Das erste Thema der Folge 327 über die Bankenkrise ist im aktuellen Kontext natürlich sehr spannend und ich glaube, dass es sich lohnt noch weiter darüber zu diskutieren. Die Forderungen aus diversen Lagern werden immer lauter, endlich eine harte Währung zu etablieren. Als 1971 von Richard Nixon der Goldstandard aufgehoben wurde, ergaben sich eine Vielzahl von Problemen, deren Auswirkungen wir heute ganz deutlich spüren. Es war möglich, quasi unbegrenzt Geld zu erschaffen, was dazu führte, dass Geld sehr billig wurde, was zur Inflation führte, wodurch es unattraktiv wurde zu sparen. Das resultierte in einer Wirtschaft ohne Zeitpräferenz, in der billige, qualitativ minderwertige Produkte produziert werden, was nicht nur dem Planeten schadet, sondern auch den Menschen. Meiner Meinung nach müssen wir dringend zurück zu einem harten Geld, am besten ohne zentrale Geldschöpfung, welches am besten komplett digital fungiert. Die Antwort auf unsere Probleme lautet Bitcoin. Es würde mich freuen, wenn die Lage eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema fördern würde, denn das ist es, was wir zur Zeit brauchen.
Bitcoin hat andere Probleme.
Die Universallösung wird es also auch nicht sein.
Und spätesten wenn die oberen 10% 99,9% aller Coins besitzen gibt’s Revolution.
Abgesehen davon bleibt die Frage warum ausgerechnet Bitcoins und nicht eins der hundertausend Derivate.
Cryptos gibts ja inzwischen auch inflationär.
Hast du dich verschrieben, meinst du Kryptowährungen an sich?
Wenn du wirklich Bitcoins meinst, halte ich das für Unsinn.
Für eine alltagstaugliche Währung ist Bitcoin viel zu volatil, ich halte es für eine hoch spekulative Geldanlage.
Überspitz, ich kauf mir doch mit Bitcoins kein Brot, wenn ich 4 Wochen später mit den gleichen Coins die Bäckerei kaufen kann.
Das größere Problem bei speziell Bitcoin ist, dass von den technisch möglichen ~21 Million Bitcoins bereits ~19,3 Millionen vergeben sind.
Wie soll mit Bitcoin bezahlt werden, wenn (mal in blaue) 95% der Menschen kein Zugriff haben, weil sie nicht verfügbar sind?
Grundsätzlich halte ich Kryptowährung für den Alltagsgebrauch für viel zu technisch, dass sie von allen verstanden und gehändelt werden können.
Sorry, dass ist leider vollkommen abwegig. Schon die Verarbeitungsgeschwindigkeit von bitcoin lässt das nicht zu. Der CO2-Footprint gerade von Bitcoin ist verheerend. Und Bitcoin ist vom Design her nicht nur „stabil“, sondern deflationär. Was eine Deflation für Folgen hat, konnte man lange in Japan beobachten (wirtschaftliche Stagnation).
Mit Daten unterfüttert:
Seit Aufhebung des Goldstandards bekamen Arbeitnehmer nicht mehr eine an der Produktivität ausgerichtete Kompensation.
Es war für die Unternehmen seit Auflösung des Goldstandards immer einfacher, Kredite zu bekommen. Und dieses neu geschaffene Geld trickelte eben nicht down.
Aus Sicht von Arbeitnehmenden war also die Aufhebung des Goldstandards ein relativer Stagnationsfaktor bis hin zu einem deutlichen zurückfallen hinter die Topverdiener/Arbeitgeber/ UnternehmerInnen.
Der Weg zu Crypto ist nur sinnvoll, wenn die Kryptowährung wieder mit etwas substanziellem hinterlegt ist. Aber dann kann man auch einfach FIAT-Geld oder CBDC mit einem Rohstoff oder Rohstoffwarenkorb hinterlegen.
