auch immer ist. Jeder weiß, es müsste mehr investiert werden, aber es passiert nicht. Man kann Investitionen verzögern, aber der Effekt ist verheerend, führt meist nur dazu, dass die Folgekosten um Größenordnungen höher ausfallen. Das weiter anzutreiben scheint mir der falsche Weg zu sein.

Erstmal, wir haben keine signifikante systemische Inflation. Die 10% im letzten Jahr haben einen ganz konkreten Grund: Externer (!) Preisschock bei Rohstoffen (primär Gas). Zielmarke der EZB für die Inflation ist 2% (und selbst da sind wir seit Einführung des Euros fast immer drunter geblieben). Warum 2%? Im Wesentlichen heißt das Preisstabilität mit einer gewissen Toleranz, um Deflation zu vermeiden, falls man die Zielmarke nicht erreicht. Auf diesem Weg erreicht man eine sehr hohe Planungssicherheit.

Planungssicherheit ist generell wohl eins der wichtigsten Kriterium, für eine positive Wirtschaftsentwicklung. Selbst im Privatbereich gilt das ja für Investitionen. Warum soll ich mir eine neue Heizung kaufen, wenn ich nicht weiß, ob 1000l Heizöl 30€ oder 300 kostet? Warum ein neuer Kühlschrank, wenn Strom nächstes Jahr vielleicht 5c/KWh kostet? Konzerne wollen (mehr noch als Konsumenten) Planungssicherheit (daher fordern die Automobilkonzerne zB ja auch das Verbrennerverbot). Die Problematik an Schocks die dem Aktuellen ist mehr noch der Verlust an Planungssicherheit als die Inflation an sich.

Zu Deiner Zielmarke von 2-5% Deflation, stell Dir bitte mal vor, was das bedeutet, sagen wir jährlich 3% Deflation. Über kurz oder lang wird das dazu führen, dass ArbeitnehmerInnen/Gewerkschaften Verhandlungen darüber führen müssen, wieviel geringer der Lohn denn nächstes Jahr ausfallen wird. Selbst wenn man dabei einen Reallohngewinn annimmt, wird das sehr vielen Menschen schlicht nicht zu verkaufen sein.

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Stimmt, Weil Du nicht dumm bist, wirst Zigaretten gegen Lebensmittel tauschen und Deine Bitcoins horten.

Das ist schlicht kein Beleg für irgendwas. Erstens haben wir wie dargestellt kaum systemische Inflation, zweitens sind die Spareinlagen so wie sie sind. Wie hoch sie sind ist überhaupt nicht die Frage. Die korrekte Frage wäre: Korrelieren sie negativ mit der Inflation? Oder wichtiger noch: Wie korreliert die Investitionstätigkeit der Unternehmen mit der Inflation? Der von mir dazu genannte Mechanismus ist gängige Wirtschaftstheorie und erstmal plausibel. Ich würde behaupten, zumindest plausibler als einfach nur zu behaupten: „Es ist nicht so!“.

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Exakt. Das ist doch jetzt schon so. Als Bitcoin neu war, gab es einige trendige Anbieter, wo man sich damit Pizza bestellen konnte und ähnliches. Gibt es schon lange nicht mehr, denn das macht keiner. Die Leute bestellen sich Pizza mit ihrem richtigen Geld, das nicht nächste Woche vielleicht doppelt so viel wert ist wie diese. Die „Wertsteigerung“ von Bitcoin seit der Erfindung ist nichts weiter als die systemimmanente Deflation, die aber zum Glück in keiner Weise an die Realwirtschaft gekoppelt ist, sondern nur in der Parallelwelt eines Online-Casinos stattfindet.

Die einzigen Zahlungsvorgänge, die in Cryptocoins in nennenswertem Maße stattfinden, sind doch irgendwelche Drogen-, Waffen- oder sonstigen illegalen Deals, die man ansonsten online schwer abwickeln kann, und natürlich Geldwäsche. Auch NFTs, die ja angeblich endlich eine sinnvolle Verwendung liefern und zum Durchbruch führen sollten, waren ja nichts weiter als ein Scam. Ich würde daher mal die These in den Raum stellen, dass der einzige Grund, warum dieses Ponzi-Scheme nicht längst kollabiert ist, der ist, dass Kriminelle immer weiter von extern Geld ins System pumpen und mit ihren systembedingten Verlusten die Gewinne der Crypto-Dudes finanzieren. Bitcoin und andere Systeme sind also nichts weiter als Geldwäsche-Dienstleister.

Davon abgesehen ist es aber überhaupt vollkommen absurd, von einem „2-5% Deflation“ Szenario zu sprechen. Nehmen wir mal an, in Europa kommen irgendwelche Verrückten an die Macht und ersetzen den Euro per ordre de mufti durch den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel. Dann müsste dieselbe Menge Bitcoins, die jetzt für ein paar Drogen und Waffen und ein bisschen Spekulationstätigkeit verwendet wird, auf einmal das komplette europäische Bruttoinlandsprodukt tragen, was sofort eine massive Aufwertung des Bitcoin um – keine Ahnung – 100000%(?) zur Folge hätte.

Ich kann natürlich verstehen, dass Bitcoin-Dudes bei dem Szenario feuchte Träume bekommen. Aber niemand sonst kann ein Interesse daran haben. Bitcoin hat auch keinerlei intrinsischen Wert oder auch nur irgendeine andere Eigenschaft, die es irgendwie als Währung qualifizieren würde, außer in den Augen derjenigen, die was davon besitzen. Genausogut könnten wir alte Deutschpunk-CDs aus den Neunzigern zur neuen Währung erklären. Da wäre ich dann dafür.

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Ja stimmt irgendwo. Aber die Gegenthese, also das man trotz Deflation frühzeitig investiert, könnte ja so aussehen, dass frühe Investitionen früher Gewinne bzw. Einsparungen bringen, die wiederum in der Zukunft mehr wert sein werden.

Planungssicherheit finde ich jetzt kein Argument bei der Frage, was schlimmer wäre, hohe Inflation oder hohe Deflation? Den Planungssicherheit ist in jedem Fall wichtig aber nie wirklich zu erreichen.

Stimmt. Das ist in der Tat ein gutes Argument. Da fällt mir spontan nichts als Lösungsansatz ein.

2022: 0,24% , das würde ich absolut nicht als nennenswert anders sehen wie bei Dollar, Yen, Rubel und Euro. Vermutlich sogar weniger an der Gesamtmenge der Transaktionen.

Schon toll, das man von einer dezentralen, unkontrollierten und global verteilten Sache wie dem Bitcoin, so genaue Statistiken hat. :wink:

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Das ist natürlich ein Näherungswert und ne Schätzung anhand der vorhandenen Daten.

Das Problem zum jetzigen Zeitpunkt an dem noch gearbeitet wird ist natürlich die Pseudonymität. Linkst du Adressen mit deinem Namen ist meist sehr offen sichtlich was dir gehört und woher es kommt und wohin es geht.

Da wird die Technik auch besser und andere Kryptowährungen wie Monero oder Litecoin sind da auch robuster gegen als Bitcoin.

Das es nur für Kriminelle da ist, ist absolut nicht der Fall. Die nutzen andere Dinge um sich nicht gleich direkt ans Messer zu liefern. Giftcards, Monero und so was.