Die Antwort auf den fehlenden Goldstandard bzw Deckelung von Geld kann aber nicht eine Währung sein der absolut kein Gegenwert gegenübersteht. Kryptowährungen sind 100% Spekaulation, der Wert ist genau der, der ihm zugewiesen wird. Keine Möglichkeit der Steuerung mehr.
Bitcoin und andere Blockchaintoken bringen gegenüber echten Währungen keinen gesamtgesellschaftlichen Vorteil. Den Hardcap, den es für Bitcoins gibt, könnte man aber auch für echte Währungen gesetzlich verankern, wenn man denn wollte. Dass man das nicht sollte, da ist man sich in der Wissenschaft aber afaik einig. Das Geldsystem ist imho schon ok, so wie es ist. Das große, ökonomische Problem unserer Zeit, dass die Mittelschicht nach unten gedrückt und die Beteiligung an der Wertschöpfung zwischen Arbeit und Kapital völlig aus dem Gleichgewicht gekommen ist, ist nicht das Eregbnis einer „gelddruckenden“ und vorsätzlicher, „stiller Enteignung“, sondern das Ergebnis einer Reihe schlechter Policies und zwar vor allem im Bereich Steuern und Wohnen.
Könnt ihr bitte etwas faktenbasierter diskutieren? Nur ein Beitrag hier verweist auf Quellen …
Das sind zum Beispiel einige solcher Falschannahmen und Informationen, die ich bereits erwähnt hatte.
- Niemand wird und sollte Alltagstransaktionan auf dem Mainlayer machen. Dafür ist er nicht gemacht. Mit einem Secondlayer (Lightning) lassen sich einige Tausend bis Millionen Transaktionen quasi kostenfrei pro Sekunde machen.
- Klar stößt Mining CO2 aus, da es sehr energieintensiv ist. Dadurch werden neue BTC erstellt und das Netzwerk gesichert. Was viele nicht sehen ist, dass BTC bereits eine der grünsten Technologien der Welt ist (>60% des Stroms ist aus erneuerbaren), weil die Miner stehts den billigsten Strom verwenden, der vor allem da auftritt, wo es einen Überschuss gibt. Und das findet man meist an erneuerbaren Energiequellen. Einige Experten sagen sogar, dass BTC unerlässlich für die Energiewende ist, weil durch das Mining der überschüssige Strom eben „aufgefangen“ werden kann, wodurch man einen ganz einfachen Cashflow generieren kann, was erneuerbare Energien noch profitabler macht.
- wegen Japan: die Deflation war das Resultat des Platzens einer großen Immobilienblase, wodurch natürlich eine Wirtschaftskrise entstand. Alleine das aufblähen so einer Blase wäre mit einem harten Geld nicht möglich. Und ja irgendwann wird BTC deflationär sein, aber ich schätze die Effekte für die Gesellschaft als positiv ein. Es gäbe halt nicht mehr unendliches Wachstum. Mehr Menschen würden sparen und ihr Geld in qualitativ hochwertige Sachen stecken.
Ein Esoterik-Thread. Cool cool.
Deine anderen Punkte lasse ich so stehen. Das ist aber so übler Blödsinn, dass ich das kommentieren muss. Wir haben insgesamt einen enormen Mangel an grüner Energie. Eine Technologie wie der Proof of work-Mechanismus, der enorme Mengen Energie verschwendet, kann daher kaum als grün bezeichnet werden, egal, womit Du ihn betreibst, weil dieser grüne Strom für andere Anwendungen fehlt.
Diese sog. Experten sind ja gerne selber Miner (ich habe hier auch schon mal ein Interview geteilt), die offensichtlich mit dieser Argumentation ihre eigenen Interessen vertreten.
und nein es ist keine strom/energieverschwendung. denn: überproduzierte erneuerbare energien können zur zeit noch nicht gespeichert werden (zb. mit wasserstoff). Um das netz nicht zu überlasten (Frequenz muss in europa immer bei 50hz sein) wird der strom einfach nicht produziert. Hier kommt btc mining ins spiel: denn man kann nun diese überschüssige energie nutzen, die nicht ins netz gespeist werden darf, um damit btc zu minen, was die erneuerbaren energien rentabler macht:
War mir klar, dass das kommen würde. Und das würde ja stimmen, wenn man nur minen würde, wenn gerade ein Überangebot grünen Stroms da wäre. Aber so läuft das ja nicht. Das Mining läuft die ganze Zeit. In dem Interview (ich suche das nochmal raus) war ein Standort auch an einer Wasserkraft-Anlage. Die ist perfekt regelbar, da gibt es keine überschüssige Energie.
Und Stromverschwendung ist es in dem Sinne, dass der Konsens-Mechanismus POW ja nur den Sinn hat, dass man Aufwand investieren muss, um eine neue coin zu bekommen. Er ist nicht im engen Sinne notwendig. Proof of stake löst die Aufgabe mit weniger Aufwand.
Zudem ist es Verschwendung in dem Sinne, dass die alten Blocks der Blockchain eigentlich zu nichts Nütze sind (sogar vom Datenschutz her bedenklich) aber trotzdem massenweise Plattenplatz verbrauchen.
Ergänzung1: nachhaltiger und finanziell auch berechenbarer, als den Überschussstrom in ein spekulatives Asset wie BTC zu blasen, wäre es, sich einen industriellen Batteriespeicher daneben zu stellen. Z.B. von denen hier: Gewerbespeicher und Batteriespeicher für erneuerbare Energien | TESVOLT AG
Ergänzung2: OMR #435 mit Bitcoin-Farmer Marco Streng — OMR Podcast — Overcast
Das wird aber nicht direkt in die blockchain geschrieben. Erfordert das dann nicht Vertrauen gegenüber dem Anbieter des Netzwerks? Wie wird das unveränderbar abgesichert und wie wird sicher gestellt, dass es die Miner dann auch garantiert (später) in die blockchain übertragen?
Das verwechselst Du. Japan steckt(e) bereits seit Anfang der Neunzigerjahre in einer Deflation. Zu den Ursachen (u.a. Demographischer Wandel) kannst Du z.B. hier nachlesen:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2011-02/japan-deflation
Wozu wird die Privatwirtschaft denn von den Eigentümern betrieben? Um monetäre Überschüsse zu erzielen. Und wenn diese Überschüsse nicht entweder für Konsum oder Investitionen verwendet werden, dann häufen sie sich zwangsläufig an. Sprich: unser Wirtschaftsystem basiert gerade darauf, dass die Geldmenge unbegrenzt anwachsen kann, sonst könnten es ja auch nicht die Geldvermögen der Menschen und Institutionen, denen ein Großteil der Privatwirtschaft gehört.
Also sich bitte erstmal die Grundlagen klar machen, bevor man große Reformpläne schmiedet.
Meiner Meinung nach wäre es fatal, modernes FIAT-Geld abzuschaffen, um Bitcoin als einheitliches Zahlungsmittel einzuführen.
Zunächst einmal gibt es bei Bitcoin keine finanzielle Logik hinter dem Nennwert von Bitcoin, es gibt keinen kalkulatorischen Wert. Es ist kein Geld, da es keinen zentralen Emittenten gibt, der die Zahlung zum Nennwert an den Inhaber garantiert. Bitcoin ist vielmehr eine Handelsware, die im hohem Maße den Spekulationsmanien des Finanzmarktes unterliegt.
Deshalb ist Bitcoin auch äußert ungeeignet als Zahlungsmittel in einer Volkswirtschaft.
Diese dauerhaften, unberechenbaren und nicht unerheblichen Wertschwankungen lassen (längerfristige) Investitionen für Unternehmen und Haushalte unkalkulierbar werden.
Die deutsche Bundesbank hatte in den 70ern schon einmal versucht, die Geldmenge zu steuern anstatt des Zinses, dies ist ganz grob ähnlich zum Bitcoin, da auch hier ja die Menge begrenzt ist. Die Folge: der Zins ist von Tag zu Tag bzw sogar von Stunde zu Stunde von Höhen in Tiefen gefallen und umgekehrt. Dies liegt daran, dass man entweder den Zins oder die Geldmenge steuern kann, beides geht nicht. Entweder man befriedigt die Nachfrage immer zu einem festen Zins, um ein gewisses Zinsziel zu erreichen. Andernfalls wird die Menge festgelegt, aber dann fluktuiert der Zins willkürlich, der Nachfrage entsprechend. Falls jemand sich so etwas wünscht, vielleicht alternativ zum Bitcoin, muss ich diejenige Person enttäuschen. Auch das ist keine gute Idee.
Bei Einführung des Bitcoins(oder auch bei einer Steuerung der Geldmenge durch die Zentralbank) fiele wohl ein wichtiger Teil der wirtschaftlichen Basis, Investitionen durch Unternehmen, weitgehend weg, da sie, wie oben erläutert, nicht mehr planbar wären. Auch beispielsweise Käufe von Häusern oder der Bau neuer Häuser wäre nur noch für die Reichsten im Land möglich, die von sich aus genügend Kapital dafür besitzen. Für die breite Masse wäre eine eigene Wohnung unerschwinglich.
Auch wäre es für den Staat nicht mehr möglich Konjunkturschwankungen mit mehr Geld auszugleichen. Somit würden wirtschaftliche Krisen verschlimmert, man denke nur an die Corona Krise. In der Situation von Lockdowns könnte der Staat nicht mal eben neue Bitcoins schöpfen um die tausenden kleineren und größeren Unternehmen zu stützen, 2020 wären wir in eine massive Wirtschaftskrise geschlittert, ohne Geld für Kurzarbeit wäre die Arbeitslosenquote in die Höhe geschossen. Fraglich wäre auch, ob das Arbeitslosengeld weiterhin gezahlt werden könnte, wenn die Arbeitslosenquote so deutlich zunimmt und die Steuereinnahmen(auf die man als Staat ja angewiesen wäre, wenn Bitcoin gesetzliches Zahlungsmittel wäre) durch eine Rezession nach unten gingen. Das wären deutlich mehr Bitcoins, die plötzlich für Transferleistungen da sein müssten. Bei einer Überlastung des Sozialsystems würde die Wirtschaft noch weiter in eine Abwärtsspirale gerissen werden.
Du hast bei Lightning die darunter liegende Blockchain als Absicherung und Richter.
Das ist wie Schuldscheine. Jedes mal wenn 2 Teilnehmer sich Geld schicken oder für andere weiterleiten wird ein neuer Schuldschein ausgestellt mit beiden Unterschriften den man jederzeit auf der Blockchain einlösen könnte wenn man das Geld dort braucht und den Kanal zumachen möchte.
Das kann man auch tun wenn die Gegenseite nicht mehr antwortet. Damit ist kein Geld verloren und man ist sich sicher jederzeit dran zu kommen.
Das heißt, der Betreiber des Lightning-Knotens muss sicherstellen, dass ich den Bitcoin, den ich eingebracht habe, genau einmal verbrauche und der Bitcoin, wie versprochen, auf Wunsch wieder in die blockchain geschrieben wird.
Klingt nach Vertrauen, das ich mitbringen muss und das gewisse Gatekeeper, z. B. FTX, im Nachhinein nicht verdient hatten.
Und dass Geld auf Vertrauen beruht, ist ja genau das, was dem fiat-Geld von den Bitcoin-Befürwortern vorgeworfen wird.
aufgrund der technischen Konstruktion kannst du ihn nur einmal ausgeben.
Da du eine Kopie des aktuellen Standes des Kanals hast kannst du jederzeit diesen Stand in die Blockchain schreiben lassen. Dafür musst du deiner Gegenseite nicht vertrauen.
Wenn jemand einen Stand des Kanals in die Blockchain schreibt der älter und für ihn günstiger ist, kannst du das mit einem neueren Stand jederzeit überschreiben.
Vertrauen, brauchst du in dem Fall dass du deine Kanäle nicht selbst verwaltest und es auslagerst auf einen Dienstleister. Du hast hier aber zumindest die Wahl wie du es anstellst.